Gruppenunterricht: Vor(ur)teile

Ich meine Instrumentalunterricht, das Klavier eingeschlossen.
 
...die Idee, es könnte abhängig von den Instrumenten sein, ist gewiß abwegig... deshalb gibt's ja überall Gruppenunterricht an Kirchenorgeln (die Premiumvariante ist je Schüler eine Orgel, die zuständige Kirche ist noch in Planung) …
 
Es gibt längst Räume mit mehreren Orgeln. Aber ich weiß gar nicht, was du ständig mit deiner Orgel hast. Vom Prinzip her funktioniert GU an der (einer) Orgel genauso wie am Klavier. Es wundert mich aber nicht, dass du dir das kaum vorstellen kannst, denn wie ich es einschätze, kommst du aus einer anderen Tradition. Wäre trotzdem begrüßenswert, wenn du den Faden nicht mit sarkastischen Bemerkungen durchsetzt, danke.
 
@chiarina Logiers Methode "bis zu zehn Schüler an eigenen Instrumenten sitzend"... bringen die ihre Klaviere mit? Oder wie lief das?
Lieber rolf,

das weiss ich leider auch nicht - ich war nicht dabei, so alt bin ich nun auch wieder nicht! :004: Vielleicht ist mit "eigenen" nicht der Besitz gemeint, sondern dass jeder eins vor der Nase hatte. Wenn es dich interessiert: im weiteren Verlauf der Dissertation ab S. 12 werden Quellen genannt, wo man weitere Informationen bekommt. Sehr interessant auch die Erfindung des "Chiroplast" für die Handhaltung! :009: :004:

Ich habe übrigens die ganze Zeit von Kindern gesprochen und in meinem ersten Beitrag m.E. das auch erwähnt. Und normale Musikschulen bieten sehr selten Orgelunterricht an - das geht eher über Kirchenmusik, C-Schein etc. :)
Liebe Grüße

chiarina
 
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Wäre trotzdem begrüßenswert, wenn du den Faden nicht mit sarkastischen Bemerkungen durchsetzt, danke.
...ach Gottchen... ich halte "sarkastische Bemerkungen" für gar nicht so übel angesichts einer indifferenten Pauschalfrage. Dir ist doch bekannt, wie verschieden Instrumente sind? Eignen sich alle für Gruppenunterricht? Sind alle Anfänger gleich? Kann ein 7jähriger ins Alphorn oder in die Basstuba pusten?
 
Du weißt schon, was ich meine. Oder? Falls nicht, habe ich dich wohl überschätzt.

Die meisten sogenannten Amateure haben meine Frage wohl verstanden. Falls du nicht dazugehören solltest, gibt es ja noch die Option, sich zum Thema nicht zu äußern. Manchmal treibst du mich echt auf die Palme mit deinen Beiträgen.
 
...woher soll ich wissen, was du meinst, wenn du deine Frage(n) nicht präzise formulierst? Pro und Contra Gruppenunterricht an Instrumenten (egal an welchen, egal wer oder was da lernen will) - das ist so allgemein, so beliebig... falls du das überhaupt meinst oder was anderes...
Instrumente gibt´s viele - sie sind nicht alle gleich (auf dem Cello sucht man vergeblich nach Tasten)
Anfänger gibt es in jedem Alter - sie sind nicht alle gleich (Kismet; der kognitive Horizont eines 5jährigen Alphornanfängers ist anders als der kognitive Horizont eine postpubertären Bratschenbeginners)

Bei derart ungenauen Fragestellungen kann es nur ungenaue Antworten geben... Gruppenunterricht an allen Instrumenten kann prima sein, wenn das Wetter schön und die Gruppe voll motiviert ist und eine/n coole/n Lehrer/in hat.
 
Eine Möglichkeit, den Gruppenunterricht etwas greifbarer zu machen und überhaupt darüber nachzudenken wäre, eine bestimmte Unterrichtssituation zu beschreiben. Einer von euch könnte ein Thema, eine Situation, Fragestellung etc. beschreiben, bei der er sich nicht vorstellen kann, wie man sie im GU sinnvoll umsetzt.
Der Rahmen wäre jetzt also: Es geht um Klavierunterricht mit 2-4 Menschen + Lehrer, Kinder oder Erwachsene (homogen), Anfängerunterricht bis hin zu einfachen Stücken.
Dann können wir ausloten, was uns dazu einfällt, welche Möglichkeiten, Chancen und Grenzen GU hat.

Meine eigene Unterrichtspraxis im GU ist nicht sehr stark ausgeprägt, aber auch nicht null: In New York habe ich ein Jahr lang 3-7 Studenten in Klavier und angewandter Musiktheorie unterrichtet, dort hatte jeder ein E-Piano vor sich und es war eine Mischung aus tatsächlichem Gruppenunterricht und Einzelbetreuung (war vorgegeben).
Vorher habe ich ein Jahr lang zwei kleine Kinder, 4 und 5 Jahre, zusammen unterrichtet, das war echter Gruppenunterricht (bzw. Partnerunterricht, falls man "zwei" noch nicht als Gruppe sieht). In diesem Fall war es tatsächlich so, dass die zwei Kinder nach dem Jahr getrennt wurden, denn sie waren am Ende sehr unterschiedlich weit: Ein vierjähriger, eher verschlafener Junge und ein fünfjähriges, sehr waches Mädchen. Er war noch ein halbes Kleinkind, sie sehr wissbegierig. Das Jahr über hatten sie viel Spaß zusammen, aber dann war klar, dass die zwei auf verschiedenem Weg weitermachen.
Jetzt "unterrichte" ich manchmal mehrhändiges Spiel, aber das ist kein wirklicher GU, sondern eher ein freudiges, gemeinsames, spontanes Musizieren, bei dem ich etwas Hilfestellung gebe.
 
Hat natürlich auf längere Sicht den Vorteil das man sich an Zuhörer gewöhnt und etwas Lampenfieber beim Vorspielen verliert?!

Das ist bzw. wäre in der Tat ein Vorteil. Ich verweise trotzdem darauf, dass der GU an Tasteninstrumenten früher oder später bedeutet: Ausgedünnter Einzelunterricht mit elektrischen Geräten und Kopfhörern. Sonst klimpern ja alle wüst durcheinander, in diesem Raum, wo jeder sein eigenes Klavier mitgebracht hat... :-D

Das Klavier auch mal als "Ensembleinstrument" einzusetzen – à la bonne heure. Das ist mal eine schöne Abwechslung. Oder Ausflüge in die Segmente Kammermusik/Band mit dem Klavier als Teil eines Kleinorchesters. Wunderbar.

Dem Wesen nach ist das Klavier aber ein Soloinstrument, es ist sperrig, schwer, laut, durchdringend und die "Tonbehandlung" ist aufgrund der starren Tonerzeugung (Hammer wird ausgelöst, clasht gegen Saite und fällt zurück) diffizil. Daran ist sinnvollerweise auch der Unterricht angepasst.

GU am Klavier: Höchstens für Bloody Beginners aus Kostengründen. Es mag zutreffen, dass die Kriterien für klassische Ensembleinstrumente andere sind. Kann ich nicht beurteilen.

...woher soll ich wissen, was du meinst, wenn du deine Frage(n) nicht präzise formulierst? Pro und Contra Gruppenunterricht an Instrumenten (egal an welchen, egal wer oder was da lernen will) - das ist so allgemein, so beliebig...

Wie bereits erwähnt, das ist mein Hauptproblem mit diesem Thread. Die fundamentalen Unterschiede sind klar, denke ich.
  • 1. Beispiel, Praktikabilität: "Blockflöte" vs. "Tasteninstrument".
    Ein winziges transportables Ensembleinstrument, das man für kleines Geld erwirbt vs. ... nichttransportables, nichtkleines, nichtgünstiges Soloinstrument.
  • 2. Beispiel: Musikunterricht.
    Musikunterricht in der Gruppe: Prima. Orff-Gruppe. Das Fach "Musik" in der Schule. Das kann man mit etwas pädagogischem Geschick schön aufbereiten.
  • 3. Beispiel: Instrumentalausbildung: Ganz andere Baustelle, wie ich finde. Hier wurde der Klassiker schon genannt.
    In diesem Fall war es tatsächlich so, dass die zwei Kinder nach dem Jahr getrennt wurden, denn sie waren am Ende sehr unterschiedlich weit: Ein vierjähriger, eher verschlafener Junge und ein fünfjähriges, sehr waches Mädchen. Er war noch ein halbes Kleinkind, sie sehr wissbegierig. Das Jahr über hatten sie viel Spaß zusammen
    Die Kinder sind SEHR jung, in überschaubarer Zahl (:005:), sie haben einen sozialen Bezug zueinander, das Projekt ist tatsächlich für den Einstieg konzipiert mit der Option, rechtzeitig die Methode zu wechseln.
Wäre das länger als ein Jahr gelaufen, wäre das Mädchen gegen die träge Masse der bleiernen Verlangsamung durch fremde Einflussfaktoren gelaufen (wie in jeder heterogenen Gruppe), nämlich:

Das man sich an den Schwächsten orientiert ist ein „Falle“ in die ich am Anfang auch getappt bin. Das ist aber unfair gegenüber denjenigen die üben und voran kommen wollen. Wobei ich da noch unterscheide zwischen Kindern, die einfach langsamer lernen und welchen, die nicht genug üben, platt gesagt.

Sehr junge Kinder, ein Jahr – das ist für das intelligente, interessierte Kind auszuhalten, falls es eine Perspektive für "danach" gibt (Gratifikationsaufschub). Im Kindergarten freut man sich auf "endlich in die Schule und endlich ernsthaft was lernen", in der Grundschule erkennt man erneut die von Therese geschilderten Tücken des GU und freut sich die ganze Zeit auf "Endlich Gymnasium, damit´s mal voran geht." Während der gesamten zähen Sek I freut man sich auf "Endlich Leistungskurse, da wird´s endlich mal zur Sache gehen, weil alle gleichermaßen heiß auf das Fach sind".

Der Gruppenunterricht bietet viele Möglichkeiten, die dem Lernverhalten von Kindern entgegenkommen.

Was dieses Lernverhalten angeht, berücksichtigt dies die Liste des Lernens von Barratt aus meiner Sicht viel zu wenig. Hier werden Aspekte genannt, wie Kinder lernen: https://www.philognosie.net/denken-lernen/lernverhalten-wie-kinder-lernen-die-welt-zu-verstehen.

Solche Texte lesen sich natürlich sehr schön. Ich kenne Literatur dieser Art, denn ich habe ja u. a. auch mal Pädagogik studiert. :005: Junge Menschen ("Kinder") wollen in dieser Lebensphase lernen – sie saugen Kenntnisse egal welcher Art auf wie ein Schwamm.

"Kinder" ist leider ähnlich pauschal wie "Frauen" oder "Männer". Diese Globalgruppen haben nur ein einziges Merkmal gemeinsam: Ihren Chromosomensatz bzw. ihren alters"typischen" Entwicklungsstand (theoretisch gleich, ha, ha).

Die immensen individuellen Unterschiede innerhalb der Großkohorten werden bei dieser egalitesken Betrachtungsweise völlig negiert. In der Praxis funktioniert es leider nie so, dass in zufällig zusammengesetzten Gruppen eine "grundsätzliche Homogenität" vorliegt. Und falls zum Zeitpunkt X Homogenität vorliegt, ist sie nach spätestens zwei Monaten passé.

Das ist mein Hauptkritikpunkt an jeder Art von Gruppenunterricht (als Methode). Wo Heterogenität herrscht, herrschen diejenigen, die Probleme machen. Das frustriert diejenigen, die keine Probleme machen. Letztere könnten in der anerkanntermaßen ach so wichtigen Lernphase "Kindheit" viel mehr lernen, wenn sie durch die ungerechte Verbleierung des Fortschritts aufgrund der "Problemfälle" ausgebremst würden.
 
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Die Fähigkeiten eines guten GU-Lehrers zeigen sich auch darin trotz der immer vorhandenen Heterogenität dafür zu sorgen bei den besseren/fleißigeren/begabteren keinen Frust aufkommen zu lassen.
Das kann man bei mehrstimmigen Stücken ganz leicht machen, indem der Bessere die schwierigere Stimme bekommt. Ich habe für GU mehr Arbeit in der Vorbereitung, hauptsächlich weil ich mit der Auswahl von Stücken bzw. Vereinfachung von Stimmen beschäftigt bin. (Deswegen, liebe @Stilblüte, du hast das angesprochen, ist es auch gerechtfertigt, dass man für GU nicht einfach den Preis des Einzelunterrichts durch die Anzahl der Schüler teilt. Für GU nehme ich mehr Geld.)

Übrigens habe ich nicht den Eindruck, dass alle lernstärkeren Kinder sofort frustriert sind, wenn sie mal ein Weilchen warten müssen. Das ist ja im Schulunterricht nicht anders und sie sind es gewohnt. Wie dann jemand mit der Situation umgeht ist doch sehr individuell: manche sind wirklich ungeduldig und manche nehmen es als normal gleichmütig hin.
Dieser Blick rein auf die Effektivität des Unterrichts ist doch eher ein Erwachsenenblick. Kinder schätzen das oft eher anders ein. Ist zumindest meine Erfahrung.
 
Es bleibt aber die Lehrersicht, nicht die Schülersicht. (((Jaja, die Schüler können ja gar nicht wissen, was gut für sie ist...

Ein gewisses Maß an "Bevormundung" ist in jedem Unterricht inhärent, wenn - was wir doch hoffen wollen!? - der Lehrer mehr kann und weiß als der Schüler!
Das ist im EU wie im GU gleichermaßen der Fall!
 
Und das bleibt dem Schwächeren so geschickt verborgen, dass kein Frust aufkommt! Gratulation!!

Ich stehe grade auf dem Schlauch: meinst Du das ironisch ?
Also die Schüler merken das eigentlich schon, meistens, aber es stört sie nicht. Oder ich spreche es ohnehin an.
In der Regel freuen sich die langsameren, dass ich sie nicht stresse und die Fleißigeren, dass ich sie fordere. ;)
 
...verweise trotzdem darauf, dass der GU an Tasteninstrumenten früher oder später bedeutet: Ausgedünnter Einzelunterricht mit elektrischen Geräten und Kopfhörern. Sonst klimpern ja alle wüst durcheinander, in diesem Raum, wo jeder sein eigenes Klavier mitgebracht hat... :-D

Wenn alle gleichzeitig das Gleiche klimpern schon.

Ich könnte mir aber vorstellen:
2/3 Einzelunterricht und 1/3 in der Gruppe. Gruppenunterricht dann z.B. so das der Erste die ersten zwei Zeilen spielt, der Zweite die nächsten 2 Zeilen usw. Um richtig einzusetzen muss jeder logischerweise auch im Standbymodus die Noten mitlesen. Außerdem hört die eventuelle Rhythmuspatte gleich vom vorhergehenden wie es richtig geht.:-D Das setzt natürlich ein gleiches Spielniveau voraus.
Gruppenunterricht mit Kopfhörern halte ich für unbrauchbar - jeder soll den anderen auch hören und damit von anderen lernen können.
 

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