Die (in unserer Kultur) in Noten vorliegende Komposition ist keine Musik.
Da gebe ich Dir vollkommen recht. Musik ist aus seiner Natur heraus ein
akustisches Erlebnis, bei strengem Wortgebrauch sind Partituren keine "Musik" (sondern eben Partituren). Sie müssen erst durch den Interpreten
zu Musik gemacht werden (und daß jeder Interpret - ganz bewußt - der Musik seine ganz eigene Prägung gibt, ist ebenfalls ein altbekanntes Faktum. Und auch Instrument, Raum und Aufnahmetechnik beeinflussen nicht unwesentlich die Musik, die dabei entsteht).
Musik entsteht erst durch Interpretation (durch den Musiker oder auch imaginär im Kopf).
Das, was (in Deinem, oder meinem) Kopf gedanklich passiert, rechne ich nicht zu Kunst, oder zu Musik. Weil es nicht direkt durch andere Menschen erlebt und geteilt werden kann, und das ist ein wesentliches Merkmal von Kunst.
Zur Kunst gehört, daß sie auch sinnlich (optisch, akustisch, ...) von anderen Menschen
wahrnehmbar ist.
Genuss und Schönheit haben in der Kunstbetrachtung NICHTS verloren.
Ästhetik hingegen schon, "Berührung/Wirkung" ebenfalls. Kunst kann und will manchmal Ekel, Schrecken o.ä. hervorrufen, weitab von "Genuss" - die Gestaltung dieser Funktion/Botschaft kann wiederum nicht nach Schönheitsmerkmalen, sondern allenfalls nach ästhetischen Kriterien untersucht werden.
Fishi, ich denke, man kann sagen, daß ein essentielles Merkmal von Kunst (und damit auch Musik als Form der Kunst) die
emotionale Wirkung ist. Menschen wollen etwas schaffen, das andere Menschen bewegt, berührt.
Menschen führen sich Kunst zu Gemüte, um bewegt zu werden. Das ist ein ganz zentraler Punkt.
Und emotional bewegt zu werden, ist in diesem Fall gleichbedeutend mit Genuß. Nach diesem Genuß wird gesucht. Also dann doch:
Genuß.
Bei der Schönheit wird es schwieriger. Niemand konnte bisher mathematisch oder sonstwie ergründen, warum manche Melodien Evergreens wurden, und andere ein Strohfeuerchen waren. Es kann nur daran liegen, daß die Evergreens den Menschen besser gefallen, und besser gefallen heißt für mich: die Menschen finden sie
einfach schöner. Aus welchen Gründen auch immer.
Also dann doch:
Schönheit als Qualitätsmerkmal in der Kunst und Musik (auch wenn Schönheit noch so schwer "faßbar" ist).