Leichen im Keller

  • Ersteller des Themas Alter Tastendrücker
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Ich habe und hatte eine Leiche im Keller:


View: https://www.youtube.com/watch?v=hXka5v1PkpI


Seinerzeit hatte ich zur Aufnahmeprüfung versucht, ein in sich konsistentes Programm zu spielen und hatte somit Spätwerke mit Contrapuncti 1+9 aus der Kunst der Fuge, Beethoven Op. 110 und eben jenen Scriabin zwei Monate vor der Prüfung auf den Antrag geschrieben (und Chopin Op.25#10 als Virtuosenstück).

Ich hab's nie fertig bekommen, irgendwas sträubte sich, Sicherheit zu gewinnen und tatsächlich eine akzeptable Interpretation zu liefern. Das ist bis heute so. Ich liebe das Stück, aber immer, wenn es daran geht, tatsächlich etwas draus zu machen, setzt wieder diese Blockade ein.

Sie haben es dann gottseidank in der Prüfung nicht abgerufen, sonst wäre das ein Fiasko geworden.

Ich glaube, ich setze mich nachher nochmal dran...


Dieses Stück ist furchtbar knifflig... Habe es auch geübt und ziemlich mittelprächtig aufgeführt :-D. Und trotz einem Jahr Klavierstudium: ich würde es nicht wieder auf einem Konzert spielen wollen.
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Statt Leiche im Keller würde ich mit Marlene Dietrich singen: ich hab noch einen Koffer bei Schumann.
 
ch bin in der Hinsicht ein Massenmörder...

Das bin ich auch und zwar ein ganz, ganz übler :-D
Gründe gibt es da unterschiedliche...

Manche Stücke wurden aus Zeitmangel weggelegt, weil andere wichtiger waren.

Manche Stücke habe ich weglegen müssen, weil mein Daumen nicht mitgemacht hat z. B. diese eine Scarlatti-Sonate, die ich soooooooooooooooooooo toll finde :-( Lustigerweise hat das dann wiederum dazu geführt, dass ich an allen anderen Scarlatti-Sonaten das Interesse verloren habe... Aber eines Tages steht auch der wieder auf meiner Liste.

Manche Stücke habe ich weglegen müssen, weil meine Hände einfach zu klein sind und das weitere üben zu Problemen führen könnte wie z. B. ein wunderschönes Prelude von Vierne.

Manche Stücke nach ganz klassischer Art, weil sie einfach noch viel zu schwer waren... Damals vor einigen Jahren wollte ich unbedingt mit einem befreundeten Bratscher das erste Stück der Notturno von Beethoven spielen... 3 Seiten... müssten doch zu schaffen sein... Nix da. Vor 3-4 Monaten hab ich sie wieder herausgeholt und mit meinem Freund angespielt... jetzt klappt das erste deutlich besser, aber ich muss daran noch üben, sollten wir die jemals vorspielen wollen.

Ein paar habe ich aber auch weggelegt, weil mein KL von denen nicht begeistert war und etwas abfällig drüber geredet hat... Das macht er eigentlich sehr selten... aber bei den Volkstänzen von Lutoslawski und dem Intermezzo von Arthur Lourie war das der Fall...
Das hat dann tatsächlich dazu geführt, dass ich die Stücke erstmal weggelegt habe. Aber eines Tages will ich die beiden wieder herauskramen, denn mir gefallen die sehr gut :-D

Dann gibt es noch die Stücke, die sich mir einfach nicht erschlossen haben bzw. ich sie toll finde aber beim selber spielen keinen Zugang gefunden habe. Das war z. B. Mozart KV 283. Diese Sonate will ich aber ab Okt noch mal in Angriff nehmen. Vielleicht hat sich ja etwas geändert.

Und das war jetzt nur eine kleine Auswahl...

Wie ich damit umgehe?
Abwarten und Tee trinken...
und auf bessere Zeiten warten :-D

Tolles Thema übrigens.:blume:
 
Wie ist es mit anderen Stücken des späten Scriabin oder überhaupt die Neuere Musik?

Scriabin ist meine große Liebe und davon ohne Einschränkung auch die späten Werke. Allerdings habe ich noch kein einziges größeres Werk gespielt, auch von den frühen Sachen nicht. Ich arbeite gerade an Op. 11, aber das sind letztendlich Miniaturen, an die man sich herantasten kann.

Bei Scriabin macht mir der 5. Finger links ziemliche Probleme. Durch eine Verletzung in der Kindheit hat sich die Sehne verkürzt, der Finger läßt sich nicht mehr vollständig strecken und die Fingerkuppe ist sichbar kleiner als an der rechten Hand. Mit der linken Hand schwarze Tasten mit dem 5. Finger zu treffen ist ungleich schwerer als rechts. Und die weiten Sprünge in vielen seiner Werke, z.B. Etüden Op. 42 sind einfach grausam schwer und in der linken Hand für mich noch einmal eine Etage schwerer als vergleichbare Figuren rechts.

Ich habe nie wirklich viel Neue Musik gespielt, u.a. weil mich nur wenige bis gar keine Werke des 20. Jahrhunderts außerhalb der Neoromantik wirklich musikalisch gereizt haben. Bei Prokofiev war Schluß, dessen 8. Sonate habe ich gespielt.

Mittlerweile finde ich Ligeti schon recht reizvoll, Rzewski ebenfalls, aber habe mich noch an keine Werke dieser Komponisten herangetraut.

Dieses Stück ist furchtbar knifflig... Habe es auch geübt und ziemlich mittelprächtig aufgeführt :-D. Und trotz einem Jahr Klavierstudium: ich würde es nicht wieder auf einem Konzert spielen wollen.
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Ich habe es mir jtzt auch noch einmal angeschaut - und bin zum Ergebnis gekommen, dass ich geistig völlig umnachtet gewesen sein muß, als ich das für die Aufnahmeprüfung angab. Es ist so eines dieser Stücke, die eigentlich leicht daherkommen, klare Stimmführung, nachvollziehbare Struktur und überschaubar wandelnde Harmonik.

Was hier jedoch verlangt wird, die Leichtigkeit, Präzision, elegante Akkorde links, Dynamik rechts wie notiert - das erfordert einen Meisterpianisten der Klasse Soforonitski, Zhukov, Horowitz.

Ich habe das jetzt endgültig für mich abgehakt, das wird nie was werden.
 
Eigentlich gibt's beim späten Scriabin etliche Stücke, die nicht besonders schwer sind! Allerdings muss man die Leseschwierigkeiten überwinden, die riesigen Akkorde der linken geschickt arpeggieren (Scriabin selbst hatte keine besonders großen Hände) und vor allem die Kunst des Pedalisierung auf hohem Niveau beherrschen!
Ein größeres wunderschönes Stück, welches etwas leichter als die Sonaten spielbar ist, ist das Poèm-Nocturne op. 61!
 
@Alter Tastendrücker

Ich greif das Thema heut mal wieder auf, weil ich gerade Probleme mit den Arpeggien über mehrere Oktaven habe. Irgendwie griege ich jedesmal, wenn ich länger an Arpeggien übe, Probleme mit meinen beiden Daumen. Bei Tonleiterunter- und übersetzer hab ich damit nie Probleme aber sobald die Distanz des Über/untergreifens größer wird, wirds schmerzhaft. Jetzt hab ich heute die Bewegung nochmal langsam "angeschaut", aber mir fällt da nichts "fehlerhaft/verkrampftes" auf und als ich das letztes Jahr mal mit meinem KL besprochen hatte (allerdings war das damals nur ein ganz kurzes Arpeggio rechts) ist ihm auch nichts aufgefallen. Ich will meine Daumen allerdings auch nicht unnötig reizen oder schlimmeres... deswegen bin ich ziemlich unsicher. Weiter üben und hoffen, dass es mit der Zeit besser wird? Alle Stücke mit Arpeggien streichen? Oder gibts irgendwelche speziellen Übungen/Bewegungen, wie man das verbessern kann?

Das hat sich leider nie verbessert... Ich umgehe das Problem, indem ich bei größeren über- oder Untersetzern nicht über oder untersetze sondern lieber springe... Das ist dann meist umständlicher und unsicherer aber wenn ich es gut geübt habe, dann geht das recht gut. Stücke mit vielen arpeggienläufen wie die oben genannte Scarlatti-Sonate meide ich allerdings. Offenbar sind solche Stücke also Dauertote in meinem Keller:dizzy::angst::blöd::-D
 
Das hat sich leider nie verbessert... Ich umgehe das Problem, indem ich bei größeren über- oder Untersetzern nicht über oder untersetze sondern lieber springe... Das ist dann meist umständlicher und unsicherer aber wenn ich es gut geübt habe, dann geht das recht gut. Stücke mit vielen arpeggienläufen wie die oben genannte Scarlatti-Sonate meide ich allerdings. Offenbar sind solche Stücke also Dauertote in meinem Keller:dizzy::angst::blöd::-D

Liebe HappyKlene,

kann es sein, dass du bei Arpeggien angestrengt versuchst, alles perfekt zu binden? Das muss man nämlich nicht. :)

Liebe Grüße und viel Spaß am Wochenende - leider kann ich nicht! :(

chiarina
 
@chiarina

Nein, ich glaube nicht... Es liegt mit großer Wahrscheinlichkeit an der Anatomie meiner Daumengelenke... Ich habe damals mehrere KLs drüber schauen lassen und war bei Physiotherapeuten etc...

Schade, dass du nicht kannst! Wünsche dir auch ein schönes Wochenende!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es liegt mit großer Wahrscheinlichkeit an der Anatomie meiner Daumengelenke.

Ehrlich gesagt: Mich würde das wundern. Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber ich glaube, dass es eine Frage der Technik ist, Arpeggien und Tonleitern richtig zu spielen. Der Daumen ist nun einmal komplett anders konzipiert als die restlichen 4 Finger und muß daher auch im Klavierspiel anders behandelt und trainiert werden.

Einer der besten Hinweise in dieser Richtung gibt György Sándor in seinem Buch "On Piano Playing", wo er die Rolle des Daumens genau beschreibt und als Einleitung sofort darauf hinweist, dass einer der Kardinalfehler das Einknicken des Daumens unter die Hand sei. Damit nimmt man dem Daumen die Möglichkeit, sich vertikal zu bewegen. Vielmehr solle man die Position der gesamten Hand ändern, so dass der Daumen sich frei bewegen kann. Das kann man einfach dadurch erreichen, dass man den Ellenbogen nach außen schiebt, wenn man einen Daumenuntersatz macht.

Sándor geht grundsätzlich davon aus, dass man für jede Passage am Klavier eine geeignete Körperhaltung findet und auch die Bewegung von einer zur nächsten auf Basis der anatomischen Gegebenheiten erfolgen muß.

Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.
 

Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber ich glaube, dass es eine Frage der Technik ist, Arpeggien und Tonleitern richtig zu spielen. Der Daumen ist nun einmal komplett anders konzipiert als die restlichen 4 Finger

Eine der ersten und einfachsten Übungen für den Daumen in Passagen ist:
Hand (hier die rechte) in Spielhaltung entspannt auf den Tisch legen. Die Finger 2 bis 5 auf der Tischplatte sanft nach links gleiten lassen, nicht drehen, der Arm geht mit. Der Daumen rollt dabei leicht ab und gleitet unter die Hand. Zurück in die Ausgangsposition.
 
Letztes Jahr habe ich "Die Wut über den verlorenen Groschen" in den Keller gebracht.

Dazu habe ich eine Frage:

Kann jemand den Schwierigkeitsgrad dieses Stücks einschätzen? Es war immer ein ferner Wunsch von mir, das mal zu spielen. Als ich es mir aber aufmerksam angehört habe, habe ich diesen Wunsch mangels Fähigkeiten begraben. Jetzt bin ich daran erinnert worden.

Inzwischen habe ich gelernt, dass nicht alles so schwer ist, wie es aussieht (manches jedoch auch nicht so leicht, wie es vielleicht aussehen mag).

Das Stück ist Henle Schwierigkeitsgrad 7. Das ist mein derzeitiges Prélude von Debussy aus der Suite Bergamasque auch. An dem habe ich gut zu tun, es ist aber nicht zu schwer.

Ich hatte auch mal ein Stück mit Henle Schwierigkeitsgrad 6 (Scriabin Prélude op. 11Nr. 6). Da hatte ich auch gut zu tun, es war aber zu schaffen.

Was meint Ihr, würde ich mich damit übernehmen, oder ist es einen Versuch wert?
 
Kann jemand den Schwierigkeitsgrad dieses Stücks einschätzen? Es

Das ist schwierig!
Wenn Du es wirklich schnell mit starkem Rhythmus und großer Dynamik spielrn willst, dann ist es schon ziemlich anspruchsvoll.
Es hängt aber auch davon ab, was Du gut kannst: wenn Dir die klassische Technik (Tonleitern, Dreiklangsbrechungen, ...) auf weissen Tasten leicht fällt, dann wirst Du weniger Ärger haben.
Außerdem gehört es zu den unangenehmen Stücken, die am Anfang relativ leicht zu lesen sind und dann viel Arbeit machen (Frustrationstoleranz ist gefragt)!
 
Kommt sehr aufs Tempo an. Ich hab es nur vom Blatt gelesen - in gescheitem Tempo sieht es mir aus wie ein Kopf- oder Schlusssatz einer frühen, anspruchsvollen Sonate (2,3 z.B.).
 
Das hier
 
Aber vielleicht ist "das hier" ja auch einfach eine von op. 129 unabhängige Leiche im Keller, siehe Threadtitel? ;-)
 

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