Nervosität beim Vorspielen

(...) und ich benehme mich wie eine räudige Wölfin, die ihre Jungen verteidigt :D.
:D:D:D kläffen, beißen, knurren, sabbern?

Je besser man sich in einem Klavierstück auskennt und zu hause fühlt, umso weniger geht schief - - dazu gehört als Basis einige Routine, insofern ist der Tipp viel üben (besonders vorher) gar nicht falsch... Die Frage, die sich jeder selbst beantworten muss (und die Antwort kann herb sein) ist: kennt man sich wirklich gut im Stück und an den Tasten aus? Und die zweite nicht minder relevante Frage ist: wie sieht es mit der Konzentration aus?

Ein drittes, quasi allgemeines Problem ist: wie sehr hat man sich Angst bei "Vorführsituationen" schon angewöhnt? Das fängt schon in der Schule, wenn nicht sogar noch früher an (berühmt ist die Szene mit dem Gedicht aufsagen in den Buddenbrooks - das Problem ist also altbekannt) - sich verhaspeln und atemlos, beinahe im Blindflug reden, wenn man aufgerufen wird, oder frei und anfechtungslos reden? Gibt es das Vorführproblem auch im Unterricht?

Ich bin überzeugt: so lange man sich diese Fragen nicht selber stellt und notfalls schonungslos beantwortet, ist die Frage nach Tipps und Kniffen nutzlos.

Und zu guterletzt: das böse fiese Lampenfieber hat jeder, auch der routinierteste Profi (sogar Grandsigneur Rubinstein noch in hohem Alter - J. Kaiser berichtet sehr offen davon). Die letzten 5-60min vor dem ersten Ton beim vorspielen sind gräßlich - aber bei ordentlicher und angemessener Konzentrationsfähigkeit (also alles unnütze ausblenden können) sind sie nach dem ersten Ton vergessen.
 
Doro: da hast du ja echt ein Mammutprogramm, wenn du von einer Woche zur nächsten so viel auf hast?

Ich spiele seit November und mein für eine Woche Plan ist immer folgender:

1. Tonleitern
2. Akkorde
3. Kadenzen

Diese 3 Sachen zu üben dauert immer schon eine Weile.

4. Ein bereits begonnenes Stück wiederholen und Fehler ausbessern.

5. Ein neues Stück.


Und meine Stücke sind alle noch sehr klein, selten geht es mal über 20 Takte hinaus und das reicht mir momentan völlig. Wenn es mehr wäre, würde es mich überfordern.Vielleicht fühlst du dich deshalb auch so gestresst? Mein Hirn würde mit so viel Information streiken.
 
Hallo,

mein Hirn streikt auch. Außerdem hab ich immer das Problem, dass ich einige Sachen, die mir erklärt werden im Unterricht, nicht kapiere. Heute z.B. haben wir einen Kanon gespielt, und wenn ich mich jetzt davorsetze, weiß ich schon wieder nicht, wie das gemacht wird am Ende.

Für andere vielleicht kinderleicht, aber bei mir purzelt da alles durcheinander.

Einige Dinge klappen sehr gut, wenn z.B. ein bekanntes Lied im Übungsbuch vorkommt, geht das relativ reibungslos, aber bei allem anderen ist mein Gehirn eindeutig überfordert, meine Finger sowieso.

Ich stelle auch gerade fest, dass ich nicht frohen Mutes aus dem Unterricht komme, sondern eher gestresst. Gestresst nicht, weil der Unterricht so anstrengend war, sondern weil ich schon wieder überlege, ob und wie ich das bis zur nächsten Woche schaffe. Ich weiß nicht wirklich, woran das liegt, aber so möchte ich das eigentlich nicht.

Mal sehen, ich muss gucken, wie es weiterläuft.

Gruß,
Doro
 
Hallo,


Ich stelle auch gerade fest, dass ich nicht frohen Mutes aus dem Unterricht komme, sondern eher gestresst. Gestresst nicht, weil der Unterricht so anstrengend war, sondern weil ich schon wieder überlege, ob und wie ich das bis zur nächsten Woche schaffe. Ich weiß nicht wirklich, woran das liegt, aber so möchte ich das eigentlich nicht.

Mal sehen, ich muss gucken, wie es weiterläuft.

Gruß,
Doro

Liebe Doro,

ich glaube genau da liegt das Problem. Du erwartest von dir selber, dass du "die Aufgabe" innerhalb einer Woche gelöst hast.

Mir ging es am Anfang auch nicht anders. In den ersten Wochen war es völlig normal, dass ich die Hausaufgaben innerhalb einer Woche konnte. Irgendwann fing es dann an, dass das nicht mehr machbar war. Es passierte zum ersten Mal, dass ich es nicht hinbekommen hab. Inzwischen ist es Standard, dass ich ein neues Stück nicht innerhalb einer Woche kann. Auch nicht innerhalb von zwei Wochen. Versuche, dir mehr Zeit zu lassen. Du musst nicht alles innerhalb einer Woche hinkriegen.

Und was die Nervosität angeht - das hatte ich am Anfang auch. Als ich irgendwann am motzen war "zu Hause kann ich es aber", da hat er mich lächelnd gefragt: Nach dem wievielten Versuch? Setzen Sie sich zu Hause ans Klavier und spielen das fehlerfrei? Nein oder? Sie spielen es zig Mal, haben immer wieder Fehler drin und dann klappts ohne Fehler. Und das vielleicht sogar 2 - 3 Mal hintereinander ohne Fehler. Als ich zugegeben habe, dass das stimmt, da hat er mich gefragt, warum ich dann erwarte, dass es bei ihm fehlerfrei klappt. Wenn ich mich bei ihm ans Klavier setze, ist es auch "das 1. Mal". Dazwischen liegt mindestens ne Autofahrt zu ihm. Er sagte, dass das allen so geht und er fast in jeder Klavierstunde einmal hört "zu Hause kann ich das".

Irgendwie ist es bei mir mit diesem Hintergedanken schon besser geworden.
Dazu kommt noch, dass ich inzwischen meine Freunde und Familie bitte mir zuzuhören. Früher hab ich mich immer gedrückt vorm spielen vor denen. Ich kann ja noch nix rechtes und dazu kam auch immer, dass ich gezittert hab wie Espenlaub und dann schon gar nichts mehr ging. Jetzt sage ich den Leuten direkt: Ich hab da ein riesen Problem mit Panik vor dem Vorspielen und verspiele mich immer ganz schlimm wenn mir wer zuhört. Aber das will ich loswerden. Darf ich euch mal was vorspielen - auch wenns grässlich wird?

Seit ich das regelmäßig mache, bin ich schon viel ruhiger geworden. Es ist immer noch schlechter als wenn ich allein spiele, aber nicht mehr so furchtbar wie noch vor ein paar Wochen.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Überwinden deiner Ängste. Es ist ein Hobby - und das soll Freude machen. Du stehst nicht unter Leistungsdruck!
 
Dann sprich doch einfach mit deinem KL und sage dass du dich mit dem Aufgabenblock momentan überfordert fühlst.

Meine KL sagt immer deutlich, dass ich das machen soll was ich schaffe. Es gab auch schon Wochen in denen ich zwei neue Stücke hatte- manchmal klappte das super und manchmal nahm mich ein Stück so in Anspruch, dass ich das zweite nicht geschafft habe. Auch kein Problem.

Am Anfang war es für mich komisch mir einzugestehen dass ich nicht alles kann. Aber muss ich das?

Wenn ihr zb. den Kanon im Unterricht spielt, wie geht ihr da vor? War das Stück komplett neu für dich? UNd kannst du nicht anhand der Noten jetzt erkennen, wie es geht?

Ich vergesse auch viel, was sie mir im Unterricht zeigt. Aber wenn ich dann am Stück arbeite, kommt es oft zurück. Und in meinem Übungsheft steht immer alles wichtige drin, so dass ich nachschauen kann.
 
Alle Stücke waren neu für mich, bis auf "Oh wenn the Saints" (das klappte allerdings auf Anhieb) wir spielen die dann immer gemeinsam bzw. erarbeiten sie, und dann übe ich sie zu Hause.

Die Noten beim Kanon sind schon klar für mich, aber dann muss ich am Ende eine Stelle nur einmal spielen, dafür mit der linken Hand schonmal anfangen, ach keine Ahnung, ich bin da echt komplett überfragt.

Aber wenigstens war ich heute nicht so nervös und zittrig (hab aber trotzdem Fehler gemacht), das hat schonmal besser geklappt. :)

Gruß,
Doro
 
Kohlkoepfe

Ich kenne dies auch, aber so nach vielleicht fuenf Minuten ist es vorbei. Es ist sehr wichtig abzuschalten und mit hoher Konzentration zu spielen, sich ja nicht ablenken lassen so spielen wie zu hause und nicht ans Publikum denken.
Ich mag es gar nicht wenn das Puplikum hustet raeuspert, da bin ich schon aufgestanden und habe nachgefragt ob ich weiterspielen soll.
Meine Profosseorin gab mir sogar oefters vor den Konzerten ein Valium. Ich habe sie auch dabei ertappt sie war schon gegen achtzig und wirklich routiniert, in der Pause nach dem ersten Abschnitt musste ich ihr ein zweites reichen. Ich kenne Pianisten die nehmen ein Glas Wein vorher . Da koennen sich alle troesten Lampenfiebre ergreift die Routiniertesten. Die oben erwaehte Professorin hatte mir den Tip gegeben ich solle mir vorstellen die Zuhoeren seien lauter Kohlkoepfe , dies hatte fatale Folgen fuer mich den die Empfehlung kam bei einem Konzert wie ein Blitz in meinen Kopf und ich konnte das Lachen nicht mehr verheben.Aber vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kaum zu glauben!!! Ist das wirklich wahr??? :o :shock: :evil:

Unverantwortliches Verhalten, das angezeigt gehört!! Valium fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz und darf nur von Ärzten in besonderen Fällen verschrieben werden!

Ja, das ist wahr allerdings war dies vor ueber dreissig Jahre , sie hatte sich nichts boeses dabei gedacht. In Frankreich kannst Du jenachdem Medikamente mit dem Wirkstoff Benzodiazeptin ohne Rezept kaufen. Das hat mich schon erstaunt, ich habe Leute um mich herum eben ach Pianisten die hollen sich das Zeug in der Apotheke zu einem Preis um die zwei euro, was in Deutschland um die zwanzig euro und in der Schweiz ueber dreissig Franken kostet. Ich kann dies ueberhaupt nicht verstehen und dann zu solchen Preisunterschieden, irgend etwas stimmt da nicht. Deutschland und die Schweiz sind allerdings bekannt fuer hohe Medikamente Preise, das seht ihr ja was ihr an die Krankenkassen bezahlen muesst, in dieser Hinsicht ist Frankreich viel fortgeschrittener,
 
(Ich habe jetzt nicht den ganzen Faden durchgelesen, also sorry, falls meine Bemerkungen nicht ganz passen.)

Die Schwierigkeit besteht meines Erachtens darin, dass man sich beim Vorspielen von den Reaktionen - vor allem möglichen Beurteilungen! - des Publikums freimachen muss. Das ist eine Aufgabe, die nicht nur für ein einzelnes Vorspiel gelöst werden kann, sondern generell im Leben gelöst werden muss.

Wie löst man sich von der Abhängigkeit von den Reaktionen anderer Leute auf das eigene Tun? Ein Patentrezept ist leider nicht lieferbar. Aber mir hat es z.B. sehr geholfen, mir bewusst zu machen, welche Beurteilungen ich selber meinem Tun entgegenbringe. Denn es ist immer nur die eigene innere Abwertung, die einen verunsichert und nervös macht und die "aufgeweckt" wird, wenn ein anderer Mensch das, was ich tue, nicht mag.

Nachdem ich - ein Stück weit - gelernt hatte, meine Eigenart und Kompetenz nicht mehr abzuwerten, sondern im Gegenteil wertzuschätzen, konnte ich auch erkennen, dass ich musikalisch etwas mitzuteilen habe. Und ich konnte dann beschließen, dass ich das auch mitteilen werde. Ich habe dann vorgespielt, weil ich musikalisch etwas ausdrücken wollte, aber nicht, weil ich noch Bestätigung dafür haben wollte, dass das, was ich ausdrücke, eh gut, richtig und akzeptabel ist.

Natürlich war ein bisschen Nervosität immer noch vorhanden, aber sie konnte nicht mehr so völlig von mir Besitz ergreifen. Ich konnte die spannende Situation stattdessen genießen und mich daran freuen, dass ich tatsächlich da vorne sitze und spiele.

Grüße von
Fips
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
(Ich habe jetzt nicht den ganzen Faden durchgelesen, also sorry, falls meine Bemerkungen nicht ganz passen.)

Die Schwierigkeit besteht meines Erachtens darin, dass man sich beim Vorspielen von den Reaktionen - vor allem möglichen Beurteilungen! - des Publikums freimachen muss. Das ist eine Aufgabe, die nicht nur für ein einzelnes Vorspiel gelöst werden kann, sondern generell im Leben gelöst werden muss.

Wie löst man sich von der Abhängigkeit von den Reaktionen anderer Leute auf das eigene Tun? Ein Patentrezept ist leider nicht lieferbar. Aber mir hat es z.B. sehr geholfen, mir bewusst zu machen, welche Beurteilungen ich selber meinem Tun entgegenbringe. Denn es ist immer nur die eigene innere Abwertung, die einen verunsichert und nervös macht und die "aufgeweckt" wird, wenn ein anderer Mensch das, was ich tue, nicht mag.

Nachdem ich - ein Stück weit - gelernt hatte, meine Eigenart und Kompetenz nicht mehr abzuwerten, sondern im Gegenteil wertzuschätzen, konnte ich auch erkennen, dass ich musikalisch etwas mitzuteilen habe. Und ich konnte dann beschließen, dass ich das auch mitteilen werde. Ich habe dann vorgespielt, weil ich musikalisch etwas ausdrücken wollte, aber nicht, weil ich noch Bestätigung dafür haben wollte, dass das, was ich ausdrücke, eh gut, richtig und akzeptabel ist.

Natürlich war ein bisschen Nervosität immer noch vorhanden, aber sie konnte nicht mehr so völlig von mir Besitz ergreifen. Ich konnte die spannende Situation stattdessen genießen und mich daran freuen, dass ich tatsächlich da vorne sitze und spiele.

Grüße von
Fips

Du hast es sehr gut formuliert, der momentane Zustand in dem man sich vor einem Konzert befindet spielt je nachdem aber auch eine wessentliche Rolle
 

Hallo,

Doro ging es beim Thema "Vorspiel" ja primär um die Situation beim KL.

Und ich glaube gerade da ist doch der (einzige) Zuhörer wesentlich wohlgesonnener als es mancher Schüler denken mag oder vielleicht gar fürchtet.
In der Regel hat jeder KL eine gut sortierte Audiothek und wenn er etwas "Perfektes" vorgetragen haben möchte, dann hört er sich etwas daraus an, aber dafür muss gewiss nicht seine Schülerschaft herhalten...

Warum manche zu der Vortragstechnik (nicht nur in der Musik, sondern auch bei Referaten, etc.) neigen, ihr Publikum abzuwerten (egal ob nun nackt, als Kohlköpfe oder sonstiges) habe ich noch nie verstanden und finde es aus vierlei Gründen sogar für kontraproduktiv.

Der Weg andersrum, wie ihn Fips beschrieben hat, also über die eigene Aufwertung, oder noch besser über das gänzliche Streichen eines "Referenzwertes" (= Wahrnehmung der eigenen Individualität und Einzigartigkeit), hingegen verspricht doch langfristig eher ein Freimachen des eigenen Selbstwertgefühls von der Bewertung des eigenen Tuns durch andere.

Grüße
Musicus
 
:D: kläffen, beißen, knurren, sabbern?

Je besser man sich in einem Klavierstück auskennt und zu hause fühlt, umso weniger geht schief - - dazu gehört als Basis einige Routine, insofern ist der Tipp viel üben (besonders vorher) gar nicht falsch... Die Frage, die sich jeder selbst beantworten muss (und die Antwort kann herb sein) ist: kennt man sich wirklich gut im Stück und an den Tasten aus? Und die zweite nicht minder relevante Frage ist: wie sieht es mit der Konzentration aus?

Ein drittes, quasi allgemeines Problem ist: wie sehr hat man sich Angst bei "Vorführsituationen" schon angewöhnt? Das fängt schon in der Schule, wenn nicht sogar noch früher an (berühmt ist die Szene mit dem Gedicht aufsagen in den Buddenbrooks - das Problem ist also altbekannt) - sich verhaspeln und atemlos, beinahe im Blindflug reden, wenn man aufgerufen wird, oder frei und anfechtungslos reden? Gibt es das Vorführproblem auch im Unterricht?

Ich bin überzeugt: so lange man sich diese Fragen nicht selber stellt und notfalls schonungslos beantwortet, ist die Frage nach Tipps und Kniffen nutzlos.

Und zu guterletzt: das böse fiese Lampenfieber hat jeder, auch der routinierteste Profi (sogar Grandsigneur Rubinstein noch in hohem Alter - J. Kaiser berichtet sehr offen davon). Die letzten 5-60min vor dem ersten Ton beim vorspielen sind gräßlich - aber bei ordentlicher und angemessener Konzentrationsfähigkeit (also alles unnütze ausblenden können) sind sie nach dem ersten Ton vergessen.


Lieber Rolf,

vor allem im Sabbern bin ich gut! :D

In dem beschriebenen Fall hatten Doro und Mawima ja schon sehr viel geübt. Und da Doro erst vier Wochen Unterricht hat und es ja nicht um Vorspielen in einem Konzert, sondern um die Nervosität im Unterricht geht, muss man da m.M.n. anders ansetzen. Deshalb habe ich u.a. den Tipp gegeben, zusammen mit dem Klavierlehrer im Unterricht erst mal zu üben, anstatt "vorzuspielen". Das übt ganz nebenbei auch das "Üben"! :D Man kann ja sehr viel falsch üben, dann spielt man auch sehr viel falsch :p !

@Doro: vielleicht könnte man auch den Begriff "Hausaufgaben" durch den Begriff "Beschäftigungsmaterial" o.ä. ersetzen. "Hausaufgaben" haben so einen Anstrich von Schule, in der man damals die Hausaufgaben komplett fertig haben musste, sonst ........... . Es ist aber doch eher so, dass du dich während der Woche mit Genuss und Ruhe verschiedenen Aspekten des Klavierspiels widmest, die auch langfristig angelegt sind und dass du nach einer Woche gar nicht fertig sein kannst! Ein Forumsmitglied, wie ich gestern gesehen habe, hat einen wunderbaren Spruch als Signatur, allerdings in englischer Sprache. Sinngemäß lautet er: wenn du keine Fehler machst, hast du's gar nicht richtig versucht! - Finde ich super!

Liebe Grüße

chiarina
 
ich habe einen ganz vagen Lösungsansatz, ohne aber ein Patentrezept liefern zu können.

- ich durf(te) öfter vor unterschiedlichen Menschen Präsentationen halten.

Das macht mir einen großen Spaß.
Wenn mich jemand fragt: "Können Sie das mal präsentieren" ist das für mich eine willkommene Abwechslung.
Selbst wenn ich nicht so ganz im Thema stecke: No problem.

Bevor ich überhaupt anfange, sehe ich schon die Belohnungen.
Kleiner Applaus, Schulterklopfen, Gelächter über einen meiner blöden Witze:D, später mal zitiert werden .. etc.

Kollegen von mir, weitaus qualifizierter, geraten allein beim Gedanken an eine Präsentation in Panik. Ich habe Leute erlebt, die alles vom Blatt abgelesen haben und buchstäblich vergessen hatten, wie sie heißen.
Die hatten also schon ein negatives Bild im Kopf.

Beim Gedanken an Vorspielen habe ich auch leider so ein negatives Bild.
Wenn ich wüsste, wie ich es umkehren könnte ... ?:confused:

Lieber Gruß, NewOldie
 
Lieber NewOldie,

erstaunlich, wie ähnlich Menschen sein können.
Ich habe ebenfalls kein Problem, etwas zu präsentieren. Ich moderierte öfters Veranstaltungen und war fasziniert (und bin es immer noch), wie man 300 Menschen im Bann halten kann. Wenn man eine Ader fürs Präsentieren hat, muß man wissen, wovon man spricht. Versprecher sind für unser Einen willkommene Fehler, die man mit Nonchalance ausbügeln kann, weil man schnell schöpfen kann aus einem umfangreichen Wortschatz, der täglich durchgewühlt, wiederholt und erweitert wird. Seit der Kindheit, seit dem Schulbeginn ist das etwas ganz Selbstverständliches.
Als Spätanfänger ist uns die Kenntnis aus dem umfangreichen Notenschatz noch nicht erschlossen. Wir schwimmen darin hin und her. Wir müssen wieder anfangen 1 : 1 zu lernen: Notentext lesen lernen, Tasten finden lernen, u.s.w. Alles, was bisher flüssig lief z.B. mit den Worten, ist jetzt in Frage gestellt.

Die Nervosität wird erst nachlassen, wenn wir sicherer sind in der Harmonielehre, in der Technik, wenn wir gut wissen, um was es geht. Dann kommt uns wieder das Talent zuhilfe, präsentieren zu können. Verspielen wir uns dann oder es läuft nicht so, greifen wir einfach in die neuerworbene Schatzkiste.

All diese Dinge sind ja beim Wunsch, das Klavierspiel zu erlernen, am Anfang nicht da. Man ist verblendet und beseelt vom Hören der Klaviermusik. Und das möchte man auch. Es ist ein schwebender Wunsch. Was die Erfüllung bedeutet, erfahren wir erst auf dem Weg.

Liebe Grüße

Kulimanauke
 
Mir geht's ganz ähnlich wie vielen Vorrednern. Die letzte Klavierstunde war auch so, dass ich mich eigentlich gut vorbereitet fühlte - und beim Vorspielen hat dann gar nichts mehr geklappt, wie verhext. Aber wir sind dann an haarigen Stellen ins Detail gegangen und ich habe auch meine Übetechniken (mal wieder) mit der KL überprüft... also hat es mich trotz Frustration doch weitergebracht.

Was mich am meisten irritiert, ist der (tolle) Flügel meiner KL, insbesondere das Pedal. Wenngleich ich mein neues Digi liebe, ist es doch nicht dasselbe... ;-) Mein Pedal muss man ja fast nur antippen - beim Flügel dagegen brauche ich dagegen richtig Kraft. Allein diese Umstellung wirft mich bei den ersten Takten beim Vorspielen jedes Mal wieder aus der Bahn!

Beruflich präsentiere ich auch häufig vor Gruppen und habe damit keine Probleme. Der entscheidende Unterschied für mich ist, da kenne ich mich ja auch mit der Materie aus! Beim Klaviervorspiel, nun ja, da bin ich als Wiedereinsteigerin/Anfängerin eben doch schnell zu verunsichern - auch wenn's "nur" vor der KL ist.
 
Lieber Rolf,

vor allem im Sabbern bin ich gut! :D (...)

... "eine Serviette vorbinden" (Grabbe) oder ganz traditionell ein Lätzchen... :D:D

Den einen packt die hektisch-nervöse-zitterige Aufregung schon in der Unterrichtsstunde beim üben/verbessern, den anderen erst wenn er das geübte im Unterricht qussi "vorspielt", den dritten beim Schülervorspiel - die Übergänge sind wohl fließend.
Lästig in alle dem ist ist eine Haltung wie "ich muss das jetzt so oder so machen und darauf muss ich aufpassen".

herzliche Grüße,
Rolf
 
Hallo Kulimanauke und ChristineK,

in einem Aspekt hinkt mein Vergleich zwischen Vorspielen und Präsentation.

Bei einem Vorspielen kann eine marginale Unsicherheit bereits bedeuten, dass man komplett rausfliegt.
Also ist eine absolute Konzentration neben der Sicherheit erforderlich.
Es sei denn man hat so viel Routine, dass man Fehler durch Improvisation "überbügeln" kann.

Bei einer Präsentation hat man einen höheren Freiraum für Improvisation und Unkonzentriertheit
Ich bin immer vorbereitet auf: Technikausfall, Präsentation in halber Zeit, doppelter Zeit usw. :p
Und wenn jemand rausrennt, zu spät kommt, ein Glas umschmeißt, laut niest, ein Handy klingelt usw. ist das eine Steilvorlage für eine Auflockerung des Vortrags.
Auf so etwas warte ich förmlich.
Für den Fall, das gar nichts chaotisches passiert, habe ich (sofern angebracht) auch mal ein absichtlich falsches Chart zur Auflockerung dabei.:p

Beim Vorspielen mag ich an Störungen nicht denken.:confused:

Lieber Gruß, NewOldie
 
NewOldie: Es sei denn man hat so viel Routine, dass man Fehler durch Improvisation "überbügeln" kann.
Und genau diese Nonchalance der Improvisation, die wir in der Wortinterpretation haben, fehlt uns noch im Klavierspiel. Dieses Wörtchen NOCH ist die ARBEIT. Also dranbleiben und hoffen oder aufhören!e! ;) Ich kann nicht aufhören. Das Klavier ist ein Teil meines Lebens geworden. Bleibt der Weg an sich; einfach machen ohne Erwartungen.

Wenn Rolf, Chiarina, pppect u.a. als erfahrene Pianisten/Lehrer schreiben, ruht die Erfahrung aus dem Beginn aus Kindheitstagen an. Diese 40 Jahre fehlen uns einfach. So isses!

Der Wunsch als Spät-Erwachsener Klavierspielen lernen zu wollen, entspringt aus einer Illusion. Das wurde mir erst mit der Zeit klar, wenn man es, das Klavierspiel, professionell verstehen möchte. Und nur unter solcher Anleitung möchte ich lernen (und lerne ich es auch). Daher bin ich t r o t z d e m dankbar, daß ich diese habe und durch den Klavierlehrer auch Musik heraushöre, die mir nicht nur mit und durch die Fingern erklärt werden muß, sondern die Begeisterung durch ihn mit Worten (Geschichte, Entwicklung) der Horizont geweckt und erweitert wird. Das Wissen allein um die Taste, welcher Fingersatz ist das Eine, die Atmosphäre um die Musik das Andere.

Insgesamt ist so ein Musikunterricht mit eigenem Wissensdurst ein genußvoller Weg. Es lohnt sich, Klaviespielen zu lernen.
 
Hi,

der Punkt von NewOldie und Kulimanuake ist echt gut, dass man beim Spielen von klassischer Musik so eine grosse Sourveränität erwerben sollte, dass bei Wiedergabe-Fehlern gar kein Bruch auftritt, sondern man anstandslos mittels Improvisation weiterspielt und den Faden wieder aufnimmt.

Durch diese Souveränität hat man dann auch automatisch keine (weniger) Auftrittsprobleme. (Jetzt ist's mir auch klar, warum ich beim Jazz-Spielen weniger Probleme habe.)

Das müsste auch extra geübt werden, was, glaub' ich, im "normalen" KL-Unterricht nicht vorkommt. Das ist das gleiche, wie auch Schauspieler besonders lernen müssen, einem Textaussetzer gekonnt zu überspielen.

Das bedeutet, dass man manchmal vielleicht einfache Stücke gar nicht so textsicher lernen sollte, damit eben Fehler auftreten und man dann üben kann die zu überspielen.

Ganz neu ist die Sache natürlich auch wieder nicht. ;-) In verschiedenen Schulen wird schon auf diese Qualität/Fertigkeit hingewiesen und im Barock stand das selber Improvisieren (Präludieren) sogar im Vordergrund.

Gruß
 

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