Guter Kauf ?

Versetzen wir uns kurz in die Lage des Verkäufers:

Nehmen wir zuerst an, er hat ein Klavier, das er um 2000€ anbieten kann und das auch gemäß seiner (fachmännischen) Sicht diesen Preis auch wert ist - nicht mehr und nicht weniger. Klang ist Geschmacksache, auch Laien / Anfänger hören zwar Klangunterschiede, wenn ihnen nebeneinanderstehende Klaviere im Ausstellungsraum angespielt werden, aber hat schon mal jemand von einem Anfänger / Laien gehört, der zu einem Bekannten mit Klavier kommt und sagt: Mensch, Dein Klavier hat aber einen schrecklichen Klang, das wollte ich nicht haben ? - Also !

Jetzt ruft ein Anfänger an und fragt nach einem Klavier um 2000€, mit dem er das Klavierspiel erlernen kann. Außerdem will er nicht herkommen, sondern drückt sein Vertrauen in das Urteil des Verkäufers aus (naiv, klar!).

Aber: Was soll daran unseriös sein, wenn der Händler ihm nun dieses Klavier verkauft, von dem er selbst ja 100%ig überzeugt ist ???

Unseriös wäre es dann, und nur dann, wenn das Klavier aus Sicht des Verkäufers den Preis eben nicht wert wäre, aus welchem Grund auch immer.

Ich denke nach wie vor, der Kauf wird mit hoher Wahrscheinlichkeit gut gehen (wenn nicht, hat sich der Händler dann hier im Forum ja auch einen Negativ-Merker gesetzt).

Gruß
Rubato
 
Versetzen wir uns kurz in die Lage des Verkäufers:

Nehmen wir zuerst an, er hat ein Klavier, das er um 2000€ anbieten kann und das auch gemäß seiner (fachmännischen) Sicht diesen Preis auch wert ist - nicht mehr und nicht weniger.

[...]

Aber: Was soll daran unseriös sein, wenn der Händler ihm nun dieses Klavier verkauft, von dem er selbst ja 100%ig überzeugt ist ???

Unseriös wäre es dann, und nur dann, wenn das Klavier aus Sicht des Verkäufers den Preis eben nicht wert wäre, aus welchem Grund auch immer.

Nun, das Bedenkliche an der Sache war doch ...

Das Klavier war bei ihm im Laden mit 2850€ ausgezeichnet, ich habe ihn auf 1950€ runtergehandelt und bekomme eine Sitzbank + kostenlose Lieferung (190km) oben drauf.

... daß die "Überzeugung" des Verkäufers vom Wert des Klaviers eine erstaunliche Bandbreite aufwies. Mag der Kauf gut gehen, was wir dem Käufer ja alle wünschen, als Beleg für die Seriosität des Händlers läßt sich der ganze Vorgang schwerlich verwenden.
 
Hallo noch einmal.
Ein paar Dinge möchte ich gern zurechtrücken.

a) Ich finde es prinzipiell durchaus seriös, wenn ein Händler ein Piano per Telefon verhandelt und verkauft, es ist zeitgemäß und völlig normal. Nicht weniger normal als der Direktverkauf übers Internet online. Man muss ja so als Käufer nicht kaufen, aber man kann sehr wohl. Ich selbst habe es auch schon des öfteren gemacht, auch oder insbesondere im Auftrag suchender Kunden/innen und in Absprache mit diesen. Es gibt so viele Faktoren, nach denen man hinlänglich klug das Terrain sondieren kann, so dass oft eine Vorab-Besichtigung nicht zwingend erforderlich ist. Natürlich empfiehlt es sich, möglichst viele dieser Faktoren zu kennen, oder sich dafür eine Fachperson zu Hilfe zu nehmen.

b) Das beschriebene angebotene Klavier erweckt den Eindruck, es sei ein 130er-Klavier im sehr guten jungen Erhaltungszustand. Ein solches Klavier ist mit einem Preis von knapp 2000 Euro wirklich außergewöhnlich billig. Wenn dieser Preis dann noch durch Beigaben ergänzt wird und überdies einer telefonischen Herabhandlung um über 30% entspringt, und das ganze vom Händler und nicht von Privat kommt, dann ist m. E. Skepsis nicht nur eine Option, sondern eine Pflicht. Denn der Händler hat ganz zweifellos ein außergewöhnlich nachdrückliches Verkaufsinteresse. Interessante Chance mit hohem Risiko - deshalb unbedingt vorab prüfen!

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich drück Dir die Daumen und bin sehr gespannt auf's Ergebnis!

Gruß Ute
 
a) Ich finde es prinzipiell durchaus seriös, wenn ein Händler ein Piano per Telefon verhandelt und verkauft, es ist zeitgemäß und völlig normal. Nicht weniger normal als der Direktverkauf übers Internet online.

Das sind legitime Ansichten. Dennoch jagen sie mir einen kalten Schauer über den Rücken. Es geht nicht alleine um das Risiko eines möglichen Fehlkaufs (darum geht es vielleicht am allerwenigsten), sondern um die Geringschätzung des ideellen, persönlichen Wertes, den ein Instrument haben kann/könnte. Ein Klavier ist doch kein Keyboardständer, den man sich mal eben bei Thomann & Co. bestellt. Ein guter Händler, den nicht nur der Abverkauf seiner Instrumente interessiert, vermittelt diesen Aspekt seinen Kunden. Ein bißchen dürfte er sogar beleidigt sein, wenn der Kunde kein Interesse an Besichtigung und lauschender Begutachtung seiner Ausstellung zeigt.... aber ich fürchte, der Zeitgeschmack hat sich gewandelt, die Ökonomisierung des Klavierkaufs hält Einzug.

Abgesehen davon, halte ich es nicht für einen besonderen Ausweis von Seriosität, wenn das von Hayell georderte Instrument in Ordnung ist. Das wäre in meinen Augen schlichtweg selbstverständlich. Alles andere ist kriminell. Oder muss man schon dankbar sein, nicht übers Ohr gehauen zu werden? Ist die völlig normale Vertragserfüllung schon wert, ausdrücklich gelobt zu werden?

Ne, ne, da hat sich ganz schön was verschoben seit Wegfall der Zunftrechte. Und so schlecht waren die für die Ehrbarkeit des Handwerks nicht :D . Aber halt! Es geht hier ja nur um einen Händler.

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn ich jeder Musikhochschule, Musikschule und anderen Institutionen als auch Privatpersonen Flügel und Klaviere ( und ich meine hier keine 2.000,-- € - Instrumente ) nur dann anbiete, verkaufe und liefere wenn ich diese vorher bei mir antanzen lasse, dann suchen die sich ganz schnell einen anderen Lieferanten.
Natürlich ist es auch mir lieber das Instrument wird vorab probiert und für gut empfunden, ich bin aber genauso zufrieden und glücklich wenn das nach Lieferung passiert.
 
Das Ausprobieren sollte nicht als "antanzen müssen" verstanden werden. Naja, wenn es schon soweit ist....

Ich will mal provozieren: wenn schon keine Zeit und Muse vorhanden ist, um ein Klavier auszusuchen, woher soll dann die Zeit für die tägliche Beschäftigung damit kommen? Oder wird die Zeit beim online-Kauf fürs Üben/Spielen eingespart?

LG, Sesam
 
Ich will mal provozieren: wenn schon keine Zeit und Muse vorhanden ist, um ein Klavier auszusuchen, woher soll dann die Zeit für die tägliche Beschäftigung damit kommen? Oder wird die Zeit beim online-Kauf fürs Üben/Spielen eingespart?

LG, Sesam
Hallo Sesam,

Da hast Du natürlich vollkommen recht, wenns wegen dem Zeitaufwand ist, aber es gibt Leute (weiß ich aus meinem eigenen Geschäft) die wissen nicht, wie ihr Klavier klingen soll. Sie wissen nur, dass es schwarz sein muss oder nicht schwarz sein darf - vom Klang haben sie (noch) keine Ahnung. Erst weil sie ins Geschäft gekommen sind merken sie, dass die Klaviere unterschiedlich klingen. Manchmal muss man sie regelrecht darauf stoßen zum hin hören - das ist dann eine neue Erfahrung. Oft sind sie dann erstaunt und müssen lernen "ihren" Klang zu finden. Wenn jemand ein Klavier "blind" kauft, dann ist er natürlich in den Augen der bereits aktiven Klavierspieler naiv. Es gibt aber auch Leute, die zerfleischen sich und fahren von Geschäft zu Geschäft - merken, dass alles unterschiedlich ist (Marken/Räume/Klänge/Preise/Verkäufer etc. etc.) und sind nach 6 Monaten Suche mehr verwirrt als zuvor. Die kommen dann schon fix und fertig ins Geschäft und suchen sofort einen Sitzplatz, verziehen das Gesicht und sehen richtig geschafft aus. Sie sind vollkommen "durch" und kaufen dann entweder, weil der Verkäufer sympatischer ist oder das Angebot mehr Sicherheit verspricht, weil die Oma mit ist oder irgendwer anderer, der das Klavier gar nicht gesehen hat (Z.B. der Nachbar oder ein Klavierleher) eine Markenempfehlung abgab - selten nur kaufen diese Leute dann nach Klang oder Spielgefühl. Ach, ich könnte Geschichten erzählen... :cool:

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Guter Hinweis, Michael!
Gerade war ich im Begiff, darauf hinzuweisen, dass u. U. die "persönliche Bindung" auch mit dem Überraschungseffekt beginnen kann, der einsetzt, sobald das zuvor noch nie gesehene Instrument eintrifft...

-m-
 
Ich kann so einen "Blindkauf" durchaus nachvollziehen. Spiele jetzt seit einem knappen Jahr Klavier und hab mein Klavier letzten April gekauft. Als ich im Laden stand, hab ich zig verschiedene Klaviere angespielt (soweit man das spielen nennen konnte) und hab mir vom Verkäufer auch vorspielen lassen.

Ob ihr es glaubt oder nicht - ich habe damals ums verrecken keinen Klangunterschied gehört. Selbst als der Verkäufer ein Billigklavier und danach ein Edelklavier angespielt hat und meinte, es wäre klar, dass man da vom Stuhl fällt - hab ich keinen Unterschied gehört.

Asche auf mein Haupt. Ich hab dann das Klavier genommen welches er mir empfohlen hat und gut wars. Ich bin zufrieden damit. Erst jetzt -ein Jahr später, traue ich mir zu einen Unterschied zwischen verschiedenen Klavieren zu hören. Aber so lange wollte ich nicht damit warten mir ein Instrument zuzulegen.
 

Die meisten meiner Kunden die ein Klavier/Flügel unbespielt bestellen und da meine ich nicht Herrn Müller/Maier sondern hauptsächlich Profis und Entscheider in Institutionen wissen wohl ganz genau was sie da machen...
 
Wie schon von mir geschrieben zum Thema seriösität des Händlers ... er hat mir ja auch angeboten, wenn die Spedition das Klavier liefert und es mir NICHT gefällt, es kostenfrei sofort wieder zurück zu schicken (und das schon bei kostenloser Anlieferung) ...

Ebenfals wie von mir beschrieben, der Händler ist knapp 200km weit weg, ich bin Anfänger und weiss nicht, wie ein ordentliches Klavier zu klingen hat ... also, wieso sollte ich 400km fahren, um ein Paar Tasten zu drücken und zu sagen ... jo, klingt ganz gut ... so hat sich jetzt ein Fachman der Sache angenommen, es für sehr gut (auch für den Preis) empfunden und ich bin quasi auch der sicheren Seite ;-)

mfg
 
Bestens, Hayyel. Damit dürfte die Kuh vom Eis sein.
Ich wünsch dir Glück...

-m-
 
Die meisten meiner Kunden die ein Klavier/Flügel unbespielt bestellen und da meine ich nicht Herrn Müller/Maier sondern hauptsächlich Profis und Entscheider in Institutionen wissen wohl ganz genau was sie da machen...
Bei Institutionen ist es so, dass die Politik mit spielt (z.b. Gemeinderatsbeschluss) ein Pianist eine Empfehlung abgegeben hat und am Ende der günstigste Preis ausschlaggebend ist.
Auf der Anfrage steht dann schon:
Wir benötigen ein Klavier der Marke xyz
Modell Nr. XD5 schwarz, poliert
Tastenklappe, 4 Lenkrollen, Tragebügel, versperrbar, mit Hülle
Lieferung frei Haus,
soundsoviele Jahre Garantie

Machen sie ein Angebot!
:floet:

LG
Michael
 
...
Ebenfals wie von mir beschrieben, der Händler ist knapp 200km weit weg, ich bin Anfänger und weiss nicht, wie ein ordentliches Klavier zu klingen hat ... also, wieso sollte ich 400km fahren, um ein Paar Tasten zu drücken und zu sagen ... jo, klingt ganz gut ... so hat sich jetzt ein Fachman der Sache angenommen, es für sehr gut (auch für den Preis) empfunden und ich bin quasi auch der sicheren Seite ;-)

mfg

Nur um den Klang zu hören, hätte eine Aufnahme genügt. Wenn der Klang gefällt, kann man immer noch den Weg auf sich nehmen. Außerdem sind 200 km (x2) heutzutage kein Problem mehr. Vor 60 Jahren wäre das ein Argument gewesen.

Es geht dabei nicht darum, wie es zu klingen hat, sondern ob Dir der Klang gefällt. Wenn Du in dieser Beziehung jedoch emotionslos bist, ist es Deine Sache, darauf zu verzichten.

Wenn Du bei dem Händler ein gutes Gefühl hast, wird es am Ende passen.
(Kein Mensch verlässt sich auf sein Gefühl, wenn er sich darauf erfahrungsgemäß nicht verlassen kann.)

Ich wünsche Dir viel Freude mit Deinem Klavier.

Grüße
Thomas
 
@Klaviermacher
Geht auch anders und nicht zu selten, wenn z.B. angefragt wird welches Instrument man für einen Betrag xy empfehlen kann und dann auch ungespielt gekauft wird... ohne billigstes Angebot sondern aufgrund Vertrauen...
 
Bei Institutionen ist es so, dass die Politik mit spielt (z.b. Gemeinderatsbeschluss) ein Pianist eine Empfehlung abgegeben hat und am Ende der günstigste Preis ausschlaggebend ist.

Hallo,
es kann manchmal so sein.Manchmal fahren/fliegen die Dozenten auch nach Wien,Hamburg,Kakegawa oder Hamamatsu :-) und suchen sich ihr Instrument selbst aus.

Meistens stehen der Händler und der Preis auch schon vorher fest,da es ja von den Spitzenmarken auch nur je einen Händler in den meisten Städten gibt.

In grossen Hochschulen,die viele neue Flügel im Jahr kaufen,kann es schon sein,dass der verantwortliche Professor die Flügel blind bestellt,da er keine Lust mehr hat,den 1000. Flügel auszusuchen.

Shigeru
 
Vor genau einem Jahr bin ich zum örtlichen Klavierladen und habe gesagt "Ich brauche ein Mietklavier, weil ich Klavierspielen lernen möchte." Er zeigte mir welche, von 20,- bis 300,- Mietpreis. Ich sagte, ok das für zwanzig in schwarz nehme ich. Ohne es anzuspielen, wollte mich mit "alle meine Entchen auch nicht blamieren."
Ich habe auf diesem Klavier ein halbes Jahr gelernt und war bis zu dem Zeitpunkt, als ein geschenktes Klavier bei mir einzog, auch sehr zufrieden damit. Wenn ich dann nicht den Unterschied im Klang gehört hätte, wäre ich vermutlich auch jetzt noch mit der "Quitschekiste" zufrieden. Was meine Spielfähigkeit angeht, wäre die Mietkiste weiterhin ausreichend für mich....

Ich kann mir sehr gut vorstellen, das der Käufer hier mit diesem Kauf durchaus zufrieden sein wird, da er ja auch noch ganz am Anfang steht. Und dem Verkäufer unseriöses Verhalten vorzuwerfen, nur weil er mit der Zeit geht und seine Kunden auch überregional sucht...Hmm, ich warte mal ab und tippe das zumindest die Ware in Ordnung sein wird. :-)

Gruss Volker
 
Die meisten meiner Kunden die ein Klavier/Flügel unbespielt bestellen und da meine ich nicht Herrn Müller/Maier sondern hauptsächlich Profis und Entscheider in Institutionen wissen wohl ganz genau was sie da machen...

Sicher! Nur von diesen Profis ist hier nicht die Rede. Es geht um den Kauf eines Klavieres durch einen Klaviernovizen für den privaten Gebrauch.
Und an dieser Stelle plädiere ich für eine intensive Auseinandersetzung mit der Materie. Und genau, erst, wenn man erschöpft beim wirklich allerletzten Klavierhändler der Region (besser natürlich deutschlandweit) zusammenbricht, dann darf man kaufen! :D

Selten ist es so, dass Institutionen bzw. die dafür zuständigen Entscheidungsträger das Instrument selbst spielen. In den allermeisten Fällen wird der Flügel/das Klavier von sehr vielen gespielt; von Schüler- und Studentenscharen oder ggf. von konzertierenden Pianisten, je nach Standort. Angesichts der Vielzahl von Spieler macht es wenig Sinn und ist es wohl auch nicht nötig, eine individuelle Auswahl zu treffen. Wobei große Konzerthäuser das selbstverständlich sehr wohl tun und im Werk vorort auswählen. Auf diesen Flügeln spielen dann aber auch nicht Krethi und Plethi.

Für Hayyel freut mich der Kauf seines Klaviers und ich wünsche ihm, dass er viel Freude damit haben wird. Immerhin hat er ja hier durch unsere Diskussion eine kleine "Story" zum Klaviererwerb nachgeliefert, somit bekommt der eher nüchterne Telefon-Kauf doch noch etwas Emotion ab :D

LG, Sesam
 

Zurück
Top Bottom