Klavierunterricht für Flüchtlinge

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Dieser Begriff ist in den Diskussionen beim Bullshit-Bingo ganz weit oben.
Oder auch nicht. Gutmensch und guter Mensch sind zwei verschiedene Personen.
Der gute Mensch ist eine Chimäre - es gibt ihn, partiell, ansatzweise.
Der Gutmensch ist eine (mediale) Selbstinszenierung: Er tut seine guten Taten zur moralischen Selbstauferbauung (Belege in diesem Thread massenweise). Er gefällt sich in seinen demonstrativ zur Schau gestellten guten Taten, gerne auch nur in seinen Worten, dene keine Taten folgen. Er delegiert die Folgen seiner Einsichten gerne an die Allgemeinheit, unter der er dann wegtaucht. Er hält flammende Appelle, spricht gerne im Konjunktiv und in Phrasen ("Da müßte doch der Staat eingreifen...", "Es kann nicht sein, daß...", "Unsere historische Verantwortung verlangt, daß..."). Er trägt sein Herz auf der Zunge (Belege in diesem Thread massenweise). Er zeigt gerne zu Selbsterhöhungszwecken mit dem Finger auf andere (Belege in diesem Thread massenweise), die nicht in seinem von ihm aufgestellten Scheinwerferlicht leuchten. Er ist widerlich.
 
Habe neulich 'nen Kommentar gelesen den ich voll unterschreiben kann.

"Ich schäme mich für jeden einzelnen selbsternannten Patrioten, der “Gutmenschentum” als Beleidigung eingeführt hat".

Das Einzige was das zeigt ist, wie sehr "Gutmensch" als Kürzel zieht, wie sehr es trifft, wie sehr die Hunde bellen. Wer fleißig und voreilig mit dem Stempel Nazi um sich wirft, der muss sich nicht wundern, wenn andere ihre eigenen Begriffe prägen.

Man sollte da dann ggf. weniger dünnhäutig reagieren, bringt auch nix. Ich höre z.B. sofort auf einen Post zu lesen, wenn jemand anfängt über den "deutschen Michel" zu schwadronieren.
 
Passiert doch andauernd. Die schmeissen Wasserflaschen weg, schmeissen Essen weg
Ich weiß, auf welchen tendeziösen YT-Clip Du Dich beziehst. Du solltest wenigstens so vernünftig sein, nach den Hintergründen zu googeln, statt solchen verhetzenden Schwachsinn zu verbreiten!

Und Goethe ist keine Legitimitation für irgendwas.

Ansonsten muss ich sagen, dass hier so langsam alles davondriftet. Da wird VERLANGT, dass man Flüchtlinge aufzunehmen habe, sonst möge man bitte sein M... halten. Es werden Beweise gefordert... Gehts noch? Ich kann sehr wohl DAFÜR sein, Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen. und DENNOCH Wert auf mein persönliches, ungestörtes Zuhause legen. Ich kann sehr wohl Unterschriften im www abliefern, um meine MEINUNG kund zu tun und bin NICHT verpflichtet, 24 h Dienst in einer Suppenküche zu tun. Es geht um Willensäußerung und Standpunkte - und nicht um einen Beweis, der mich dann erst dazu legitimiert!

Umgekehrt wirds vielleicht klarer: Genügt es nicht, Unterschriften gegen PEGIDA & Co zu leisten oder an Demos mitzumachen (oder hier laut zu werden), um mein extremes Missfallen, meine Angst zu artikulieren? Oder muss ich erst eine Dumpfbacke abstechen, einen Nazi verprügeln, damit das "legitimiert" wird?

Darf ich nicht gegen eine neue Bahntrasse sein, OHNE Bomben zu legen?
 
“Wer möchte, kann ja mal versuchen, seinem Kind zu erklären, warum der Gutmensch als verdächtiges Subjekt gilt. So ein Kind ist ja nicht nur eine Art Ur-Gutmensch, sondern oft auch naseweis und wird deshalb fragen, ob auch "Du Richtigmacher!" oder "Du Schöngesicht!" Schimpfwörter wären. Und ob man selbst nicht auch zu den Gutmenschen gehört, Papa mit seinem Fahrradkorb, Mama, die die muslimische Nachbarin im Treppenhaus grüßt? Schwierige Sachlage. Die Zeit, als man über den Gutmenschen milde gelästert hat, ist jedenfalls vorbei. ...

Wer sind die, die sich da so bereitwillig auf den friedlichen Gutmenschen als Bedrohung einigen? Im besten Fall nüchterne Realos, die ihm sein klischeehaftes Weltverbessernwollen übelnehmen. Im schlechtesten Fall sind es Menschen, die das Leben hier trotz friedlicher Zeiten bitter gemacht hat und denen alles Weiche verdächtig vorkommt. ...

Teilen, Partizipieren, Versöhnen, Krötenzäune aufstellen, das lernt man in der Grundschule. Der Gutmensch ist, zumindest in der Lightversion, das, was man erwartet, wenn man beim Nachbarn klingelt, um ein Päckchen abzuholen. Wenn dieser Normalzustand jetzt ... unter Generalverdacht für alles gestellt wird, was im Land schief läuft, fehlt dem Gutmenschen erstmal schlicht die Erkenntnis, dass er gemeint sein könnte. Wenn ihm das dämmert, fehlt ihm mangels Übung die Kampfkraft, sich zu verteidigen. Er ist einfach da, lebt, liebt, lacht und will niemandem etwas Böses. So einer ist eigentlich nicht satisfaktionsfähig. Wer sich trotzdem dauerhaft an so einem harmlosen Gegner abarbeitet, kann seinen eigenen Waffen nicht allzu sehr vertrauen. “

aus: http://www.sueddeutsche.de/kultur/kritik-am-gutmenschen-dem-man-nicht-vergibt-1.1138137-2
 
[...] Es geht um Willensäußerung und Standpunkte - und nicht um einen Beweis, der mich dann erst dazu legitimiert! [...]
Lieber Fisherman,
aber spürst Du nicht auch die Scheinhaftigkeit solcher Aktionen? Die Zurschaustellung der (guten) Gesinnung wurde schon in den 70ern inflationär ("Hoch die...", "Freiheit für...", "Nieder mit..."), und es war schon im Prä-Internetzeitalter wohlfeil, auf irgendwelche Unterschriftenlisten seine drei Kreuze zu machen. Der distinguierte Bürger ist Mitglied bei A.I., Greenpeace, Attac und spendet für alles mögliche, und ich würde mich hüten, sein Engagement in Zweifel zu ziehen. Aber das ist alles surreal. Wesentlich realer ist der Euro, den Du einem Bettler in den Hut schmeißt, oder die Mahlzeit, die Du ihm spendierst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß, auf welchen tendeziösen YT-Clip Du Dich beziehst. Du solltest wenigstens so vernünftig sein, nach den Hintergründen zu googeln, statt solchen verhetzenden Schwachsinn zu verbreiten!

Und Goethe ist keine Legitimitation für irgendwas.

Ansonsten muss ich sagen, dass hier so langsam alles davondriftet. Da wird VERLANGT, dass man Flüchtlinge aufzunehmen habe, sonst möge man bitte sein M... halten. Es werden Beweise gefordert... Gehts noch? Ich kann sehr wohl DAFÜR sein, Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen. und DENNOCH Wert auf mein persönliches, ungestörtes Zuhause legen. Ich kann sehr wohl Unterschriften im www abliefern, um meine MEINUNG kund zu tun und bin NICHT verpflichtet, 24 h Dienst in einer Suppenküche zu tun. Es geht um Willensäußerung und Standpunkte - und nicht um einen Beweis, der mich dann erst dazu legitimiert!

Umgekehrt wirds vielleicht klarer: Genügt es nicht, Unterschriften gegen PEGIDA & Co zu leisten oder an Demos mitzumachen (oder hier laut zu werden), um mein extremes Missfallen, meine Angst zu artikulieren? Oder muss ich erst eine Dumpfbacke abstechen, einen Nazi verprügeln, damit das "legitimiert" wird?

Darf ich nicht gegen eine neue Bahntrasse sein, OHNE Bomben zu legen?
Deine hetzende Verharmlosung ist Das, was Gutmenschen ausmacht.

Den Goethesatz kann man umdrehen, dann beschreibt er Gutmenschen.

Wenn ich mitten im Hochsommer Leute sehe, die Wasserflaschen und Essen wegwerfen, dann sind die nicht bedürftig. Dann sind das verzogene Wohlstandbürschlein, die da bleiben sollen, wo sie her kommen.
 
Du meinst es vielleicht nicht so, klein wild Vögelein, aber in Deiner Formulierung steckt schon eine Unterstellung: Wer Skepsis gegenüber der derzeitigen Hilfswelle äußert, dem mangele es an Empathie.

.

So war es wirklich nicht gemeint, zugegebenermaßen aber ungeschickt formuliert. Weder halte ich mich für das ewig gute Engelchen, noch die Skeptiker für Misanthropen ! Weiter vorn in diesem Thread habe ich geschrieben, dass ich auf der einen Seite helfen möchte, aber die Argumente der Skeptiker nachvollziehen kann und ich ratlos dastehe.


[/QUOTE] Ferner: Es gibt auch noch andere, weniger telegene Möglichkeiten, ehrenamtlich tätig zu sein: Hausaufgabenhilfe, Drogenhilfe, Altenbetreuung - oder völlig ohne institutionellen Rahmen: Menschen, die einfach für andere da sind und - wie schon gesagt - kein Aufhebens davon machen. Du weißt nicht, was Dein angeblich empathieloses Gegenüber so treibt.[/QUOTE]

Das weiß ich doch, Gomez, das ist seit Jahrzehnten mein tägliches Brot . Und für das
"Für einander Dasein" gibt Menschen mehr, als alles andere, auch das erlebe ich tagtäglich.
Wenn ich hier etwas über mein eigenes Engagement schreibe geht es mir darum, Meinungen anderer zu hören. Ich hab mal geschrieben, dass ich Schiffbruch erlitten habe, als ich einer hilfsbedürftigen Person ein Keyboard vermittelt habe und sie keinen findet, der ihr Unterricht geben kann. Das hat bei mir einen bitteren Geschmack hinterlassen.
Andrerseits interessiere ich mich für Ideen und Hinweise anderer User.
Romeos Gedanke mit dem Klavierunterricht hat mich auf die Idee gebracht mit Kindern zu singen.

Okay, geliebt werden möchte ich auch, das gebe ich unumwunden zu! Ein befreundeter Psychiater sagte mal: " Die meisten von uns wollen bis ins hohe Alter auf den Schoss."

Viele Grüsse
Marion
 
Ich hab mal geschrieben, dass ich Schiffbruch erlitten habe, als ich einer hilfsbedürftigen Person ein Keyboard vermittelt habe und sie keinen findet, der ihr Unterricht geben kann.

In der Geschichte haben Unterricht umsonst immer Wunderkinder mit außergewöhnlicher Begabung erhalten, Armut und co. allein waren nicht ausreichend.

Wenn eine hilfsbedürftige Person schon ein keyboard vermittelt bekommt- sprich geschenkt, dann darf man erwarten, dass diese Person es mit den im Netz gegebenen, oder aus der Stadtbücherei unentgeltlich entleihbaren Lehrgängen/ Noten auch mal selbst Initiative ergreift. Immerhin handelt es sich um ein Hobby, dass man eben auch selbst sich erarbeiten muss.

Im Übrigen gibt es heute eine Netzempörung über die Weigerung einer Tafel-Ausgabe auch "Flüchtlingen" Warenkörbe auszugeben. Die Gründe waren nicht Mangel an Ware, sondern die Überbelastung der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Da frag ich mich doch, warum wird nicht die Klientel selber eingebunden. Die Klientel setzt sich zumeist aus Arbeitslosen zusammen, die wenigen Alten und Gebrechlichen kann man außen vor lassen. Das gleiche gilt für Suppenküchen, da gehen ganze bedürftige Familien hin (um das Geld und die MÜHE zu sparen), lassen sich bedienen und waschen noch nicht mal ab. Da sind die Organisationen wie Tafel DRK-Kleiderkammer ec. selbst schuld. Auf Dörfern sind es vielleicht noch eingeschworene Freundinnen, die so eine Kleiderkammer als Freizeitgestaltung betreiben und unter sich bleiben wollen, aber bei so großen Betrieben wie es die Tafel ist, ist mir das unverständlich.

Dagegen ist das Ehrenamt grüne Dame, heißt in Seniorenheimen einmal wöchentlich für ein Stündchen eine Seniorin betreuen, völlig aus der Mode gekommen. Das ist im Unterschied zum Laden die Tafel nicht anstrengend aber viel wertvoller (denn die Klientel geht nur hin, um Geld für anderes zu sparen - und die Rentnerinnen, die sich schämen ihre Rente aufstocken zu lassen, sollten doch langsam durch die Umbenennung und Neuaufstellung der sogenannten Grundsicherung nicht mehr es nötig haben, abgelaufenen Quark sich zu besorgen.)
 
Zum Stichwort "Gutmensch/in":

Ich habe davon, einzelnen Menschen Etiketten anzukleben und sie in Schubladen einzusortieren, noch nie was gehalten. Denn meistens ist das nur ein Zeichen der eigenen Intoleranz , begrenzten Erkenntnisfähigkeit, -bereitschaft und Unbeholfenheit, abgesehen von den (vielen) Fällen, in denen damit bewusst diffizile, überwiegend aber recht plumpe Propaganda gemacht wird.
Und es polarisiert, spaltet, wo das Gegenteil gefragt wäre.
Ich beobachte das verstärkt in den letzten ca. fünf Jahren mit steigender Tendenz. Die aktuelle Flüchtlingsthematik ist da nur die Spitze des Eisbergs.
 

Umgekehrt wirds vielleicht klarer: Genügt es nicht, Unterschriften gegen PEGIDA & Co zu leisten oder an Demos mitzumachen (oder hier laut zu werden), um mein extremes Missfallen, meine Angst zu artikulieren? Oder muss ich erst eine Dumpfbacke abstechen, einen Nazi verprügeln, damit das "legitimiert" wird?

Wenn Du so fragst: Nein. Denn es geht beides am Kern des Problems vorbei. ;-)
 
Lieber Fisherman,
aber spürst Du nicht auch die Scheinhaftigkeit solcher Aktionen? Die Zurschaustellung der (guten) Gesinnung wurde schon in den 70ern inflationär ("Hoch die...", "Freiheit für...", "Nieder mit..."), und es war schon im Prä-Internetzeitalter wohlfeil, auf irgendwelche Unterschriftenlisten seine drei Kreuze zu machen. Der distinguierte Bürger ist Mitglied bei A.I., Greenpeace, Attac und spendet für alles mögliche, und ich würde mich hüten, sein Engagement in Zweifel zu ziehen. Aber das ist alles surreal. Wesentlich realer ist der Euro, den Du einem Bettler in den Hut schmeißt, oder die Mahlzeit, die Du ihm spendierst.

Gomez; die Scheinhaftigkeit verspüre ich, wenn ich mit solchen Aktionen echtes Helfen SUBSTITUIERE. Ja, das tue ich auch manchmal. Wir haben aber im Moment eine Situation, die nicht nur mir Angst macht. Und damit meine ich NICHT den Flüchtlingsstrom! Sondern die relativ wenigen, die plötzlich meinen, für ein ganzes unterdrücktes Volk zu sprechen und zu handeln. Denen will ich - wo immer es geht - sagen, dass sie nur wenige sind und eben nicht "DAS" Volk! Ich wüsste nicht, was ich hier einbringen könnte außer meiner Stimme...?

Ja, der Euro (oder besser ein Scheinchen) für den Bettler ist realer. Aber auch das ist in einer Zeit der Professionalisierung des Bettelns in den Fußgängerzonen gar nicht mehr so einfach. Ich habe mir angewöhnt, eher solchen Leuten was zuzustecken, die eben NICHT betteln, die aber sichtlich Hilfe benötigen.

Und, um Mutmaßungen vorzubeugen: Nichts davon tue ich (wie fast alle!) wahrlich selbstlos.
Der Dank, die Freude des Bedürftigen macht MIR Freude und erhellt MIR den Tag - die Spende an Greenpeace dient dem Erhalt einer halbwegs intakten Natur FÜR MICH und MEINE Brut, die Unterstützung an Foodwatch sichert den Erhalt MEINER Darmflora, der klingende taler im Klingelbeutel MEIN Seelenheil ... Nichts davon ist wahrlich selbstlos - da sollten wir uns gar nix vormachen.

Unsere Dilemma ist die nachgewiesene Tatsache, dass wir als Spezies in der Evolution Erfolg hatten, weil Altruismus hier dem Egoismus gegenüber Vorteile bietet. Gleichzeitig aber hat INNERHALB unserer Spezies der Egoist mehr Erfolg als der Altruist. Damit kommen wir bis heute nicht klar, was diese ganze Diskussion erneut aufzeigt.
 
Deine hetzende Verharmlosung ist Das, was Gutmenschen ausmacht.

Den Goethesatz kann man umdrehen, dann beschreibt er Gutmenschen.

Wenn ich mitten im Hochsommer Leute sehe, die Wasserflaschen und Essen wegwerfen, dann sind die nicht bedürftig. Dann sind das verzogene Wohlstandbürschlein, die da bleiben sollen, wo sie her kommen.

ad 1. Hetzend? Gutmenschen hetzen nicht...

ad 2. Hätte Goethe das gemeint/gewollt, dann hätte er den Satz wohl selbst umgedreht. Nota bene: Goethe stellt ja nun nicht das leuchtende Leoitbild für ethische/moralische/soziale Fragen dar. Was soll er hier? Namedropping?

ad 3. Wenn wir beide nach einer Odysee über mehrere Tausend Kilometer - nunmehr im Besitz gültiger Fahrausweise - einen Zuug ergattern, der uns an unser Ziel bringen soll und dieser Zug plötzlich (nach unseren üblen Erfahrungen) ins "Niemandsland" umgeleitet wird, wo uns Uniformierte empfangen, dann hätten WIR aber richtig Krawall gemacht. Nicht so diese Flüchtlinge: Sie haben Speis & Trank verweigert. Friedlicher kann man wohl kaum demonstrieren. Wer diesen Vorfall als Zeichen mangelnder Hilfsbedürftigkeit offen interpretiert, obwohl die Hintergründe nachlesbar sind, kann gar nicht so dumm sein - sondern er hetzt ganz bewusst. (Dass ich Dir hiermit nun auch die letzten Sympathiepunkte abziehe dürfte wohl klar sein).
 
Wenn Du so fragst: Nein. Denn es geht beides am Kern des Problems vorbei. ;-)

Lanz, das hatten wir schon! Krebs vs. Akutbedrohung. ;-)

Ich frage mich ohnehin, ob nicht Pegida & Co nicht auch eine Folge mangelnder Beschäftigung mit dem 3. Reich in der Schule sind. Hier im Westen wurden die Babyboomer extrem gut unterrichtet (indoktriniert), die Generationen nach uns erhielten jedoch immer weniger Zugang. Wie war das bei Euch?

Aber - um auf Dein Statement zurückzukommen: Was ist der Kern und wie dringt man zu ihm vor und "behandelt" ihn? Aufklärung sehr, sehr herzlich willkommen!
 
Ich frage mich ohnehin, ob nicht Pegida & Co nicht auch eine Folge mangelnder Beschäftigung mit dem 3. Reich in der Schule sind. Hier im Westen wurden die Babyboomer extrem gut unterrichtet (indoktriniert), die Generationen nach uns erhielten jedoch immer weniger Zugang. Wie war das bei Euch?

Im Osten gab es eher zu viel zum Thema 3. Reich. Man sah sich in eine Art Wettkampf mit dem Westen, wer die wenigsten Ex-Nazis in öffentlichen Ämtern hatte und man sah sich in der DDR dabei deutlich an der Spitze - im Osten gabs zumindest keine Leute in Ämtern, die auch im 3. Reich wissentlich in Amt und Würden waren.

Bei uns hieß dann halt nicht jede 2. Schule Gechwister Scholl sondern Ernst Thälmann etc. Organisierte Kommunisten gegen Nazis war die Ausbildungs-Devise, nicht Unpolitische oder SPD etc.
Eigentlich wurde der Kampf gegen Nazis fast gleichgestellt mit dem Kampf gegen Kapitalismus...nur eine Art Runde 2. Das war so sicher fragwürdig, aber noch mal: Das Thema wurde deshalb schon fast übertrieben in den Schulen. Deshalb denke ich, gabs nach der Wende auch extreme Ausweichbewegungen...plötzlich schossen extrem rechte aber auch linke Gruppen wie Pilze aus dem Boden. Stasi war weg, Staat hatte anderes zu tun etc.

Ich glaub aber das hat mit Pegida und so wenig zu tun. Hier stellt man sich Strohpuppen auf und arbeitet sich an ihnen ab. Es gibt auf diesem Treffen sicher genug Idioten und wer so einer Orga-gruppe nachläuft ist selbst Schuld wenn er belächelt wird, aber sie pauschal alle mit "haben die aus 3. Reich nix gelernt" abzukanzel ist ziemlich plump.
 
aber sie pauschal alle mit "haben die aus 3. Reich nix gelernt" abzukanzel ist ziemlich plump.
Nein, das meinte ich nicht. Auch nicht die Darstellung der Greueltaten - sondern die Beschäftigung mit den Themen "Verführung" & "Massenbewegung". Eben das, dessen Anfänge wir gerade befürchten... (Ich glaube übrigens, dass genau das in der DDR ausgeklammert wurde, da es ganz sicher nicht im Sinne der Partei war, potenziell widerspenstige Bürger zu erzeugen)

Meine Töchter, z.B. können meine Ängste - aufgrund viel reduzierterer "Bildung" zu diesem Thema - nicht ganz nachvollziehen. Während sie das eher unter dem Stichwort "braune Deppen" abhaken, sehe ich ja wetaus gefährlicheres. Selbst wenn das alles gut geht, wird unsere Gesellschaft, wird auch dieses Forum nicht mehr das gleiche sein. Nahezu jeder hat jetzt, da Masken fallen, "Freunde" verloren... Das ist irreversibel.
 
Selbst wenn das alles gut geht, wird unsere Gesellschaft, wird auch dieses Forum nicht mehr das gleiche sein. Nahezu jeder hat jetzt, da Masken fallen, "Freunde" verloren... Das ist irreversibel.

Es ist und bleibt ein Forum. Nicht mehr und nicht weniger.

Freunde verliert man nicht wegen solcher Lappalien. Eher zeigen sich die Grenzen, welche schon immer dagewesen.

Lg lustknabe
 
Nein, das meinte ich nicht. Auch nicht die Darstellung der Greueltaten - sondern die Beschäftigung mit den Themen "Verführung" & "Massenbewegung". Eben das, dessen Anfänge wir gerade befürchten... (Ich glaube übrigens, dass genau das in der DDR ausgeklammert wurde, da es ganz sicher nicht im Sinne der Partei war, potenziell widerspenstige Bürger zu erzeugen)

Meine Töchter, z.B. können meine Ängste - aufgrund viel reduzierterer "Bildung" zu diesem Thema - nicht ganz nachvollziehen. Während sie das eher unter dem Stichwort "braune Deppen" abhaken, sehe ich ja wetaus gefährlicheres. Selbst wenn das alles gut geht, wird unsere Gesellschaft, wird auch dieses Forum nicht mehr das gleiche sein. Nahezu jeder hat jetzt, da Masken fallen, "Freunde" verloren... Das ist irreversibel.


Das ist schon sehr lange her, aber ich glaub die Machtergreifung Hitlers, die Ursachen und die wichtigsten Ereignisse wurden in DDR Unterricht recht ordentlich besprochen.
Als Hauptunterschied: Dabei wurde auch sehr deutlich über die Rolle der Kommunisten als damals recht relevanter Gegenspieler von ****** stark betont (ggf. zu stark), was dann im Westen vermute ich stark unterbetont wurde (ggf. zu stark, Geschwister Scholl hoch und runter...o'rly) - aber ansonsten dürfte es da nicht soo viele Abweichungen gegeben haben.

Das war auch bis zur Wende so...da war ich 9. Klasse grad und durfte mir da alles noch anhören, inklusive Gruppennachmittage mit KZ-Besuchen, Gespräche mit Ex-KZ-Insassen etc. Das war alles obligatorisch - bis zum Erbrechen. Man kann ein Thema auch totreiten bei Jugendlichen.

Wenn es jetzt weniger behandelt wird als damals...also ich kann nur für DDR-Lehrplan sprechen - gut so. Es ist sehr wichtig das alles darzustellen, aber das war zu viel im Osten.


Es gibt inzwischen aber sehr sehr tolle Dokus zu Hitlers Machtergreifung - also wer da wirklich meint, Nachholbedarf zu brauchen...nur zu, Youtube/Mediathek/etc. sind einen Klick entfernt. Auch im TV kommen da soooo viel Dokus (nicht RTL 2, OK) zu.
 
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