Kleiderordnung auf der Bühne

Ja und was heißt das nun? Dass sie recht haben, so etwas abzuhacken - weil sie Götter sind? Ist Ihnen das Publikum grade wurst? Haben sie im Moment keinen Bock? Müssen Sie mal pinkeln?

ICH würde das nicht überbewerten. Hängt ganz sicher auch mit der Gesamtstimmung eines Konzerts zusammen.

Andere, nicht weniger berühmte Pianisten, lauschen ewig nach...
 
Schön auf den Punkt gebracht!

Das machst Du doch auch, immer wieder, ständig und in vielen Bereichen. Das haben Normen so an sich.

Dass Aufbegehren der Jugend gegen Normen vermisse ich allerdings auch ein wenig. Selbst die 15-Jährigen kommen mir mitunter schon richtig alt vor. :-)
Wie singt Wecker so schön: Heutzutage denkat se scho mit fünfzehn an die Rente.

Da wagt keiner mehr was.
 
Ja und was heißt das nun? Dass sie recht haben, so etwas abzuhacken - weil sie Götter sind? Ist Ihnen das Publikum grade wurst? Haben sie im Moment keinen Bock? Müssen Sie mal pinkeln?

ICH würde das nicht überbewerten. Hängt ganz sicher auch mit der Gesamtstimmung eines Konzerts zusammen.

Das Argument gegenüber Anfängern wie mir lautet immer: "Das muss aus der Musik heraus so sein, besonders musikalische Menschen machen das von sich aus immer so. Die Musik muss schließlich nachwirken, das darf man doch nicht unterbrechen, das wäre ja schrecklich..."

Tja, wenn aber nun Argerich fast immer direkt absetzt und auch andere "Große" zu weit über 50% direkt aufstehen, zeigt das schon mal, dass es eben nichts mit Musikalität zu tun hat und eben nicht "so sein muss".
 
Warum denn?

Bei einem Benefizkonzert ist es natürlich ein No Go, aber generell?



Blumen sind für den Vereinsvorsitzenden da, der zum Blumen reichen auf die Bühne gehen darf. Berufsmusiker sind diesbezüglich zwiespaltig denn 1) es ist unglaubwürdig, dass der Veranstalter die Gage drückt mit dem Argument, dass kein Geld da ist, aber offenbar doch Geld für Blumen hat 2) was macht man mit den Blumen, wenn man weiterreisen muss?

Mein wohlbeleibter Trompeterfreund hat mich mal auf der Bühne, nachdem er den Blumenstrauß vom Veranstalter in Händen hielt, angegrinst mit den Worten: " Die kann ich aber nicht essen...."
 
Blumen sind für den Vereinsvorsitzenden da, der zum Blumen reichen auf die Bühne gehen darf. Berufsmusiker sind diesbezüglich zwiespaltig denn 1) es ist unglaubwürdig, dass der Veranstalter die Gage drückt mit dem Argument, dass kein Geld da ist, aber offenbar doch Geld für Blumen hat 2) was macht man mit den Blumen, wenn man weiterreisen muss?

Hmm ... ich wußte bislang noch nicht, daß unsere beiden Symphonieorchester Vereine sind. Und das kleine Mädchen, das da immer die Blumen überreichen, ist also in Wirklichkeit der maskierte Generalintendant alias "Vereinsvorsitzender"? Was man hier nicht alles lernt!

Ich durfte leider auch noch nie miterleben, daß der/die Pianistin dem Mädchen die Blumen entrüstet um die Ohren gehauen hat. Allenfalls, daß er sie als nette Geste der Anerkennung einzeln an die Jüngsten im Orchester verteilt hat. Wäre das vielleicht ein Muster, um Dich aus Dilemma Nr. 2 zu befreien?
 
@fisherman

Es ist:
- meine Reaktion
- auf Argumente, die
- von anderen
- mir gegenüber
- vorgebracht wurden

kurz: meine Reaktion auf die (mir gegenüber) (von anderen) vorgebrachten Argumente
 

Der Satz hat es in sich, ist aber stimmig. :-)
 
Manchmal reicht halt "kurz" nicht. So ists korrekt und verständlich. Gracias!
 
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@rolf

Was hat Brendel denn nun geschrieben?
 
Das Aufbegehren der Jugend gegen Normen vermisse ich allerdings auch ein wenig. Selbst die 15-Jährigen kommen mir mitunter schon richtig alt vor.

Ja, diese Eindruck kann man haben. Für meine Alterklasse stellt sich die Sache allerdings noch ein wenig anders dar. "Zu meiner Zeit", also meiner Schulzeit in den 60er Jahren, war dieser formale Klamottenzwang und allerlei andere Erscheinungen des bürgerlichen Comments allgegenwärtig, und wir hatten nicht viel Möglichkeiten, uns dem zu entziehen. Wie hohl das ganze war, erwies sich in den Jahren nach 1968, als das Gebäude dieser Konventionen in kurzer Zeit kollabierte. Und es kollabierte so gründlich, daß jenes ganze formale Normensystem nur in Randbereichen weiterexistierte. Aber es existierte vor allem weiter als Mythos, als "sozialrevolutionäres" Narrativ von der bekämpfenswerten Bourgeoisie, und Mythen sind bekanntlich mächtiger ist als die Wirklichkeit. Weswegen noch heute Kämpfe wie die in diesem Faden ausgefochten werden und so mancher seine Rosinante im vermeintlichen Unabhängigkeitskampf gegen die vermutete Übermacht der Sitte besteigt. Indes, unsere Kinder haben diese Welt nicht mehr kennengelernt und für sie gilt in Stilfragen die schlichte Maxime "erlaubt ist, was gefällt". Und in Abgrenzung von den altlinken Vätern und Müttern gefällt nun halt nicht selten eben das, wogegen jene aufbegehrt haben. Es gefällt, weil damit keinerlei Zwang oder Verbindlichkeit verknüpft ist, und das ist der wesentliche Unterschied gegenüber unserem eigenen Erfahrungshorizont.

Allerdings können solche Dinge wieder eine Eigendynamik entfalten und sich von einer spielerischen Alternative zum alltäglichen Schäbigkeitscomment doch wieder in eine Art Zwang verwandeln. Meine Frau beobachtet das seit einigen Jahren an ihrer Schule, wo die Abiturienten die über 60jährigen beamteten Salonrevolutionäre unter ihren Lehrern auffordern, gefälligst im Anzug, und nicht in Jeans und speckiger Lederjacke zum Abiturball zu erscheinen, bei dem auch sonst ein Aufwand getrieben wird, daß man sich in die Spanische Hofreitschule versetzt wähnen könnte. Das speist sich unverkennbar aus einem "wir sind jetzt was Besseres" - Gefühl, das nach Ausdrucksformen sucht. Und nachdem der Alltag von formaler Unverbindlichkeit geprägt ist, findet man sie halt in den alten, ehedem verachteten Konventionen. Offenbar haben wir es, wie so oft, mit einem zirkulären Phänomen zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit fällt zum Brendel und op. 111 nur ein, dass op. 111 ans Ende eines Programmes gehört, und dass sich dann jede Zugabe verbietet.
 
Zitat von Infinity:
Blumen sind für den Vereinsvorsitzenden da, der zum Blumen reichen auf die Bühne gehen darf. Berufsmusiker sind diesbezüglich zwiespaltig denn 1) es ist unglaubwürdig, dass der Veranstalter die Gage drückt mit dem Argument, dass kein Geld da ist, aber offenbar doch Geld für Blumen hat 2) was macht man mit den Blumen, wenn man weiterreisen muss?

@Infinity : Blumen wurden oftmals von den Zuschauern auf die Bühne und auf den Pianisten geworfen. In einem L.M. Gottschalk-Konzert flogen, gemäß den Quellen, "Blumenbuketts und Gebinde in 20er-Bündeln auf die Bühne" ( und er selbst wurde so mit Orden behängt, dass er aussah wie ein Tannenbaum, und mit Lorbeerkränzen usw. !! ). Da gings nicht um "Gagen". Die Leute hatten diese Blumen GEKAUFT / GEPFLÜCKT, um ihn damit zu ehren.

Hmm ... ich wußte bislang noch nicht, daß unsere beiden Symphonieorchester Vereine sind. Und das kleine Mädchen, das da immer die Blumen überreichen, ist also in Wirklichkeit der maskierte Generalintendant alias "Vereinsvorsitzender"? Was man hier nicht alles lernt!

Ich durfte leider auch noch nie miterleben, daß der/die Pianistin dem Mädchen die Blumen entrüstet um die Ohren gehauen hat. Allenfalls, daß er sie als nette Geste der Anerkennung einzeln an die Jüngsten im Orchester verteilt hat. Wäre das vielleicht ein Muster, um Dich aus Dilemma Nr. 2 zu befreien?

Nigel Kennedy, der Wichtige und Berühmte, gestaltete das folgendermaßen:
Am Ende des Beethoven-Konzertes ( mit Tennstedt als Dirigent, ich erwähnte es kürzlich ) war es so:
Es flogen auch Blumen auf die Bühne, aber nicht sooo viele wie bei Gottschalk, und jemand kam hoch, überreichte ihm einen Strauß...und noch während die Person wieder wegging, feuerte Kennedy dn Strauß mitten ins Publikum zurück. :idee::konfus:...mein Vater hatte es mal mitgeschaut ( hab ja die VHS-Aufnahme ) , und meinte: "Buhuhuhu--huu- sowas macht man nicht..das gehört sich nicht.." :-D Ich sagte dann zum Vadder: "Da kennste aber Kennedy schlecht, dem ist egal, was sich in dieser Situation gehört und was nicht." :-D

LG, Olli
 
Mit fällt zum Brendel und op. 111 nur ein, dass op. 111 ans Ende eines Programmes gehört, und dass sich dann jede Zugabe verbietet.

Interessant, dass er da eine "Ausnahme" sieht. Ich kann sowieso nicht verstehen, was andere Leute an Konzerten finden - so viele Stücke in so schneller Abfolge. Wenn ich ein Stück höre, das mir sehr gefällt, dann höre ich danach nichts anderes an. Ein solches Stück reicht für Stunden oder länger. Ich hab mich schon immer gefragt, wie andere das durchhalten, so viel hintereinander...
 
Es gefällt, weil damit keinerlei Zwang oder Verbindlichkeit verknüpft ist, und das ist der wesentliche Unterschied gegneüber unserem eigenen Erfahrungshorizont.

Allerdings können solche Dinge wieder eine Eigendynamik entfalten und sich von einer spielerischen Alternative zum alltäglichen Schäbigkeitscomment doch wieder in eine Art Zwang verwandeln. (...) Offenbar haben wir es, wie so oft, mit einem zirkulären Phänomen zu tun.

Gut gesagt, Friedrich.
 

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