Harmonielehre für Anfänger...

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EinKlavier

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7. Dez. 2015
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... oder so ähnlich. Und Vorsicht, das wird jetzt etwas länger. :-)

Hallo zusammen,

seit nunmehr einem Jahr lerne ich mit Unterstützung einer sehr guten Klavierlehrerin Klavier - oder versuche es zumindest. Grundwerk ist die Russische Klavierschule, ergänzt durch diverse Notensammlungen.
Als bekennende ungeduldige Späteinsteigerin habe ich aus "Best of Piano Classics" von Schott mit dem Praeludium C-Dur von Bach angefangen, stolperte jedoch mehrmals über merkwürdige Fingersätze und habe dann meinen stetig wachsenden Notenberg um das WTK aus dem Henle-Verlag erweitert, nun geht es... In meiner Euphorie wollte ich mich an das nächste Stück wagen und bin ordentlich gescheitert. Sei es bei den Stücken aus dem "Piano Classics" oder sonstwo, ich hänge immer wieder an den Akkorden, Umkehrungen, Tonleitern, Tonarten usw.

Ich bräuchte ein wirklich gut erklärtes Buch/Heft mit den Basics, ich gehöre zu denen, die gerne Alles "schwarz auf weiß" vor sich liegen haben. Ich kann so am besten lernen und üben. Das habe ich meiner Klavierlehrerin natürlich gesagt, letzte Woche hat sie mir vereinfacht die Kadenzen und Begriffe wie Tonika, Subdominante und Dominante erklärt. Hätte sie mir nicht auch ein paar schnell gemalte Noten zum Nachlesen in die Hand gedrückt, hätte ich spätestens auf dem Parkplatz alles vergessen :denken: (und zu Hause nichts üben können). Die Russische Klavierschule ist in dem Bereich eher mager ausgestattet, mehr kommt anscheinend in den nächsten Bänden.

Habt Ihr vielleicht eine Empfehlung für mich? Ich weiß,dass ich z.B. das WTK damit nicht schneller erlerne, aber vielleicht verstehe ich dann wenigstens etwas. Hier wurde die "Harmonielehre im Selbststudium" von Thomas Krämer empfohlen, wäre die etwas für einen Anfänger? Natürlich begleitend zum Unterricht, der jedoch immer so schnell vorüber ist. Ich hätte meine Lehrerin fragen können, habe ich aber vergessen. Und bald sind wieder die nächsten Ferien mit unterrichtsfreier Zeit und überhaupt :dizzy:

Vielen Dank vorab, Grüße und einen schönen Abend noch!
 
Hi,

bist du sicher, daß du direkt ein Lehrbuch zur Harmonielehre brauchst?
Oder geht es auch um die ganzen anderen Dinge, die man so wissen kann und sollte, die eher in einer allgemeinen Musiklehre zu finden sind?
 
Die Russische Klavierschule ist NICHT dafür gedacht, einfach so als Notenbuch Stück für Stück durchgegangen zu werden.

Hast Du (vielleicht zusammen mit Deiner KL) mal das Vorwort durchgelesen?
Und versucht, zu verstehen, was dieses Vorwort impliziert? (Da steht nämlich sehr Bedeutendes und Gutes!)

Erstens muss immer das Gehör und die Klangvorstellung das Primat über "Noten entziffern und zu spielen versuchen" haben. Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr das in dem vermeintlich "sehr guten" Unterricht so gemacht habt und ob Ihr, wie die Russische Klavierschule sehr betont, mit Spiel nach Gehör begonnen habt, transponiert habt, selber kreativ wart etc.

Zur Entwicklung des Gehörs gehört auch immer Analyse dazu, so dass man immer weitergehende "Legobausteine", aus denen Musik besteht, unmittelbar erkennt. Das heißt, in einem "audiomotorischen" Unterricht, der dem entspricht, was das Vorwort der RK vorgibt, kommen "Tonsatz" und "Gehörbildung" nicht irgendwann mal zwischendrin als Zusatz zur Sprache, sondern sind stets integraler, nicht getrennter Bestandteil des Unterrichts.

Zweitens ist die RK nur als "Leitfaden" gedacht, nicht zum Unterrichten a la "OK, Nr. 42 und 43 kannst Du, dann bitte zum nächsten Mal Nr. 44 und 45 üben, dazu noch Tonleitern F-Dur und G-Dur". Der Lehrer muss ganz viele ergänzende Stücke, Übungen, Improvisationen etc. durchnehmen, je nach Erfordernis des Schülers.

Weniges wird so oft so komplett missverstanden wie die Hefte der Russischen Klavierschule, weil das Vorwort entweder nicht gelesen, nicht verstanden oder als unwichtig abgetan wurde.

(Ja, richtig, es handelt sich hier um das hasenbeinsche "Ceterum censeo" - ich rege an, zu überprüfen, ob der Unterricht bei der KL wirklich gut ist...)

LG,
Hasenbein
 
Hallo

Ich habe mir damals das Buch "Die neue Harmonielehre. Ein musikalisches Arbeitsbuch für Klassik, Rock, Pop und Jazz" von Frank Haunschild gekauft.

Ich bin rundum zufrieden mit dem Buch.
Wenn du gerne kompaktes Wissen ohne grossen Schnick-Schnack haben willst kann ich es dir empfehlen.

Den Aufbau des Buches finde ich sehr gelungen. Eine Übersicht der Kapitel gibt es hier.
Meiner Meinung nach schafft es das Buch das Mysterium "Musiktheorie" zu enthüllen. Man begreift langsam, wie und warum Musik studiert werden kann (die Spielen an der Uni nicht nur auf ihren Instrumenten rum) und lernt das System, nach welchem die Musik (mehr oder weniger) funktioniert, zu verstehen.

Ich möchte jedoch nochmals darauf hinweisen, dass es kein "easy-read" Buch ist, welches man innerhalb einer Woche durchliest und dann verstanden hat. Man muss sich schon ein wenig damit auseinandersetzen und oft gibt es auch Sachen die man eben zuerst mit dem Instrument nachvollziehen und begreifen muss. Ich selbst habe es immer noch nicht "durch" und nutze es immer noch als Arbeits- oder Nachschlagewerk.

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Gruess

Redo
 
Erstens muss immer das Gehör und die Klangvorstellung das Primat über "Noten entziffern und zu spielen versuchen" haben. Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr das in dem vermeintlich "sehr guten" Unterricht so gemacht habt und ob Ihr, wie die Russische Klavierschule sehr betont, mit Spiel nach Gehör begonnen habt, transponiert habt, selber kreativ wart etc
Dafür braucht man kein aufgeblasenes Vorwort einer minderwertigen Klavierschule. Wenn der Autor das mit dem Spielen nach Gehör ernst meint, muss er sich auch allen Ernstes fragen lassen, warum er dann die popeligsten Kinderlieder am Anfang in Noten abdruckt...
Und dann auch noch einstimmig. Wer will denn einstimmig Klavier spielen? Da tut's doch auch ne Blockflöte.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich möchte jedoch nochmals darauf hinweisen, dass es kein "easy-read" Buch ist, welches man innerhalb einer Woche durchliest und dann verstanden hat. Man muss sich schon ein wenig damit auseinandersetzen und oft gibt es auch Sachen die man eben zuerst mit dem Instrument nachvollziehen und begreifen muss. Ich selbst habe es immer noch nicht "durch" und nutze es immer noch als Arbeits- oder Nachschlagewerk.
Dennoch ist das Buch weitaus(!) simpler als etwa die Harmonielehren von Grabner, de la Motte oder Schönberg.
Für die Klassische Harmonielehre ist der Haunschild aus mehreren Gründen nicht zu gebrauchen.
Meine Empfehlung: Eines der oben genannten Werke gebraucht kaufen und sich zusammen mit Internet, Musiklexikon, Übungen und Lehrer durchbeißen.
 
Dafür braucht man kein aufgeblasenes Vorwort einer minderwertigen Klavierschule. Wenn der Autor das mit dem Spielen nach Gehör ernst meint, muss er sich auch allen Ernstes fragen lassen, warum er dann die popeligsten Kinderlieder am Anfang in Noten abdruckt...
Und dann auch noch einstimmig. Wer will denn einstimmig Klavier spielen? Da tut's doch auch ne Blockflöte.
Habe ich das richtig mitbekommen, dass Du Klavierlehrer bist?

Wenn ja, bin ich hiermit entsetzt über so viel Ignoranz.
 
Ich benötige das nicht, Du Honk - ich sage nur, dass das, was da steht, Richtiges ganz gut zusammenfasst, aber von vielen überhaupt nicht beachtet wird.
 

Dennoch ist das Buch weitaus(!) simpler als etwa die Harmonielehren von Grabner, de la Motte oder Schönberg.
Für die Klassische Harmonielehre ist der Haunschild aus mehreren Gründen nicht zu gebrauchen.
Meine Empfehlung: Eines der oben genannten Werke gebraucht kaufen und sich zusammen mit Internet, Musiklexikon, Übungen und Lehrer durchbeißen.

D'Accord. Bestimmt nicht eines der Referenzbücher über Harmonielehre. Bekommt man sicherlich auch nicht an einer Uni empfohlen. Der Threadersteller schreibt aber:

...ich hänge immer wieder an den Akkorden, Umkehrungen, Tonleitern, Tonarten usw.

Ich bräuchte ein wirklich gut erklärtes Buch/Heft mit den Basics, ich gehöre zu denen, die gerne Alles "schwarz auf weiß" vor sich liegen haben.

Ich meine, dass hier ein zu komplexes Werk auch eher abschreckend sein kann. Und das ist die theoretische Herangehensweise an Musik für viele sowieso schon.
Wenn man sich natürlich intensiv damit beschäftigen will ist der Haunschild aber tatsächlich nicht das Mass aller Dinge.
Er hat mir aber geholfen in die Materie einzusteigen.

Ich habe mir das Buch vor allem gekauft, um auch mal draußen oder in den Ferien etwas über Musiktheorie zu lesen und weil ein Computermonitor auf dem Klavier halt auch etwas umständlich ist. Ein Buch kann man bequem auf die Notenablage stellen und Übungen / Beispiele nachvollziehen. Ausserdem fand ich die kompakte Form ansprechend, es wird nicht um den heissen Brei geredet.

Und jetzt noch eine Frage meinerseits: Du sprichst von "klassicher Harmonielehre". Was versteht man den darunter? Ich dachte immer es gibt einfach "die Harmonielehre" :denken:

Gruess

Redo
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi People,

was ich sehr empfehlen kann ist "Neue Jazz Harmonielehre" von Frank Sikora, ich arbeite zur Zeit damit. Ist recht verständlich und interessant geschrieben, wird aber auch im weiteren Verlauf recht kompliziert, da muss man ebenfalls Durchhaltevermögen haben.

Ich kenn den Haunschild nicht, aber da @Ludwig angesprochen hat dass dieses Buch im Vergleich zu den Klassikern eher vereinfachend auftritt, würde mich interessieren ob das bei Sikora auch so ist. Könnte ja sein dass die "Neuen Harmonielehren" generell nicht so ausführlich sind wie die Klassiker. Vielleicht weiß ja jemand etwas dazu, würde mich freuen ^^

Nachdem ich das Buch von Sikora durch habe wollte ich auf jeden Fall noch was anderes durcharbeiten, das Buch von de la Motte liegt schon bereit, und ein Buch über Kontrapunkt oder Instrumentationslehre wie zb. von Berlioz hab ich auch auf dem Plan (für die nächsten 100 Jahre) stehen. Bin beim Komponieren/Arrangieren/Theorie zwar eher an andere Genres als Klassik interessiert, aber andererseits liebe ich Klassik ebenso und schätze das klassische Wissen oder so sehr.
 
Und jetzt noch eine Frage meinerseits: Du sprichst von "klassicher Harmonielehre". Was versteht man den darunter? Ich dachte immer es gibt einfach "die Harmonielehre" :denken:

Dann schnapp die eine 'klassische' Harmonielehrer und schau nach, was dort unter "Tadd Dameron turnaround" steht, wie ein Kenny-Barron-Voicing funktioniert und wo man didaktisch das Kapitel über 'Upper Structures' untergebracht hat.

Und jetzt nehmen wir eine 'Jazz-Harmonielehre' und schauen dort, was unter 'bezifferter Bass' steht.

Um meinen eigenen Advocatus Diaboli zu spielen: In der Jazz-Harmonielehre von Sikora wird über Quintfallsequenzen, II-V-I und wasweissich gesprochen Dann gibt es ein Beispiel, wo dieses umgesetzt ist, mit allen Lampen an, aber sehr reduziert und komprimiert: Auschnitt einer Violinsonate von Bach. Der gute alte Bach mal wieder. :-)

Grüße
Häretiker
 
Um die Aussage des @Häretiker noch ein mal zu verdeutlichen: Jede musikalische Epoche und jedes musikalisches Genre hat ihre harmonische Sprache, die mehr oder weniger kennzeichnend für sie ist.
Wenn man von Harmonielehre spricht, ist oftmals die Harmonielehre des 17 - 19. Jh gemeint, sprich die Dur/Moll-Tonalität - die Musik der Renaissance oder des Mittelalters passt kaum bzw. überhaupt nicht in dieses Schema und selbst bei Bach oder späteren Werken von Beethoven sind Funktionsanalytische Betrachtungen, wie sie nach Riemann gelehrt werden, nicht immer zielführend.

Um Stilgerecht aussetzen zu können, sinnvolle Analysen zu machen, aber auch um Stücke schneller zu erfassen (Beispiel klassische Sonate - hier wird mit entsprechender Kenntnis der harmonische Verlauf tendenziell vorhersehbar) ist eine grobe historische und stilistische Einordnung wichtig.

Ich selbst bin kein Experte, finde aber, dass man sich stets Mühe geben sollte, die Hintergründe des Wissens zu erfassen :-) - und das geschieht mit den genannten Harmonielehren weitaus besser als etwa mit dem Haunschild.
 
Erst einmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Die musste ich erst einmal erfassen und auch sacken lassen.
@ Sven: ob ich nun ein Buch über Harmonielehre suche? Ich wusste nicht, wie ich es sonst bezeichnen sollte. Es kann schon sein, dass es sich mehr um die absoluten Basics handelt. Um ein bestimmt blödes Beispiel zu nennen: Im Klavierunterricht schauen wir uns ein Stück an, meine KL sagt mir z.B. die Tonart - aber die erkenne ich nicht. Ich weiß einfach nicht wie. Woran erkenne ich, dass der "Walzer a-Moll" von Chopin eben a-Moll ist (mal abgesehen davon, dass es darüber steht). Versteht Ihr, was ich meine? Ein geübter Klavierspieler mag jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber mir fehlt hier einfach das Wissen. Klar kann ich die Stücke auch ohne dieses Wissen üben, möchte ich aber nicht.

Als Kind/Jugendliche hatte ich ja diversen Musikunterricht, auch (wenn auch nur kurz) Klavierunterricht, ich kann mich aber absolut nicht mehr daran erinnern, dies gelernt zu haben. Man hat alles schon einmal gehört, ich bezeichne das aber eher als Halbwissen :-D Ich frage mich manchmal wirklich, was ich da und in der Schule eigentlich gelernt habe. Nunja. Manchmal habe ich den Eindruck, dass vieles als bereits vorhanden vorausgesetzt wird.

@ hasenbein: das war die Antwort, die ich erst einmal sacken lassen musste. Ich finde meinen Unterricht nach wie vor gut (auch wenn ich ins Grübeln kam). Ich vermute jedoch, dass 45 min Unterricht pro Woche einfach zu wenig sind. Dann gibt es ja noch die Schulferien = unterrichtsfreie Zeit. Viel bleibt da nicht. Die russische Klavierschule bearbeiten wir aber tatsächlich nur zum Teil so, wie von Dir angemerkt. Ich habe diese übrigens selbst vorgeschlagen, also selbst schuld. Ich finde das Heft an sich aber nicht verkehrt, wenn ich auch manche Stücke - nett ausgedrückt - nicht so dolle finde. Trotz alledem werde ich hier noch weiter grübeln, etwas zu ändern wäre nicht verkehrt.

Die vorgeschlagenen Werke werde ich mir einmal ansehen, es interessiert mich halt sehr.

Also nochmals vielen Dank - und gerne mehr!

VG
 
Ich frage mich manchmal wirklich, was ich da und in der Schule eigentlich gelernt habe.
Nicht nur du. Unter staatlichen Lehrern gilt sowas wie objektivierbarer Stoff in Musik und Kunst als Kindesmißhandlung oder so ähnlich. Könnte ja mit Leistung verbunden werden...

@ hasenbein: das war die Antwort, die ich erst einmal sacken lassen musste.
gewöhnt man sich dran. Im Grunde gibt es nur einen kompetenten Klavierlehrer und der ist er selbst. ;-)

Ich vermute jedoch, dass 45 min Unterricht pro Woche einfach zu wenig sind.
stimmt. Mehr bezahlt halt keiner. Aber trotzdem sollte deine KL dir zwischendurch mal erklären, wie man a-moll von e-moll unterscheidet. Zu deinem Unglück bist du eine Ausnahme, indem du dich für die sog. "Theorie" interessierst. Die meisten Schüler muss man in der SVA dazu zwingen *), sonst würden die allesamt die Aufnahmeprüfungen vergeigen. Und nur deswegen kloppen sich viele den Stoff rein. Entsprechend "vermitteln" sie später den Stoff an Schüler - bzw. lassen es lieber.

*) weshalb diese kostenlosen Zusatzfächer dann auch immer "Pflichtfach" heißen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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