das ist ein Dilemma, speziell für Hobby Spieler und ich kenne das auch.
Eigentlich musste man sich bevor man mit einem Stück z.Bsp. von Chopin anfängt, sich mit seinem Stil auseinandersetzen.
In der Tat ist dies ein Problem. Es gibt gute Gründe dafür Musik und/oder Klavierspiel zu studieren und der Besucher eines Wochenendseminars wird am Ende eben tatsächlich deutlich weniger kompetent sein als jemand, der sich über viele Jahre hauptberuflich mit allen Fragen, die da mitspielen auseinandergesetzt hat. Und man kann auch auf diesem Gebiet wieder feststellen, dass absolute und apodiktisch vertretene Positionen eher bei Laien als bei Fachleuten vorkommen.
Auch deshalb sind gute Klavierlehrer so immens wichtig.
Ich verstehe aber doch nicht ganz, warum beispielsweise Hobbyastronomen Freude an ihrem Hobby haben können, ohne die mathematischen Modelle für das Universum nachrechnen zu können, während Hobbypianisten nicht selten ihre eher zufälligen Empfindungen und Erkenntnisse gegen die Fachleute mit Zähnen und Klauen verteidigen, und meinen ihre hochachtbaren - ich schätze jeden, der selbst ein einfaches Stück nach seinen Möglichkeiten spielt - Leistungen würden entwertet, wenn man darauf hinweist, dass sowohl technisch als auch musikalisch und intellektuell ein bisschen Abstand zu Horowitz, Michelangeli oder Gilels zu konstatieren ist.
Ein Hobby verlangt nicht zwingend äußerste Kompetenz und es ist auch keine Arroganz, wenn jemand, der etwas von den Dingen versteht darauf hinweist, dass gewisse Ansichten schlicht am Kern der Sache vorbeigehen.
Ich beobachte oft lächelnd - übrigens auch an mir - das Bundestrainer (oder Politiker-) Syndrom.
Mindestens 20 000 000 'Bundestrainer' wissen besser als der Fachman Löw, wie die Nationalmanschaft spielen müsste um jedesmal Weltmeister zu werden.
Genauso wissen viele, wie Chopin Liszt, Bach, ... gespielt werden müssten.
Dazu kommt, dass im Bereich der musikalischen Interpretation innerhalb gewisser Grenzen - die jeder etwas anders zieht - ziemlich viel möglich ist; teilweise in einem Ausmaß, das bei vielen Beliebigkeit suggeriert, aber eben noch viel mehr schlicht falsch ist, weil es grundlegende Parameter der Musik und der musikalischen Kommunikation verletzt.