Russische Komponisten

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Wer hat noch Lust in diesen furchtbaren Zeiten Musik russischer Komponisten zu spielen?

  • Ja, ich würde weiterhin russische Musik spielen, da das ja mit dem Diktator Putin nichts zu tun hat.

    Stimmen: 73 98,6%
  • Nein, ich würde momentan aus Protest gegen den Krieg keine russische Musik spielen.

    Stimmen: 1 1,4%

  • Umfrageteilnehmer
    74
@rolf: Es wurde lediglich die Frage gestellt. @tilo hat selbst nicht gesagt, dass man keine russischen Komponisten mehr spielen sollte.
 
@rolf: Es wurde lediglich die Frage gestellt.

Leider kann man in einem getippten Text den Tonfall nicht erkennen und der kann den Sinn ja total in die eine (Begeistert! Wer hat denn außer mir noch Lust!) oder resigniert (Was für eine Kacke! Wer hat da noch Lust...) bringen.

Wenn das nicht eindeutig ist, neigt der Mensch dazu sich einen zu konstruieren. Keine Ahnung, ob dem OP das nicht bewusst war oder es bewusst offen halten wollte.

Ich habe da automatisch die resignierte (oder wie man auch immer es nennen möchte) Haltung hinein interpretiert und bekenne mich schuldig. Das mit der Sühne (10x 'Ballade pour Adeline' spielen ) muss noch warten bis zuhause.

Grüße
Häetiker
 
Ich habe zum Land und zur Kultur Russlands eine gewisse Sympathie. Prokoviev, Rachmaninow, Tschaikowsky und Mussorgsky haben schon was. Die Errungenschaften der russischen Kulltur werden nicht dadurch versxhwinden, dass ein Despot einen schrecklichen Angriffskrieg gegen sein Nachbarland führt.
Dass dieser Krieg zu verurteilen ist und man versuchen muss, politische Maßnahmen gegen diesen Krieg zu finden, steht völlig außer Frage.
Die russische Kultur darum abzuwerten, ist aber definitiv der falsche Weg. Auch definitiv falsch ist, russische Mitbürger oder Mitbürger russischer Abstammung in irgendeiner Weise wegen der aktuellen Ereignisse zu diffamieren. Komischerweise tun das häufig Leute, die scharf verurteilt hätten, wenn man irgendetwas Negatives über Iraker oder Syrer wegen des IS oder Assad gesagt hätte.
Natürlich trägt Russland politisch die Schuld am Krieg, aber die Kultur und Mitbürger eines Landes verurteilt man deswegen nicht. Schon gar nicht, wenn es ein Land ist, dem unser Land im Nationalsozialsozialismus 25 Millionen Tote, die Hälfte davon Zivilisten, gebracht hat.
 
und ich habe lediglich deine Frage @DonMias auf andere "Sündenkulturen" übertragen (und plausible Antworten ergänzt), um zu schauen, wie tragfähig diese Fragestellung ist - durfte ich das nicht?
Doch. Sicher durftest Du das. Ich kann nur nicht erkennen, wie das hinsichtlich der "Tragfähigkeit" der Eingangsfrage weiter hilft. Und was ist überhaupt die "Tragfähigkeit einer Fragestellung".
 
...verstrahltes Bikini-Atoll, Dreyfus-Affäre, ohnehin fast jeder zweite mit Kollaborateuren verwandt - französische Mucke ist auch nogo
Bikini war USA. Frankreich war Mururoa. Nicht unerwähnenswert ist in dem Zusammenhang auch der französische Staatsterroranschlag auf die Rainbow Warrior in Neuseeland.
Die amerikanischen Kriegsverbrechen in Korea, Vietnam und im Irak, die amerikanische Unterstützung der Taliban, von Saudi-Arabien, die französischen Kernwaffentests, die brasilianischen Umweltverbrechen, die chinesischen Minderheitsverfolgungen, der islamistische Terror, der Völkermord in Ruanda und was es noch alles nach dem Zweiten Weltkrieg gab, machen den russischen Angriffskrieg aber nicht besser.

Aber unabhängig von der Tagespolitik sollte man sich damit abfinden, dass Leute, die in vergangenen Jahrhunderten lebten, nicht alle Werte von heute hatten.

Vor allem, wenn man den aktuell enorm schnellen Wertewandel berücksichtigt.

Ein gutes Beispiel dafür ist der meist im Plural genutzte Ausdruck "Flüchtlinge".
Vor sechs bis sieben Jahren war das noch die Lieblingsvokabel der linksliberalen Klientel überhaupt, heute würden die gleichen Leute dieses Wort im Plural nicht mehr in den Mund nehmen, da grammatikalisch Maskulinum.
 
Ich boykottiere lieber russische Produkte und schalte die Heizung aus. :idee:
 
Wer hat noch Lust in diesen furchtbaren Zeiten Musik russischer Komponisten zu spielen?
Ich hoffe ja, dass das lustiger gemeint ist, als es rüberkommt.
Sonst dürfte man so ungefähr 99,99% der klassischen Musik nicht spielen, weil irgendwann während irgendeines Krieges entstanden. Da sähe es für so manchen deutschen Komponisten echt dunkel aus.
 

Eben. Problematisch wird es doch erst dann, wenn Musik kriegsverherrlichend ist. Welche Musik soll das sein? Vielleicht irgendwelcher Rechts-Rock... Vielleicht auch Beethovens "Wellingtons Sieg"?
 
In der Regel ist die Musik nicht direkt politisch, irgendwelche musikhistorischen Verwicklungen, die sowieso kaum einer kennt oder an die keiner denkt, machen den Kohl nicht fett. Außerdem sind diese Konflikte zumeist nur noch von historischem Interesse und haben keine Bedeutung mehr für Aufführung und Gesellschaften. Ausgenommen sind natürlich die Verwicklungen, die sich aus den gravierenden Ereignissen des letzten Jahrhunderts ergeben oder in der Person eines Komponisten liegen, wenn man Werk und Person nicht getrennt betrachten will, was aber nicht sinnvoll ist.
Man kann aber auch eine Aussage damit machen. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob Du bei geöffnetem Fenster Tschaikowskys Ouverture (ist definitiv kriegsverherrlichend) hörst oder In Terra Pax von Frank Martin, wobei ich bezweifele, das letzteres überhaupt erkannt wird. Kriegsverherrlichend sind ggf. Militärmärsche. Bestimmte Nationalhymnen sind jetzt auch so eine Sache, bzw. Musik, die die Themen verwenden.
 
Ich finde dieses Zitat von Ravel in dem Zusammenhang sehr eindrucksvoll.

„Es wäre meiner Meinung nach sogar gefährlich für die französischen Komponisten, systematisch die Produktion ihrer ausländischen Kollegen zu ignorieren und so eine Art nationaler Clique zu formieren. Unsere derzeit so reiche Tonkunst würde unweigerlich degenerieren und sich in schablonenhaften Formeln einschließen. Mich kümmert es wenig, dass zum Beispiel Monsieur Schönberg Österreicher ist.“

Ich denke, schon so mancher hier lebender russische Mitbürger, der nicht mal mit Putin sympathisiert wurde diffamiert, und das wird leider bestimmt auch noch weiter zunehmen. Es gibt und gab einfach schon immer zu viele Menschen, die gewisse Gruppen schnell unter Generalverdacht stellen. Dass eigentlich eher gebildete Leute (ich schätze Pianisten einfach mal so ein), schon darüber nachdenken Musik von russischen Komponisten zu verbannen, die vor 100-200 Jahren gelebt haben, gibt mir etwas zu denken....
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man jetzt aktuell ein Konzertprogramm zusammenstellt, ist es gut und richtig, die Öffentlichkeit zu nutzen, um ein Zeichen zu setzen. Das ist nichts typisch Deutsches, in ganz Europa gibt es Sympathiebezeugungen und Unterstützung für die Ukraine jedweder Art.
Natürlich übe ich zuhause weiterhin meine Stücke unabhängig von der politischen Situation.
Mein KL veranstaltet kommenden Sonntag ein Benefizkonzert mit ukrainischer Musik. :super:
 
Interessant ist auch was russische Pianisten so von sich geben -->

 
Ich bin ein ja eigentlich ein extremer Gegner von dieser Cancel Culture. Ich war beispielsweise der Meinung, dass es ungerechtfertigt war, dass Valentina Lisitsa vor Jahren in Nordamerika gecancelt wurde.
Aber wenn man solche Ideen für einen Angriffskrieg hat, ist irgendwann dann doch ein Punkt erreicht, an dem Auftritte in Europa nicht mehr wilkommen sein sollten.
 
Interessant ist auch was russische Pianisten so von sich geben -->
Was ist das für ein Sender? Gibt es einen längeren Ausschnitt? Und kann hier jemand gut genug Russisch um zu bestätigen, dass die Untertitel das gesprochene Wort wiedergeben?

Mir sind das in dem Video zu wenig Informationen, um daraus irgendein Urteil abzuleiten.
 
...verstrahltes Bikini-Atoll, Dreyfus-Affäre, ohnehin fast jeder zweite mit Kollaborateuren verwandt - französische Mucke ist auch nogo ;-)
( :idee:Meines Wissens fanden auf dem Bikini-Atoll nur amerikanische Atomtests statt. Die französischen Atomtests fanden soweit ich weiß auf dem Mururoa-Atoll, dem Fangataufa-Atoll und (noch schlimmer...) in Algerien statt. Aber nun genug Klugscheiß-Modus. Jeder Atomtest ist einer zu viel.

P.S. Der Bikini ist allerdings die Erfindung eines Franzosen. Der sehr einfallsreiche Werbeslogan "le bikini, la première bombe an-atomique" stammt auch aus der Feder des Bekini-Erfinders und ist eine Anspielung auf die amerikanischen Kernwaffentests auf dem Bikini-Atoll.)
 

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