Ich hatte eigentlich vor, nur noch still mitzulesen. Aber jetzt spukt in meinem Kopf eine Frage, die ich an die "Nicht-Anfänger" gerne stellen würde:
Wie gesagt, stehe ich noch am Anfang (hatte bisher 9 Std. Unterricht). Ich lerne mit der Russischen Klavierschule und übe gerade die Polka Nr. 63 (zum Einschätzen, falls jemand das Buch hat). Nun geistert in meinem Kopf die Aussage "wenn ich Tasten suchen muss, kann ich mich nicht musikalisch ausdrücken" (wobei mir das musikalisch ausdrücken auch ohne Tasten suchen zu müssen furchtbar schwer fällt) und die Reaktionen von euch dazu.
Mein Klavierlehrer würde dazu folgende Sätze sagen:
"Wenn du nach einem / zwei Durchgängen des Stücks immer noch die Noten/Tasten suchen musst, dann ist das noch zu schwer für dich und wir festigen lieber bisher Gelerntes."
"Wenn du regelmäßig falsch greifst, dann spielst du zu schnell."
"Wenn es beim nächsten Unterricht nicht deutlich besser läuft, hast du zu wenig geübt."
Für mich sind solche Aussagen eigentlich nachvollziehbar, aber durch die ganze Diskussion hier, bin ich mir nicht mehr sicher, ob das so richtig ist oder ob ich ggf. zu lange an vermeintlich Einfachem hängen bleibe und dadurch nicht vorankomme.
Dieses ganze "guter Klavierlehrer - schlechter Klavierlehrer" irritiert mich gerade ein wenig. Wäre schön, eure Meinungen dazu zu bekommen.
Das ist leider öfter so, dass einen Diskussionen in einem Forum mehr verwirren als dass sie weiterhelfen.
Das liegt an der Institution eines Forums an sich, an der Struktur und an der Eigendynamik und was es da sonst noch so gibt. Nach 9 Klavierstunden würde ich mir da jetzt aber noch überhaupt keine Gedanken machen. Mir erscheint das alles richtig, was Dein Klavierlehrer sagt.
Ich lerne jetzt seit gut anderthalb Jahren, und wenn ich nicht übe, geht meine Klavierlehrerin auf einfachere Übungen und Stücke zurück statt weiterzugehen. Das halte ich für sehr vernünftig. Auch habe ich mich schon mal an einem Stück übernommen, das noch zu schwer für mich war (ich hatte es mir selbst ausgesucht. Etwas von Bach) und konnte dann ganze vier (!) Wochen überhaupt nicht mehr spielen, weil mir die Finger/Hände so wehtaten, dass ich ganz pausieren musste. Dabei hatte ich das Stück gerade mal eine Woche geübt, um es meiner Klavierlehrerin vorführen zu können. Beim Üben kam es mir auch gar nicht so schwer vor, aber als dann die Schmerzen kamen nach der Klavierstunde, wurde ich eines Besseren belehrt.
"wenn ich Tasten suchen muss, kann ich mich nicht musikalisch ausdrücken"
Das ist zwar wahr, aber wer kann sich denn schon musikalisch ausdrücken als Anfänger? Ich suche immer noch die Tasten, und das ist im Moment meine Aufgabe, nicht irgendwelcher Ausdruck, den ich noch gar nicht beherrschen kann. Dynamik zum Beispiel. Leiser und lauter spielen, sanfter und energischer, legato und staccato. So im Prinzip kann ich Teile davon schon, aber wenn ich etwas musikalisch ausdrücken will oder soll, merke ich, was ich alles noch
nicht kann.
Also Tastensuchen ist meines Erachtens völlig in Ordnung. Wenn man das nach zehn Jahren immer noch macht ... ja, okay, dann sollte man sich vielleicht ein paar Gedanken machen.