Kleine Komposition

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Man kann dem Computer ein messbares Ziel setzen. Immitiere einen Stil oder immitiere das, was viele Leute gut finden. Bei Bildern geht das z.B. schon, da sich damit jemand befasst hat - und das steckt erst in den Kinderschuhen, da die Algorithmen zum Teil erst weniger Monate alt sind: https://deepart.io/

Das Wesen der Kunst ist allerdings, etwas Neues zu schaffen bzw. etwas Individuelles auszudrücken. Ein Stilkopie ist nichts weiter als Kunsthandwerk - man bewundert sowas zurecht weder in der Malerei noch in der Musik.

Stilkopien fertigt man im Tonsatzunterricht bzw. im Zeichenunterricht an. Sinn dieser Übungen ist es keineswegs, Überzeitliches zu schaffen - es geht nur darum, die alten Meister besser zu verstehen. Kunst kann erst entstehen, wenn man das Alte mit eigenen Ideen zu etwas Neuem verbindet. Und dann ist das Ergebnis im besten Fall weit mehr als die Summe seiner Teile.

Es mag sein, dass ein Computer irgendwann brauchbare Stilkopien anfertigt. (Selbst dazu braucht er aber eine konkrete Vorgabe - so wie das Malprogramm ein vorhandenes Foto mit einem vorhanden Gemälde kombinieren muss.) Das hat mit kreativer, künstlerischer Tätigkeit - die ein Bewusstsein voraussetzt - nur am Rande zu tun. Insofern unterscheidet sich Musik schon sehr von Schach. Eine gelungene Komposition sollte man nicht mit dem brillanten Sieg in einer Schachpartie vergleichen, sondern mit der Erfindung eines ganz neuen Spiels.
 
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Musik kann zu Herzen gehen, zu Tränen rühren. Im Schach passiert das höchstens dem Spieler (und seinen Mannschaftskollegen und Fans), wenn er von seinem Gegner auf die Ohren bekommt. Musik ist eine andere Dimension, vor allem auch emotional. Mick hat völlig recht.
 
Schach...! Ein interessantes Betätigungsfeld im Vergleich zur Musik,

Wilhelm Steinitz konnte immerhin Schachfiguren kraft seines Willens und vom WIllen ausgehenden elektrischen Strömen bewegen :-D:-D- wenngleich auch in mind. einer Quelle sein Name falsch wiedergegeben wird - also:

Ich denke, das sparte Zeit, - egal :-D

LG, Rev!
 
Vermutlich werden wir sowieso immer ganz anders denken als KI-Systeme. Da missverstehen auch viele Leute das Ziel der KI. Bei KI geht es nicht darum, eine System zu bauen, das so denkt wie ein Mensch. Es geht darum, ein System zu bauen, das in gewissen Domänen zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie ein Mensch kommt, meist Domänen, die man rein algorithmisch nicht beherrscht.

Das ist ein fundamentaler Unterschied und mag gerade im künstlerischen Bereich zu wesentlichen Differenzen führen.
Man sieht es schon etwas unter Menschen: Verschiedene Kulturkreise können untereinander nicht alles nachvollziehen. Viel Science Fiction oder Fantasy-Literatur beschäftigt sich damit, dass fremdartige Wesen anders denken und man gewisse Dinge einfach nicht nachvollziehen kann, oft steht Kunst exemplarisch dafür.


Aber ich wäre mit dem Wort "nie" trotzdem vorsichtig.
Dieses Bild-Stil-kopieren (z.B. das erwähnte deepart) hätte man hier noch vor 2-3 Jahren als hirnrissig und "nie" abklassifiziert und ich hätte Mühe gehabt, das Gegenteil nachzuweisen.
Vorsicht, nicht verwechseln: Da programmiert kein Informatiker einen algorithmischen Filter, der irgendwie versucht impressionistisch zu sein, wie in manchen alten Photoshop-Effekten.
Der Ansatz ist nun: Man zeigt dem System viele ähnliche Bilder eines Meisters, die exemplarisch für einen Stil stehen und das System lernt diesen Stil durch ein Neuronale Netz zu erkennen. Danach gibt man ihm ein neues Bild und durch eine andere Rückwärts-Technik (aus DeepDream) leitet das System ab, was es "träumt", was es in den normalerweise verborgenen internen verborgenen angelernten "Neuronen"-Schichten sieht. Das ist doch ziemlich verblüffend.

Und die Forschung geht weiter. Go ist mit einer Spielbaumkomplexität von 10 hoch 360 völlig unzugängig für klassische Suchbaum-Ansätze und kam über Laienniveau deshalb kaum hinaus. Nur über Strategie/Mustererkennung durch Neuromale Netze kam man kürzlich weiter.
Das neuste Go-Programm ist nun schon wieder massiv viel besser als das, was vor Monaten die menschlichen Spitzenspieler besiegte (100:0 gegen AlphaGo).
Das bekommt gar kein menschliches Vorwissen mehr abseits der Spielregeln, da ist gar keine Strategie oder Bewertungsfunktion implementiert:

https://singularityhub.com/2017/10/...t-itself-to-be-the-worlds-greatest-go-player/

ausführlich:
https://www.nature.com/articles/nat...FeHILHcVFUeMsbvwS-lxjqQGg98faovwjxeTUgZAUMnRQ

"A long-standing goal of artificial intelligence is an algorithm that learns, tabula rasa, superhuman proficiency in challenging domains. Recently, AlphaGo became the first program to defeat a world champion in the game of Go. The tree search in AlphaGo evaluated positions and selected moves using deep neural networks. These neural networks were trained by supervised learning from human expert moves, and by reinforcement learning from self-play. Here we introduce an algorithm based solely on reinforcement learning, without human data, guidance or domain knowledge beyond game rules. AlphaGo becomes its own teacher: a neural network is trained to predict AlphaGo’s own move selections and also the winner of AlphaGo’s games. This neural network improves the strength of the tree search, resulting in higher quality move selection and stronger self-play in the next iteration. Starting tabula rasa, our new program AlphaGo Zero achieved superhuman performance, winning 100–0 against the previously published, champion-defeating AlphaGo."

Es erkennt selbst Strategien und Vorgehensweisen, die ein Mensch inzwischen kaum mehr nachvollziehen kann.

Es gibt auch bereits Systeme, die so ähnlich andere Spiele selbst entdecken lernen oder sich selbst Dinge ausdenken, ausdenken ímmer im Sinne von komplexen Klassifikationen die wir nicht mehr alle sehen bzw. verstehen.
 
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Aber ich wäre mit dem Wort "nie" trotzdem vorsichtig.
Da sind wir doch einer Meinung. Ich bin damit in diesem Zusammenhang nicht nur vorsichtig, sondern benutze es überhaupt nicht. Um so erstaunter bin ich, was Du mir da unterstellst:

das willst Du nur auf Zwang nicht verstehen weil: Musik und Computer - nie!

Anscheinend ist es mir bis jetzt nicht gelungen, mich verständlich zu machen.

Ich erinnere an den Punkt, an dem ich eingestiegen bin:

Vielen Dank, und ich erinnere daran, was Du weiter dazu geschrieben hast:

Evtl. ist es auch durchaus vergleichbar.
Es gibt Schach mit seinen Schachregeln.
Es gibt Musik mit Tonhöhen, Tondauern, Rhytmus etc.

Darf ich noch einmal nachfragen: Was genau möchest Du mit den Schachregeln vergleichen?
Tonhöhen und Tondauern? Oder die 88 Tasten des Klaviers?

Nun lese ich, daß es beim Go-Spiel (nach meinem rudimentären mathematischen Verständnis erheblich komplexer als Schach) genügt, das Programm mit den (im Vergleich mit Schach noch primitiveren) Regeln zu füttern:

Das neuste Go-Programm ist nun schon wieder massiv viel besser als das, was vor Monaten die menschlichen Spitzenspieler besiegte (100:0 gegen AlphaGo).
Das bekommt gar kein menschliches Vorwissen mehr abseits der Spielregeln, da ist gar keine Strategie oder Bewertungsfunktion implementiert:
 
Darf ich noch einmal nachfragen: Was genau möchest Du mit den Schachregeln vergleichen?
Tonhöhen und Tondauern? Oder die 88 Tasten des Klaviers?

Du hast genau den falschen Teil zitiert, nämlich nur den ersten. Der 2. Teil mit den Metaregeln ist doch wichtig.
Schach ist mehr als Schachregeln, das suggeriert doch deine ursprüngliche These...5 Minuten blabla und man weiß alles was es zu wissen gibt.
Und das ist falsch, es gibt auch im Schach eine Ebene über den Fundamental-Regeln, ohne die man im Schach nicht weiterkommt, Metaregeln und Strategien, die man sich über viele Generationen von Schachspielern erarbeitet hat (nein, ich spreche nicht von einer Springergabel oder sowas *seufz*).

Genauso wie es in der Musik eine Ebene über Tonhöhen, Tondauern, Rhytmus (oder Schallereingnissen, oder Klaviertasten, WHATEVER) gibt die man verstehen muss, damit man wirklich Musik schaffen kann, genauso muss man die Ebene über den fundamentalen Schachregeln verstehen um wirklich erfolgreich in Schach sein zu können. Genau darum ging es für mich.
Bei Schach wird man nur mit Erlernen der Schachregeln höchstens gegen einen Laien gewinnen, bei Musik wird man halt bei alle meine Entchen stehenbleiben.


Nun lese ich, daß es beim Go-Spiel (nach meinem rudimentären mathematischen Verständnis erheblich komplexer als Schach) genügt, das Programm mit den (im Vergleich mit Schach noch primitiveren) Regeln zu füttern:

Aber dazu fehlt Dir jetzt ggf. einfach das Verständnis, wie fundamental anders das Vorgehen ist als "alles mal fix durchprobieren" oder "ist bissel Mathematik" oder so.
Go hat simplere Fundamentregeln und sogar noch weniger Anfangszustände als Schach, aber hat dennoch eine Größenordnung mehr Freiheitsgrade und ist unbehandelbar für solche Durchprobier-Verfahren. Das zeigt, wie wurscht es nun ist, ob 400 Anfangszustände oder 1000 vorhanden sind (und die Komplexität lässt eine perfekte Lösungssuche mittels Durchrechnen sowieso in beiden Fällen nicht zu).

Ich zitiere aus dem Artikel:
" AlphaGo Zero rapidly progressed from entirely random moves towards a sophisti-
cated understanding of Go concepts, including fuseki (opening), tesuji
(tactics), life-and-death, ko (repeated board situations), yose
(endgame), capturing races, sente (initiative), shape, influence and
territory, all discovered from first principles. Surprisingly, shicho
(‘ladder’ capture sequences that may span the whole board)—one of
the first elements of Go knowledge learned by humans—were only
understood by AlphaGo Zero much later in training."

"Humankind has accumulated Go knowledge from millions of games
played over thousands of years, collectively distilled into patterns, prov-
erbs and books. In the space of a few days, starting tabula rasa, AlphaGo
Zero was able to rediscover much of this Go knowledge, as well as novel
strategies that provide new insights into the oldest of games."

Hier steht ein bisschen was ich meine. Die Go-Regeln sind einfach. Die Go-Metaregeln (Strategien etc.), um ein Spiel sinnvoll zu spielen, sind hingegen sehr komplex und vielfältig. Man muss sehr viel mehr als fundamentale Spielregeln lernen, um gegen gute Spieler bestehen zu können. In Asien ist das quasi Volkssport, und die Besten werden als Go-Meister verehrt. Das passiert nicht, weil diese Meister die paar Go-Regeln besonders toll beherrschen und besonders tief vorherdenken können, Damit hat man selbst als superintelligenter Mensch keine Chance gegen Meister, die das jahrhundertelang erworbene Wissen über Strategien, die klappen und nicht klappen, ebenfalls alle kennen. Die Metaregeln das Spiels, so wie bei Schach ein Gespür für Figurenfreiheit, Flügelstellungen etc. entstehen muss, weil man mit blossem Aufpassen beim Zug voraus denken nicht weit kommt.

Und diese neuen Deep Learning Systeme erkennen und erlernen Strategie, so wie wir das gemacht haben. Sie können halt in 3 Tagen 5 Millionen Spiele gegen sich selbst spielen - das ist ihr riesen Vorteil dabei.


Nun die Verbindung zu Kunst ;)
Und ähnliche Verfahren kommen z.B. jetzt zum Einsatz, um Malstile zu immitieren (siehe bitte Post vorher, das Neuronale Netz dort bekommt übrigens nur Bilder vorgelegt ohne eingeimpftes Kunstverständnis, und lernt dabei selbst die Stile zu unterscheiden und zu klassifizieren! So wie bei Go ohne Strategiewissen).
Beispiel: Ich habe schon Tests gesehen (finde Link leider grad nicht), in denen ein Neuronales Netz ganz viel Bilder über eine bestimmte Domäne gelernt hat, z.B. Katzen und Hunde (was sonst). Danach hat man ein Video von einer Zugfahrt (Sicht aus Fenster) aufgenommen und dann dieses DeepDream-Verfahren darauf angewendet. Das Video war total verfremdet und man sah plötzlich in tollsten Farben und Kringeln Katzen und Hunde oder bestimmte Merkmale von Katzen und Hunden, in den Feldern, Bäumen etc., in verrückten Arten vermischt und verwoben vorbeiziehen.
Das kann man fast für Kreativität halten. Kein Mensch weiß doch, wie wir dazu kommen. Und da jedes Neuronale Netz anders lernt (ja, das ist nicht eindeutig, wie die inneren Neuronen-Gewichte aussehen), erhält man auch jeweils verschiedene Resultate. Evtl. ist durchaus mal was brauchbares dabei, so wie bei menschlichen Künstlern. Und man steht da wirklich erst am Anfang. Das zugrundeliegende DeepDream-Paper ist grad mal 2 Jahre jung!

Und was man bei Bildern schafft, wird man auch bei Audio hinbekommen. Dazu gibt es erste Ansätze bei menschlicher Sprache (Ich kenne z.B.: Sprachmelodie und Klangfarbe täuschend echt nachmachen, selbst Phoneme und Metasprachen erlernen, so wie Sprachwissenschaftler das tun)
Lass ein Neuronales Netz lernen, wie Musik von Bach funktioniert. Es wird selbst viele Regeln der Harmonielehre herausfinden, da bin ich ziemlich sicher nach vielen Experimenten, die ich in diversen Bereichen schon gesehen habe. Es wird auch Stile ergründen und immitieren können.
Speise dann eine Zugfahrt in so angelernte Neuronale Netze ein, sei es Audio oder Video, und wir schaun was dann passiert alles so passieren kann. Das ist nur eine hyopthetische Idee, es zeigt nur wie das in etwas laufen kann. Und nein, es ist immer noch nicht mein Ziel. Kunst sollen Menschen machen. Aber ein Schach- oder Go-Spiel als Computer+Mathe für ein paar lahme Regeln abzukanzeln ist ebenfalls unangebracht, nur weil man sich dort drauf gestürzt hat. Man wäre evtl. verblüfft, was mit dem Computer doch ginge, wenn man in diese Experimente viele Ressourcen investiert. Das ist auch nix Schlimmes, Menschen spielen ja trotzdem auch weiter Schach und Go, sie werden auch weiter selbst ihre Kunst machen.
 
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Schach ist mehr als Schachregeln, das suggeriert doch deine ursprüngliche These...5 Minuten blabla und man weiß alles was es zu wissen gibt.

Schach ist mehr als Schachregeln, etwas anderes habe ich nirgends behauptet.
Und die Schlußfolgerung "5 Minuten blabla und man weiß alles was es zu wissen gibt" stammt von Dir, nicht von mir.

Daß ein Programm tatsächlich nicht mehr wissen muß, wußte ich allerdings nicht. Das war mir neu.

Lass ein Neuronales Netz lernen, wie Musik von Bach funktioniert. Es wird selbst viele Regeln der Harmonielehre herausfinden, da bin ich ziemlich sicher nach vielen Experimenten, die ich in diversen Bereichen schon gesehen habe. Es wird auch Stile ergründen und immitieren können.

Und jetzt kommt die interessante Frage: Was genau muß man dazu eingeben?

Ein Programm, das Schach oder Go lernt, braucht nur die Regeln.
 
Ein Programm, das Schach ... lernt, braucht nur die Regeln.
Nein, das reicht bei weitem nicht aus. Fritz 15 zeigt Dir zusätzlich den Wertungsstand der Partiestellung an. Eine Mehrzahl an analysierten Zügen werden entsprechend der Wertung der Gesamtposition geordnet angezeigt. Im Schach gibt es eine Vielzahl von Erfahrungen, z.B. "Springer am Rand bringt Schimpf und Schand". Solche Dinge sind in der Wertung berücksichtigt, genau wie Doppelbauern u.ä. Zusätzlich greift Fritz 15 auf bewertete Eröffnungsbücher und Partien zurück. Das ist auch notwendig, weil man im Schnitt nur etwa einen Horizont von ca. 20-25 Halbzügen hat. Fritz 8 schaffte in den 90ern in vernünftiger Zeit etwa 8 Halbzüge. Schachweltmeister Aljechin hat mehrfach verstecktes Matt in 7 Zügen (=14 Halbzüge) gesehen. So etwas entgeht Fritz 15 auf keinen Fall. Kombinatorisch ist ein Schachprogramm wie Fritz 15 menschlichen Gegnern haushoch überlegen.

Strategisch mag ein Großmeister noch überlegen sein, weil er das Ganze sieht. Gewinnen kann er gegen Top Software und Rechner aber nicht mehr. Der Kampf wurde vor etwa 20 Jahren schon verloren.

Ich denke, entscheidend ist, dass man keine mathematische Formel für den jeweils besten Zug findet. Man muss sich nach wie vor mit brute force, Datenbanken mit Millionen bester Partien und KI abquälen. :-)
 
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Ich kenne mich beim Schach als ehemaliger Turnierspieler bestens aus. Zu Go sollte sich ein erfahrener Go-Spieler äußern.
 
Zu Go hat sich der von @Andre73 verlinkte wissenschaftliche Artikel geäußert.

Hier eine deutsche Zusammenfassung:
https://www.heise.de/newsticker/mel...haGo-ohne-menschliches-Vorwissen-3865120.html

Während die neuronalen Netze der ersten drei Versionen mit Millionen von Stellungen aus Partien zwischen starken menschlichen Spielern trainiert wurden, hat die nun enthüllte Version AlphaGo Zero das Spiel von Grund auf selbst gelernt, nur aufgrund der Spielregeln. Und sie hat in internen Tests die "Master"-Version von AlphaGo nochmals übertroffen – gegen Menschen braucht sie da gar nicht mehr anzutreten.

Warum sollte es beim Schach nicht auch funktionieren? Sind die Schachregeln viel zu kompliziert?
 

Schach ist mehr als Schachregeln, etwas anderes habe ich nirgends behauptet.
Und die Schlußfolgerung "5 Minuten blabla und man weiß alles was es zu wissen gibt" stammt von Dir, nicht von mir.

Nope, glaub ich Dir nicht. Das ist nur eine klare Ableitung Deiner Aussage zusammen mit denen zur "da gibts keine Philosophie" etc.:

Der Vergleich mit dem Schach hinkt. Die Schachregeln sind verhältnismäßig primitiv. Man kann sie jemand, der von Schach null Ahnung hat, in fünf Minuten erklären. Und diese Regeln sind für den Anfänger genauso bindend wie für den Großmeister oder das Schachprogramm.

Aber ist doch schön, dass Du Dich bewegt hast, auch wenn Du es nicht zugeben magst.


Daß ein Programm tatsächlich nicht mehr wissen muß, wußte ich allerdings nicht. Das war mir neu.

Das ist auch relativ neu, genauso wie das automnatische Erkennen von Malstilen oder das Generieren von Genremixes mittels DeepArt/DeepDream (wie gesagt, das Ursprungspaper ist 2 Jahre alt) etc.

Hier lernt eine (vergleichsweise sehr simple, nur zur Verdeutlichung) KI Mario spielen, nur durch Image-Input und Ausprobieren, nix sonst:

View: https://www.youtube.com/watch?v=qv6UVOQ0F44



Und jetzt kommt die interessante Frage: Was genau muß man dazu eingeben?

Ein Programm, das Schach oder Go lernt, braucht nur die Regeln.

Das ist eine spannende Frage.
Experiment: Man gebe dem Neuronalen Netz ein Gehör ähnlich dem Menschlichen, damit er nicht anfängt Ultraschall zu reden oder so. Wusstet ihr übrigens, dass unser Ohr eine Art Fourier-Transformation ausführt, bevor das Signal ans Gehirn geht - yo, banale Mathe-Vorverarbeitung! Daraus ergibt sich automatisch die Bevorzugung von Oberwellenspektren mit deren Frequenz-Teilungsverhältnissen, viele Akkorde etc. Das hat noch gar nix mit KI zu tun. Genau sowas baut man nach und gibts der KI als Input.
Man gebe dem Netz eine Form der Klangerzeugung, z.B. MIDI mit Vienna Orchestra Bibliothek oder sowas - zum Spiele "Selbstspielen". ;)
Wie findet er nun zu einem Ziel? Das Du Dich sicher nicht bereit stellst, um 5 Millionen mal Topp oder Flopp zu sagen, damit die KI deinen Geschmack herausfindet, könnte man eben viel Musik vorspielen und klassifizieren lassen - so wie bei den Bildern oben. Und dann kann man etwas Unbekanntes Vorspielen und das System befragen, was es dazu in seinen versteckten Klassifikationsschichten träumt, so wie bei DeepDream. Das wird keine ja oder nein Antwort sein oder ein 42. Es wird irgendein Klangerlebnis sein, ähnlich dem was bei Bildern passiert.
Beispiel:


View: https://www.youtube.com/watch?v=oyxSerkkP4o

Ach ja: Schach könnte man sichert analog lernen und Fritz hätte wahrscheinlich keine Chance, weil das Neuronale Netz Strategien findet, welche über die von Menschen gefundenen Strategien hinausreichen - also die Strategien, die in den Berwertungsfunktionen von Fritz drinstecken, welche durch Schach-Experten und Entwickler dort hinterlegt wurden.
 
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Da hat sich tatsächlich einiges bewegt in den letzten zwei Jahren:

https://chessprogramming.wikispaces.com/Giraffe

https://www.technologyreview.com/s/...ss-in-72-hours-plays-at-international-master/

"... artificial intelligence machine called Giraffe that has taught itself to play chess by evaluating positions much more like humans and in an entirely different way to conventional chess engines."

Das Projekt wurde später eingestellt. Es kam auch nur auf IM Level. Der Ansatz ist allerdings wirklich sehr interessant, gerade bei hoch-komplexen Systemen wie Go, der Musik oder anderen mathematisch nicht fassbaren Systemen. Dieses "Giraffe" (von 2015) kannte ich bisher nicht. Das geht jetzt alles sehr sehr schnell. Der Entwickler arbeitet nun bei Google.

Na dann nix wie los. Auf Musik-Komposition anwenden (bei Bach ging man - denke ich - genau so vor). Da kann der "Ludwig 3" bald einpacken. :party:
Das kann wirklich heiter werden in den nächsten Jahren. Vor allem in keinster Weise nachvollziehbar. Wir nähern uns dem Homunculus. Der Dämon in der Hand (böser?) magischer Kräfte. :denken:
 
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Na dann nix wie los. Auf Musik-Komposition anwenden (bei Bach ging man - denke ich - genau so vor).
Nein, da ging man genau andersrum vor. Man hat keine Regeln eingegeben, sondern man hat einen ganz bestimmten Satztyp (vierstimmige Choräle) ausgewählt und das Programm mit sämtlichen Bach-Chorälen gefüttert, die dazu passen. Die Regeln, nach denen Bach gelernt hat und die er angewendet hat, hat man dem Programm nicht mitgeteilt.

"Das Besondere daran ist, dass wir dem Programm keine Regeln vorgeben, wie man sie an der Musikhochschule lernt, etwa über Harmonien oder den Kontrapunkt. Die Maschine lernt das selbst, und zwar durch Daten, die wir ihr geben, in diesem Fall etwa 300 Choräle von Bach."
http://www.deutschlandfunk.de/neuro...m-computer.676.de.html?dram:article_id=376486

Das Programm hat die Stimmführungsregeln, nach denen Bach gearbeitet hat, auch nicht herausgefunden, es verletzt sie in jedem Takt in gröblichster Weise. Zumindest bei dem Beispielchoral, der hier vorgestellt wurde: https://www.clavio.de/threads/bach-aus-der-dose.23624/
Die Harmonien, die das Programm zu der vorgegebenen Melodie gefunden hat, passen sehr gut zum Bach-Stil. Die Stimmführung ist grottenschlecht. Ein blutiger Anfänger bekommt das kaum schlechter hin.

"Mit einer übersichtlich kurzen Melodie kann das neuronale Netz kreativ klingende weitere Stimmen erfinden; das haben wir gehört. Aber wenn es darum geht, diese Komposition weiterzutreiben, etwa die Bassstimme in den Bariton zu überführen und dort die Melodie zu variieren, wie Bach das laufend tat, scheitert die künstliche Intelligenz. Deswegen sind Bach-Fugen – im Unterschied zu den viel einfacheren Chorälen – nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln für selbstlernende Systeme. Fugen automatisch zu komponieren, ist laut Francois Pachet keine Frage der Rechenzeit, sondern eine des Prinzips."
 
In diesem einen konkreten Fall, mit 2 Wissenschaftler von Spotify Paris (nicht grad als Zentrum für KI-Forschung bekannt, aber mit Musik-Erkennung kennen die sich immerhin aus) und einem Programmierer aus der Imaging-Domäne.

An Go sind auch Äonen von Entwicklern und Vorgehensweisen (mit KI und Neuronalen Netzen) gescheitert und dann hat man innerhalb von einem Jahr riesige Sprünge gemacht. Daran hat aber eine Firma mit Millionen-Investments gearbeitet, deren Domäne die KI-Forschung ist.

Ein Neuronales Netz ist nur ein Architekturmuster, es gibt einen riesigen Zoo verschiedener Netze, die jeweils verschiedene Konfigurationen haben können, soger meist mehrstufig gekoppelt werden. Und die Netztypen sind in verschiedenen Domänen verschieden erfolgreich.
Beispielübersicht hier in Mitte des Artikels:
https://hackernoon.com/overview-of-artificial-neural-networks-and-its-applications-2525c1addff7

Es gilt dann, die richtige Konfiguration für die Domäne herauszufinden. An Musik haben sich bislang wenige versucht, an Go, Bild- und Sprachverarbeitung sehr viele und dort gibt es deshalb die größten Fortschritte.
Go zu schlagen ist auch keine Frage der Rechenzeit (sowieso nicht durchrechenbar), sondern eine Frage des Prinzips (Strategien finden). Das sieht man schon daran, dass der erste Go-Cluster ein halbes Rechenzentrum brauchte, um den Meister zu schlagen, und der neuste DeepGo Zero nur noch einen speziellen überschaubar großen Rechner mit speziellen Prozessorkarten.
 
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Nope, glaub ich Dir nicht. Das ist nur eine klare Ableitung Deiner Aussage zusammen mit denen zur "da gibts keine Philosophie" etc.:
Ob Du nun mir selbsterfundene Aussagen unterschiebst, selbst gezogene Schlußfolgerungen als die meinigen ausgibst oder Zitate aus dem Zusammenhang reißt - es bringt doch alles nichts.

Ich habe auch nicht behauptet, daß es im Schach grundsätzlich keine Philosophie gibt, sondern im expliziten (und auch für Dich gut erkennbaren) Zusammenhang mit dem Ziel des Schachspiels geäußert. Das Ziel des Schachspiels ist in den Regeln folgendermaßen definiert:

Das Ziel eines jeden Spielers ist es, den gegnerischen König so "anzugreifen", dass der
Gegner keinen regelgemäßen Zug zur Verfügung hat.

Und um das Ziel des Schachspiels zu benennen, ist "Philosophie überhaupt nicht erforderlich". Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor. Genauso stehe ich zur Aussage "Die Schachregeln sind verhältnismäßig primitiv. Man kann sie jemand, der von Schach null Ahnung hat, in fünf Minuten erklären." Und auch zur Aussage, daß die Go-Regeln im Verhältnis zu den Schachregeln noch primitiver sind.
 
Ob Du nun mir selbsterfundene Aussagen unterschiebst, selbst gezogene Schlußfolgerungen als die meinigen ausgibst oder Zitate aus dem Zusammenhang reißt - es bringt doch alles nichts.

Ich habe auch nicht behauptet, daß es im Schach grundsätzlich keine Philosophie gibt, sondern im erklärten Zusammenhang mit dem Ziel des Schachspiels. Das Ziel des Schachspiels ist in den Regeln folgendermaßen definiert:

Das Ziel eines jeden Spielers ist es, den gegnerischen König so "anzugreifen", dass der
Gegner keinen regelgemäßen Zug zur Verfügung hat.

Und um das Ziel des Schachspiels zu benennen, ist "Philosophie überhaupt nicht erforderlich". Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor. Genauso stehe ich zur Aussage "Die Schachregeln sind verhältnismäßig primitiv. Man kann sie jemand, der von Schach null Ahnung hat, in fünf Minuten erklären." Und auch zur Aussage, daß die Go-Regeln im Verhältnis zu den Schachregeln noch primitiver sind.

Jaja.
 

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