Ausgereift im Sinne von: Das Produkt ist jetzt fertig, läßt sich nicht verbessern und ist absolut perfekt und unsere Konstruktionsabteilung schicken wir jetzt in den Ruhestand?
Mit so einer Denke sollte man nicht an einen D-Flügel herangehen.
Sehe ich auch so.
Man fragt sich allerdings schon, was da am 1 Steinway Place, Ditmars, Queens, New York Ctiy, die Konstrukteure sonst so tun, außer an billigeren Bostons und ganzbilligen Essexens herumzumachen...
Mich macht das bissele traurig, wenn seit 1884 i.w. nur noch so Sachen wie die "accelerated action" (New Yorker Flügel only), das "diaphragmatic soundboard", und dann das Elend mit den Makkaroniröhrchen in Teflon (1961-1982) herumkamen...
Da wird schon weitenteils so getan, als habe Onkel Theo Steinweg sintemalen (vor einhundertvierzig Jahren...!...) bereits das Non-plus-Ultra ausbaldowert, und man bräuchte nicht mehr ran...
Ich werfe mal was Freches in den Pott. Wenn einem schlauen Metallurgen eine drahtwalzbare Mischung Spezialstahl für neue Saiten zu backemachen einfiele, die a- gut klingt, und b- eine um 20% höhere Bruchspannung realisierte..., was, WAS ZUR HÖLLE, machte dann die Klavierwelt?
Dann müssten sie doch wohl alle ran..,. noch einmal springen, um für diesen neuen Wunderdraht neue Scalings auszubaldowern, neue Saitenfeld-Berechnungen, letztlich komplett neue Flügel..., und man könnte vielleicht doch noch einen 3.50-Meter-Konzertflügel bauen?
Dann sind die, die sich nichts wirklich neues mehr zu bauen trauten, nicht nur hintenran, dann sind die - mal brutal gesprochen - technologisch in der Uhr, am Sack. Und Leute, die noch Ahnung haben und das pflegen, wie z.B. Bechstein, Fazioli sicherlich auch, auch Yamaha und Bösendorfer traue ich das zu, sind dann in einem uneinholbaren Vorteil. Viele andere müssten dann handwerklich ran, ausprobieren, auf die Schna... Nase fliegen, und wieder neu, und kämen viel später mit neuen Wunderdrahtflügeln um die Ecke.
Also diese Untätigkeit, dieses nicht sichtbare "Machen" oder Nichtmachen, das macht mich, Steinway-Freund und partialer Verehrer der sagenhaften Vergangenheit, zudem Ingenieur, Konstruktions- UND Fertigungs-Techniker, förmlich rasend.
Es wird schon so seine Gründe haben, warum Marc Wienert, Boss der Technik einer der großen Musik-Unis in New York, einer der profundesten Kenner von Flügeltechnik, privat seit Jahrzehnten nur EINE Sorte Flügel kauft, gebrauchte Centennial D von 1875 bis 1884. ... Alle, die er kriegen kann.
Nur, ich KANN das einfach nicht glauben, dass mit dem Frühjahr 1884, mit Erscheinen der D-Seriennummern >53.000 , bereits alles getan war und es tatsächlich nichts mehr zu verbessern gäbe.
Es ist NICHTS so gut, dass man es nicht noch verbessern könnte.
Aber tun sie was? In New York sehe ich - NICHTS. Es ist zum Mäusemelken.