Leichen im Keller

  • Ersteller des Themas Alter Tastendrücker
  • Erstellungsdatum

Mir fällt noch eine Leiche im Keller ein - Schuberts Wanderer-Fantasie. Mein erster Lehrer in Philly wollte, dass ich die lerne. Ich habe mich 3 Tage beschäftigt und dann inständig darum gebeten, etwas anderes zu machen.

Was gefällt Dir an der Wandererfantasie denn so sehr nicht, dass Du sogar den Lernauftrag "zurückgegeben" hast? :-)


Ich kann mit dem Stück so gar nichts anfangen. Obwohl ich Schubert wirklich mag - die andere C-Dur-Fantasie (die mit der Geigenbegleitung :lol:) spiele ich unheimlich gerne.
Nen Geiger, der mich da freiwillig begleitet :drink:, habe ich immer noch nicht gefunden...die denken immer an die drei "Sonatinen" und wollen dann nicht und wollen lieber gleich so Regenlieder... :konfus:
 
Ich möchte alle hier Mal fragen, welche Stück so so als Leichen im Keller vor sich hinmodern.

Seit zwei Jahren betrifft es Szymanowskis erstes Präludium. Im Herbst 2019 hatte ich es hervorgeholt (und die ein oder andere Frage ans Forum gestellt), aber dann irgendwann wieder weggelegt.

Angefangen habe ich damit Ende 2015 alleine, denn mein Ex-KL hätte niemals ein Stück mit mir erarbeitet, das meine Fähigkeiten (weit) übersteigt. Im Herbst 2016 hat er mir aber erlaubt es ihm vorzuspielen und mir Tipps gegeben. An diesem Tag ist allerdings etwas passiert das dazu geführt hat, dass ich das Präludium bis Herbst 2019 nicht mehr angefasst habe.


Ich wollte es mit der Hilfe meiner KL auf ein vorspielbares Niveau bringen, daher haben wir Anfang Dezember damit begonnen. Aber ich werde alleine weitermachen (müssen) weil ich mich - nach einigem Ringen mit mir - zur Beendigung des Unterrichts bei ihr entschlossen habe.
 
Was gefällt Dir an der Wandererfantasie denn so sehr nicht, dass Du sogar den Lernauftrag "zurückgegeben" hast? :-)
Das kann ich nur schwer an konkreten Punkten festmachen. Meiner Meinung nach hat Schubert seine besten Momente nicht in strengen Formen - und trotz des irreführenden Titels ist diese "Fantasie" eines der am stärksten durchorganisierten Werke, die er komponiert hat. Dazu kommt, dass sich das Werk über weite Strecken anfühlt wie der Klavierauszug einer Sinfonie und die Idee des Werkes mit rein pianistischen Mitteln kaum adäquat darstellbar ist. Ich kann durchaus vieles an der Fantasie bewundern, aber es reizt mich wenig, sie selbst aufzuführen.

Nen Geiger, der mich da freiwillig begleitet :drink:, habe ich immer noch nicht gefunden...die denken immer an die drei "Sonatinen" und wollen dann nicht und wollen lieber gleich so Regenlieder...
Das könnte daran liegen, dass die Fantasie zum Schwierigsten gehört, was für diese Duo-Besetzung komponiert wurde. Zwischen den drei Sonatinen (oder auch der Regenlied-Sonate) und dieser Fantasie liegen tatsächlich Welten. Selbst die dritte Brahms-Sonate oder die bekannt schwierigen A-Dur-Sonaten von Franck und Fauré halte ich in fast jeder Hinsicht für unproblematischer.

Für fast alle Amateur-Geiger wird die Schubert-Fantasie weit außerhalb der eigenen Reichweite liegen.

EDIT: Für fast alle Amateur-Pianisten übrigens auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachdem diese Thread-Leiche exhumiert wurde: Pianistisch ist praktisch alles, mit dem ich mich in den letzten fast 60 Jahren beschäftigt habe, in der Gruft. Vielleicht werde ich das eine andere während meines Notendigitalisierungprojektes beatmen. Ob die Wiederbelebungen erfolgreich sein werden? :denken::lol:
 
Das mit dem Klavierauszug kann ich gut nachvollziehen, das stimmt. Selbst die Oktavstelle (im 1. Satz, to be sure) klingt nicht wirklich.

Zum Glück hat Liszt das zugrundeliegende Klavierkonzert wiederentdeckt. :-D

Die andere Fantasie (D 934) habe ich jetzt mal ganz durchgeblättert... Stimmt, die liegt nicht nur permanent hoch, sondern hat besonders im langsamen Satz nur Halsbrüche (da denke ich auch an trockene Blumen)... okay, da kann ich den bislang einzigen Teufelsgeiger, den ich je hatte, jetzt gut verstehen, dass er mich da nicht begleiten wollte:blume:.

Die begleiteten Brahms-Sonaten und das H-Dur-Trio (späte Fassung) sind meine Leichen im Keller. Neulich noch versuchte ich, die off-beat Stelle im Scherzo der f-Moll-Sonate zu reanimieren. Geht jetzt besser, aber rockt noch nicht :-|
 
Zuletzt bearbeitet:

Zurück
Top Bottom