Noch mal von vorne?

Ralph_hh

Ralph_hh

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10. Okt. 2019
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Hallo zusammen
ich war lange nicht hier im Forum... Ich habe ein Problem. Eine Frage.

Vor mittlerweile 7 Jahren habe ich mir mit damals 46 Jahren ein Klavier gekauft. Ich habe rund 4 Jahre Unterricht genommen, viel geübt, zu Corona Lockdown Zeiten bisweilen extrem viel. Und heute, 7 Jahre später muss ich feststellen, ich kann nichts. Zumindest kein Klavier spielen.

Ich kann einzelne Stücke einüben, auch Stücke, die weit über meinem Niveau liegen, ich habe nach 3 Jahren am Klavier den Maple Leaf Rag gespielt und den zu einem ganz passablen Niveau gebracht. Weiß der Geier, was mit meinem Lehrer nicht stimmte, der mich zu sowas auch noch ermutigt hat. Stückauswahl war immer meine Aufgabe, er hatte da keinen Plan. Hat mir viel beigebracht, aber in dem Punkt... Naja. Ich habe immer gedacht, die Bewältigung dieser schweren Stücke bringt mich natürlich auch irgendwie weiter, aber da ist nichts hängen geblieben, was mir helfen würde. Ich habe auch einfacheres gespielt, von Clementi oder Beethoven und sehr viel Chopin. Fakt ist allerdings: Wenn ich ein Stück beiseite lege, ist das nach zwei Wochen aus meinem Gehirn gelöscht, wenn ich Stücke anspiele, die ich mal perfekt konnte, ist das, als wenn ich die Noten das erste Mal sehe und die Stücke kommen auch nicht schnell wieder mit ein bisschen üben. So kann ich immer nur ein einziges Stück, derzeit von Bach das Solfegietto.

Meine Freundin, die mir voraus hat, als Kind schon mal eine lange Zeit Klavier gespielt zu haben, davon ab allerdings nie übt und nur hin und wieder mal eine Runde klimpert, setzt sich ans Klavier, improvisiert traumhaft und spielt Stücke, die sie vor 10 Jahren mal gespielt hat vom Blatt. Nichts Kompliziertes, aber dennoch... Das ist schön anzuhören, aber auch sehr, sehr frustrierend.

Darunter leidet natürlich die Motivation und so über und spiele ich immer seltener und die Fähigkeiten entwickeln sich eher rückwärts.

Ich kann vom Blatt exakt nichts spielen. Ich hab neulich mal eines meiner ersten Stücke rausgesucht, BWV114, das Menuett in G-Dur von Bach, selbst das geht vom Blatt allenfalls als Largo. Das veranlasst meine Freundin zu der Bemerkung, ich könne Stücke einüben, aber ich kann kein Klavier spielen.

Ich weiß gar nicht so recht, was ich suche, was ich möchte, ich weiß nur, dass ich ziemlich frustriert bin, wo ich nach 7 Jahren.... na, sagen wir nach 5 Jahren ernsthaft üben angekommen bin. Mit ist klar, dass ich nie ein großes Repertoire haben werde an Stücken, die ich aktuell beherrsche, aber ich möchte, dass ich in der Lage bin, die einfachen Stücke einfach mal nach Noten spielen zu können und die nicht so schweren, die ich mal konnte auch. Ist das illusorisch? Ist das Klavierspielen ein Hobby, das nur funktioniert, wenn man täglich eine Stunde Übezeit aufbringt? Da sind durchaus Phasen in meinem Leben, wo ich mal eine ganze Woche nicht zum Spielen komme. Hab einen Job, zwei Kinder, pflegebedürftige Eltern, eine Freundin, Sport gibt es da auch noch. Ok, der Konzertpianist ist nicht angestrebt, aber wo liegen realistische Ziele? Und vor allem: Wie komme ich da hin?

Ich kann im Violinschlüssel (zumindest einstimmig) flüssig lesen, habe als Kind 8 Jahre Querflöte gespielt. Aber im Bass sieht das immer noch übel aus. Buchstabieren statt lesen, Akkorderkennung mangelhaft.

Meine Freundin meint, "einfach" noch mal von vorne anfangen. Einfachste Stücke vom Blatt spielen, angefangen mit dem Niveau von alle meine Entchen, immer wieder neue, bis ich flüssig Musik lesen kann.

Dazu fällt mir aus dem Forum die Diskussion ein, wie man fremdsprachige Gedichte nie flüssig lesen können wird, wenn man die Sprache nicht spricht. Aus der Diskussion bin ich damals frustriert heraus gekommen, ich kann nicht noch mal eben Musik studieren. Ein bisschen Musiktheorie habe ich mir angelesen, aus dem Ziegenrücker z.B. aber das wars auch. Geht das ohne? Geht das über das trainieren von Mustererkennung?
 
viel geübt, zu Corona Lockdown Zeiten bisweilen extrem viel. Und heute, 7 Jahre später muss ich feststellen, ich kann nichts. Zumindest kein Klavier spielen.

Ich kann einzelne Stücke einüben, auch Stücke, die weit über meinem Niveau liegen,
Du hast dich darauf dressiert, bei diesen Stücken zur richtigen Zeit, die richtigen Tasten zu drücken.

Ich habe immer gedacht, die Bewältigung dieser schweren Stücke bringt mich natürlich auch irgendwie weiter, aber da ist nichts hängen geblieben, was mir helfen würde.
Natürlich nicht.
Anscheinend hast du es neben der rein mechanischen Dressur versäumt, Musik zu lernen.

Ich habe auch einfacheres gespielt, von Clementi oder Beethoven und sehr viel Chopin. Fakt ist allerdings: Wenn ich ein Stück beiseite lege, ist das nach zwei Wochen aus meinem Gehirn gelöscht,
War es wirklich im Gehirn, in dem Sinne, dass du die Musik im Kopf hattest?
Oder war es nur in den Fingern? Oder nur so weit im Gehirn, dass du wusstest, wann du wo drücken musstest?

Meine Freundin, die mir voraus hat, als Kind schon mal eine lange Zeit Klavier gespielt zu haben, davon ab allerdings nie übt und nur hin und wieder mal eine Runde klimpert, setzt sich ans Klavier, improvisiert traumhaft und spielt Stücke, die sie vor 10 Jahren mal gespielt hat vom Blatt. Nichts Kompliziertes, aber dennoch... Das ist schön anzuhören, aber auch sehr, sehr frustrierend.
Anscheinend macht sie Musik, anstatt Tasten zu drücken.

Ich kann vom Blatt exakt nichts spielen. Ich hab neulich mal eines meiner ersten Stücke rausgesucht, BWV114, das Menuett in G-Dur von Bach, selbst das geht vom Blatt allenfalls als Largo. Das veranlasst meine Freundin zu der Bemerkung, ich könne Stücke einüben, aber ich kann kein Klavier spielen.
Stimmt.
Und das Notenlesen scheint dir auch nicht den Inhalt der Musik zu vermitteln, sondern nur die zu drückende Taste anzuzeigen.

Ich weiß gar nicht so recht, was ich suche, was ich möchte
Das ist ganz schlecht.
Ohne Ziel wirst du nur dort ankommen, wo der Zufall dich hin führt.
Diese Frage solltest du als erstes klären.

Mit ist klar, dass ich nie ein großes Repertoire haben werde an Stücken, die ich aktuell beherrsche
Das wäre m.E. auch der falsche Ansatz.
Das klingt danach, sich viele Stücke reinzudressieren und immer wieder abrufen zu können, aber nicht nach musizieren.

aber ich möchte, dass ich in der Lage bin, die einfachen Stücke einfach mal nach Noten spielen zu können
Das ist doch recht einfach.
Je mehr du wirklich nach Noten spielst, wirst du feststellen, dass dafür das Auswendigspielen schwieriger wird. Meiner Meinung nach wäre das ein gutes Zeichen.

Ist das Klavierspielen ein Hobby, das nur funktioniert, wenn man täglich eine Stunde Übezeit aufbringt?
Es hängt nicht direkt an der Zeit.
Aber die Liebe zur Musik und der Wille sich musikalische Auszudrücken sollte da sein.
Der Wunsch einfach nur Stücke abzuspulen lässt sich mit einem CD-Player leichter erfüllen.

Aber andererseits: Woher soll eine echte Fähigkeit kommen, wenn nicht durch Übung, Wiederholung und leidenschaftliche Beschäftigung mit der Materie? Dafür braucht es Zeit.
Sich schnell mal zwischendurch zu einer Dressurlektion zu zwingen, führt nicht zu einer tiefen Durchdringung.

Da sind durchaus Phasen in meinem Leben, wo ich mal eine ganze Woche nicht zum Spielen komme. Hab einen Job, zwei Kinder, pflegebedürftige Eltern, eine Freundin, Sport gibt es da auch noch. Ok, der Konzertpianist ist nicht angestrebt, aber wo liegen realistische Ziele? Und vor allem: Wie komme ich da hin?
Durch intrinsische Motivation und echte Begeisterung für den Lernprozess.
Leidenschaft für das Fühlen, Leben und Schaffen von Musik.

Ist die Leidenschaft für die Beschäftigung mit Musik da (im Gegensatz zum Wunsch Stücke spielen zu können), ist die Zeit ganz automatisch da.

Meine Freundin meint, "einfach" noch mal von vorne anfangen. Einfachste Stücke vom Blatt spielen, angefangen mit dem Niveau von alle meine Entchen, immer wieder neue, bis ich flüssig Musik lesen kann.
Sie hat Recht.
In den einfachen Anfängerstücken steckt schon so viel Musik drin, an der man sich erfreuen kann.
Wenn du dieser Musik nicht nachspüren kannst/willst, scheint bei dir ein echtes Interesse an der Musik zu fehlen.

Dazu fällt mir aus dem Forum die Diskussion ein, wie man fremdsprachige Gedichte nie flüssig lesen können wird, wenn man die Sprache nicht spricht. Aus der Diskussion bin ich damals frustriert heraus gekommen, ich kann nicht noch mal eben Musik studieren.
Dazu musst du auch nicht studieren.
Aufmerksam sehr viel gute Musik zu hören vermittelt sehr viel Musiktheorie. Leider ohne dann die Begriffe zu kennen, aber dir sind die typischen "Redewendungen" dann vertraut.
Wenn du dir dann noch einige Sachen anhörst und gleichzeitig in den Noten verfolgst, kannst du sogar einen Bezug vom Klang zu den Noten herstellen.

Ein bisschen Musiktheorie habe ich mir angelesen, aus dem Ziegenrücker z.B. aber das wars auch. Geht das ohne? Geht das über das trainieren von Mustererkennung?
Ja, siehe oben.
Es gibt genug Leute, die dir überhaupt nichts über Musiktheorie etc. erklären können, aber sie können es anwenden.

Dazu gehört aber echtes Interesse an Musik.
Nicht nur daran, bestimmte Stücke spielen zu können.
 
Hm, kann es sein, dass die Freundin das Problem ist?
Du möchtest es so können wie sie und bist mit dem, was Du gelernt hast deshalb sehr unglücklich?
Und siehst deshalb nicht, was Du schon erreicht hast?
Menschen lernen verschieden.
Messe Dich nicht mit ihr.
Es ist Dein Klavierspiel.
Wenn das nicht funktioniert, dann wäre ein anderes Instrument die Wahl...
 
Vor mittlerweile 7 Jahren habe ich mir mit damals 46 Jahren ein Klavier gekauft.
Du bist Späteinsteiger, nicht wahr? Ich denke, man muss akzeptieren, dass man Dinge, die man im Erwachsenenalter lernt, mit deutlich mehr Mühe erlernt als im Kindesalter.
Zu der Zeit, als man noch keine MRTs etc hatte, mit denen man ins Gehirn "reinschauen" konnte, sprach die Fremdsprachendidaktik schon davon, dass "Spuren/Bahnen" im Gehirn angelegt werden und diese sind um so stärker, je früher sie angelegt werden. Besonders gut "bleiben" uns die Dinge, die wir vor der Pubertät (Umstrukturierung des Gehirns) erlernen.
Das ist jetzt kein wirklicher Trost für Dich, aber vielleicht hilft das Wissen doch etwas.
Mir als Wiedereinsteigerin mit äußerst magerer Basis im späten Kindheitsalter (und einer darauf folgenden Pause von 39 Jahren) geht es übrigens in vielem ähnlich wie Dir.
Fakt ist allerdings: Wenn ich ein Stück beiseite lege, ist das nach zwei Wochen aus meinem Gehirn gelöscht, wenn ich Stücke anspiele, die ich mal perfekt konnte, ist das, als wenn ich die Noten das erste Mal sehe und die Stücke kommen auch nicht schnell wieder mit ein bisschen üben.
Dito. Strukturen/Abläufe ... werden einfach nicht mehr so gründlich "gebahnt" wie früher.
Meine Freundin, die mir voraus hat, als Kind schon mal eine lange Zeit Klavier gespielt zu haben,
Das ist der Schlüssel, der vieles erklärt.
davon ab allerdings nie übt und nur hin und wieder mal eine Runde klimpert, setzt sich ans Klavier, improvisiert traumhaft und spielt Stücke, die sie vor 10 Jahren mal gespielt hat vom Blatt. Nichts Kompliziertes, aber dennoch... Das ist schön anzuhören, aber auch sehr, sehr frustrierend.

Darunter leidet natürlich die Motivation und so über und spiele ich immer seltener und die Fähigkeiten entwickeln sich eher rückwärts.

Ich kann vom Blatt exakt nichts spielen. Ich hab neulich mal eines meiner ersten Stücke rausgesucht, BWV114, das Menuett in G-Dur von Bach, selbst das geht vom Blatt allenfalls als Largo. Das veranlasst meine Freundin zu der Bemerkung, ich könne Stücke einüben, aber ich kann kein Klavier spielen.
Die Frage ist, ob Du damit leben kannst und willst. Irgendjemand im Forum hat mal geschrieben "Mein Hobby ist nicht Klavierspielen, sondern Klavier üben." Warum nicht?
Wenn es Dich allerdings frustriert (Vergleiche sind häufig frustrierend!), dann wäre eventuell ein Wechsel des Instruments, wie @Tastatula das auch vorschlägt, ein gangbarer Weg. Doch wieder Querflöte und dann im Duo mit Deiner Freundin? Da gibt es ja unendlich viel schöne Literatur.
Ist das Klavierspielen ein Hobby, das nur funktioniert, wenn man täglich eine Stunde Übezeit aufbringt?
Eine Stunde pro Tag (also im Schnitt und vielleicht mit Pausen wie Urlaub ...) würde ich schon als sinnvoll erachten.
Hab einen Job, zwei Kinder, pflegebedürftige Eltern, eine Freundin, Sport gibt es da auch noch.
Das klingt nach einem ziemlich vollen Programm.
 
Meine Freundin meint, "einfach" noch mal von vorne anfangen. Einfachste Stücke vom Blatt spielen, angefangen mit dem Niveau von alle meine Entchen, immer wieder neue, bis ich flüssig Musik lesen kann.
Es ist nicht noch mal von vorne anfangen. Du hast in den 7 Jahren ja Dinge gelernt. Andere Dinge. Und manche Dinge eben bisher nicht.
Wenn du den Bassschlüssel noch nicht flüssig lesen kannst, dann lernst du es jetzt. Nicht NOCH mal, EIN mal.
Wenn du prima vista spielen lernen möchtest, musst du prima vista spielen üben. Eben von dem Niveau weg, auf dem du gerade bist. Auch das lernst du nicht NOCH mal. Komplexe Stücke auswendig spielen hilft dir dabei (wenig überraschend) nicht.

Um die Fähigkeiten, die du dir in den letzten 7 Jahren angeeignet hast, musst du dich dabei nicht mehr kümmern, die laufen mit. Das hast du jemandem voraus, der komplett neu änfangt.
 
@Ralph_hh
Vergleiche dich nicht mit Menschen, die schon in der Kindheit mit dem Klavierspiel angefangen haben. In diesem Vergleich wirst du immer unterliegen.
Und verbeiße dich nicht so sehr ins Blattspiel.
Ich kann das auch nicht (auf keinem Instrument) ... und trotzdem mache ich Musik auf jedem Instrument, aus dem ich überhaupt einen brauchbaren Ton bekomme.
Und das hat wenig damit zu tun, ob ich dieses Instrumnent gut spielen kann, oder nicht. Das, was "Musik" ausmacht, ist mehr oder weniger auf jedem Instrument gleich. Auf Instrumenten, an denen ich geübt bin, fällt mir das lediglich etwas leichter, weil ich dort die Techniken kenne, die ich nutzen muss, damit das Instrument das ausgibt, was ich hören will.
Dass es ohne diese instrumentenspezifischen Techniken allerdings unmöglich sei, "Musik" zu machen, halte ich für ein Gerücht.
 
Ja, an dieser Stelle schon mal danke für das Feedback.

@Sven: ich weiß nicht, ob das noch als schonunglos ehrlich durchgeht oder schon unverschämt ist. zu schreiben, dass ich kein echtes Interesse an Musik habe, ist ziemlich starker Tobak...
Ich versuche das mal wohlwollend zu beantworten. Also zunächst mal, mein Interesse an Musik ist da. Ich weiß nicht, wo du rausliest, dass das nicht so ist. Ich habe schon als Kind viel Klassik gehört, es gibt Stücke, die mir so ans Herz gehen, dass mir die Tränen kommen, ich habe im Orchester Querflöte gespielt und, sei dir sicher, wenn ich ein Stück irgendwann fertig "dressiert" (was ein Wort..) habe, dann kommt da kein mechanisches Tastendrücken raus, sondern Musik. Und ja, auch an einfachen Stücken habe ich Freude, so wie an oben benanntem G-Dur Stück von Petzold. Was mit fehlt ist der Weg zu mehr, offenbar war mein Weg, einfach immer schwierigere Stücke einzuüben (ich mag das Wort dressieren immer noch nicht), nicht zielführend. Zu der Frage, ob ich die Musik im Kopf habe: Ich kann die meisten meiner Stücke noch Jahre später ziemlich detailgetreu nachsingen oder pfeifen, nur das visuelle Gedächtnis des Notenbildes ist nicht da und das mechanische Fingergedächtnis auch nicht. Ich merke aber beim spielen jede falsche Note, weil ich die Musik erinnere. Was nicht klappt ist, den Klang der da kommen soll mit einer spezifischen Taste gleichzusetzen. Und ja, auch das Notenbild vermittelt mir zunächst keine Musik.

@Tastatula - ja... Das frage ich mich auch oft. Ich glaube Neid ist ein Faktor, aber ich glaube, noch viel mehr ist es die Erkenntnis, dass Klavier spielen können etwas ist, von dem ich offenbar meilenweit entfernt bin, wie weit, das sehe ich, wenn sie spielt. Insofern mehr ein Augen-Öffner als ein Problem. Ein anderes Instrument... Ja, möglich. Ich hatte nach dem Orchesterinstrument Querflöte etwas gesucht, dass mehr Volumen hat und mehrstimmig auch alleine ohne Orchester klingt, da war die Flöte etwas... dünn. Ich liebe Klaviermusik und ich spiele ja auch gerne. Nur suche ich nach einem Neuanfang, weil ich bisher offenbar falsch geübt habe.

@Klafina - ja, das Programm ist voll. Es ist "nur" eine Stunde pro Tag. Ja, das ist bei vielen Dingen so, aber es läppert sich. 8 Stunden Job + Pause, Einkaufen, Essen kochen für mich und die Kinder, Haushalt, Sport - den ich dringend brauche, weil ich sonst Rückenprobleme bekomme, die Freundin will man auch nicht nur nachts beim schlafen im Arm haben. Es bleibt genug unerledigtes liegen, mein Garten sieht aus... Trotzdem finde ich regelmäßig Zeit am Klavier, nur nicht täglich und nicht eine Stunde, es gilt also, kleinere Brötchen zu backen. Ich merke definitiv, dass die mangelnde Routine beim Lesen der Bass Noten derzeit mein Haupt Hinternis ist.

@DerOlf ich verbeiße mich gar nicht ins Blattspiel, ich würde nur gerne hin und wieder ein Stück spielen können, ohne es monatelang üben zu müssen, damit es wenigstens erkennbar ist. Wenn das Stücke sind, die ich mal konnte, auch gut. Die Kombination aus alte Stücke vergessen und neue nicht vom Blatt zu können lässt mich derzeit mit wenig greifbarem an Klavier sitzen.
 
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Hallo Ralph_hh,

mir geht es ähnlich wie Dir. Mit dem Unterschied das ich sieben von acht Stücken die ich während meines dreijährigen Unterrichtes gelernt habe spielen kann. Weil ich sie regelmäßig, mindestens jeden Samstag wiederhole. (Stück acht kommt auch noch dran.) Dabei versuche ich sie schön zu spielen und nicht bloß mechanisch abzuspulen. Auch mir vermittelt das Notenbild zunächst keine Musik, aber ich habe wie Du das Stück musikalisch im Kopf.

Ansonsten bin ich Späteinsteiger wie Du, habe mit 44 angefangen. Aber schon mit sieben oder acht Jahren von der örtlichen Musikschule Talentlosigkeit bescheinigt bekommen und wurde nicht unterrichtet. War in meiner Ecke der DDR damals so.

Aber ich übe eben sehr gerne, freue mich wenn die Melodie Form annimmt, ich ein Stück musikalisch gestalten kann, wie ich am liebsten mag. Es mir gelingt diese Gestaltung spontan zu ändern ohne mich zu verspielen, ich einen schönen Klang erzeuge. Und wenn ein Stück dann läuft, höre ich den wunderbaren Klang meines Klaviers und bin glücklich. Das ist was will und was ich kann, mehr wäre vermessen.

Es ist also eine Frage des Ziels. Klavierspielen werde ich nie können. Dazu fehlt einfach das Talent, dazu bin ich zu alt. Ich bezeichne mich selbst als Klavierspielimitator. Wenn jemand mein Spiel lobt, was vorkommt, antworte ich „Mein Lehrer spielt Klavier, ich imitiere nur.“ Und das ist genau das richtige für mich.

Natürlich wäre es, wie Sven schreibt, super wenn ich mehr könnte als zur richtigen Zeit die richtigenTasten zu drücken. So zu üben wie Sven schon in anderen Beiträgen schrieb ist sicherlich für viele richtig. Aber nicht für mich! Ich könnte nicht die Motivation aufbringen 10 Jahre zu üben um dann „Alle meine Entchen“ vom Blatt spielen zu können. Wirklich Klavier zu spielen ist sehr sehr schwer, dass kann einfach nicht jeder, besonders nicht als Späteinsteiger mit über 40.

Jetzt habe ich wieder nur von mir geschrieben, obwohl ich das nicht mag. Aber was ich Dir damit sagen will, es ist Ok! wenn man nicht Klavierspielen kann, sofern man bei der Beschäftigung mit dem Instrument und mit der Musik Freude empfindet. Nur behaupten man könne Klavierspielen sollte man nicht!
 
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mal eine Runde klimpert, setzt sich ans Klavier, improvisiert traumhaft
Kannst Du ja mal nachmachen. Aus Dir wird sowieso kein Hochleistungsklassiker mehr. Du könntest Dir also 'nen Popsong aus dem Radio vornehmen (House of the rising sun?, steht in a-moll) und den nachspielen. Da kommst Du weg von den mit 1000 Ansprüchen vollgestopften Klassiknummern.

Oder vielleicht einen vorsichtigen Ausflug in die Bluesecke riskieren?

CW
 
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Ja, Blues, Rock... Ich hab mich mal an Elton John versucht, den liebe ich sehr, aber dessen Klavier Noten, da ist Liszt ein Kinderspiel gegen. ;-) Hab hier was von Sia stehen, irgendwie fällt mir Chopin tatsächlich leichter. Der hat ja auch viel einfaches geschrieben. Als ich meinen KL mal gebeten habe, mir das Thema improvisieren nahe zu bringen, hat er das anhand eines Blues Buches versucht. Das hat sich dann aber irgendwie darin erschöpt, kleine Musikthemenabschnitte auswendig zu lernen und daraus ein improvisiertes Stück zusammen zu puzzeln, das fühle sich nicht nach etwas eigenem an. Ich habe von Martha Miers ein paar Blues und Rag Sachen gespielt, auch alle sehr nett! Muss ich mal wieder raus kramen.

Ich denke lange darüber nach, was genau mich eigentlich stört. Es ist so, wenn ich eine Weile nicht gespielt habe, also gerade kein Stück abrufen kann, dass ich in Arbeit hab, dann ist da... NICHTS. Nichts auswendiges und wenn ich Noten aufschlage, dann kommt da ohne langes üben nichts raus, in dem Moment kann ich mich also nicht ans Instrument setzen und einfach mal Musik machen. Daher derzeit eine Fixierung auf "ich will mal was vom Blatt spielen können".
 

Ich verweise kurz auf den kürzesten Pianistenwitz: "Ich kann's".
Es geht auch für den Profi immer noch ein wenig besser...und noch besser und so weiter. Am Klavier ist man doch nie "fertig", auch wenn ein Stück als "gekonnt" abgelegt wird, stellt sich die Frage, ob nicht noch Luft nach oben war.
Diese "ich möchte oder gar "muß doch" nach einer gewissen Zeit Klavierspielen können", was beinhaltet das? Improvisieren können? Prima Vista können? Bestimmte Stücke spielen können, die als besonders schwierig gelten? (Und für die, nebenbei gesagt, auch die Profis üben müssen)

Das, was @Klafina geschrieben hat kann ich nur bestätigen: Stücke aus der Kindheit/ Jugend kann ich einigermaßen abrufen - mitsamt den damaligen Fehlern. Auch nicht ideal, zumal damals auf musikalischen Ausdruck null Wert gelegt wurde, Hauptsache die richtige Taste wurde getroffen. Nicht zielführend im Vergleich zu heute.
Neues Repertoire habe ich auch keins. Ist halt so, immerhin bin ich noch ein paar Jährchen älter und bin erst mit 60 wieder eingestiegen. Aber in den 8 Jahren habe ich trotzdem sehr, sehr viel dazugelernt, was sich aber nicht an "ich spiele jetzt schon das Stück XY" mißt, sondern wie es klingt, wenn ich übe und wie musikalisch mein Spiel in der Zeit geworden ist. Ich höre mir beim Üben gern zu und weiß auch kleine Fortschritte zu schätzen.
Das gibt einen anderen Blickwinkel auf das Erreichte, nicht von unten nach oben (was alles fehlt), sonder ruhig mal von oben nach untern (was erreicht wurde).

Notenlesen:
Ich würde da versuchen mir von der Übezeit vielleicht 10 Minuten abzuzweigen und nur einfache Stellen im Bassschlüssel zu lesen und zu spielen. Notenlesen ist wirklich reine Übungssache. So könntest Du die Linke "aufholen" lassen.
Grundsätzlich gilt: für prima Vista müssen viel einfachere Stücke genommen werden. Wirklich SEHR einfach, und dann aber versuchen schon auf musikalische Interpretation zu achten.
Sehr hilfreich ist es, nach und nach Muster erkennen zu können. (Auch bei Akkorden gibt es ja Lesemuster)
 
Wenn es Dir um das Verbessern des Blattspiels geht, kann ich Dir die Sight Reading Hefte von ABRSM empfehlen. Ich hab genau das gleiche Problem wie Du und mein Ziel ist es, leichtere bis mittlere Stücke vom Blatt spielen zu können, weil ich auch so schnell auswendig lerne und dann wieder vergesse. Die ABRSM Reihe baut schön aufeinander auf. Seit etwa 1,5 Jahren mache ich täglich 10-15 min daraus Stücke. Und zwar immer erstmal mit Anschauen, Tonart bestimmen, Rhythmus klopfen, dann jede Hand einzeln im Kopf durchgehen und erst dann spielen. Es ist sehr mühsam (was natürlich der geringen Zeit geschuldet ist) aber ich sehe Fortschritte. Auch fester Bestandteil meiner Überoutine sind Akkorde und Kadenzen. Und bei meinem aktuellen Stück merke ich, wieviel ich davon jetzt profitiere.
Also mein Rat: definiere ein realistisches Ziel, such Dir wieder einen guten Lehrer und fülle die Grundlagenlücken, die Du brauchst, um Dein Ziel zu erreichen.
 
J

Ich denke lange darüber nach, was genau mich eigentlich stört. Es ist so, wenn ich eine Weile nicht gespielt habe, also gerade kein Stück abrufen kann, dass ich in Arbeit hab, dann ist da... NICHTS. Nichts auswendiges und wenn ich Noten aufschlage, dann kommt da ohne langes üben nichts raus, in dem Moment kann ich mich also nicht ans Instrument setzen und einfach mal Musik machen. Daher derzeit eine Fixierung auf "ich will mal was vom Blatt spielen können".
Meine Güte, dann setz´ dich doch einfach ans Klavier, ohne Noten, und klimper los und mach‘ dabei die Ohren auf. Akkorde probieren, Melodien finden, klimper klimper klimper. Stunden, Tage, Wochen. Macht großen Spaß!
Und heute (!) nimmst du dir 10 Minuten Zeit und lernst den verdammten Bassschlüssel, um den du dich 7 (sieben!) Jahre rumgedrückt hast.
Und heul‘ hier nicht rum.
Viel Spaß!
 
ich weiß nicht, ob das noch als schonunglos ehrlich durchgeht
Tut es!
Also zunächst mal, mein Interesse an Musik ist da.
Das glaube ich Dir unbenommen. Aber ist auch das Interesse am Musik machen da?
Darunter leidet natürlich die Motivation und so über und spiele ich immer seltener und die Fähigkeiten entwickeln sich eher rückwärts.
Für mich liest sich das alles so:
Ich würde das und das gerne können, habe aber weder genug Zeit noch Lust, mich intensiv damit auseinanderzusetzen.

Damit Du mich verstehst: Ich "spiele" seit nunmehr knapp 50 Jahren Klavier und mir geht es genauso wie Dir! Lediglich die Sachen, die ich mir mehr schlecht als recht als Kind beigebracht habe, sind dauerhaft hängengeblieben. Im Erwachsenenalter ist es für einen Fortschritt zwingend nötig, regelmäßig täglich zu üben und das Üben zu lieben. Einen großen Teil davon nimmt Repertoirepflege ein, wenn Du bereits erlernte Stücke abrufbar halten willst. Es muss auch nicht eine Stunde pro Tag sein. Jeden Tag 20 min ist weitaus sinnvoller als 1 Std. mit wochenlangen Phasen ohne Üben.
Ich weiß gar nicht so recht, was ich suche
Ich vermute mal, Du suchst die Dir abhandengekommene Motivation. Extrinsische Motivation, z.B. durch einen guten Lehrer, kann zwar helfen, aber dauerhaft funktioniert das nur intrinsisch.
 
Ja, Blues, Rock... Ich hab mich mal an Elton John versucht, den liebe ich sehr, aber dessen Klavier Noten, da ist Liszt ein Kinderspiel gegen. ;-)
Du näherst dich Pop-Songs auf die gleiche Weise, wie klassischen Stücken (das Gefühl habe ich jedenfalls).
Weg von den Noten und hin zum Spiel nach Leadsheet (da gibts nur Akkordsymbole und die Melodie ... manchmal sogar nur den Text ... die Melodie wird schon irgendwo im Kopf des Lesers sein).

Es geht dabei gerade nicht darum, genau das nachzuspielen, was Elton John gespielt hat (oder gerne gespielt hätte), sondern um die passenden Melodien mit einer passenden Begleitung.
Am Ende soll es nicht exakt wie das Original klingen (das kann im Lauf der Zeit zwar passieren ... aber man sollte es sich nicht von vornherein als Ziel setzen).
Das Original sollte "erkennbar" sein und dafür ist oft weniger nötig, als viele denken.
 
Ich hab mich mal an Elton John versucht, den liebe ich sehr, aber dessen Klavier Noten, da ist Liszt ein Kinderspiel gegen.
Tja woran das wohl liegt? Vielleicht, ich zitiere aus Wikipedia, weil "Nach einigen Jahren Klavierunterricht gewann er mit elf Jahren ein Nachwuchsstipendium an der Londoner Royal Academy of Music, wo er von 1958 bis 1964 Unterricht in klassischer Musik erhielt." Elton John

:chr02:Ne, ne an den kommste nicht so leicht ran, nur weil er Populärmusik macht.

Ansonsten wie schon gesagt, müssen wir weniger bis nicht talentierten (damit meine ich mich) Stücke regelmäßig wiederholen, sonst sind sie weg.

Wenn Du 20 min. an den selben drei, vier Takten übst, mach einfach mal eine kleine Pause, spiel etwas das Du kannst und widme Dich dann wieder den drei, vier Takten. Da hast Du was wiederholt und die Nachbarn freut es auch.
 
Ich hab als Kind mit dem Klavierspielen angefangen und konnte noch kein Blattspiel, als ich bereits die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Blattspiel war Teil der Aufnahmeprüfung und der Aspekt, vor dem ich am meisten Angst hatte.
Ich konnte es nicht, weil ich es nie (!) getan habe. Es hat mir keinen Spaß gemacht (auch, weil ich es nicht konnte) und mir hat nie jemand gesagt, dass ich das üben / können sollte. Im Studium habe ich begonnen, das Blattspielen zu üben, allein, aber v.a. auch vier- bis achthändig. Über die Jahre wurde es immer besser, nicht nur durchs Blattspiel-Üben, sondern auch durch das Üben und spielen von viel Repertoire allgemein. Übrigens auch durchs Improvisieren, ob man es glauben mag, oder nicht (weil man dafür musikalische Strukturen und Musiktheorie übt).

Wenn du die Musik so schnell wieder vergisst, hast du sie vermutlich hauptsächlich im motorischen Gedächtnis. Machst du Fingersätze? Sind sie dir bewusst? Kannst du überall im Stück einsteigen? Es dir im Kopf komplett "abspielen" wie von CD? Ansonsten probiere mal die Verdopplungs-Methode: Stück nach einem Tag, zwei Tagen, vier Tagen, acht Tagen etc. wiederholen. Das wird auch helfen.
 
nicht den Neid hatte ich im Kopf, sondern den besetzten Thron.
Deine Freundin besetzt die Nische des Klavierspielens und deshalb mag es Dir schwerfallen.
Den Thron hast Du vor Augen, aber Du willst ihn ihr auch nicht wegnehmen.
Wenn Du Dir das mal vor Augen führst, fällt Dir das Spielen vielleicht leichter, weil Du dann nichts mehr wollen willst.
Spiel einfach.
Stell Dich nicht in Frage.
Es geht hier nur um Deine Freude. ;-)
 

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