Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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Lieber Rolf,

die Kameraführung hat sowohl das ganze Bühnenbild als auch große Gesichter gezeigt, die mich fast schon an Sergio Leone (Spiel mir das Lied vom Tod) erinnert haben. Von meinem ungünstigen Platz aus konnte ich das gesamte Bühnenbild nicht so genießen, da war Kopfdrehen aufgrund des großen Bildschirms angesagt. Allerdings fand ich das Bühnenbild in keinster Weise spektakulär, um es dauernd zu sehen. Unter diesen Gesichtspunkten hat mich das Public Viewing der Walküre in Bayreuth mehr überzeugt.
Aber ich denke, für eine Übertragung machen solche Kameraperspektiven schon Sinn, weil sie nicht einfach die Situation aus dem Opernhaus wiedergeben, sondern durchaus gegensätzliche Vorteile dazu nutzen.
Die Übertragung hat in meiner Sicht einen interessanten Aspekt in Hinsicht der Musik. Durch die Mikrofonpositionen ist natürlich möglich, allein technisch die Sänger mehr in den Vordergrund zu bringen. Hier wäre ich wirklich mal auf den direkten Vergleich gespannt. Vielleicht stellst Du Dich ja als Tester zur Verfügung, wenn Du 2013 zwei Ring-Runden absolvieren möchtest (Scheune und Public Viewing).

Viele Grüße,
Kristian
 
Vielleicht stellst Du Dich ja als Tester zur Verfügung, wenn Du 2013 zwei Ring-Runden absolvieren möchtest (Scheune und Public Viewing).
Lieber Kristian,
auf jeden Fall werde ich mir beides reinziehen! Und mich vermittels des einen oder anderen kalten Zwickl erholen :) :)
die Mikrofonpositionen sowie das Mischpult: da gibt es genügend Verdachtsmomente, dass der reale Klang im Raum einer Opernaufführung nichteingefangen wird, sondern stattdessen eine Tonregie "hilfreich unter die Arme greift" - insofern wird das 2013 sicher interessant.
herzliche Grüße,
Rolf
 
Das Phänomen der Oper

Lesefrucht aus dem soebenen erschienenen Heft 3.2010 Max Plank Forschung:

Knappe Haushaltskassen verleiten die Verantwortlichen
schnell dazu, am Kulturetat zu sparen. Das könnte sich als
kontraproduktiv erweisen. Wie eine Forschergruppe des Jenaer
Max-Planck-Instituts für Ökonomik herausgefunden
hat, machen kulturelle Angebote Städte und Regionen interessanter
für hochqualifizierte Arbeitskräfte – und fördern
damit auch das Wirtschaftswachstum in der Region. Die
Forscher werteten Regionaldaten aus Deutschland aus und
stellten fest, dass die Zahl hochqualifizierter Beschäftigter,
also solcher mit Universitätsabschluss, anstieg, je näher die
jeweilige Region an einem barocken Opernhaus lag. Diese
Hochqualifizierten wiederum haben einen starken Anteil
daran, dass diese Regionen auch ein stärkeres Wirtschaftswachstum
erfahren.

- Nicht unbedingt überraschend, aber nunmehr sozialwissenschaftlich belegt.
 
Die Forscher werteten Regionaldaten aus Deutschland aus und
stellten fest, dass die Zahl hochqualifizierter Beschäftigter,
also solcher mit Universitätsabschluss, anstieg, je näher die
jeweilige Region an einem barocken Opernhaus lag.

Lieber Friedrich,

jetzt stellt sich für mich nur die Frage, ob das Vorhandensein eines barocken Opernhaus zufällig mit einem Universitätsstandort zusammenfällt, und so der womöglich nicht kausale Zusammenhang entsteht.

Viele Grüße,
Kristian
 
Lieber Rolf,

die Tatsache, dass das eine Opernhaus (vor 1800 gebaut, und nur um solche ging es ja in der Studie) langjährig wegen Renovierung schließt, und das andere eh nur während der kurzen Zeit von sechs Wochen genutzt wird, könnte erklären, dass meine Wahrnehmung etwas im Gegensatz zu den Forschungsergebnissen steht.
Vielleicht ist es ja die Landeshauptstadt, die ebenfalls unter den 29 untersuchten Städten aufgelistet wird, die den Gesamteindruck nach oben schiebt. Aber ich will nicht in ein zu lautes Buhuhu verfallen, sonst werden am Ende noch rot-weiße Separatistenfahnen gehisst.

Viele Grüße,
Kristian
 
Aber ich will nicht in ein zu lautes Buhuhu verfallen, sonst werden am Ende noch rot-weiße Separatistenfahnen gehisst.

:D :D

freuen wir uns doch lieber über die Erkenntnisse des Max Planck Institutes, denen zufolge die Umwohner einer Barockoper gleichsam geistig geadelt sind :D - - also kein Grund für Buhuhu - und separieren... von mir aus gerne :D, wenn ich sommers nicht mehr die Grenze zu Bayern, sondern zu Franken passiere, aber am selben Ort (!!!) anlage, bin ich´s nicht unzufrieden...

herzliche Grüße,
Rolf
 
Korngold

Guten Abend allerseits,

ich gehe zum, aber nicht wegen des, Faschingsbeginn(s) in die (wiederaufgenommene) Nürnberger Produktion von Korngolds Toter Stadt (http://tinyurl.com/2vymsyg).

Hat jemand vielleicht einen Lesetipp zur Einführung für mich? Am liebsten wäre mir eine, die das Unsagbare in wohlgesetzte Worte kleidet ;).

Dank und Gruß,

Friedrich
 
Lieber Friedrich,

wenn Du's irgendwo im ZVAB findest - oder vielleicht bei Dir
im hinterletzten Regal, in zweiter Reihe stehend, unter den Kuriosa:

Georges Rodenbach: Bruges-la-morte, in der deutschen Übersetzung: Das tote Brügge

ist die Romanvorlage für Korngolds Oper.

Du kannst Dir zur Einstimmung auch Hitchcocks "Vertigo" ansehen.

Die Kölner Inszenierung von Korngolds Oper, die ich vor Jahr und Tag gesehen habe,
spielte mit optischen Verweisen auf diesen Film, was wegen der vagen inhaltlichen Korrespondenzen
vollkommen plausibel ist.

Zu Korngold gibt es in jüngerer Zeit viel neue Literatur - nicht immer aussagekräftig.
Bei ihm überlagern sich rezeptionsgeschichtlich mehrere Problembereiche.
In den zwanziger Jahren war er nach Schreker und R.Strauss einer der meistaufgeführten
Opernkomponisten, ohne von der Fachwelt ernstgenommen worden zu sein:
Er galt als Strauss-Abklatsch.

Anders als seinen Kollegen Schreker und Zemlinsky hat ihm die Fachwelt aber auch
nach der Rehabilitation der von den Deutschen ab 1933 vertriebenen oder ermordeten
jüdischen Künstler die Anerkennung versagt - weil er sich in den USA
zum virtuosen und preisgekrönten Partiturlieferanten für Hollywood gemausert hatte.
Da vermischte sich rechtes postfaschistisches Ressentiment gegenüber dem Juden
mit linksliberalem Ressentiment gegenüber einem Kollaborateur der US-Kulturindustrie.

Das hat sich jetzt zwar - wie gesagt - geändert. Aber prinzipiell wird er bis heute
nicht als eigenständig angesehen, sondern eben als Kritiker-Sohn, Zemlinsky-Schüler,
Strauss-Imitator, Filmmusik-Komponist etc.

Und die Musik? Was will man machen - sie klingt nach Richard Strauss,
vermischt mit Puccini-artigen Elementen (die berühmten Oktaven!).
Aber es gibt eine Stelle im zweiten Akt, wenn ich's richtig in Erinnerung habe,
bei der mich eine Gänsehaut befallen hatte. Während ich jetzt davon schreibe
und mir diese Stelle vergegenwärtige, stellt sich die Gänsehaut schon wieder ein!

Lehn Dich in der Oper zurück, genieß die insgesamt sehr hübsche Musik und warte auf diese Stelle -
vielleicht können wir uns danach darüber austauschen.

Herzliche Grüße!

Gomez

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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nun, das war ja praktisch schon die Einführung; herzlichen Dank, Gomez!

Nicht in meinem letzten Bücherregal, aber immerhin im OPAC unserer UB
findet sich

Rodenbach, Georges:
Bruges-la-morte
Bruxelles : Antoine, 1977. - 116 S.


Korngold, Erich Wolfgang ; Schott, Paul:
Die tote Stadt : Oper in 3 Bildern ; op. 12
Musik von Erich Wolfgang Korngold. [Text] frei nach G. Rodenbachs "Bruges la morte" von Paul Schott
Vollst. Orchesterpartitur
Mainz : Schott, 1920. - 425 S.

Ich werde am Dienstag (Montag ist in unserem gottesfürchtigen
Landstrich Feiertag) subito beides inspizieren.

Einen Satz von Dir muß ich unbedingt noch zitieren:

Da vermischte sich rechtes postfaschistisches Ressentiment gegenüber dem Juden
mit linksliberalem Ressentiment gegenüber einem Kollaborateur der US-Kulturindustrie.

Da war er ja nicht der einzige. Und es wäre wünschenswert, daß dieses
unabweisbare, aber im öffentlichen Bewußtsein viel zu wenig präsente
Faktum der doppelten Ächtung endlich mehr Beachtung verdiente.

Herzlichen Dank und Gruß,

Friedrich
 
Vielleicht sehen wir uns, Friedrich. Ich geh in die gleiche Vorstellung.

Liebe Grüße,
8f2d
 

Lohengrin in Regensburg

Ich komme gerade aus Regensburg zurück, da gabs heute den Lohengrin. Eine sehr, sehr schöne Inszenierung. Falls ihr mal in Regensburg seid und Wagner-Opern mögt, diese kann ich euch nur empfehlen, sie hat mir richtig gut gefallen. Vor allem der Chor war brilliant, aber man kann sagen, dass sich auch die Darsteller nicht hinter den ganz Großen dieser Welt verstecken müssen. Unfair wie ich bin verrate ich euch das überraschende Ende: der junge Herzog von Brabant tötet seine Schwester, die Elsa, und besteigt den Thron, Ortrud an seiner Seite.

Liebe Grüße,
8f2d
 

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