Hallo,
vielen Dank für eure Überlegungen, Denkanstöße und das gezeigte Interesse. Ich hatte noch keine Gelegenheit zu antworten, aber habe ich hier immer mitgelesen und möchte Euch gerne den weiteren Verlauf schildern.
Ja, bei mir bestand noch nicht die Gefahr des "zu Tode Suchens", dazu neige ich eher bei Anschaffungen von Elektroartikeln, wo ich nackte Zahlen und Fakten gegeneinander abwäge und irgendwelche Rezensionen lese.
Mein Flügelkauf war spontan von Gefühlen geleitet. Irgendwie auch Liebe auf den ersten Blick, wobei ich sicher bin, dass es da draußen jede Menge Instrumente gibt, in die ich mich auch verliebt hätte.
Ich weiß nicht, ob ich das Erlebnis bei der Klavierlehrerin, wo ich zum Probespielen gewesen bin, schon erwähnt hatte. Das war zu der Zeit, als sich der Flügelkauf bereits anbahnte und es war ein wirklich erhellender Moment. Zum ersten mal nach Jahren spielte ich an einem richtigen Klavier. Meine Finger waren noch die Klaviatur vom E-Piano gewöhnt und leider sehr ruppig, woraufhin mich dieses Klavier beinahe wütend angesprungen ist. Ich kann es gar nicht anders beschreiben, ich habe mich richtig über meine fehlende Zärtlichkeit gegenüber dem Klavier erschrocken. Im Laufe der Klavierstunde wurde das zum Glück zusehends besser. Da war der Entschluss, einen
flügel zu kaufen und nicht noch monatelang zu suchen, endgültig besiegelt.
Tja, was soll ich sagen. Der Klavierbaumeister hatte sich wenig später den Flügel angesehen und mir gegenüber eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen. Er meinte lediglich, dass man - je nach Spielweise- in 5 bis 8 Jahren über neue Hammerköpfe nachdenken könne, aber das sei in Anbetracht des aufgerufenen Preises absolut kein Hinderungsgrund.
Für mich war es also genau wie es Lingner beschreibt, der beste Kompromiss zwischen Preis, Anspruch und Qualität. (Die von mir genannte obere Budget-Grenze hatte tatsächlich eine Null zu viel wie ihr richtig vermutet habt.)
Nun ist der Flügel seit ca. 5 Wochen hier und ich bin jedes mal begeistert, wenn ich an ihm spielen darf.
Ganz zu Anfang, als ich ihn noch auf dem blanken Parkett stehen hatte, waren meine Frau und ich doch auf Grund der Lautstärke sehr "beeindruckt". Außerdem war insbesondere im Bassbereich ein Dröhnen nicht ganz zu verleugnen. Darum habe ich einen passenden Teppich besorgt und unter den Flügel gelegt. Zudem habe ich einen Keilrahmen gebaut, auf den ich drei Basotect-Platten geklebt habe und das ganze mit einem weißen Leinentuch überzogen und an die Wand hinter den Flügel gehängt.
Die Anregung hierfür hatte ich auch aus dem Forum und das Ergebnis ist wirklich beeindruckend! Ich hatte sogar noch mehr Platten bestellt, um ggf. welche zwischen Rasten und Resonanzboden zu klemmen, aber das ist nicht nötig. Der Gute darf hier "frei atmen" und es stört niemanden. :)
Der Klang ist nun, nach den vorgenommenen räumlichen Anpassungen, so klar und bestimmt und trotzdem weich und harmonisch, dass es eine Freude ist. Ich bilde mir auch ein, dass mein Spiel inzwischen an Dynamik gewonnen hat. Inzwischen sind wir zwei schon gut miteinander vertraut und ich bin einfach rundum glücklich. Das Digi habe ich noch keine Sekunde vermisst. Auch das Midi-Keyboard mit Pianoteq habe ich seither nicht angerührt.
Das Transportunternehmen empfahl mir, den Flügel nach ca. 6 Wochen stimmen zu lassen, da er senkrecht transportiert wurde und er sich aufgrund anderer klimatischer Verhältnisse im neuen Zuhause zunächst erstmal "setzen" solle. Das werde ich auf jeden Fall machen lassen, auch wenn mir derzeit die Stimmung nicht negativ auffällt. Gespannt auf das Ergebnis bin ich dennoch.
Morgen habe ich übrigens eine Probestunde bei einem anderen Klavierlehrer, da ich gemerkt habe, dass ich im Moment doch eher in Richtung moderne Musik und Improvisation gehen möchte. Die andere Klavierlehrerin war eine persönliche Bekannte, kommt aber eher aus dem Bereich Klassik und Kirchenmusik, und ich habe gerade einfach andere Präferenzen.