Qualitätsmerkmale von Musik

Doch, für heute schon. ;-)

Rastaman hat mir grade den Rest gegeben. Im Kleinhirn verankerte Selektionsmechanismen zur optimalen Fortpflanzung haben nichts damit zu tun, ob Tante Erna ein Bild schön oder nicht schön findet. Und sie haben auch mit unserer Partnerwahl gottseidank nur sehr, sehr wenig zu tun - sonst wären ja die meisten todunglückich. Ich bin jetzt aber nicht mehr in der Lage, das zu zerpflücken ;-)

Im Übrigen kann ich zu all dem nur sagen: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Ich habe Kunstdiskussionen schon mit so vielen hochkompetenten Leuten geführt, das ich erkennen musste, dass es hierzu unsäglich viele Ansätze gibt - bis hin zur einfachen Kunstdefinition durch den Künstler. Der sagt: Ich mache Kunst - und es ist Kunst! Die Erklärung dieser Sichtweise ist hochkompliziert und übersteigt meine Fähigkeiten bei weitem. Aber ein befreundeter Philosophieprof hat es mal geschafft, mich sogar von diesem Ansatz zu überzeugen. Kurz nur - danach habe ich mich in Rotwein ertränkt.

Und das tue ich jetzt auch. Guts Nächtle allerseits
 
Ich denke schon, daß ich damit richtig liege...

Das ist dein Problem, 3klang, du stellst etwas zur Diskussion, hängst aber fest verkrustet und starr an deiner Vorstellung, ohne auch nur in Betracht zu ziehen, dass du nicht recht damit haben könntest und ohne jede Bereitschaft, dich auf die Meinung anderer einzulassen und darüber nachzudenken.
 
Doch noch ein Nachsatz @ Dreiklang wegen der "Nazi-Denke".

Ich sage beleibe nicht, dass Du einer seiest (Die Nazi-Keule hasse ich ohnehin!). Ich sage nur, dass diese Definition sehr nah am Kunstverständnis der Nazis, zumindest des spießigen Bürgertums ist. Damit Du jetzt auch gut schlafen kannst ;-)
 
Der Begriff kommt aus der schon oben erwähnten Poetik des Aristoteles. Er meint damit, dass der Zuschauer in irgendeiner Form (durch besonders schöne, tragische, schreckliche Momente) in der Kunst berührt wird. Er wird vom Kunstwerk ergriffen, oder, um es zuzuspitzen, das Kunstwerk "greift den Rezipienten an".


Ich weiß jetzt nicht, welche Stelle du da meinst. Aber falls es um die notorische Katharsis-Theorie geht, so beschreibt er da etwas, wofür unser Begriff der Ergriffenheit zu positiv besetzt ist. Tragödie, sagt er, operiert mit bestimmten Mittel des Pathos, nämlich éleos und phobos, wtl. "Jammer und Schauder", und mit dem Ende des Stückes erfolgt die Abfuhr dieser Affekte und damit das Rückschwingen in die psychische Normallage. Das ganze ist gemeint als Erwiderung auf den Versuch Platons, das Musikdrama aus ethischen Gründen zu verbieten (es führe zur psychischen Zersetzung des Bürgers und seiner im platonischen idealstaat besonders geforderten Tatkraft): die Katharsis ist, sagt er expressis verbis, ein "unschädliches Vergnügen". Der Katharsisbegriff ist also nicht ethisch oder ästhetisch, sondern rein psychologisch.
Erst der dt. Klassizismus mit seiner Idee vom Theater als moralischer Anstalt hat den Katarsisbegriff ethisch umgedeutet.
 
Und Dein Satz zur Schönheit als Qualitätsmerkmal (»Evergreens ... die Menschen finden sie einfach schöner«) läuft doch darauf hinaus, daß Schönheit und folglich auch Qualität durch den Massengeschmack definiert wird.

"Den" Massengeschmack gibt es wohl nicht. In der Kunstmusik bilden den Massengeschmack die Summe der Kunstmusik-Liebhaber, in der Volksmusik die Fans dieses Genres usf.

Allen diesen "Massengeschmäckern" würde ich aber die Fähigkeit zuschreiben, als Gesamtheit die Perlen und Diamanten am Sandstrand zu finden, die Spreu vom Weizen des jeweiligen Genres zu trennen.

Warum? Weil die Musikalität - und deren schwer faßbare Regeln - uns allen angeboren ist. Uns Menschen gefallen keine zufällig zusammengewürfelten Töne, so wie das ein Computer erzeugen könnte (egal wie schön jeder Ton für sich alleine klingen würde). Die Töne müssen eine "schöne" Melodie bilden, einen guten Rhythmus haben usw.
 
Zuletzt bearbeitet:
bis hin zur einfachen Kunstdefinition durch den Künstler. Der sagt: Ich mache Kunst - und es ist Kunst! Die Erklärung dieser Sichtweise ist hochkompliziert und übersteigt meine Fähigkeiten bei weitem. Aber ein befreundeter Philosophieprof hat es mal geschafft, mich sogar von diesem Ansatz zu überzeugen.

Ich hätte dem Philosophieprof/einfachen Künstler vermutlich entgegengehalten, daß jedes Werk, dem man eine künstlerische Qualität ungleich Null zuschreiben kann, wohl zur Kunst gerechnet werden muß, oder kann.

Nur ist auf einer Skala von 0 bis 100 ein Wert um die 0,273509 eben keine besondere, oder besonders erinnernswerte, künstlerische Leistung.
Gut's Nächtle, Fishi ;-)
 
Ich hätte dem Philosophieprof/einfachen Künstler vermutlich entgegengehalten, daß jedes Werk, dem man eine künstlerische Qualität ungleich Null zuschreiben kann, wohl zur Kunst gerechnet werden muß, oder kann.

Nur ist auf einer Skala von 0 bis 100 ein Wert um die 0,273509 eben keine besondere, oder besonders erinnernswerte, künstlerische Leistung.
Gut's Nächtle, Fishi ;-)

Du hast nicht begriffen Dreiklang, das Kunst nicht nach Publikum fragt, und sollte es Publikum anziehen, wird es letztlich nur mittel zum zweck für den minderwertigen Trampel, der das Kunstwerk aus welchen Gründen auch immer missbraucht. Sobald Gegenstand X geschaffen, ist der Urheber entkoppelt, das Kunstwerk entnabelt sich von nunan, es wird sich selbst behaupten. Aber die Kunst findet nicht im Dialog mit nem pseudopublikum statt, sondern im konflikt zwischen Geist und Seele. Sie befinden sich im Zwist und der Künstler und das Kunstwerk fechten es aus. Selbst wenn das Kunstwerk ein publikum mit einbezieht, als Kunstthema an sich, so ist das Publikum nur Versuchskaninchen oder Anschauungsmaterial aber niemals relevant. Sie ist höchstens ein Material um etwas auszudrücken. Tinte, Ton, Klänge, Menschen. Alles nur medien...

Und wenn dieser Kampf ernsthaft ausgefochten wird zwischen einem selber, dann ist das Produkt als Kunst zu betrachten. Ob es den Zeitnerv trifft bleibt völlig unwichtig! Kunst steht auch nicht im Wettstreit genauso wenig wie Musik oder gerade deshalb. Kunst verlangt absolutes nacktsein. In je mehr hüllen man sich verkleidet, desto mehr wird das Werk vergiftet.

Jetzt wird man mir sicher gegenhalten, das aber Musik unterschiedlich gut klingt. Ich vermute es gibt in der Natur eine Art Ordnung. Je näher man dieses ideal erreicht, desto eher empfinden es viele als richtig.

Einfach meine paar Groschen. Vielleicht auch nur mist. Keine Ahnung. Ich Folge dem Diskurs einfach weiter.

Lg lustknabe
 

Da bin ich mir nicht sicher - oder ist es der Künstler, der nach Publikum fragt?

Braucht eine Pyramide den ganzen Zulauf als Attraktion? Letztlich war sie die Schnittstelle zwischen Pharao und Götterwelt. Klar, wahrscheinlich auch machtpolitisches Instrument. Aber im Grunde genügt es sich selbst und seinem Zweck. Ein Eifelturm sollte die technische Errungenschaft bzw die Expertise des Stahlbaus widerspiegeln. Aber braucht es die Zuschauer? Erhöht es sich dadurch? Wir hören ein berühmtes Musikstück, wird es besser, wenn es mehr Menschen (publikum) hören? Ich glaube das Werk fragt nicht nach Beachtung. Es sagt einfach "hier bin ich" nicht mehr und nicht weniger.

Ich weiß es nicht.

Lg lustknabe
 
Wenn NIEMAND die Malerei in der Grabkammer der Pyramide betrachten kann - ist sie dann Kunst?
 
Ich glaube das Werk fragt nicht nach Beachtung. Es sagt einfach "hier bin ich" nicht mehr und nicht weniger.

Und es wird dann besonderen Anklang finden, oder auch nicht. Es stimmt, daß sich der Kunstgeschmack und die (qualitative) Einschätzung von Kunst schon mal änderte im Laufe der Epochen. Ich würde sagen, die Maßstäbe orientier(t)en sich am jeweils vorhandenen. Das "Beste" gab und gibt jeweils den Maßstab vor.
Wenn NIEMAND die Malerei in der Grabkammer der Pyramide betrachten kann - ist sie dann Kunst?

So eine Frage stellt sich nur philosophisch. Entweder wir kennen ein Kunstwerk, und wissen davon, dann kann man versuchen, es qualitativ einzuschätzen, und/oder sich einfach daran erfreuen.

Oder wir kennen's nicht - dann hat es für uns Menschen auch keinerlei Relevanz.
 
„Atemlos durch die Nacht“ kennen und mögen in Deutschland noch viel mehr Leute als Beethovens dritte Sinfonie. Was sagt das über Beethoven? Nichts!

Ebenso sagt es nichts über die Werke von Ligeti, Penderecki oder Cage aus, wenn viele Leute Beethovens dritte Sinfonie mehr mögen.
 

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