Klavier oder Flügel - Wiedereinsteiger bittet um Rat

  • Ersteller des Themas Kancho
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Jetzt hab ich ein gutes Angebot für einen Kawai RX-2 von Privat erhalten, der ist 10 Jahre alt, aus Erstbesitz und wurde in den 10 Jahren viel von einer anspruchsvollen Pianistin gespielt gespielt.
Der Kawai klingt auf jeden Fall toll. Ich weiß nicht, ob es irgendwo "mein" Instrument gibt - da fehlt bei mir einfach die Erfahrung.
Gerade am Anfang der Suche fehlt einem für gewöhnlich der Vergleichsmaßstab. Bei mir hat es insgesamt 1 Jahr gedauert, davon 6 Monate intensiverer Suche. Und ich musste mich am Anfang auch zwingen, mir erstmal einen Überblick zu verschaffen. Allerdings hat mir die Suche auch Spaß gemacht, viele verschiedene Instrumente auszuprobieren und abzuwägen.

Das alles heißt natürlich nicht, dass einem nicht schon zu Beginn der Suche das passende Instrument über den Weg laufen kann. Aber ich würde mich von dem Gedanken frei machen, dass einem etwas entgeht, wenn man nicht direkt zuschlägt. Zumindest dann, wenn es nicht direkt bei einem einschlägt wie die Liebe auf den ersten Blick.
 
Ich würde es aber auch nicht überbewerten... wenn einem der Klang und die Spielart zusagt und der Preis passt sollte man zuschlagen finde ich!
Man kann sich auch zu Tode suchen...
 
Ich habe bezüglich der Anschaffung keine Eile, da ich noch relativ zufrieden mit dem Digitalpiano bin und ohnehin häufig mit Kopfhörern spiele.
Fest steht, dass ich mir in den kommenden Monaten einige Instrumente anschauen möchte.

Schrieb der TE vor 6 Tagen. Ich meine, da sollte man hinterfragen, ob es übereilt ist oder tatsächlich die einmalige Gelegenheit, die man nicht verpassen darf.

Die Gefahr, sich zu Tode zu suchen dürfte noch nicht bestehen ;-)

Aber wenn das passende Instrument gefunden wurde, ist ja alles gut 👌
 
Kurzum, ich wünsche mir in erster Linie ein Instrument mit einem „crispen“ klaren Klang in Richtung Kawai oder Yamaha, das keine hundert Jahre alt ist.
Das haben wohl etliche überlesen. Für mich schreit das eher nach "Steinway", als nach Y oder gar K - da sind in dem Budget aber "nur" relativ junge gebrauchte Klaviere drinnen. Vielleicht liege ich ja falsch, aber einige S&S V-125 solltest Du anspielen. Einige deshalb, weil die Streuung - im Gegensatz zu den Japanern - doch recht hoch ist.
 
Oder gehen im Moment die Pferde mit mir durch und ich sollte in dem Preissegment (am liebsten 5000, wenn nötig 10000, maximal 150000 Euro) lieber doch nach einem Klavier schauen?
Also unterstellt, es ist ein Tippfehler und das Budget liegt bei bis 15.000, dürfte jedenfalls ein S&S Flügel (zumindest ein seriös restaurierter) wohl ausscheiden. Statt eines Flügels ein Klavier wäre für mich die größere Kröte zu schlucken....
 
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Willkommen bei den Klavier-Verrückten, @Kancho.

Kurze Antwort: Wenn Du Platz und das nötige Geld hast: Flügel!
Absolut korrekt! Bei der Flügelmechanik schwingt der Hammer von unten gegen die Seite, das bedeutet schnellere und bessere Repitition. Zudem ist eine Flügelmechanikmeist leichtgängiger. Für 10.000 bekommt man wirklich was brauchbares.
 
Jetzt hab ich ein gutes Angebot für einen Kawai RX-2 von Privat erhalten, der ist 10 Jahre alt, aus Erstbesitz und wurde in den 10 Jahren viel von einer anspruchsvollen Pianistin gespielt gespielt.
Der Kawai klingt auf jeden Fall toll. Ich weiß nicht, ob es irgendwo "mein" Instrument gibt - da fehlt bei mir einfach die Erfahrung. Der Flügel wäre jetzt auf jeden Fall im Budget und übersteigt meine bescheiden Ansprüche bei weitem.
Wie ist denn die Entscheidung ausgefallen? Fündig geworden oder noch weiter gesucht?
 
Hallo,

ich war inzwischen bei verschiedenen Klaviergeschäften. Fazit: jedes Instrument hat mir besser gefallen als mein Digi. Das hatte ich aber auch erwartet. Manche wirkten jedoch ein wenig runtergerockt und eher "verwahrlost". Die richtig Guten, an denen es gar nichts auszusetzen gab, lagen eigentlich alle (ohne Preisverhandlungen) über meinem Budget.
Jetzt hab ich ein gutes Angebot für einen Kawai RX-2 von Privat erhalten, der ist 10 Jahre alt, aus Erstbesitz und wurde in den 10 Jahren viel von einer anspruchsvollen Pianistin gespielt gespielt.
Der Kawai klingt auf jeden Fall toll. Ich weiß nicht, ob es irgendwo "mein" Instrument gibt - da fehlt bei mir einfach die Erfahrung. Der Flügel wäre jetzt auf jeden Fall im Budget und übersteigt meine bescheiden Ansprüche bei weitem. Falls sich in den nächsten Jahren dann mein Geschmack herauskristallisieren sollte, ist es ja auch möglich, nachdem was ich hier gelesen habe, klangliche Nuancen durchs Intonieren zu beeinflussen.
Vor dem Kauf würde ich noch einen Klavierbauer das Instrument in Augenschein nehmen lassen. Mit dem bisherigen Klavierstimmer habe ich gesprochen, der gab auf jeden Fall schonmal an, dass ihm bei dem Flügel keine Mängel bekannt seien und auch keine Wartungsarbeiten / Reparaturen mit der Kundin besprochen worden seien.

Einen 10-jährigen aus professionellem Privatbesitz, mit feinem Klang, viel gespielt aber stets gepflegt zu einem guten Preis, der unterhalb aller in den Musikgeschäften probegespielten Instrumenten liegt und in meinen Ohren gut klingt. Mit diesem sollte ich einige Jahre haben, um meine Erfahrung hinsichtlich "meines" Geschmacks auszubilden. Im Moment ist er auf jeden Fall, mit Abstand, das beste Instrument in diesem Preissegment und ein deutliches Upgrade zu dem Digi. Spielgefühl ist auch ausgezeichnet. Die Mechanik leichtgängig und gleichmäßig.
Das Risiko eines Privatkaufs halte ich in Anbetracht des Alters und der professionellen Inaugenscheinnahme -sofern keine Mängel festgestellt werden- für überschaubar. Auch ein etwaiger Wiederverkauf in einigen Jahren sollte bei einem gepflegten und jungen Gebrauchten, der nun nur noch hobbymäßig gespielt werden würde, kein allzu großer Verlust sein.
Was meint ihr? Ihr dürft mich gerne kreuzigen. Ich bin halt spontan.

Viele Grüße
Kancho
Unbedingt kaufen! Nach deinen Schilderungen ist das der beste Kompromiss zwischen Preis, Anspruch und Qualität. Auch für ein späteres upgrade sehe ich unter den gegebenen Umständen keinerlei Probleme. Aber ich denke, deine Entscheidung ist eh gefallen. Viel Freude daran!
 
Hallo,

vielen Dank für eure Überlegungen, Denkanstöße und das gezeigte Interesse. Ich hatte noch keine Gelegenheit zu antworten, aber habe ich hier immer mitgelesen und möchte Euch gerne den weiteren Verlauf schildern.

Ja, bei mir bestand noch nicht die Gefahr des "zu Tode Suchens", dazu neige ich eher bei Anschaffungen von Elektroartikeln, wo ich nackte Zahlen und Fakten gegeneinander abwäge und irgendwelche Rezensionen lese.

Mein Flügelkauf war spontan von Gefühlen geleitet. Irgendwie auch Liebe auf den ersten Blick, wobei ich sicher bin, dass es da draußen jede Menge Instrumente gibt, in die ich mich auch verliebt hätte.

Ich weiß nicht, ob ich das Erlebnis bei der Klavierlehrerin, wo ich zum Probespielen gewesen bin, schon erwähnt hatte. Das war zu der Zeit, als sich der Flügelkauf bereits anbahnte und es war ein wirklich erhellender Moment. Zum ersten mal nach Jahren spielte ich an einem richtigen Klavier. Meine Finger waren noch die Klaviatur vom E-Piano gewöhnt und leider sehr ruppig, woraufhin mich dieses Klavier beinahe wütend angesprungen ist. Ich kann es gar nicht anders beschreiben, ich habe mich richtig über meine fehlende Zärtlichkeit gegenüber dem Klavier erschrocken. Im Laufe der Klavierstunde wurde das zum Glück zusehends besser. Da war der Entschluss, einen Flügel zu kaufen und nicht noch monatelang zu suchen, endgültig besiegelt.

Tja, was soll ich sagen. Der Klavierbaumeister hatte sich wenig später den Flügel angesehen und mir gegenüber eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen. Er meinte lediglich, dass man - je nach Spielweise- in 5 bis 8 Jahren über neue Hammerköpfe nachdenken könne, aber das sei in Anbetracht des aufgerufenen Preises absolut kein Hinderungsgrund.

Für mich war es also genau wie es Lingner beschreibt, der beste Kompromiss zwischen Preis, Anspruch und Qualität. (Die von mir genannte obere Budget-Grenze hatte tatsächlich eine Null zu viel wie ihr richtig vermutet habt.)

Nun ist der Flügel seit ca. 5 Wochen hier und ich bin jedes mal begeistert, wenn ich an ihm spielen darf.
Ganz zu Anfang, als ich ihn noch auf dem blanken Parkett stehen hatte, waren meine Frau und ich doch auf Grund der Lautstärke sehr "beeindruckt". Außerdem war insbesondere im Bassbereich ein Dröhnen nicht ganz zu verleugnen. Darum habe ich einen passenden Teppich besorgt und unter den Flügel gelegt. Zudem habe ich einen Keilrahmen gebaut, auf den ich drei Basotect-Platten geklebt habe und das ganze mit einem weißen Leinentuch überzogen und an die Wand hinter den Flügel gehängt.

Die Anregung hierfür hatte ich auch aus dem Forum und das Ergebnis ist wirklich beeindruckend! Ich hatte sogar noch mehr Platten bestellt, um ggf. welche zwischen Rasten und Resonanzboden zu klemmen, aber das ist nicht nötig. Der Gute darf hier "frei atmen" und es stört niemanden. :)

Der Klang ist nun, nach den vorgenommenen räumlichen Anpassungen, so klar und bestimmt und trotzdem weich und harmonisch, dass es eine Freude ist. Ich bilde mir auch ein, dass mein Spiel inzwischen an Dynamik gewonnen hat. Inzwischen sind wir zwei schon gut miteinander vertraut und ich bin einfach rundum glücklich. Das Digi habe ich noch keine Sekunde vermisst. Auch das Midi-Keyboard mit Pianoteq habe ich seither nicht angerührt.

Das Transportunternehmen empfahl mir, den Flügel nach ca. 6 Wochen stimmen zu lassen, da er senkrecht transportiert wurde und er sich aufgrund anderer klimatischer Verhältnisse im neuen Zuhause zunächst erstmal "setzen" solle. Das werde ich auf jeden Fall machen lassen, auch wenn mir derzeit die Stimmung nicht negativ auffällt. Gespannt auf das Ergebnis bin ich dennoch.

Morgen habe ich übrigens eine Probestunde bei einem anderen Klavierlehrer, da ich gemerkt habe, dass ich im Moment doch eher in Richtung moderne Musik und Improvisation gehen möchte. Die andere Klavierlehrerin war eine persönliche Bekannte, kommt aber eher aus dem Bereich Klassik und Kirchenmusik, und ich habe gerade einfach andere Präferenzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Absolut korrekt! Bei der Flügelmechanik schwingt der Hammer von unten gegen die Seite, das bedeutet schnellere und bessere Repitition. Zudem ist eine Flügelmechanikmeist leichtgängiger. Für 10.000 bekommt man wirklich was brauchbares.
@Lingner korrekt betrachtet ist es ein wenig anders: (vereinfacht) die Hämmer werden auf der Seite des Hammerkopfs nach oben geschleudert/geschnellt und fallen (piano) bzw prallen (forte) nach dem (von unten) Anprall an die Saiten runter - das ermöglicht prinzipiell (wenn die Mechanik ordentlich gemacht ist und weitgehend hemmende Reibung minimiert!) blitzschnelle Repetitionen, diese benötigt man aber nur in ultravirtuoser Literatur, welchen von 99% aller Klavierenthusiasten nicht bewältigt wird. Die Dämpfung beim Flügel fällt auf die Tasten, sie ist schneller als beim Klavier und damit präziser; vereinfacht gesagt: der Flügel ermöglicht ein weitaus saubereres Pedalisieren als das Klavier.
Zuletzt verfügt der Flügel über eine größere Dynamik als das Klavier: zusammen mit der präzisieren Mechanik ermöglicht das weitaus mehr Tonstärkedifferenzierung.

Falsch ist die Behauptung, dass Flügel leichtgängiger als Klaviere seien. Es gibt fabrikneue schwergängige Flügel und leichtgängige Klaviere (z.B. sind Försterflügel schwergängiger als Yamaha- oder Steingraeberklaviere)

Für 15000 kann man mit etwas Glück gute gebrauchte Yamahas finden.
 

Ganz generell: gutes E-Piano wegen Nichtbelastung der Mitbewohner und Nachbarn, gefolgt von einem guten Pianino, gesteigert von einem guten Flügel gebraucht, übertroffen von einem neuen Markenflügel. Da würde ich einem gebrauchten, von einer Pianistin gespielten Flügel als erste Wahl ansehen. Am besten sich den flügel einmal anspielen lassen. Dann hat man einen guten Klang im Ohr und kann dann jahrelang daran arbeiten, so einen Klang selber erzeugen zu können. Zehn Jahre klingt auch für einen japanische Flügel durchaus tolerierbar.
Eine Bemerkung ist mir aufgefallen: das e-piano vermittelt zu wenig Gefühl. Dazu fällt mir nur ein, dass die richtige Gefühlsinteraktion nur mit dem Flügel möglich scheint.
(Anmerkung zu meiner Person: ich selbst habe einen 110 Jahre alten Konzertflügel, mit dem zwischen 1914 und 1923 alle berühmten PIanisten in Wien aufgetreten sind. Ich habe ihn von einem weltberühmten Pianisten erworben, der leider schon verstorben ist. Ich behaupte, dass das Spielen darauf eine Konversation mit einer Geliebten ist. Ein zweiten Flügel habe ich noch von einer Tante geerbt, der ist etwas jünger, ich schätze auf 80 Jahre, ein Zweimenterflügel, den ich nur sehr selten spiele. Der große Flügel ist wunderbar für Beethoven, Schubert, Brahms, der kleine ist interessant für Bach und Mozart.
Ich gebe Hausmusikkonzerte, da ich sehr gehbehindert bin und daher nicht mehr in den kleinen Sälen in der Umgebung auftreten kann. Ich selbst bin aber kein PIanist. Meine Laufbahn spielte sich in der Elektronik, Informatik, im Verkauf und im Unterricht ab. Aber seit meiner Pensionierung 2016 ist meine Hauptbeschäftigung das Üben.)
 
Vielen Dank für eure Antworten. Schön, dass der Traum vom Flügel doch so eine Resonanz erfährt. Dann weiß ich jetzt sogar schon, wohin mich die erste Reise führen wird. Dort stehen u.a. die genannten Flügel.
Aber geb Obacht, daß der Flügel nicht die Raumakustik übersteigt, ansonsten ist es wie mit einem Porsche auf dem Feldweg.

Und schau auch zu, daß Du Dir kein Flügel mit Wiener Mechanik andrehen läßt.
 

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