Kleiderordnung auf der Bühne

mja. mja, mja, mja. Kleider machen Leute. Nur: Was haben sie davon, wenn die Ratten sie zerfressen haben, weil sie so abgetragen sind, und die Straßenhunde sie misstrauisch beäugen ?

Clothes_M_G.jpg

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Nachdenkliche Grüße, Olli.
 

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der wusste wohl, dass Du ein gut verdienender Anwalt bist: :denken:

Damals war ich Student im 3. Semester ;) und Star war er nicht, er hat ein ziemliches Horrorleben hingelegt, für seine Frau war es die Hölle, die Kinder zwangsweise entstanden und dann saß er in Haft nachdem er schwiegerpapa geschlagen hat.... Gottseidank in Japan! Mir hat er dann mal Morddrohungen geschickt....
 
Genau!!! Und das spricht gegen die "Uniformierung". FÜr die Uniformierung spräche, dass der Interpret unsichtbar werden soll - zu gunsten der "reinen" Musikkunst. Das passt aber mit den Starhype - gerade im Klassiksektor - gar nicht zusammen.

Zitat von fisherman:
Musik wird nicht dadurch besser, dass man ein Kostüm trägt.

Lieber Fisherman,

unlängst hattest Du noch energisch gegen "Kostümierung" (mittels derer sich kleine Amateurpianisten schändlicher- und ungerechtfertigterweise aufbrezeln) gewettert und Dich stattdessen leidenschaftlich für das Tragen von sauberer Alltagskleidung eingesetzt. Nun jedoch beklagst Du eine drohende "Uniformierung" und stimmst gar LoMos Vorhaben eines schamlosen Aufbrezelns bedenken- und vorbehaltlos zu!

Es wäre böswillig, Dir hieraus einen Widerspruch konstruieren zu wollen. Ich möchte vielmehr versuchen, Deinen hier über mehrere Beiträge hinweg dargelegten Gedankengängen zu folgen:

Vermutlich wolltest Du zunächst darauf hinaus, dass ja der Akt der Kostümierung, welcher gewissermaßen ein Spiel mit der eigenen Individualität darstellt, just im Moment seines kollektiven Vollzugs paradoxerweise in die Uniformität umschlägt — Entindividualisierung durch Überindividualisierung.

Bis zu diesem Punkt möchte ich Dir gerne folgen.

Nehmen wir nun einmal an, inmitten einer kollektiviert überkostümierten und dadurch wiederum entindividualisierten Amateurpianistenmenge befände sich nur ein einziger, der durch sein Auftreten in unscheinbarer Alltagskleidung (statten wir ihn, ohne Beschränkung der Allgemeinheit, mit Schottenrock und Miami Vice-T-Shirt aus) seine Individualität bewusst zurückstellt, so wird nun eben dieser eine angepasste Alltagskleidungsmensch unbeabsichtigterweise aus dem kostümiert-uniformierten Kollektiv als Individuum herausragen. Wir sehen also, wie unter diesen und ähnlichen Bedingungen gerade die so genannte "Alltagskleidung" als das grellste aller Kostüme erscheinen muss.

So weit, so gut. Betrachten wir nun jedoch einmal die Prozesse hinter der "vierten Wand":

Ein Publikum (selbst ein fränkisches) macht sich ja auch seine Gedanken (die kollektivierte Zuschreibung des Sichgedankenmachens soll natürlich nicht eine mögliche Individualität der jeweiligen Gedankengänge ausschließen) und konstruiert bzw. dekonstruiert, oder vielmehr konstituiert vermittels dieser erst die Realität des Bühnengeschehens.

Jedenfalls, wenn also ein Publikum im Bewusstsein obiger Erkenntnis, nämlich der Alltagskleidung als des grellsten aller Kostüme, welches wiederum, wir erinnern uns, in der vervielfachten Kollektivität der sich abwechselnden Bühnenauftritte als die uniformste aller Uniformen erscheinen muss, wenn also das Publikum eine kostümierte, ich meine, uniformierte, also jedenfalls meine ich das, was Stilblüte meinte, so müssen aus der Perspektive dieses Publikums gerade die Uniformierten als Angepasste und die Kostümierten als Spießer erscheinen, oder, mit anderen Worten, die Klassikgruftis als Paradiesvögel und die Revoluzzer als aufgeplusterte Provinznasen.

War es das, worauf Du hinauswolltest? Dann war es, das muss man Dir zugestehen, zwar nur ein Denkanstoß, aber ein wichtiger. ;-):-D

Kostümierte Grüße,
pianovirus
 
Zuletzt bearbeitet:
Fuer Menschen mit Sinn für (optische) Aesthetik, und da müsste es doch auch unter den Musikern bzw. Musikliebhaber einige geben, ist die Wahl ihrer Kleidung nicht nur eine formelle Sache, um sich warm zu halten und an irgendwelche Anlässe anzupassen, sondern Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Ich selbst registriere ansprechend oder interessant gekleidete Personen erstmal schon anders, als jemand der graumaeusig rumlaeuft oder lieblos oder spiessig angezogene Leute. Es macht auch Spass, so auszusehen, dass man sich selbst gefällt. Genauso, wie die Auswahl eines Hobbys, eine Plattensammlung oder die Wohnungseinrichtung etwas aussagt, so ist es die Kleidung.

Und wenn man jetzt z.B. auf einem Konzert die Chance nutzt, ein Outfit zu tragen, was man sonst nicht anziehen wuerde, kann das auch eine Gelegenheit sein, sich komplett anders zu sehen oder sehen zu lassen. Oder würde jemand bei der Arbeit Lackschuhe tragen? So gesehen koennen Hochzeiten, Konzerte, Oper oder Feste prima Anlaesse sein, sich aufzubretzeln, egal was einem dabei gefällt. Aber natürlich sollte das kein Zwang sein, etwas Bestimmtes anzuziehen muessen.

Ist aber Zwang, weil wegen gesellschaftlicher Erwartungshaltung. Wenn ich ein Outfit anziehen will, um mich anders sehen lassen zu wollen, gehe ich als CHewbacca zur HalloweenParty :-D

Kleider machen Leute ja, aber VERkleiden für einzelne Veranstaltungen mache ich nicht.

@pianovirus puuuuhh.... Punkt und Komma?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zu Recht. Bitte wieder zum Thema - ich brauch heute keine elegante Kleidung mehr, um die Damen zu erobern. Bzw. jene, die sowas erwarten, will ich nicht erobern.
Ich frage dich mal ganz provokant, warum eigentlich nicht? Erwartest du als musik- oder kulturbegeisterter Mensch nicht auch von Deiner Partnerin, dass sie sich für Musik und Kultur interessiert? Und wenn sich eine Dame nun mal gerne hübsch zurecht macht und (auch) für ihr Aussehen interessiert, was möglicherweise auch schön anzusehen ist, erwartet sie vielleicht auch einen Mann, der sich ebenfalls Mühe gibt und nicht wie der letzte Langweiler rumlaeuft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist wahrscheinlich schon 30 Jahre her. In Ulm wurde ein KunstCafe eröffnet. Zufälligerweise war ich auch bei der Eröffnung dabei, gab Alles umsonst. Dann kam der Meister, Hundertwasser auf die Bühne, ( Jörg bekommt jetzt gleich Hodenkrebs), und hat eine Rede gehalten.

Hunderwasser hatte zerrissene Jeans und ein kariertes Hemd an. Das Publikum selber, welches seiner Rede andächtig lausche war total schnicke und fein herausgeputzt. Oh, da kommt ja Hunderwasser, der war damals in.

Wer war da jetzt falsch angezogen?
 
In der Diskussion hier wird der Kleidung viel zu viel Gewicht beigemessen, von allen Seiten.
Eigentlich gibt es keinen Grund für Dresscode*, es gibt aber auch keinen Grund, sich maßlos darüber aufzuregen. Manche Veranstaltungen haben einen, andere sind völlig zwanglos. Die gute Nachricht: Würzburg ist auch völlig zwanglos. Und wer auf die Bühne geht, zieht halt was Schickes an.

*Berufskleidung, Traditionen... ausgenommen. Und da hat ein Orchestermusiker halt nen schwarzen Anzug, der Dachdecker ne Cordhose und der Bayer bei der Kirmes a Lederhosn an.
 
In der Diskussion hier wird der Kleidung viel zu viel Gewicht beigemessen, von allen Seiten.
Eigentlich gibt es keinen Grund für Dresscode*, es gibt aber auch keinen Grund, sich maßlos darüber aufzuregen. Manche Veranstaltungen haben einen, andere sind völlig zwanglos. Die gute Nachricht: Würzburg ist auch völlig zwanglos. Und wer auf die Bühne geht, zieht halt was Schickes an.

*Berufskleidung, Traditionen... ausgenommen. Und da hat ein Orchestermusiker halt nen schwarzen Anzug, der Dachdecker ne Cordhose und der Bayer bei der Kirmes a Lederhosn an.
:schlafen:
Lieber Peter, warum nimmt Du eigentlich in letzter Zeit in den Faeden immer so eine langweilig-moderative, vermittelnde Position ein, um aus den Diskussionen die Spitzen zu nehmen, oder was? Erst findest du die Diskussion über Kameraaufnahmen bei den Treffen überflüssig und jetzt verdierbst du auch hier den Leuten den Spass!;-)
 
Ich frage dich mal ganz provokant, warum eigentlich nicht? Erwartest du als musik- oder kulturbegeisterter Mensch nicht auch von Deiner Partnerin, dass sie sich für Musik und Kultur interessiert? Und wenn sich eine Dame nun mal gerne hübsch zurecht macht und (auch) für ihr Aussehen interessiert, was möglicherweise auch schön anzusehen ist, erwartet sie vielleicht auch einen Mann, der sich ebenfalls Mühe gibt und nicht wie der letzte Langweiler rumlaeuft.

Erwarte ich nicht, nein. Und jetzt assoziierst du Alltagskleidung mit Langweilig, soso. Schade, wenn du so denkst.
Und wenn ich eine hübsch zurecht gemachte Frau in de U-Bahn sehe denke ich mir, man der kann ich ja nicht ins Gesicht fassen, ohne die Tonnen Schminke zu verwischen. Oder wie sie wohl in normalen Klamotten aussehen mag?

Wer bestimmt eigentlich, was schöne, hässliche,langweilige oder angemessene Kleidung ist?
 

Erwarte ich nicht, nein. Und jetzt assoziierst du Alltagskleidung mit Langweilig, soso. Schade, wenn du so denkst.
Und wenn ich eine hübsch zurecht gemachte Frau in de U-Bahn sehe denke ich mir, man der kann ich ja nicht ins Gesicht fassen, ohne die Tonnen Schminke zu verwischen. Oder wie sie wohl in normalen Klamotten aussehen mag?

Wer bestimmt eigentlich, was schöne, hässliche,langweilige oder angemessene Kleidung ist?
Fahr doch mal in den Osten, da sind die Frauen toll herausgeputzt; und mir gefällt das.

Du scheinst auf Kartoffelsackfrauen zu stehen.
 
Hunderwasser hatte zerrissene Jeans und ein kariertes Hemd an. Das Publikum selber, welches seiner Rede andächtig lausche war total schnicke und fein herausgeputzt. Oh, da kommt ja Hunderwasser, der war damals in.

Wer war da jetzt falsch angezogen?

Tja, die Rockstars dürfen mit Turnschuhen kommen, alle anderen müssen Smoking tragen :-)
 
Aber eine Erwartungshaltung bei der Kleidung? In der heutigen Zeit? Wir sind wohl doch noch nicht so aufgeklärt.

Es geht nicht um ein kommerzielles Ereignis, bei dem Du als Kunde König bist, sondern um ein von einem Forumsmitglied mit viel Zeit und Aufwand organisiertes Privatkonzert. Und wenn sie sich das schon antut, steht ihr eine Erwartungshaltung zu. Wenn du die nicht goutieren kannst, bleibst Du einfach weg. Höflich wäre es auch gewesen, ihr diese Art von dürftigem Kommentar zu ersparen.

JUnd - sorry to say - viele hier haben die spießigen Reaktionen geliefert, die ich, ehrlich gesagt, nicht in dieser Vehemenz - und dazu noch von jungen Menschen - erwartet hätte.

Die Assoziation von Freizeitkleidung mit Begriffen wie Fortschrittschichkeit und gar "Aufklärung" (s.o.) einerseits und die von anlassbezogener Kleidung mit "Spießigkeit" anderseits ist von einer derart naiven Unreflektiertheit, daß ich meinerseits sagen muß, daß ich in unseren "aufgeklärten" Zeiten solch schlichte Gedankenfiguren nicht erwartet hätte. Vielleicht sollte wir uns daran erinnern, daß Stilblüte niemandem als die Pianisten gebeten hat, ihre "Unangepaßtheit" nicht in abgerissenen Jeans auszudrücken. Ansonsten ist es jedem unbenommen, den offenkundigen Wunsch der Veranstalterin nach einem eher konventionellen Rahmen auf eindrucksvolle individuelle Weise nicht zu respektieren. "Sorry to say", um mal dieses uniformierte Leitmotiv der Unangepaßtheit aufzunehmen.
 
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