Anstatt die Gefühle seiner (ehemaligen) Schüler endlich einmal ernst zu nehmen, die sich in immerhin 55 Situationen (geschweige von den anderen 10 Fällen und dem Besitz von Jugendpornografie) missbraucht fühlen und fühlten (und wir wissen alle, dass diese Zahl nur ein Minimum sein kann, da es für Kinder und Jugendliche sehr schwer sein muss, unter den Augen der Öffentlichkeit auszusagen und viele diesen Schritt nicht machen werden und können - !), entschuldigt er, dementiert und benutzt das von vielen Pädophilen verwendete, so dermaßen widerliche und brutale Argument, der Schüler habe es so gewollt.
Liebe chiarina, in deinem von Empathie im besten Sinne geprägten Beitrag kann man jeden Satz vorbehaltlos unterschreiben. Gerade ein von einer künstlerischen Mission erfüllter Mensch, den es zur musikalischen Äußerung und der Vermittlung von Inhalten drängt, darf niemals vergessen, dass er es als MENSCH mit MENSCHEN zu tun hat. Es gibt Grenzen, die einfach nicht überschritten werden dürfen, wenn man sich nicht gerade für die Unmenschlichkeit entscheiden möchte. Ich vermute aber, dass Wei Tsin Fu diese wortreichen Argumentationsversuche mit seinem Rechtsbeistand so abgestimmt hat. Vielfach kaum zu ertragende Vorstellung, aber eine Tatsache: Der Verteidiger übernimmt selbst bei schwersten Verbrechen und bei klar erwiesener Schuld kraft seiner Position die Aufgabe, für den Angeklagten (hier sein Mandant) noch das günstigste Strafmaß auszuhandeln. Nach einigen Jahren im ehrenamtlichen Richteramt an einem Landgericht habe ich dieses Prozedere immer wieder aus der Nähe beobachtet. Besonders erschütternd ist neben den fünfundfünfzig Anklagepunkten ein nur schwer nachweisbares "plus X", da weitere Vorfälle hinter verschlossenen Türen nicht auszuschließen sind (Dunkelziffer).
Er stilisiert sich als Unschuldslamm und fragt sich offensichtlich in keinster Weise, warum denn so viele Schüler sich missbraucht fühlen. Er spricht ihnen erneut ihre Wahrnehmung ab und das muss sehr schlimm sein für die Opfer! Von tiefer Betroffenheit, Entsetzen, Schuldgefühlen, Selbstzweifeln, Trauer etc. ist bei Wei Tsin Fu nichts zu spüren! All das spricht für seine entsetzliche Schuld, mehr als alle Berichte es vermögen. So wie er reagieren leider viele Pädophile und ich hoffe sehr, dass die Opfer bei ihrer Wahrnehmung und ihren Gefühlen bleiben und nicht wanken!
Besitzt Wei Tsin Fu ein höchstgradig egozentriertes Weltbild - womöglich in pathologischer Dimension? "Ein Eremit, der zu seiner Aufgabe ja sagt", heißt es so ziemlich wörtlich auf der nun schon öfters zitierten IBA-Homepage im Sinne einer verkürzten Selbstcharakterisierung. "Eremit"? Einer, der sich aus dem Dialog mit anderen zurückgezogen hat, weil er als Entdecker vieler Naturgesetze sowieso alle Erkenntnis dieser Welt besitzt und sich deshalb mit einem Gegenüber nicht beschäftigen braucht? Ja sagen zu "seiner Aufgabe"? Wer weiß, dass er immer recht hat, darf selbstredend alles? Muss keine Grenzen, keine Reviere, keine Tabus, keine Gesetze mehr respektieren? Parallelen zu anderen Aspekten seines Wirkens fallen auf: Zumindest fragwürdige Grenzüberschreitungen bei der Selbstdarstellung ("Erfolge", "Rekorde", "Wunder", "Spitzenleistungen", die es so gar nicht gibt), überdimensionierte Projekte, die im wirtschaftlichen Fiasko enden ("Blaue Brücke") - und nun auch noch traumatisierende Übergriffe auf die Intimsphäre junger Menschen, die sich obendrein noch am wenigsten wehren können. Da tun sich seelische Abgründe auf - und das in einem auf Harmonie und Wohlklang ausgerichteten künstlerischen Berufszweig, wo man DAS wohl kaum vermutet hätte.
Zum anderen finde ich es unbedingt notwendig, den Opfern den Rücken zu stärken, denn sie müssen erneut alles ertragen und sich zur Wehr setzen! Falls das also hier jemand von ihnen/euch liest, hoffe ich sehr, dass unser tiefes Mitgefühl und absolute Solidarität deutlich wird (...)
Wo man sich in Berufsverbänden zusammenfindet und mit Fachkollegen kommuniziert, dürfte man inzwischen nachhaltiger für solche Schattenseiten unserer Branche sensibilisiert sein, als dies in früheren Zeiten noch der Fall war. Nach mehreren entsprechenden Vorfällen dieser Art haben Berufsverbände einen Ehrenkodex für ihre Mitglieder erstellt, die sich von entsprechenden "Kollegen" bei erwiesener Schuld selbstredend aufs Entschiedenste distanzieren. Auf die Dauer bekommen diese normalerweise kein Bein mehr auf die Erde - und auch in unseren Haftanstalten haben Sexualstraftäter nichts zu lachen, wie Insider in Kenntnis interner "Knast-Hierarchien" wissen.
Wenn ich als Klavierlehrerin den Oberschenkel eines Schülers anfasse, muss ich mir bewusst sein, dass das eine intime Zone ist und ihre Berührung mindestens unangenehm sein kann (warum überhaupt Oberschenkel und nicht Arme und Hände, wie ich es mache, immer aber in Rückversicherung?!).
Angesichts langjähriger Berufspraxis an den Tasten frage ich mich allerdings, ob es überhaupt irgendwelche didaktischen Ziele, Fragestellungen und Ausbildungsaspekte gibt, die körperliche Berührungen im Intimbereich oder an anderen Körperteilen, wo unangenehme Empfindungen aufkommen könnten, überhaupt erforderlich machen. Belastende Muskelverspannungen, nervliche Missempfindungen oder ähnliches, was den Spielfluss behindern könnte und was man durch körperliche Berührungen in diesen Körperregionen beseitigen würde, vermag ich mir einfach beim besten Willen nicht vorzustellen. Nicht wenige Menschen empfinden generell direkten Körperkontakt (auch in "unverdächtiger" Weise an Schultern, Armen und Händen) als Übergriff auf die eigene Privatsphäre und damit als unangenehm. Da ist eine zusätzliche plausible Erklärung der Lehrkraft zur unbedingten Notwendigkeit bei der Durchführung der pianistisch-musikalischen Schulung sicherlich niemals verkehrt - und sei es zur Eigensicherung, denn der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs oder der sexuellen Belästigung kann auch unbescholtene Erzieher und Pädagogen treffen (diesen Fall gab es ebenfalls). Abschließend möchte ich betonen: Auch wenn stets zunächst die Unschuldsvermutung zu gelten hat, vermag ich mir Wei Tsin Fu angesichts der oben genannten Aspekte nicht als Opfer vorzustellen, zumal die hohe Zahl der Tatvorwürfe ein beinahe gewohnheitsmäßiges bewusstes Handeln erwarten lässt - und das auf einem gesellschaftlich geächteten Terrain.