Heute war ich in einem Klavierabend mit Yefim Bronfman, und er hat vorzüglich gespielt! Das Programm war:
Barok, Suite op. 14
Schumann, Humoreske
Debussy, Suite Bergamasque
Stravinsky, Petrushka.
Zugabe: Arabeske von Schumann
Das erste Wort was mir in den Sinn kam, was "unprätentiös". Sein Spiel wirkt vollkommen natürlich, nichts ist aufgesetzt, keine absichtlich extremen Tempi. Alles wirkt sehr durchdacht, alles ist verständlich, durchsichtig und die Musik selbst spricht. Wunderbar unterschiedliche Charaktere und Klangfarben. Kein merkwürdiges Herumhampeln oder antrainierte Verbeugungen.
Es kam mir gar "unrussisch" vor, oder auch "vorzüglich russisch", wenn man es von der positiven Seite betrachtet - Bronfman hat nie aufs Klavier eingeschlagen, sondern eher überwiegend ein wunderbares Piano gespielt. Claire de lune habe ich noch nie so zart und mondscheinhaft gehört. In Petrushka zeigte er aber, dass er wirklich sehr laut und sehr schnell spielen kann, dabei trotzdem noch durchsichtig!
In der ersten Hälfte des Konzertes habe ich Mordgelüste entwickelt, denn ich komme hier auf einen traurigen Rekord: Ein und dasselbe Handy hat nicht weniger als 10 - zehn - z e h n mal geklingelt. Es war zwar "nur" ein (längerer) SMS-Ton, aber ich finde es trotzdem so unmöglich, dass mir dafür keine Worte einfallen, die stark genug sind. Wenn man nicht weiß wie man sein Handy bedient, fragt man spätestens beim zweiten (!) Mal den Nachbarn oder verlässt den Saal. Ich bin meistens ein friedliebender Mensch, aber in solchen Momenten darf man froh sein, dass Blicke nicht töten können. Sagen wir mal - ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen eine gute halbe Stunde lang abgrundtief geschämt haben und wie auf glühenden Kohlen dem nächsten Störklingeln entgegengefürchtet haben...
In der Pause ging ich zu einem Verantwortlichen der Veranstaltung und erwirkte, dass man vor der 2. Hälfte um das Ausschalten der Handys bat - was auch geschah und spontanen Applaus zur Folge hatte. Auf dem Rückweg zur 2. Hälfte hatte ich zufällig hinter mir die Worte aufgeschnappt "Jetzt wissen wir endlich, wie das Ding ausgeht". Respekt an Bronfman, dass er nicht aufgestanden und gegangen ist. Vielleicht war er aber auch weit genug weg um sich nicht allzu sehr dran zu stören.