Nervosität

Jaja, das gute alte Lampenfieber... Training macht den Meister und der ist sowieso noch nie vom Himmel gefallen... Kannst du in Gegenwart Deines Freundes üben? Bitte ihn zuzuhören. Ich bin beim üben auch am liebsten alleine aber denke, wenn Du so unter Nervosität leidest dann solltest du ihn in den Übeprozess einbinden. Nutze wann immer möglich die Chance vor anderen zu spielen! Du wirst merken, wie eine derzeit noch total fremde Situation immer bekannter wird. Außerdem: Du musst keinem etwas beweisen, die sollen es vielmehr erst mal nachmachen!!
 
Und auch die "Großen" hauen durchaus mal daneben.
Zitat: "Im Konzert ist es mir gleich, ob ich fünf falsche Töne spiele. Was kümmern sich die Menschen darum? Das geht vorbei. Sie wollen die Musik. Irren ist menschlich. Falsche Töne sind menschlich. Warum muß denn alles vollkommen sein. Während der ersten paar Takte werde ich nervös sein. Dann, so hoffe ich, werde ich ganz in die Musik hineinkommen ... Die Leute wissen immer Bescheid, ob es nun drei oder 3000 sind. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so."

O-Ton Vladimir Horowitz anno 1965 - dürfen wir das nicht alle nun ein halbes Jahrhundert später ähnlich sehen? Wohl dem, der imstande ist, gelassen zu bleiben.

LG von Rheinkultur
 
Ich weiß schon, warum Horowitz einer meiner Lieblingspianisten ist. Es gehört eine gewisse Größe dazu, zu seinen Fehlern zu stehen, und genau das macht ihn sympathisch.
Und ich bin mir sicher, daß ein Stück gerade dadurch, daß es eben nicht perfekt gespielt wird, erst Atmosphäre und "Menschlichkeit" (kann man das so sagen?) erlangt.
Gilt nicht für alle Pianisten. Lang Lang verspielt sich häufig, und ich mag sein Klavierspiel, bei dem der Schmalz aus den Pedalen tropft, überhaupt nicht
LG Antje
 
Ein paar falsche Töne sind wirklich kein Problem. Viel schlimmer ist es, wenn ein Stück dadurch rhythmisch aus den Fugen gerät. Eine falsche Note führt auch beim Wettbewerb nicht zwangsläufig zum Aus - ein falscher Rhythmus schon.

Ein weit verbreiteter Anfängerfehler ist die Unsitte, Fehler zu verbessern, anstatt diese einfach in Kauf zu nehmen. Schon beim Üben sollte man strikt darauf achten: niemals zurückgehen, wenn ein Fehler passiert ist. Das kann man sich zu leicht angewöhnen und dann macht man das auch im Ernstfall und ruiniert damit den ganzen Vortrag. Auf Klassenvorspielen habe ich das leider unzählige Male erlebt.

Irgendwer hat das mal so auf den Punkt gebracht: "Ein falscher Ton stört, ein falscher Rhythmus zerstört".

LG, Mick
 
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Ein paar falsche Töne sind wirklich kein Problem. Viel schlimmer ist es, wenn ein Stück dadurch rhythmisch aus den Fugen gerät. Eine falsche Note führt auch beim Wettbewerb nicht zwangsläufig zum Aus - ein falscher Rhythmus schon.

Ein weit verbreiteter Anfängerfehler ist die Unsitte, Fehler zu verbessern, anstatt diese einfach in Kauf zu nehmen. Schon beim Üben sollte man strikt darauf achten: niemals zurückgehen, wenn ein Fehler passiert ist. Das kann man sich zu leicht angewöhnen und dann macht man das auch im Ernstfall und ruiniert damit den ganzen Vortrag. Auf Klassenvorspielen habe ich das leider unzählige Male erlebt.

Irgendwer hat das mal so auf den Punkt gebracht: "Ein falscher Ton stört, ein falscher Rhythmus zerstört".

LG, Mick
Das ist ein guter Tipp, danke, ich fange nämlich jedes Mal wieder neu an, wenn ich einen Fehler mache...ab heute spiele ich auch beim Üben durch....
 
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Das ist sehr wichtig: auch bei einer falschen Note weiter spielen und sich nichts anmerken lassen!
 
Na hier geht ja streckenweise wieder mal die Post ab... ;-)

Also, bei mir ist das folgendermaßen: beruflich spreche ich viel vor Gruppen über eine mir sehr gut bekannte Thematik. Mir ist dabei relativ wurscht, wie groß die Gruppe ist - und nach fast 10 Jahren in meinem Job ist mir auch egal, ob da jetzt die großen selbsternannten oder wirklichen fachlichen Gurus drinsitzen. Ich mach dann locker meinen Vortrag und bin vorher nur selten "ein bisschen nervös". Die Vorträge sitzen mittlerweile einfach, ich hab Routine.

Beim Klavierspielen ist es völlig anders. Ich bin erwachsen und "fortgeschrittene Anfängerin". Es klappt vor anderen Leuten (egal, ob kleinere oder größere Gruppe, Freunde oder weitgehend Unbekannte, zuhause oder anderswo) einfach nicht richtig. Wer mich beim Forumstreffen in HH erlebt hat, weiß, wovon ich rede. Heißt konkret: Ich fliege an einer Stelle raus und komme nicht mehr rein. "Zuhause allein hat es geklappt" - ja, aber warum dann nicht vor anderen? Habe bei bestimmten Stücken versucht, zu lernen, an jeder Stelle in den Noten wieder einsteigen zu können. Trotzdem: an einem fremden Flügel in einem fremden Raum, wenn dabei auch noch einer quatscht oder so... dann sehe ich nur noch sinnlose schwarze Pünktchen, wo sonst die Noten sind...

Bin dankbar für jegliche Tipps zum Vorspielen. Glaube aber, es hat bei mir auch sehr stark mit der eigenen Kompetenz und daraus resultierender Sicherheit zu tun. Kann ich was, bin ich souverän und ziehe das einigermaßen locker durch. Kann ich was nicht (oder glaube, es halt noch nicht gut genug zu können)... tja...

Vermute daher, der logische Ansatz kann für mich nur sein, technisch einfach noch BESSER Klavierspielen zu lernen!
 
@ katjasofia
....wenn Du ein Mensch bist, der gerne zeigt (extrovertiert) , dass er was kann und er durchaus den Neid (oder Stolz des Freundes) anderer dann geniessen kann (nicht so negativ gemeint, wie es klingt) , dann ist deine Versagensangst am grössten.
Wenn Du also selbstkritisch überdenkst, ob es für Dich problematisch wäre, wenn dich die Zuhörer belächeln und dein Spiel nicht mehr ernst nehmen, dann bist in einer ernsten Zwickmühle. Mir geht es so....aber beim Tennis. Ich habe keine Angst, zu versagen oder zu verlieren. Es ist viel komplexer---> ich habe Angst vor den Konsequenzen, falls ich versage (war mir aber lange nicht klar). Davor, dass Bekannte oder gar Freunde mich auslachen, wenn ich schwach gespielt habe. Oder mein Vater sich fast schämt im Tennis-Club.

Wie hab ichs in den Griff bekommen? Leider noch nicht ganz. Aber mit EFT habe ich fast einen Quantensprung gemacht (googel einfach mal oder noch besser schaust dir youtube-vids an).

Als zweites habe ich mit einem Mental-Coach die realistischen/ nachhaltigen Konsequenzen eruiert, für den Fall, dass ich schlecht spiele. Ich habe mir zB. im Internet die schlechtesten Nachrichten über Tsunamis, Erdbeben, Krim-Krise, riesige Arbeitslosigkeit in Griechenland und sonstwas alles reingezogen. Anschliessend haben wir die Konsequenzen für diese millionen von Betroffenen mit den Konsequenzen, die ich nach einem miesen Match spüren könnte, verglichen.

Wenn ich mir das vor einem Match vorstelle (einige Stunden davor) , dann muss ich immer wieder aufs neue zugeben, dass die Konsequenzen für mich schlicht NULL sind, verglichen damit, was wirklich relevantes passiert auf der Welt. Leider ist ein Freund (Raucher) von mir mit 43 j. nun an Lungenkrebs gestorben...und ich denke über die schrecklichen Konsequenzen nach, für den Fall, dass ich schlecht spiele .... das ist lächerlich.

Wenn du aber sicher sein kannst, dass du keine Angst vor solchen Konsequenzen hast, dann beruhige dich mit EFT vor dem Vorspielen......und das Atmen mit dem Bauch nicht vergessen

Cheers
body....
 

OT: Liebe Antje,
Lang Lang verspielt sich häufig, und ich mag sein Klavierspiel, bei dem der Schmalz aus den Pedalen tropft, überhaupt nicht
bitte erstmal sich mit der Diskografie und den relevanten Arbeiten eines Pianisten befassen, bevor man leichtfertig irgendwelchen Unsinn in die Welt setzt.
Und ich bin mir sicher, daß ein Stück gerade dadurch, daß es eben nicht perfekt gespielt wird, erst Atmosphäre und "Menschlichkeit" (kann man das so sagen?) erlangt.
Interessante Theorie. Aufnahmen mit hörbaren (sprich: auffälligen) Verspielfehlern brauche ich nicht in meiner Musiksammlung, schließlich gibt es genug Pianisten, die es schaffen, ein Stück fehlerfrei, und schön, zu spielen. Ich habe wenig Lust, bei jedem Anhören einer Aufnahme die selben Verspielfehler immer wieder zu hören.

Schönen Gruß,
Dreiklang

p.s. d.h., das stimmt eigentlich nicht ganz. Ich habe verhauene Aufnahmen von Pianisten zu Demonstrationszwecken in meiner Musiksammlung.

(OT Ende)
 
Aufnahmen mit hörbaren (sprich: auffälligen) Verspielfehlern brauche ich nicht in meiner Musiksammlung, schließlich gibt es genug Pianisten, die es schaffen, ein Stück fehlerfrei, und schön, zu spielen.
diese ebenso rigorose wie plan stumpfsinnige Be"urteilung" unterscheidet dich von Pianisten, denn diese sagen ganz gerne über Artur Rubinstein "mir sind seine falschen Töne lieber als meine richtigen" ;-);-):-):-) und die meinen das ernst (!) ((rate mal, warum...)

jeder (!!) verspielt sich, egal ob Rubinstein, Horowitz, Beresowski, Sokolow, Hamelin usw usw - schlimmstenfalls an einer auffälligen Stelle stört dieser Sekundenbruchteil, den ein Patzer zeitlich beansprucht, aber an der Interpretation des gesamten Stücks ändern paar Fehlerchen überhaupt nichts! Es ist eine missverstandene Snobistenpose, sich über eine Handvoll falsche Töne affektiert zu echauffieren - andersrum sieht es nämlich so aus: kein einziger richtiger Profipianist macht an zehn Konzertabenden so viele falsche Töne wie ein Hobbyspieler bei einem einzigen Klassenvorspiel.
Hasenbein würde diesen Beitrag mit seinem geflügelten "peng.aus." beenden.
 
Lieber rolf,
schlimmstenfalls an einer auffälligen Stelle stört dieser Sekundenbruchteil, den ein Patzer zeitlich beansprucht, aber an der Interpretation des gesamten Stücks ändern paar Fehlerchen überhaupt nichts!
wenn Pianisten bsp.weise am Ende der La Campanella Dinge spielen, die nur noch mit viel Phantasie etwas mit der Partitur zu tun haben (und damit meine ich keine kompositorisch-bewußt-geplanten Veränderungen :coolguy:), dann finde ich das wenig attraktiv, ich kann's nicht ändern. In anderen Stücken auch nicht. Und wann die "Störschwelle" bei mir überschritten wird, das kann ja auch verschieden sein, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Einfachere und mittlere Stücke jenseits der Klasse (Ultra-)Fingerbrecher sollten allerdings fehlerfrei präsentierbar sein - jedenfalls von Weltklassepianisten. Und es reicht mir ja schon, wenn eine zufriedenstellende Aufnahme vorliegt.
Tja - und auch Hobbypianisten wie ich haben Stücke im Repertoire, die wohl weder Horowitz noch Rubinstein viel besser spielen könnten. Es kommt halt immer auf's Stück an :party::heilig:

Ich bin weder snobistisch, noch ein Korinthenkacker, noch kucke ich im Regelfall in die Partitur, um zu kontrollieren, was gespielt wurde.

Allerdings, hochgradiger Musikgenuß darf es schon sein, wenn ich Musik höre. Life is too short for compromises...
 
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Tja - und auch Hobbypianisten wie ich haben Stücke im Repertoire, die wohl weder Horowitz noch Rubinstein viel besser spielen könnten.
ja wenn das so ist, dann bitte ich dich darum, mich zu unterrichten -- aber gnade dir Gott, wenn es da nichts zu lernen gibt...... :-D:-D:-D

und wer hat laut deiner kundigen, in diesem speziellen Stück namens La Campanella ganz besonders erfahrenen Ansicht nach so gräulich gepatzt?
 
ja wenn das so ist, dann bitte ich dich darum, mich zu unterrichten -- aber gnade dir Gott, wenn es da nichts zu lernen gibt...... :-D:-D:-D
das war natürlich wieder ein echt kerniger Satz von mir... :-Dund was ich ggf. anderen wirklich nutzbringend beibringen könnte, das weiß ich nicht - da zu wenig praktische Erfahrungen dahingehend vorliegen.
In meinem nächsten Leben werd' ich dann vielleicht Klavierlehrer... :-)

und wer laut deiner kundigen, in diesem speziellen Stück namens La Campanella ganz besonders erfahrenen Ansicht nach so gräulich gepatzt?
das wird insofern dadurch "entschärft", daß das bisher nur YT-Aufnahmen waren, keine CD-Aufnahmen. Ich diskreditiere ungern Pianisten, deshalb sei es mir verziehen, wenn ich keine Namen nennen mag.
 
es gibt eine CD, auf welcher Andre Watts live diese Etüde fantastisch spielt, allerdings nach den Oktavrepetitionen wohl etwas verkrampft/überdreht und einiges danebenhaut - trotzdem ist das besser, als das meiste Geklimper (!)
Das kann durchaus sein, Watts hatte ja auch mal eine tolle Liszt-Sonate auf YT, technisch nicht perfekt, aber trotzdem...
 
Watts hatte ja auch mal eine tolle Liszt-Sonate auf YT, technisch nicht perfekt, aber trotzdem...
ah ja, eine tolle Lisztsonate, die technisch also nicht ausreichte (nach deiner kundigen Beurteilung)? ... mit Verlaub, aber das ist Blödsinn. Watts hatte und hat die technischen Mittel, um diese Sonate ordentlich zu spielen (!!) ...muss man dir eigens zitieren, wie Horowitz die technischen Fähigkeiten von Watts beschrieb?

nochmals, wiewohl ich fürchte, dass es weder verstanden wird noch ankommt: ein paar falsche Töne im live Konzert sagen gar nichts (!!!) über die manuellen Fähigkeiten aus, denn so ein paar Patzer passieren jedem Pianisten (jaja, auch deinem heiß geliebten Fetisch aus Fernost) --- ist das sehr sehr schwer zu begreifen? muss das nochmal extra buchstabiert werden?

...und entre nous: der konstruierte bescheuerte Anspruch (ich hoffe, du hast diesen nicht), nur absolut fehlerfreie live Aufnahmen zu akzeptieren, ist eine Form von wirklich bescheuertem Snobismus - und einzig auf fehlerfreie und gut abgemischte Studio-Aufnahmen Wert zu legen, zeugt von mangelhafter wenn nicht gar gänzlich fehlender Musikalität.
 

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