Mein Klaviertagebuch

  • Ersteller des Themas David_Turman
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02.08.2006: Großartig, ganz toll! Morgen habe ich Klavierstunde, wie praktisch!
Boah, ich habe in der ganzen letzten Woche soviel Klavier gespielt wie Mozart in seinem ganzen Leben nicht. Und es klappt nichts! Überhaupt nichts!
Ja, gut, die Tonleiter kriege ich hin, aber alles andere - vergeßt es. Vor allem die Etüde und die beiden Übungen bringen mich noch um den Verstand! Meine Finger sind total unkoordiniert. Immer schlagen beide Zeigefinger oder beide Ringfinger oder beide kleine Finger eine Taste an. Das ist total mistig mit den unterschiedlichen Fingern. Ich habe keine Ahnung, woher das kommt!
Der morgige Nachmittag wird wieder in einer Katastrophe enden, ich sehe das schon kommen.
Verkrampfe ich mich? Übe ich zuviel? Keinen Schimmer, ich weiß nur, daß es absolut nichts nutzt. Jedesmal, wenn ich auch nur eine kleine längere Pause am Klavier mache, dann ist alles wieder weg und die Finger verursachen ein heilloses Durcheinander.
Immerhin tut mir nichts weh - also keine Schulterschmerzen oder Hand- oder Fingerschmerzen. Aber das ist absolut kein Trost für mich.

(Fortsetzung folgt)
 
03.08.2006: Eigentlich wollte ich mich vor der heutigen Klavierstunde noch einmal an die Übungen setzen, aber wozu? Was in einer Woche nicht reinzukriegen war, das gelingt auch wenige Stunden vorher nicht.
Um wenigstens eine positive Erfahrung heute zu haben bin ich in einen Klavierladen gegangen, der nur fünf Minuten von mir daheim entfernt ist. Boah, da schießen einem wirklich die Tränen in die Augen, wenn man so viele schöne Klaviere sieht. Die Preisspanne bewegte sich von 500 Euro bis 46.200 Euro. Aber der Preis war mir gar nicht so wichtig. Alleine der Anblick dieser ganzen tollen Instrumente ... das ist der blanke Wahnsinn. Wie schön manche Klaviere glänzen. Ich habe noch nicht mal gewagt eine Taste anzuschlagen. Es wird noch lange dauern, bis ich mir ein eigenes Klavier zulegen kann, aber vielleicht kann ich mir ja eines mieten. Das wäre die günstigere Alternative.
Auf jeden Fall stand ich mit glänzenden Augen und offenem Mund vor den ganzen Instrumenten und habe mein kleines Zimmer verflucht, in dem ich momentan wohne und in das beim besten Willen kein Klavier paßt.

(Fortsetzung folgt)
 
03.08.2006: Genau, heute war Klavierstunde. War mir aber eh egal, denn ich wußte ja, daß es Murks werden würde.
Auch diesmal war mir keine Gnadenfrist vergönnt. Die Kopfhörer waren da und es ging sofort mit der Etüde los. Mahlzeit! Jammern half aber nichts, also machte ich mich ziemlich gleichgültig an das erste Stück.
Doch - was war das? Bis auf einen kleinen Verspieler klappte das Stück tadellos - sogar im richtigen Rhythmus. Okay, Glücksfall! Kann jedem mal passieren!

Dann durfte ich die zweite Etüde spielen, die allerdings schon bedeutend schwerer war. Bestand das erste Stück nur aus halben und - beim letzten Takt - aus ganzen Noten, so lauerten jetzt die Viertelnoten auf mich. Es gab ziemlich viele Schwierigkeiten mit der "Fingerzusammenspielung", aber das kannte ich ja von der vergangenen Woche schon. Doch immerhin spielte ich die zweite Etüde aus dem Buch heute das allererste Mal und würde in der nächsten Woche genug Zeit haben, sie zu perfektionieren.

Dann ging es an die Fingerübungen. Und da lauerte die zweite Überraschung auf mich. Gegen Ende kam es zu zwei Fehlern, aber ansonsten lief das Zwei-Finger-Spiel richtig gut. Was war da los? Wieso klappte es hier und bei meinen Übungen kriegte ich es absolut nicht gebacken? Irgendwie unheimlich.

Die nächste neue Fingerübung wartete auf mich. Rechte Hand auf die Tasten, Daumen auf das C. Linke Hand eine Oktave tiefer, kleiner Finger auf das C. Und dann gleichzeitig (rechts/links): Daumen/kleiner Finger, Zeige-/Ringfinger, Mittelfinger/Mittelfinger, Zeige-/Ringfinger -- Zeige-/Ringfinger, Mittelfinger/Mittelfinger, Ring-/Zeigefinger, Mittelfinger/Mittelfinger -- Mittelfinger/Mittelfinger, Ring-/Zeigefinger, kleiner Finger/Daumen, Ring-/Zeigefinger. Und das - wie gehabt - jeweils viermal.

Mit der E-Dur-Tonleiter gab es erwartungsgemäß keine Probleme. Und bei der neuen Tonleiter, die ich heute lernte - H-Dur - wartete eine kleine Überraschung auf mich. Zunächst einmal gab es wiederum ein Kreuz mehr, also einen Ton, der um eine halbe Stufe erhöht wurde. Cis, Dis, Fis und Gis wurden beibehalten und als neuer Halbton kam das Ais hinzu. Die rechte Hand spielte die Tonleiter ganz normal, wie in den Wochen zuvor auch, mit Über- bzw. Untergriff des Daumens.
Doch als ich diese Tonleiter mit der linken Hand spielen wollte und meinen kleinen Finger auf das H legte und auf altbewährte Art versuchte die Tonleiter zu klimpern, stieß ich auf einige Schwierigkeiten. Auch das Umgreifen klappte irgendwie nicht. Und dann erklärte mir meine Klavierlehrerin den Trick. Hier mußte ich ausnahmsweise das H mit dem Ringfinger spielen, dann mit dem Mittelfinger das Cis, mit dem Zeigefinger das Dis und mit dem Daumen das E, dann griff der Ringfinger über auf das Fis - die restlichen Finger rutschten mit - der Mittelfinger spielte das Gis, der Zeigefinger das Ais und der Daumen das H. Zurück setzte der Daumen nach dem Ringfinger nach links auf das E, so daß die restlichen drei Finger auch die Tonleiter rückwärts spielen konnten. Das ist ein Kniff, den man sich merken sollte.

Nachdem wir damit durch waren ging es an die Stücke, die ich schon seit zwei Wochen mit mir herumschleppte. Meine Lehrerin war nicht weniger erstaunt als ich. Es klappte wirklich gut. Womit aber immer noch nicht das Rätsel gelöst war, wieso beim Üben nichts geklappt hatte und jetzt auf einmal war es so, als hätte ich nie etwas anderes gespielt. Sehr merkwürdig!

Jedenfalls haben wir danach mit neuen Melodien angefangen. Zuerst kam die Vorbereitung auf das Stück "Fuchs, du hast die Gans gestohlen", das wir in der nächsten Woche gemeinsam spielen wollen.
Dann ging es an das schöne Lied "Sur le pont d'Avignon". Hier waren die Pausen der Knackpunkt, die ich bis zum nächsten Mal intus haben darf.
Ein weiteres Stück in meinem Notenbuch ist "Summ, summ, summ". Hier gibt es ein Vorspiel (hat nichts mit Sex zu tun), das ich üben darf.

Ihr seht, ich spiele so langsam meine ersten Kinderlieder. Das ist richtig klasse und gefällt mir sehr gut. Meine Lehrerin hat mich jedenfalls sehr gelobt. Hat ja auch gut geklappt, aber warum? Ich glaube, das Rätsel werde ich nie lösen.

Zudem wurde ich dazu verdonnert, Noten lesen zu üben. Vielleicht könnte man ja auch ab der nächsten Klavierstunde eine zweiminütige "Testphase" einschieben. Meine Lehrerin nennt mir eine Taste, und ich muß sie anschlagen. Da sie auch hier im Forum mitliest (die Lehrerin, nicht die Taste) erlebe ich in der nächsten Stunde vielleicht eine Überraschung.
Irgendwie konnte sich mein Piano-Prof aber noch nicht dazu aufraffen sich in diesem Forum anzumelden. Vielleicht sollte ich mir das von ihr zum Geburtstag wünschen. Ist nicht mehr allzu lange hin. Auf jeden Fall hoffe ich, daß sie sich wirklich sehr bald anmeldet und hier fleißig mitdiskutiert. Das Forum gefällt ihr nämlich ebenfalls richtig gut.

(Fortsetzung folgt)
 
Mir gefällt dein Tagebuch richtig gut. Du schreibst schön, auch mit Witz :lol:.
Das sind wirklich Sachen, an die ich mich nicht erinnern kann. Kann sein, dass ich die selben Probleme hatte :P.

Zum Hocker-Rumschieben: Meine Mutter (und Lehrerin) meint, ich solle mich immer vor das e' setzen. :)
 
Zitat von Livia:
Mir gefällt dein Tagebuch richtig gut. Du schreibst schön, auch mit Witz :lol:.
Das sind wirklich Sachen, an die ich mich nicht erinnern kann. Kann sein, dass ich die selben Probleme hatte :P.

Zum Hocker-Rumschieben: Meine Mutter (und Lehrerin) meint, ich solle mich immer vor das e' setzen. :)

Das ist schön, daß dir mein Tagebuch gefällt. Nach den Anzahl der Aufrufen zu urteilen, hat es hier auch viele Fans.

Das Hockerschieben hat ja jetzt ein Ende. Glücklicherweise, kann man da nur sagen. War schon nervig.

Jetzt beim Üben merke ich es auch wieder, daß ich voll die Probleme mit dem Anschlag unterschiedlicher Finger beider Hände habe. Und meine Lehrerin meinte nach der letzten Stunde zu mir: "Du wirst dich noch nach der 3-1-Kombination zurücksehnen." Das sind ja tolle Aussichten.

Du sagst, Livia, daß du dich nicht an diese Probleme erinnern kannst. Und genau dafür ist mein Tagebuch gedacht. Wenn ich in einem halben Jahr an die Anfänge gucke, dann werde ich bestimmt erschrocken die Augen aufreißen, wie ich so einen Kleinkram einmal so schwierig finden konnte. Aber das ist es halt - man vergißt die anfänglichen Schwierigkeiten, je weiter man voranschreitet. Und da hilft es einfach, sie schriftlich festzuhalten, damit man einen Beleg hat und sich später amüsieren kann.
 
Wollen wir nicht einen "David_Turman"´Thread einrichten?
Ich meine, so viel Schreibfluss muss belohnt werden. :wink:
 
10.08.2006: Oh wow, ich hatte gerade ein Erlebnis der dritten Art!
Ich habe auf dem Klavier hier im Internet-Café geübt und als ich zu Ende war, hat mich ein etwa 24jähriger Junge gefragt, wie lange ich denn schon spielen würde. Als ich ihm dann sagte, daß ich morgen meine siebte Klavierstunde habe, meinte er zu mir, ich solle die Anfangszeit bloß nicht vergessen und sie möglichst in meinem Gedächtnis speichern, da ich mich sonst nicht mehr an meine ersten Schritte würde erinnern können. Natürlich habe ich ihm erzählt, daß ich ein Tagebuch über meine Fortschritte führe. Davon war er sehr angetan. Da er aber aus Kanada kommt und kein Deutsch kann, wird er meine Ergüsse wohl auch nie lesen können. Schade eigentlich.
Egal, jedenfalls fand er es total klasse, daß ich schon Etüden spiele (auch wenn sie noch sehr kurz sind). Er hat mir auch gesagt, daß ich die Etüde Nummer 2, die ich als Hausaufgabe in dieser Woche aufhabe, schon gut spielen kann.

Und dann kam der Hammer. Er sagte, daß er bereits seit siebzehn Jahren Klavier spiele und dann setzte sich der Junge vor den Schindhelm und spielte los. Und das war ein richtiges Wunschkonzert. Er konnte wirklich alles quer Beet spielen, von "Ave Maria" über "Eine kleine Nachtmusik" bis hin zu "On the road again" und "Hey Jude".
Riesigen Beifall von wirklich allen im Raum anwesenden erntete er für sein "Soundtrack-Medley", und da ging wirklich das eine Film-Thema in das andere über. "High Noon", "Back to the future", "Miami Vice", "Impossible Mission", "Star Wars" und noch viele andere Melodien gingen ineinander über. Und der Junge spielte auch mit dem ganzen Körper, es war überaus faszinierend und ausdrucksstark. Wow, so etwas habe ich noch nie gehört. Das war einfach unbeschreiblich.
Zum Schluß spielte er ein richtig trauriges Stück, das ich nicht kannte, aber das ungemein zu Herzen ging, so daß ich tatsächlich anfing zu weinen.

Woah, wenn ich nach siebzehn Jahren auch so Klavier spielen kann, dann bin ich unglaublich stolz - neben der Tatsache, daß ich dann schon 57 bin.

(Fortsetzung folgt)
 
ein Gruß von Deinem bisher stillen Fan ...

... ich hab´s Dir ja schon persönlich gesagt, daß ich Deine Beiträge gerne lese. Aber ab heute klinke ich mich mal aktiv ins Geschehen ein :lol: und werde auch sicherlich den einen oder anderen eigenen Thread starten. Danke, Dave, für den Hinweis auf diese klasse Homepage!

Übrigens: Maarten t´Harts "Das Wüten der ganzen Welt" liegt schon samt CDs bereit für Dich, jetzt muß es nur wieder Freitag werden. Grüße´bis dahin oder schon vorher.
 
Hi Sternschnuppe,

Maarten t'Hart: ein Hörbuch? Ich habe auch eines von ihm/ihr? (Keine Ahnung, ist Maarten männlich ober weiblich?) Mein Hörbuch heißt: Die schwarzen Vögel <- kann ich auch sehr empfehlen ;-)

Liebe Grüße und willkommen in diesem genialen Forum :-)

Liebe Grüße
Moonlight
 
11.08.2006: Klavierlehrerinnen können ja soooooo fies sein!

Diesen Freitag erwarteten uns einige Überraschungen. Zuerst einmal war - nach langer Zeit wieder - das Klavier besetzt, als wir in der Bücherei eintrafen. Das machte uns aber nichts, denn wir setzten uns an einen extra Tisch - wie in der ersten Klavierstunde auch - und sprachen über ein paar "klavierige" Dinge. Unter anderem wagte meine Lehrerin den Vorstoß und offenbarte mir einen Einblick in ihre tiefsten Intimsphären. Sie hatte mir nämlich ihr Hausaufgabenheft aus dem Jahre 1987 mitgebracht - das war die Zeit, in der sie Klavierspielen gelernt hat. Ein paar Dinge daraus kamen mir wahnsinnig bekannt vor (welch ein Wunder). Und als ich sah, was sie damals alles aufgekriegt hat, lief es mir eiskalt den Rücken runter.

Dann ging es ans Aufschreiben der F-Dur-Tonleiter. Und da kam schon die erste Erkenntnis in dieser Stunde, denn es gibt gar keine F-Dur-Tonleiter. Da bei der G-Dur-Tonleiter das F bereits in ein Fis verwandelt und bei den weiteren Tonleitern immer mitgeschleift wurde, handelte es sich bei der heutigen Tonleiter um die Fis-Dur-Tonleiter. Allerdings war es mir zunächst ein Rätsel, wie sie gespielt werden sollte, denn wir hatten ja schon alle schwarzen Tasten aufgebraucht. Und alle Klaviere nachträglich mit einer zusätzlichen schwarzen Taste nur für die Fis-Dur-Tonleiter auszustatten wäre doch ein ziemlicher Aufwand gewesen. Hmm, was war des Rätsels Lösung? Eigentlich doch recht naheliegend.
Bis zur H-Dur-Tonleiter der letzten Woche hatten wir als -is-Noten das Cis, das Dis, das Fis, das Gis und das Ais. Jetzt mußte also noch ein -is hinzukommen, und zwar beim Ton vor dem Fis. Der Ton vor dem Fis ist das E, das sich demzufolge in ein Eis verwandelte. (sprich: E-is und nicht Eis, obwohl das bei dem warmen Wetter auch eine Alternative wäre. Aber Eiswaffeln in der Tastatur sehen nicht so wirklich schick aus, außerdem zerbröseln die so leicht, wenn man sie anschlägt.)
Zwischen dem E und dem F auf der Tastatur gibt es aber keine schwarze Taste. Und darin liegt der Zauber des Klavieres. Zwei aufeinanderfolgende weiße Tasten ergeben einen Unterschied von einem ganzen Ton, wenn zwischen den beiden weißen Tasten eine schwarze Taste liegt (die schwarze Taste daneben bedeutet - wie ich ja schon wußte - einen Unterschied von einem halben Ton). Befindet sich zwischen zwei weißen Tasten keine schwarze Taste, so beträgt der Tonunterschied zwischen diesen beiden weißen Tasten nur einen halben Ton. Das E-is ist also gleichzusetzen mit dem Ton F (den ich ja schon in meiner allerersten Klavierstunde kennen gelernt hatte). So einfach können manchmal komplizierte Dinge sein.

Dann war das Klavier endlich frei. Allerdings gab es nur einen Kopfhörer, da der zweite wegen Kabelbruches in der Reparatur war. Irgendwie muß schleunigst ein zweiter Kopfhörer her. Vielleicht sollte ich in der nächsten Woche mal einen besorgen.
Und schon gab es die erste Differenz. Ich wollte mit der Etüde anfangen, aber meine Lehrerin wollte, daß ich zuerst die Fingerübung und die H-Dur-Tonleiter spiele. Als ich sie darauf aufmerksam machte, daß sie gesagt hatte, daß wir jede Stunde mit der Etüde beginnen, meinte sie, daß sie damit gemeint habe, daß die Etüde als erstes Stück nach der Fingerübung und der Tonleiter kommen solle. Hm, schön, aber wieso haben wir das dann das letzte Mal nicht schon so gemacht? Außerdem, was heißt eigentlich "ich meinte"? Ich kann ja auch nicht zu ihr sagen "Ich lade dich zum Essen ins Hilton ein", und wenn wir dann am Tisch sitzen sage ich zu ihr: "Eigentlich meinte ich, nachdem du mir zweihundert Euro geliehen hast."
Nix da, ich setzte meinen Willen durch - gelingt mir ja auch selten genug - und durfte die Etüde spielen. Die hatte ich wirklich geübt, bis sie mir aus den Nasenlöchern wieder raus kam. Also durfte sich meine Lehrerin die Kopfhörer aufsetzen und ich spielte die Etüde. Wow, das klappte wirklich gut und der Mund meiner Lehrerin auch nach zwei Minuten wieder zu. :lol:
Hatte ich mir nicht so etwas schon gedacht? Meine Lehrerin wollte tatsächlich die dritte Etüde spielen, die mit den verflixten Achtelnoten. Als ich ihr mitteilte, daß ich noch gar keine Achtelnoten gespielt habe, meinte sie nur trocken: "Gut, dann führen wir die jetzt ein."
Ich verwies sie auf die vierte Etüde, die nur Viertelnoten und halbe Noten enthielt. Daraufhin schockte sie mich mit der Frage, wie ich mit den Hausaufgaben zurecht käme, ob ich damit über- oder unterfordert sei oder ob es gerade das richtige Maß sei. Ich antwortete ihr, daß es mit den Hausaufgaben eigentlich ginge, worauf sie sagte: "Okay, dann spielen wir beide Etüden und du kriegst beide auf." Das kriegt sie irgendwann wieder zurück!
Die dritte Etüde ist echt schwer. Sie wird im 2/4-Takt gespielt und durch die ganzen dazwischen liegenden Achtelnoten muß jeder Takt "Eins-und-zwei-und" gezählt werden. Und dann darf ich bei den Viertelnoten noch darauf achten, daß ich die bis zum Ende des Taktes halte.
Als Entspannung konnte man dann die vierte Etüde bezeichnen.
Allerdings habe ich mir jetzt auch mal die Etüde 5 angesehen. Die wird im 6/8-Takt gespielt und hat als zusätzliche Schwierigkeit noch ein Kreuz dabei. Das kann ja heiter werden. Aber bis dahin habe ich ja noch eine Woche Ruhe.

Jetzt bekam meine Lehrerin ihren Willen und ich durfte die Fingerübung spielen. Gegen Ende kam ich ins Stolpern. Allerdings wurde mein Forte-Spiel gelobt. Das hätte meiner Lehrerin beinahe die Ohren weggefetzt.
Die nächste Fingerübung stand an. Daumen der rechten Hand und kleiner Finger der linken Hand wieder auf das C gelegt und los ging es mit dem gemeinsamen Anschlagen folgender Finger: 5/1 - 4/2 - 3/3 - 2/4 - 3/3 und 4/2 - 3/3 - 2/4 - 1/5 - 2/4 (links vom Schrägstrich = jeweiliger Finger der linken Hand; rechts vom Schrägstrich = jeweiliger Finger der rechten Hand). Das ganze wie gehabt jeweils viermal. Allerdings kam jetzt noch eine Schwierigkeit dazu. Jedesmal, wenn ich die Übung einmal gespielt habe, machte ich vor der nächsten Einheit eine kleine Pause. Dann spielte ich die Übung zum zweiten Mal - Pause - dann zum dritten Mal - Pause - und dann zum vierten Mal. Jetzt sollte ich die Übung mit Tempo spielen, also in einem Rutsch durch, ohne zwischendurch eine Pause einzulegen. Das gelang beim ersten Mal schon recht gut.

Anschließend ging es an die H-Dur-Tonleiter. Und da vergriff ich mich doch zweimal, da ich beim Rückwärtsspiel nach dem Cis statt dem H das C anschlug. Das ist aber auch tückisch mit zwei weißen Tasten nebeneinander. Meine Fingerfertigkeit wurde allerdings gelobt und es wurde festgestellt, daß sie sich entwickeln würde. Wieso merkt man da eigentlich selber so wenig von?
Der totale Knüller ist allerdings die Fis-Dur-Tonleiter, die ich dann spielen durfte (Fis-Gis-Ais-H-Cis-Dis-Eis-Fis). Da verknotet man sich ja echt die Finger. Die rechte Hand fängt an mit dem Zeigefinger das Fis zu spielen. Dann spielt der Mittelfinger das Gis und der Ringfinger das Ais. Der Daumen greift um, um das H zu spielen, die übrigen Finger wandern mit, so daß der Zeigefinger das Cis und der Mittelfinger das Dis spielt. Erneut wird umgegriffen, und der Daumen spielt das Eis, während das Fis für den Zeigefinger übrig bleibt.
Mit der linken Hand sieht es nicht viel besser aus. Ringfinger Fis, Mittelfinger Gis, Zeigefinger Ais, Daumen H - umgreifen - Mittelfinger Cis, Zeigefinger Dis, Daumen Eis - umgreifen - Ringfinger Fis. Schauder! Diese Tonleiter wird men Untergang.

Dann durfte ich nach Hause fahren. Nein, kleiner Scherz! Allerdings konnten wir mangels Kopfhörer das Stück "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" nicht vierhändig spielen. Aber ich durfte es vorspielen und es ging doch besser als ich erwartet hatte.
"Sur le pont d'Avignon" war als nächstes an der Reihe. Nachdem ich die rechte und linke Hand einzeln vorgetragen hatte sollte ich das Stück zusammen spielen. Wie gut, daß ich das schon vorausgesehen und in der Woche vorher auch schon dementsprechend geübt hatte.
Das Vorspiel von "Summ, summ, summ" sollte ich allerdings gleich mit beiden Händen vortragen. Das war nun schon etwas kniffliger. Die linke Hand hat nicht viele Töne anzuschlagen, aber gerade die letzten vier Töne der letzten beiden Takte haben es in sich. Und das Stück geht über drei doppelte Notenzeilen und hat nur am Anfang für die rechte Hand die Information, mit welchem Finger die Note angeschlagen wird. Da muß ich wohl noch ein paar Fingerinfos über die Noten schreiben. Bis zur Mitte soll ich "Summ, summ, summ" allerdings üben. In der nächsten Stunde machen wir dann wohl das komplette Lied durch.

Außerdem habe ich ein neues Stück namens "Wechselspiel" aufbekommen (für Leute die mein Notenbuch, die "Europäische Klavierschule" von Fritz Emont ebenfalls haben, es ist im Band 1 das Stück Nummer 32 auf Seite 40). Und die letzten drei Takte sind wirklich total eklig. Da tauchen dann so Kombinationen wie Mittelfinger der einen und Ringfinger der anderen Hand auf. So etwas ist wirklich total mies!

Auf jeden Fall werde ich mein Übungspensum jetzt wohl erhöhen müssen, denn an schwierigeren Stücken muß man logischerweise auch länger üben, bevor sie sitzen. Aus diesem Grunde mache ich mich jetzt - es ist gerade 01:19 in der Nacht - auch an das Klavier und werde dort mindestens eine Stunde verweilen.

(Fortsetzung folgt)
 
Hallo David
Du hast recht klavierlehrer können wahnsinnig fies und gemein sein! *g*
Aber ich muss dir leider sagen es gibt auch eine F-Dur-Tonleiter. Die hat dann ein b. Ich hoff du verkraftest diesen schock. Und viel spass noch beim üben

Liebe grüße
Dmi
 

Zitat von dmi:
Hallo David
Du hast recht klavierlehrer können wahnsinnig fies und gemein sein! *g*
Aber ich muss dir leider sagen es gibt auch eine F-Dur-Tonleiter. Die hat dann ein b. Ich hoff du verkraftest diesen schock. Und viel spass noch beim üben

Liebe grüße
Dmi

Hallo Dmi! (Coller Nick. "Deutsche Mark international" oder was bedeutet die Abkürzung? "Dur-Moll-Interpret"?

Ähm, tja, also, wir haben jetzt die gesamte Dur-Tonleiter durch, da kommt nix mehr. Beim nächsten Mal fangen wir mit Moll an. Wo soll denn die F-Dur-Tonleiter noch herkommen? Ist die auch im Zuge der Rechtschreibreform entstanden? Werde ich etwa noch nach einem veralteten Notensystem unterrichtet?
Blöde Regierung, warum müssen die überall rumpfuschen? :(

Dave
 
Hi David
Du hattest bis jetzt die Dur-Tonarten mit Kreuzen. Es gibt aber auch noch welche mit "bes" (Schreibt man so die Mehrzahl von b? :) ) Dazu gehört unter anderem auch die F-Dur Tonleiter. Diese könntest du vielleicht schon bei deiner nächsten Stunde kennenlernen, denn diese hat nur ein b. :-D

MfG,
Mirko
 
@ Mirko und Dmi :
Nehmt doch nicht Daves Lehrerin die ganzue Arbeit vorweg, sonst ist die am Ende noch beleidigt und läßt Ihn hängen, so nach dem Motto : "Dann frag doch lieber Deine Forums-Freunde, wenn die alles besser wissen !" :evil:

Gruß Tönchen :)
 
... Tönchen, Du scheinst recht zu haben - oder weshalb sollte uns Dave, jetzt wo er uns angefüttert hat, so schmählich sitzen lassen?
Ich habe das Tagebuch gelesen und mitgelitten... jetzt nach "mehr davon!" zu verlangen hat etwas Sadistisches, ich geb's ja zu... aber der Zahn tropft.
 

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