Konzert der Orgelklasse

  • Ersteller des Themas devasya
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Ja, so übel läuft das doch nicht.
An einigen Stellen fände ich mehr rhythmische Freiheit gut, an anderen ist es zuviel Freiheit. Das, was hier unrhythmisch ist, wirkt eher nicht wie geplante Agogik. Die Achtel schleppen teilweise und die Viertel eilen, z.B. bei der Wiederkehr des Anfangs. Ansonsten hält sich die Fehlerquote doch im Rahmen. Ich würde keine Zungen und Mixturen mischen, nicht für diese Zeit. Und die Triller: Du darfst halt nicht an einen Triller und an Deine Finger denken, dann blockiert es.
 
Hallo Deva, du schreibst: "Die zeitlichen Verzögerungen, die ihr hört, sind zB. typisch (!) für mich, wenn ich Leuten vorspielen muss, weil ich aus Angst, die Tasten nicht sicher (und richtig) zu treffen, im Kopf doppelt „nachkontrollieren“ muss und somit ins Stocken komme." Da gibst du dir eigentlich schon selbst eine wichtige Antwort: Das total, auch mental, kontrollierte Spiel ist selbstverständlich beim Einstudieren (im langsamen Tempo, und nur dann) unerlässlich.
Aber ich verrate Dir etwas aus Hirnforschung und Psychologie: Das Denken ist für das Musizieren viel zu langsam- überspitzt formuliert. Also: wenn Du nervös bist, weil Dir Leute zuhören, katapultierst Du unbewußt gewordene Prozesse und Bewegungsabläufe in das Bewußtsein ("Denken") und schon passiert es: Bums-Fehler, noch einer, noch einer. Dann denkt man amBesten noch über den Fehler von vor 3 Takten nach, und Zack-nächster Fehler. (War natürlich ironisch gemeint).
Sich erinnerst du dich an erste Fahrstunden: solange man über die Technik des Autos, Kuppeln, Schalten, Blinken, Winken, nachdachte, war es sehr schwierig und verlangsamend, sich im Schilderwald auch noch zurecht zu finden, und gleichzeitig einen Herzinfarkt des Fahrlehrers zu verhindern...;-)
Erst als die Bewegungsabläufe automatisiert waren, weil unbewußt, lernte man vernünftig zu fahren.
So ist es auch bei der Orgel. Wenn du nervös bist,und das ist ein großer und verbreiteter Fehler, greifst du auf gut unterbewußt gewordene Prozesse zurück und jagst sie durch das lahme Bewußtsein.
Um dem entgegenzuwirken könntest Du das einüben, was man in der Psyhologie, bzw. Psychoanalyse "gleichschwebende Aufmerksamkeit" nennt. Deine Aufmerksamkeit richtet sich ausschließlich auf deine Musik, ohne sie auch nur im Ansatz zu bewerten. Es geht ausschließlich um deine Musik, ob da Leute sind, die sie doll oder grauenvoll finden, ist deren Problem, dir ist das jetzt egal. Du nimmst nur dich selbst wahr, alle richtigen und auch auch die falschen Töne. Du bewertest nie. Du setzt dich auf deine Musik, wie auf Wellen und Wogen. Nicht Du spielst mehr, sondern "es" spielt! Und "es" regt all das unbewußt Gewordene an, weiterhin aus dem Unterbewußten zu fließen.
 
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Die Achtel schleppen teilweise und die Viertel eilen, z.B. bei der Wiederkehr des Anfangs.

Ich hatte immer das Gefühl, es sei genau umgekehrt ;-)

Ich würde keine Zungen und Mixturen mischen, nicht für diese Zeit.

Ja, das hab ich dann auch erkannt, als ich mir die Aufnahme auf dem Handy angehört habe :-) ... in der Kirche hat sichs irgendwie besser angehört. Wobei mir auch schon beim Spielen aufgefallen ist, dass sich das Trompeten(?)register komisch anhört. Einige Akkorde wirkten verstimmt und es hatte den Anschein, als würde der Luftdruck (?) nicht gleichmäßig durch die Pfeifen „tanzen“…phasenweise hat sich das so ein bisschen nach „Leierkasten“ angehört… ;-)

Und die Triller: Du darfst halt nicht an einen Triller und an Deine Finger denken, dann blockiert es.

Meinst du damit, dass die Triller (also die Anschläge) zu unsauber sind, oder beziehst du das auf die Zeitdauer?

Der erste Triller (0:42) bereitet mir zB. in dem Sinne Schwierigkeiten, weil ich ihn nicht länger halten kann… zwei & drei laufen einen kleinen Ticken besser und der Triller am Ende - bei 1:40 - liegt mir, subjektiv betrachtet, noch „am ehesten“…
 
@Stephan

Ja, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen: wenn ich aufgeregt bin und Panik habe, bin ich peinlichst genau dabei, möglichst alle Fehlerquellen schon vorher „im Keim ersticken zu wollen“, will mich sozusagen „doppelt absichern“, was dann dazu führt, dass ich sehr kontrolliert spiele, verkrampfe und dadurch noch mehr Fehler mache.

Um dem entgegenzuwirken könntest Du das einüben, was man in der Psyhologie, bzw. Psychoanalyse "gleichschwebende Aufmerksamkeit" nennt.

Danke für diesen Tipp :-) Werde das Präludium meiner Klasse am 6 Juni vorspielen und dann ganz fest daran denken - bzw. „nicht denken“ und mich einfach auf die Töne selbst konzentrieren.

Ich hab euch ja geschrieben, dass es nahezu perfekt gewesen wäre, das Präludium am Samstag in dieser anderen Kirche etwas außerhalb bei der Abendmesse als Auszug vorzutragen. Quatsch mit Soße! Diese Orgel wäre noch komplizierter gewesen :zunge:

Die Pedale waren direkt in den Boden (?) integriert… hat mich ein wenig an Ottobeuren erinnert. Die Sitzbank war nicht höhenverstellbar und der Spieltisch war in eine Art Kasten integriert. Die Orgel wirkte im ersten Moment auch anders temperiert, irgendwie wärmer und „sanfter“. Durfte aber nur 5 Minuten an den Spieltisch, von daher… hatte ich viel zu wenig Zeit mich durchzuprobieren.

Was ich auch spannend fand: ich saß mit dem Rücken zur Orgel hin, dh. der Spieltisch war dem Altar zugewandt, was ich, im ersten Moment, zum Spielen sehr angenehm fand... und die Flötenregister waren der Wahnsinn! Sehr weich, und etwas "sanfter (runder) und dunkler" im Klang.
 
Der erste Triller (0:42) bereitet mir zB. in dem Sinne Schwierigkeiten, weil ich ihn nicht länger halten kann… zwei & drei laufen einen kleinen Ticken besser und der Triller am Ende - bei 1:40 - liegt mir, subjektiv betrachtet, noch „am ehesten“…

Den ersten finde ich noch am besten. Die beiden anderen klingen nach wenigen Schlägen abgewürgt. Vielleicht den ersten Ton länger halten und langsamer anlaufen lassen. Wenn der Triller nach 2 Schlägen schon so schnell ist, dass er nicht mehr zu spielen ist, bleibt einem natürlich nichts mehr übrig außer anzuhalten. Bei diesen Binnenschlüssen ist es auch nicht so günstig, wenn man zu früh in die Auflösung stürzt, lieber etwas verzögern im Sinne eines Mini-Ritenutos.

Die Zungenregister verstimmen sich gegenüber den Labialen bei Temperaturschwankungen. Daher muss man die Trompete regelmäßig nachstimmen. Das halät sich aber im Rahmen. Ich finde, das mischt sich nicht gut mit den Mixturen. Nicht umsonst wird das im Früh- und Hochbarock säuberlich getrennt.
 
@Stephan

Ja, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen: wenn ich aufgeregt bin und Panik habe, bin ich peinlichst genau dabei, möglichst alle Fehlerquellen schon vorher „im Keim ersticken zu wollen“, will mich sozusagen „doppelt absichern“, was dann dazu führt, dass ich sehr kontrolliert spiele, verkrampfe und dadurch noch mehr Fehler mache.

Jo, immer daran denken: Wenn jemand in Klein-Pusemuckel schrecklich Orgel spielt...who cares? Es gibt normalerweise keine Toten dabei. Als Fluglotse oder Arzt kann das schon anders aussehen.
 

…is ja lustig und ich dachte, der wäre von allen der schlechteste, weil er nur so „kurz“ kommt, bzw. viel zu wenig Anschläge mit bei sind und ihm dadurch "die Fläche" genommen wird.

Ich werds heute mal ohne Triller und mit Metronom üben und dann im Anschluss versuchen, den ersten Triller auch auf alle weiteren zu übertragen. Mal schauen, obs klappt.
 
Jo, immer daran denken: Wenn jemand in Klein-Pusemuckel schrecklich Orgel spielt...who cares? Es gibt normalerweise keine Toten dabei. Als Fluglotse oder Arzt kann das schon anders aussehen.

Ja, das stimmt natürlich :-) Aber man hat ja auch als musizierender Mensch einen gewissen Anspruch an sich selbst und an die Musik, die man macht... man möchte halt doch auch irgendwie gut spielen, alleine der Musik willen, und wenn sich dann zig Fehler einschleichen, ärgert man sich, weil das Stück dadurch einfach ruiniert wird, ums mal überspitzt zu formulieren.
 
Hab doch als musizierender Mensch erst einmal einfach "nur" Spaß. Der Rest findet sich. :-)
 

Ja, das stimmt natürlich :-) Aber man hat ja auch als musizierender Mensch einen gewissen Anspruch an sich selbst und an die Musik, die man macht... man möchte halt doch auch irgendwie gut spielen, alleine der Musik willen, und wenn sich dann zig Fehler einschleichen, ärgert man sich, weil das Stück dadurch einfach ruiniert wird, ums mal überspitzt zu formulieren.
Deva, das ist natürlich zutreffend, zumal du ja in der C-Ausbildung bist.
Ich selbst habe in oberbayerischen Dörfern in Urlauben auch immer wieder ganz prima C-Kirchenmusiker/innen erlebt.
Die Leute waren offensichtlich gut auf den Liedplan und die Orgelwerke vorbereitet. Die kleinen Präludien und Fugen finden bei ihnen ebenso Verwendung, wie auch einmal ein kleines Präludium vom Fischer, etc.
Was ich dabei als Gottesdienstbesucher sehr angenehm empfinde ist, dass die Sachen wirklich richtig gut und auch fehlerfrei gespielt werden, sehr ausgewogen registriert werden, und der Gottesdienst so eine sehr schöne Form hat. Die greifen nicht nach Sternen, sondern sind offensichtlich fleißige Über (was man bei einem Kirchenbesuch außerhalb der Gottesdienstzeiten erleben kann): gute Musik, würdige Liturgie, was will man denn mehr? Will man jetzt jeden Morgen mit dem Gram aufstehen, das Karl Richter der größere Kirchenmusiker war? ;-)
 
Ja, das stimmt natürlich :-) Aber man hat ja auch als musizierender Mensch einen gewissen Anspruch an sich selbst und an die Musik, die man macht... man möchte halt doch auch irgendwie gut spielen, alleine der Musik willen, und wenn sich dann zig Fehler einschleichen, ärgert man sich, weil das Stück dadurch einfach ruiniert wird, ums mal überspitzt zu formulieren.

Klar, das ist auch gut so. Es bringt nur nix, wenn dieser Anspruch dazu führt, dass es schlechter wird als es eigentlich müsste. Beim Üben ist das ok, aber das muss dann so verankert sein, dass es im Konzert ein Spaziergang wird, eben ein echtes Spiel. Wer dann noch etwas "will", wird vermutlich den Knoten ins Hirn bekommen. Sinnvoll ist sicher, sich gut vorzubereiten. Im Stress schaut man gerne auf die Tasten. Wenn man dann hochblickt, findet sich die Stelle in den Noten nicht mehr. Deshalb gleich den Blick nach unten mitüben.
 
gute Musik, würdige Liturgie, was will man denn mehr?

Das stimmt natürlich und es ist auch eines meiner Ziele nach der Ausbildung in einer Kirche/Kapelle als Organistin angestellt zu werden, wenn das klappen würde, wäre... MEGA :-)

...nur will man irgendwann auch mal die großen Werke spielen ;-) - nicht nur auf der Orgel, auch am Cembalo. Von daher ist es (grade dann, wenn man als alter Hase einsteigt) unfassbar wichtig, kontinuierlich, oft und sehr genau zu üben.

Will man jetzt jeden Morgen mit dem Gram aufstehen, das Karl Richter der größere Kirchenmusiker war? ;-)

Ne, das will man natürlich nicht ;-) ...für mich war er halt einer der Besten überhaupt :herz:

Ich will einfach nur Musik machen und irgendwann in der Lage sein, jene Werke spielen zu können (an der Orgel oder am Cembalo) die mich persönlich am meisten berühren. Ich möchte die Musik und die Instrumente kennen und entdecken lernen. Karl hatte es einfach drauf...- aber ich sags nur ganz leise und flüsternd :coolguy:
 
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Es bringt nur nix, wenn dieser Anspruch dazu führt, dass es schlechter wird als es eigentlich müsste.

Das stimmt natürlich. Ich werd dahingehend auch schauen, mir etwas den Druck rauszunehmen. Üben tu ich allerdings schon sehr genau, nur kann ich das Geübte dann im Vorspiel (Unterricht, Konzert, wo auch immer) nicht abrufen.

Im Stress schaut man gerne auf die Tasten
Ich schau leider immer auf die Tasten, bzw. spiele auswendig, weil ich mit Noten nicht spielen kann ;-) Auch das werd ich mir jetzt abgewöhnen.
 
Hallo Deva, was Du schreibst, klingt ja jetzt schon sehr vielversprechend...
Du schreibst u.A.:"...nur will man irgendwann auch mal die großen Werke spielen ;-) - nicht nur auf der Orgel, auch am Cembalo. Von daher ist es (grade dann, wenn man als alter Hase einsteigt) unfassbar wichtig, kontinuierlich, oft und sehr genau zu üben."
Eine gute Zielvorstellung, auch wenn ich mich etwas wundere, dass da noch das Cembalo zukommt. Meine provokante These: Alles, was Du an Cembaloliteratur übst, entziehst Du Deiner organistischen Entwicklung (überspitzt formuliert). Natürlich ist es gut und sinnvoll, die Manualteile am Klavier zu üben, allein wegen des Anschlags am Klavier, dennoch könnte da m.E. eine gewisse Gefahr lauern. Die Cembali fühlen sich für mich dabei wie "Kasperltheater" unter den Fingern an...
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: die großen Werke kommen nach den mittleren Werken, und die mittleren Werke nach den kleinen Werken...;-)
Und: lieber ein kleines Werk groß spielen, als ein Großes klein....;-)
 
Und: lieber ein kleines Werk groß spielen, als ein Großes klein....;-)

Absolut! Eine meiner Klavierlehrerinnen hat mich mal Beethoven op. 49/2 spielen lassen, als ich dachte, ich sei schon längst darüber hinaus. Aber was ich da noch alles entdeckt habe, war unglaublich. Und man kann auch "leichte" oder "kleine" Stücke so spielen, dass die Zuhörer einfach nur Freude daran haben. Die wenigsten Leute wissen so viel über Musik, dass sie beim Hören einstufen, ah ja, das ist Grundstufe, das ist Mittelstufe, oh, das klingt schwer, das muss Oberstufe sein.

Deshalb, nur Mut, und immer daran denken, dass sich auch bei vermeintlich "kleinen" Stücken viele Diamanten finden lassen, die riesigen Spaß machen. :-)
 
Volltreffer, liebe Dorforganistin! Und wenn sich Leute wie Barenboim, Brendel und Arrau nicht zu schade sind, diese Werke zu interpretieren wie 49,1 und 49,2, sollten wir es auch nicht sein...
Mal abgesehen davon, dass diese Werke musikalisch wie technisch leicht unterschätzt, und häufig zu früh im Klavierunterricht vermittelt werden. Liegt wohl an der "facile"-Vorstellung, keine Ahnung.
Die sind wohl erst dann leicht und "facile", wenn sie wirklich mühelos interpretiert werden können, genau, wie Mozarts KV 545. Aber wir schweifen von der Orgel ab...;-)
 

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