bist Du denn zufrieden damit, ein Stück nur teilweise zu spielen? Wäre nicht der "Mittelteil" extrem lohnend, jetzt in Angriff genommen zu werden?
Es kommt auf das Stück an, von manchen spiele ich nur Auszüge, andere ganz. Den Mittelteil habe ich ausgelassen, weil ich ihn als nicht so reizvoll empfand, was ich beim ersten und letzten Drittel keineswegs sagen kann. Nun - für das komplette Stück gibt es ja viele Pianisten, die den "vollen Genuß" vemitteln - an die kann man sich dann halten.
Hee Dreiklang, ..... @ Schwarzer Punkt 1: (...)
Ja, es gibt kleine Veränderungen (die das Stück aber eher schwerer als leichter machen)... man könnte sagen, ich habe die schöne Dame Campanella um ein paar Kilo schlanker gemacht (gekürzt), vielleicht die Wimperntusche nachgezogen, und anstatt eines schwarzen Federhutes, ihr einen weißen mit schwarzem Band aufgesetzt. Aber es ist nach wie vor die wunderschöne, faszinierende Dame, wie Liszt sie geschaffen hat. Wenn ich sehr lange an Stücken arbeite, bleibt es manchmal nicht aus, daß ich mich im Laufe der Zeit hier und da kompositorisch betätige und Kleinigkeiten abändere, die ich dann so noch etwas schöner finde.
Was die interessante Reise anbelangt, da geht es um solche Dinge wie: wie langsam muß ich anfangen, damit ich noch sauber spiele, wie entwickelt sich der Spielapparat in seinen Bewegungen, während er etwas einlernt (das kann ich beobachten und mitverfolgen), wie schnell geht das ganze, welche Dinge sind eventuell notwendig, bei denen man den Grips einschalten muß, und nicht zuletzt: wie wird es sich
anfühlen, wenn man etwas dann im Tempo aus den Fingern und den Händen spielen kann, im Vergleich zum Anfang... und das alles zusammen ist sehr spannend. Zuweilen stößt man auch auf überraschende musikalisch-gestalterische Probleme, die es zu lösen gilt, spätestens dann, wenn einem gewahrwird: wieso klingt mein Spiel eigentlich längst nicht so gut wie das von Pianist XY? Was macht der anders, bzw. was mache ich falsch? Auch das kann sehr interessant sein...
Alles in allem ist es also so etwas wie eine interessante Reise in ein unbekanntes Land.
Und was technische Herausforderungen angeht: es gibt m.E. zwei Klassen davon. Bei der einen (der gemeinhin üblichen) haben das Spiel und die Hand Führung durch die Klaviatur, die Finger selbst oder die Augen, und allenfalls einfache Versetzungen treten auf. Bei der zweiten Klasse, geht das nicht mehr, weil mindestens eine Hand blind sehr schnell und präzise springen/positionieren muß (das ist z.B. dann der Fall, wenn beide Hände sehr schnell weit auseinander springen müssen - beide Hände kann man einfach nicht mehr gleichzeitig im Auge behalten, es ist anatomisch unmöglich). Wenn es noch eine dritte Klasse geben sollte - damit könntest Du mich dann wieder neugierig machen ;)
Wenn das tatsächlich so lange dauert, würde ich mir ja doch mal ein paar Gedanken darüber machen [...] klappen wird es trotzdem nicht. Da gehe ich jede Wette ein.
Lieber Mick, wette lieber nicht mit mir ;) Ich bin der Leibhaftige, und mit dem zu wetten, ist schon böse ausgegangen ;)
Außerdem, wozu habe ich denn die systematischen Übemethoden, die ich benutze, etabliert und entwickelt? Damit genau so etwas ("30 Jahre lang irgendwo dran herumüben") eben nicht vorkommt.
Und eben so etwas auch nicht: "ich kann sie im Tempo spielen, allerdings klappen nur 8 von 10 Versuchen (grob geschätzt)". Ich hab' mich an Deine Stelle im Op. 109 mal ein wenig drangesetzt. Ich gebe rolf vollkommen Recht: darin ist nichts zu finden, das den Fingern oder Händen großes Kopfzerbrechen machen müßte (das ist "Hausmannskost", wie ich sowas gern nenne, weder schlimme Sprünge, noch fieses schnelles Akkordwerk, usw.). Die Stelle lief bei mir in kurzer Zeit in der Geschwindigkeit hoch (bis es mir dann zu langweilig wurde, weil da keine größeren Schwierigkeiten oder bösen Überraschungen mehr zu erwarten sind).
Ich hab' gelesen, Du kriegst sie jetzt hin - das freut mich ehrlich, Glückwunsch!
Ein Tipp von mir: wichtig ist, in so einem Fall, wenn etwas, das "eigentlich" gehen sollte, nicht klappt, daß man sich fragt, woran das gelegen hat. Ich tue das immer! Und es sind sehr oft immer die gleichen, "üblichen Verdächtigen", die ich identifiziere.
Ich kenne sie sehr gut - und trotzdem falle ich auch ab und zu mal auf sie rein. Und wer weiß, wem es noch so geht... es ist also keine Schande (und beim nächstenmal versucht man, es besser zu machen).
Ansonsten, Dir übrigens von Herzen viel Glück und auch Erfolg auf Deinem weiteren Weg! ;)
Viele Grüße
Chris