Was sollte man nach einem Jahr so können...

Wie ist das denn, wenn ihr an einer Stelle hängt: Lässt euch euer KL die dann auch immer und immer wieder wiederholen? Mein Problem ist, dass mich das dann enorm unter Druck setzt und mir das einfach nichts bringt. Ich lern das halt nicht, wenn jemand neben mir sitzt und erwartet, dass das nach 5-mal üben jetzt zu sitzen hat. Fühlt sich zudem wie vergeudete Zeit an, für dich ich ärgerlicherweise auch noch bezahlt habe. Mir persönlich wäre es lieber, mir würde nur kurz erklärt werden, was ich falsch mache, dann will ich das 1-2-mal langsam durchspielen um zu sehen ob ich verstanden hab, worauf er hinauswill und dann will ich das zuhause in Ruhe üben. Aber vielleicht seh ich das auch falsch und das ist dieses betreute Üben von dem ihr schreibt? Dann bin ich vielleicht einfach nur ein anderer Lerntyp, dem das blöderweise nichts bringt, obwohl der Großteil der Schüler davon profitiert?
 
In der Stunde Üben ist ein teures Vergnügen.
Normalerweise kriegt man gesagt was nicht gut ist und Hinweise wie man das zu spielen hat mit praktischen Demonstrationen.
Einüben kann man das dann in aller Ruhe zu Hause .
 
Wie ist das denn, wenn ihr an einer Stelle hängt: Lässt euch euer KL die dann auch immer und immer wieder wiederholen?

Nein.
Mein KL geht mit mir die Stelle durch. Erklärt was ich da falsch mache bzw. besser machen kann. Nimmt die Stelle manchmal häppchenweise mit kleinen Übungen auseinander. Und baut sie dann mit mir wieder zusammen. Dann lässt er mich das Stück noch mal spielen und i.d.R. klappt die Stolperstelle danach deutlich besser.
Anschließend wird das Stück dann zu Hause weiter geübt.
 
Zunächst einmal:
ist nicht gleichzusetzen mit gutem, nämlich funktionalem Unterricht. Beim betreuten Üben wird nämlich nur punktuell geübt, ohne dass dem Schüler ein Transfer ermöglicht wird.

Dagegen besteht guter Unterricht darin, Hilfe zur häuslichen Selbsthilfe zu geben. Exemplarisch übt man dann zwar auch, aber viel wichtiger ist die anschließende Reflexionsphase, bei der der Schüler die Übesystematik durchdringt und versteht und vor allem lernt, diese auch alleine anzuwenden. @ratti Ich sage meinen fortgeschritteneren Schülern: „Wiederhole das so oft, bis du dich fürs erste sicherer fühlst.“ Allerdings füge ich immer hinzu, dass es noch Wiederholung in den nächsten Tagen braucht, um wirklich verinnerlicht zu sein. Da muss sich niemand unter Druck gesetzt fühlen.
 
Dagegen besteht guter Unterricht darin, Hilfe zur häuslichen Selbsthilfe zu geben. Exemplarisch übt man dann zwar auch, aber viel wichtiger ist die anschließende Reflexionsphase, bei der der Schüler die Übesystematik durchdringt und versteht und vor allem lernt, diese auch alleine anzuwenden

Genau das verstehe ich unter "betreutem Üben".
 
Ich danke euch, da seh ich jetzt wieder etwas klarer. Mein Gefühl trügt mich also nicht.

bei der der Schüler die Übesystematik durchdringt

Sowas wie ne Übesystematik wird mir leider nicht beigebracht. Oder ich bin zu doof, die zu erkennen. Wenn ich nicht ab und zu hier im Forum stöbern und ein paar gute Tipps aufschnappen würde, wäre ich jedenfalls völlig aufgeschmissen.
 
Nein, wir schauen uns an warum die Stelle nicht läuft, schauen uns an was genau das Problem ist, und dann vereinfachten (minimieren) die Stelle bis wir beim kleinsten Fragment angekommen sind (irgendein Ton Wechsel) und bauen von da wieder auf, bis das große Ganze sitzt wie gemauert.
Mir persönlich wäre es lieber, mir würde nur kurz erklärt werden, was ich falsch mache, dann will ich das 1-2-mal langsam durchspielen um zu sehen ob ich verstanden hab, worauf er hinauswill und dann will ich das zuhause in Ruhe üben
Ja das gleiche denke ich mir auch aber meist bringt es mir mehr die Stelle ein paar mal zusammen zu üben.
Mein Tip: gar nicht darüber "meckern" sondern aktiv mit machen spart viel Zeit :-D

Sowas wie ne Übesystematik wird mir leider nicht beigebracht. Oder ich bin zu doof, die zu erkennen

Denk weniger ans Klavier spielen sondern achte stärker auf Lernmethoden und Routinen, dann kommt das:super:
Oder nicht, aber dann kannst du auch deinen Unterricht bewerten :schweigen:
Das muss übrigens nicht heißen das der Unterricht schlecht ist, er kommt durch seine Art vielleicht auch nur gar nicht bei dir an:denken:
 
Wenn ich nicht ab und zu hier im Forum stöbern und ein paar gute Tipps aufschnappen würde, wäre ich jedenfalls völlig aufgeschmissen.

Das ist schade. :020:

Ich finde es generell sonderbar, wenn pauschalisiert nach den Eigenschaften von "gutem Unterricht" gefragt wird.

Jeder hat doch seine eigenen Stärken und Schwächen, die jede pauschale Aussage erschweren bis verunmöglichen und vor allem Flexibilität erfordern.
  • Zum Beispiel "nach Noten vs. Auswendig". BEIDES ist wichtig. Diejenigen, die exzellent nach Noten spielen, haben oft Probleme mit dem Auswendiglernen und umgekehrt.
  • Zum Beispiel dieses "mehr Theorie machen". Ja natürlich, wenn es nötig ist! Solange den SuS die harmonischen Wendungen in einem Stück nicht klar sind, muss "Theorie" gemacht werden. Aber irgendwann haben die SuS es ja mal grosso modo kapiert. Dann geht es im Unterricht vielleicht noch um "rätselhafte" Einzelstellen.
Alles muss gemacht werden, was nötig ist, aber es kann dabei völlig Unterschiedliches herauskommen, nicht nur von Schüler zu Schüler, sondern auch von Stunde zu Stunde. Manchmal reicht es, eine Stelle kurz zu erklären, manchmal muss der Bewegungsablauf mühsam koordiniert werden und es ist wichtig, dass daheim nicht falsch weitergeübt wird.

Für entscheidend halte ich die Kompetenz der Lehrkraft, Schwächen zu erkennen und auf ein breit gefächertes Methodenarsenal zurückgreifen zu können, um die Schwächen zu beheben. Wie viel man dann nach einem Jahr kann, ist logischerweise abhängig von
  • der Qualität des Unterrichts,
  • der Intelligenz, die unterstützenden Hinweise der Lehrkraft zu verstehen und
  • dem Fleiß (bzw. den faktischen Möglichkeiten), diese selbständig zu üben.
:022: Wenn man durchschnittlich begabt ist und stark ausgelastet mit anderen Verpflichtungen, kaum zum Üben kommt und nur ein halbes Stündchen Unterricht hat, dann gibt es immer noch Tausende von tollen Originalstücken, die man unter diesen Bedingungen sich erschließen darf/kann, obwohl die schwere und anspruchsvolle Klavierliteratur vorläufig zurückgestellt werden muss. Das ist doch völlig OK!
 
Nein, wir schauen uns an warum die Stelle nicht läuft, schauen uns an was genau das Problem ist, und dann vereinfachten (minimieren) die Stelle bis wir beim kleinsten Fragment angekommen sind (irgendein Ton Wechsel) und bauen von da wieder auf, bis das große Ganze sitzt wie gemauert.
Das klingt toll. Aber sowas passiert bei mir leider nie. Ich soll tatsächlich einfach nur stupide immer wieder die betreffende Stelle wiederholen.

Zum Beispiel dieses "mehr Theorie machen". Ja natürlich, wenn es nötig ist! Solange den SuS die harmonischen Wendungen in einem Stück nicht klar sind, muss "Theorie" gemacht werden. Aber irgendwann haben die SuS es ja mal grosso modo kapiert. Dann geht es im Unterricht vielleicht noch um "rätselhafte" Einzelstellen.
Theorie haben wir noch nie gemacht. Noch nichtmal darüber gesprochen, in welcher Tonart ein Stück geschrieben ist. Das erschließe ich mir zwar nebenbei dann zuhause anhand Art und Anzahl der Vorzeichen und letzten Ton angucken und so. Allerdings weiß ich nicht, was ich mit dieser Erkenntnis im Hinblick auf das zu übende Stück anfangen kann. Vielleicht könnte man damit ja auch gar nichts anfangen und es ist nur eine Info, die man hat oder nicht hat. Ich weiß es nicht.
 

Allerdings weiß ich nicht, was ich mit dieser Erkenntnis im Hinblick auf das zu übende Stück anfangen kann. Vielleicht könnte man damit ja auch gar nichts anfangen und es ist nur eine Info, die man hat oder nicht hat. Ich weiß es nicht.
Das sollte dir der Unterricht aber erklären können. Hast du deinen Lehrer darauf mal angesprochen? Vielleicht erkennt der noch nicht, dass du schon so weit bist und wartet auf ein Zeichen von dir?:konfus:

Ansonsten knapp erklärt :
Wenn du die Tonart kennst, weißt du ja schon welche Töne vorkommen (gibt dir die Tonleitern vor) und du weißt ungefähr welche Akkorde im stück vorkommen werden (im besten fall weißt du wie Akkorde aus Tonleitern Tönen "gebaut" werden, und wie diese variieren können).

Das macht das ganze logischer, weil eben keine "willkürliche" Abfolge von tönen und Akkorden stattfindet, sondern du diese in ihrer Funktion kennst, und im noch besseren Fall (Formlehre ist das Stichwort) auch den "Bauplan" kennst und ihre Anordnung.


So wüsstest du zb das wenn du in c dur spielst, nach jedem G sehr wahrscheinlich ein C kommt, da meist nach der Dominante in die Tonika aufgelöst wird.

2 Jahre später fällt dir auf das verdammt viele Stücke die du spielst dann mal in die Parallel Moll Tonart oder sogar in die doppel Dominante springen um noch mehr Spannung aufzubauen, aber dann bist du auch bereit um zu verstehen was da gerade passiert und warum das so richtig ist.

Übrigens, Theorie solltest du nicht getrennt vom Instrument und der Musik lernen.
Daher ist es okay dass du nicht alles auf einmal aufnimmst, sondern Stück für Stück immer das was gerade nötig ist und dabei die Funktion auch richtig begreifen und erleben. :super:
 
Nein, wir schauen uns an warum die Stelle nicht läuft, schauen uns an was genau das Problem ist, und dann vereinfachten (minimieren) die Stelle bis wir beim kleinsten Fragment angekommen sind (irgendein Ton Wechsel) und bauen von da wieder auf, bis das große Ganze sitzt wie gemauert.

Genau so läuft es bei mir auch im Unterricht und hab es weiter oben versucht zu beschreiben. Du hast es noch präziser auf den Punkt gebracht.
 
Das klingt toll. Aber sowas passiert bei mir leider nie. Ich soll tatsächlich einfach nur stupide immer wieder die betreffende Stelle wiederholen.


Theorie haben wir noch nie gemacht. Noch nichtmal darüber gesprochen, in welcher Tonart ein Stück geschrieben ist. Das erschließe ich mir zwar nebenbei dann zuhause anhand Art und Anzahl der Vorzeichen und letzten Ton angucken und so. Allerdings weiß ich nicht, was ich mit dieser Erkenntnis im Hinblick auf das zu übende Stück anfangen kann. Vielleicht könnte man damit ja auch gar nichts anfangen und es ist nur eine Info, die man hat oder nicht hat. Ich weiß es nicht.

Ich glaube, wir haben den gleichen KL:016:
 
Jetzt habe ich noch eine Bitte: wie kann ich jetzt denn am besten die nächsten 5 Wochen ohne Unterricht am besten weitermachen:009: :016:Unsere Musikschule hat jetzt erst mal bis nach den Osterferien dicht...Corona...

Ich bin gerade völlig aufgeschmissen, habe keinen Plan, wie ich mir etwas selber erarbeiten kann. Aber das würde ich gerne...außerdem kommt doch nächste Woche mein neues EPiano:chr01:

Gibt es Tipps für mich? Was kann ich selber machen, Literatur, Klavierschule etc...
 
Das wird mir wenig helfen, wenn du den Fred hier mitgelesen hast. Ich bekomme "nur" ein Stück nach dem nächsten, kurzes besprechen des Fingersatzes, evtl. ein zwei neue Noten. Das war es. Da ich bislang ausschließlich so unterichtet wurde, steh ich jetzt da und kann nichts :022: Habe ehrlich gesagt keine Lust die nächsten 5 Wochen meine aktuellen Stücke rauf und runter zu spielen. Ich wollte diese Woche erstmals Fragen, ob wir mal mit Theorie etc. starten könnten, da bislang nie was in die Richtung gemacht wurde.
Daher dachte ich, ihr könntet mir sagen, wie ich sinnvoll in die Materie einsteigen kann (habe hier irgendwo was von Tonleitern, Akkorden, Appreggios (was zum Geier ist das?!) gelesen. Aber WIE bzw. WO fange ich da am besten an, wenn das absolutes Neuland für mich ist:007: Gibt es dazu empfehlenswerte Lektüre oder reicht es, wenn ich mich da durch google:016:
Mit dem Quintenzirkel bin ich die Tage gestartet.
 
@Poldi91 viel Freude mit deinem neuen Instrument.

Jetzt habe ich noch eine Bitte: wie kann ich jetzt denn am besten die nächsten 5 Wochen ohne Unterricht am besten weitermachen:009: :016:Unsere Musikschule hat jetzt erst mal bis nach den Osterferien dicht...Corona...

Ich bin gerade völlig aufgeschmissen, habe keinen Plan, wie ich mir etwas selber erarbeiten kann. Aber das würde ich gerne...außerdem kommt doch nächste Woche mein neues EPiano:chr01:

Gibt es Tipps für mich? Was kann ich selber machen, Literatur, Klavierschule etc...

Das ist eine wirklich blöde Situation. Leider bin ich selber erst seit einem halben Jahr dabei, ich hab zwar inzwischen einen ungefähren Plan, wie ich strukturierter an ein neues Stück herangehen kann, bin aber weit davon entfernt, da Tips geben zu können.
Mein KL hat mir vorhin geschrieben, dass er derzeit versucht ein Konzept zu entwickeln, wie er uns SuS trotzdem via Internet, Videochat, WhatsApp und/oder E-Mail irgendwie Unterricht, Korrekturen und Hilfestellungen angedeihen lassen kann und will sich spätestens Montag wieder melden. Das hilft dir nur leider gerade nicht weiter, sorry.

Franz Titscher hat einige interessante Videos auf seinem Kanal spielend Klavier lernen vielleicht helfen dir die etwas weiter.
 

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