wenn der Verstärker das tut, wofür er konstruiert und gebaut wurde, nämlich das Signal unverfälscht zu verstärken, geht eben nicht "immer besser".
Jain, würde ich mal sagen. Über Jahrzehnte ging der Trend zu Miniaturisierung und geringen Leistungsverbrauch. Als dann die Highend-Kultur einsetzte, entdeckte man, wie ich schon andeutete, die klanglichen Vorzüge uralter Schaltungspatente, die man dann wieder ausgrub und wie eine neue Innovation verkaufte, die ihren Preis hat.
Was Verstärker betrifft, ist das Rezept für unverfälschten Klang eigentlich einfach und wenig aufwändig:
https://www.fairaudio.de/lexikon/verstaerker-klassifizierungen/
Interessant zu lesen, wie einfach der Trick zur Vermeidung sogen. Übernahmeverzerrungen ist.
Insgesamt ergibt sich, dass eine möglichst unverfälschte Signalverstärkung mit sehr wenigen Bauteilen im Class-A-Betrieb am ehesten zu erreichen ist. Aber am teuersten verkauft wird.
Gut, man muss berücksichtigen, dass Hersteller mit Highend-Anspruch auch die teuersten Kondensatoren einbauen, die genauesten Widerstände und paarweise handselektierte Transistoren. Das rechtertigt diese Rollce Royce - Preispolitik aber auch nicht. Die stellen ja schließlich nicht ihre eigenen Transitoren her oder ziehen ihren Kupferdraht selber. Ohne dass ich es jetzt wüßte, aber ich glaube nicht, dass es weltweit einen Transistor gibt, der mehr als 10 Dollar kostet. Auch wenn man die teuersten Bauteile auswählt, bleibt bei der geringen Bestückungsdichte einer Class-A-Schaltung der Gesamtpreis sehr sehr überschaubar. Ich kann mir vorstellen, dass die Summe der aktiven und passiven Schaltungsteile in einem 5.000-Euro-Verstärker insgesamt keine 300 Euro kosten. Plus Platine, Kühlkörper und evt. Ringkerntrafos. D.h., ich würde wetten, dass man sich so ein Schlachtschiff der Marke Krell oder Mark Levinson als bestückte Platine, ohne Gehäuse, voll funktionsfähig für ein Zehntel des Gerätepreises nachbauen könnte.
Astronomische Preise in diesem Gewerbe haben für mich also nichts Zwingendes, sondern sind geschicktes Marketing. Mit Parallelen zum schon erwähnten Mineralwasser mit "Extra-Sauerstoff", wo man sich eigentlich denken würde: sooo blöd kann doch keiner sein. Und so gibt es auch für Plattenspieler zum Preis eines Einfamilienhauses ("Transrotor") durchaus eine Käuferschicht. Und warum? Weil es definitiv Leute gibt, mit Kontoauszügen wie von Bill Gates, aber dem Verstand von dessen Hund.
Zumindest im Wikipedia-Artikel wird vermutet, dass die Bevorzugung von Röhren daher rührt, dass diese tendentiell eher geradzahlige Harmonische, Halbleiter dagegen eher ungeradzahlige erzeugen. D.h., verzerren tun beide (wenn man die Erzeugung harmonischer Oberwellen Verzerrung nennt), nur klingen die geradzahligen angenehmer - kurz sinngemäß zusammengefasst.
Das sollte aber auch längst kein Rätsel mehr sein. Mit den Möglichkeiten der Signal- und Schallauswertung von heute, kann man alle oberen Harmonischen - auch die von Klaviersaiten - wunderbar grafisch darstellen.
Sieht ja auch ganz hübsch aus, so ein kleines Heizwerk.
Ja, das Auge hört mit. Und die politisch unkorrekten Eigenschaften halten sich in Grenzen. Mit dem Stromverbrauch von 9 Minuten Mikrowelle kann man über Kopfhörer in Class-A sicher alle 9 Sinfonien Beethovens hören. Und wenn man die Tiefkühl-Ente auf den Verstärker legt, spart man sich das Auftauen in der Mikrowelle.