Musik ist...!
Was für eine interessante Diskussion in diesem Faden... danke an alle Beteiligten....
Musik ist: eine wunderbare und ganz besonders schöne, besondere Art, wie Menschen miteinander reden und sich etwas sagen können. Packt uns deswegen das kalten Grauen und das kalte Grausen, wenn wir gezwungen sind, zeigen zu müssen, wie gut oder schlecht wir das können: über die Musik mit anderen zu sprechen...? Eine Kommunikation, die noch dazu gemeinerweise und schwierigsterweise nur über die Finger erfolgt...??
Verspielfehler: ich bin nicht der Meinung, daß diese egal seien... Chiarina, ich vermute, Du wolltest die Diskussion wegbekommen von einer destruktiven und kontraproduktiven Fixierung auf dieses große Problem...
für mich wird persönlich wird ein Spiel erst dann schön, insbesondere kann es erst dann virtuos sein, wenn ich keinen Spiel-Fehler heraushöre. (ergänzend: und wenn der Spieler eine Interpretation aufgebaut hat, die meinem Musikempfinden für dieses Stück entspricht und mir nicht etwa komplett gegen den Strich läuft).
Wie eliminiere ich Spielfehler? Rolf schrieb:"Je besser man sich in einem Klavierstück auskennt und zu hause fühlt, umso weniger geht schief". -- ZU HAUSE FÜHLT! Habt ihr euch schonmal in einem Stück "zu hause gefühlt"? Eine solche traumwandlerische Sicherheit und Gewißheit eines Stückes erreicht, daß dieser Ausdruck angemessen wäre...? Also, ich nicht... selbst beim allereinfachsten Stück, das ich spiele, nicht...
ein sicherlich enormer Aufwand, dahin zu kommen... besonders am Anfang. Ich bin mir sicher, mit fortschreitender Entwicklung erlernt man sich Techniken, wie dieser Prozeß immer schneller und effizienter vonstatten geht: Gedächtnistechniken, kleine Geschichtchen, die den Aufbau eines Stückes notenmäßig für einen beschreiben (so arbeiten auch die "Gedächtnisathleten"), Anwendung von Harmonielehre, Übertragung von Analogien zu schon bekannten Musikabschnitten...
"Raushauen bei einem Stück" - improvisieren, natürlich klasse, wenn man sowas kann, schnell wiedereinsteigen, dank des "chiarina'schen Sicherheitsnetzes" ;), sehr gut, sehr gut...
Nun zurück zum Anfang. Wenn Musik auf eine besonders schöne Art und Weise mit anderen Menschen zu sprechen ist - vielleicht sollten wir - vor diesem Hintergrund, mit diesem Bild und dieser Absicht im Kopf - vor anderen Menschen spielen... auch beim Üben, sich dieses Bild vor Augen rufen...
ich habe mir in letzter Zeit manchmal vorgestellt, hinter meinem Instrument, befinde sich ein Konzerpublikum, und ich versuche, für dieses Publikum adequat zu spielen... daß sich mein Spiel anhört, als ob es ein solches Publikum wert sein könnte... eine Aufnahme, die parallel gemacht wird, wert sein könnte und sollte...
in Zukunft, werde ich zu diesem Bild noch hinzunehmen:"...und ich will und möchte versuchen, euch etwas schönes mit meiner Musik zu sagen und auszudrücken...".
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Und das letzte, was jetzt vielleicht noch fehlt: es schadet niemals, all das, worauf es später ankommt, schon beim Üben anzuwenden - ich fasse damit wiederholte Aussagen unserer klugen und erfahrenen Forenmitglieder hier einmal zusammen: beim Üben sich bemühen, fehlerfrei zu bleiben (also: so langsam und konzentriert zu spielen, daß Fehler möglichst minimiert werden). Beim Üben, ständig daran arbeiten, daß die Muskeln entspannt sind und es auch bleiben.
Und, vielleicht auch schon beim Üben, sich dieses Bild vom Publikum vor Augen halten, dem man etwas schönes mitteilen möchte, mit dem man auf eine schöne Weise sprechen möchte. Die Aktivierung und Anwendung dieses Bildes sozusagen gleich "mit-Üben", denn das ist ein Gedankenbild, welches man auch vor dem KL anwenden, aktivieren und übertragen kann - oder in anderen Vorspielsituationen (?).
Oder bei Aufzeichnungen seines Spiels. Da wirds etwas komplizierter - denn man weiß ja nicht, wer alles da mal mit- oder zuhören könnte. "Sicherheitshalber" :D könnte man sich vielleicht vorstellen, die ganze Welt höre gerade zu. Nu ja - also dann sollte das Spiel aber auch echt schön sein :D
(Achtung, mögliches Mißverständnis: ich meine nicht, daß jeder, der eine Aufnahme macht und sie ins Internet stellt, so spielen können müßte - im Gegenteil, meine persönliche Hochachtung vor jedem, der den Schritt ins Internet macht! Ich meine damit, mit einem solchen gedanklichen Bild die eigene Angst bei der Aufzeichnung letztlich wegnehmen zu versuchen, und erreichen können, daß man sein "allerbestes" gibt).
Euer DK -
der seinen Beitrag nicht als Dogma oder Doktrin, sondern allenfalls als interessante Gedankenregung verstanden wissen möchte :D