Ganz so einfach sollte man es sich nicht machen. Auch der Komponist hat es sich nicht einfach gemacht. Der wollte was Bestimmtes. Natürlich kann man sagen: interessiert mich nicht, was der Komponist wollte, ich nehme seine Vorlage als Material, das ich irgendwie weiter verarbeite. Ok. Wenn man aber sagt, ich spiele Beethoven, op. 27 Nr. 2, dann sollte man auch heraus zu finden versuchen, worum es sich handelt und wie man dem Stück gerecht werden kann. Über den Vortrag von Schiff bin ich zum Sonatenbuch von Edwin Fischer gekommen. Der schreibt:
"In Wien war es, wo man mir ein Manuskript von Beethoven zeigte, das einige Zeilen aus Mozarts 'Don Juan' in der unzweifelhaften Handschrift Beethovens enthielt, und zwar die Stelle, nachdem Don Juan den Komtur umgebracht hat. Beethoven hat darunter die Stelle nach cis-moll transponiert, und jeder wird die Ähnlichkeit mit op. 27 Nr. 2 erkennen, besonders das Nachspiel ist notengetreu die Mozartsche Musik."
Es handelt sich also um eine Totenklage. Und die ist ernst, getragen, aber mit festem Schritt und keinesfalls zu langsam vorzutragen, wie Beethoven ja durch das Alla-Breve-Zeichen klar macht. Mondschein-Romantik mit verschlepptem Tempo passt hier gar nicht.