Dilemma Profi-Amateur

  • Ersteller des Themas kreisleriana
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Ich habe mir die Postings hier nicht durchgelesen, nur den ersten.
Dazu möchte ich folgendes beitragen:
Ich spiele Stücke, die ich auch schon auf CD oder im Konzert gehört habe.
Fast jeden Tag koche ich Gerichte, die es auch im Restaurant zu kaufen gibt.
An meinem Auto erledige ich kleinere Reparaturen selbst, die ich auch in der Werkstatt machen lassen könnte.
Auf dem Rennrad fahre ich gerne Strecken nach, die Profis während Rennen fahren.
Mit dem Snowboard fahre ich Weltcup-Pisten.
Im Training schwimme ich die gleichen Strecken wie sie bei Weltmeisterschaften geschwommen werden.
Ich lese Bücher vor, die es auch als Hörbücher zu kaufen gibt.
Na und?
Ich habe bewusst Beispiele gewählt, die sich in unterschiedlichen Abstraktionsgraden von dem Beispiel in der Leitfrage unterscheiden.
Wenige Dinge, die Menschen für Geld tun, sind Hexerei.
Profis, die meinen, Amateure spucken ihnen in die Suppe, haben entweder Minderwertigkeitskomplexe, eine Profilneurose oder handwerkliche Mängel. Oder alles davon.
In diesem Sinne...
 
Profis, die meinen, Amateure spucken ihnen in die Suppe, haben entweder Minderwertigkeitskomplexe, eine Profilneurose oder handwerkliche Mängel. Oder alles davon.
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100 % Zustimmung - und Amateure, welche sich für genauso gut wie Profis halten, leiden meist an Selbstüberschätzung oder trauen sich nur nicht, mit ihrem Können das Geld für ihren Lebensunterhlt zu verdienen.

Meiner Meinung nach wird im Eingangsbeitrag einiges "Durcheinandergewürfelt" - es gibt ETLICHE Berufe/Tätigkeiten, welche man NICHT als Amateur ausführen kann, verallgemeinert diejenigen, welche maßgeblich in die Gesundheit/Freiheit/Vermögen von anderen eingreifen - nicht nur Mediziner. Niemand kann als Amateurpolizist mal den Verkehr regeln oder als Hobbyrichter seinem Nachbarn sagen, was er zu tun hat. Auch gibts keine Amateurfahrlehrer usw usw......

Und dann gibts eben jede Menge Tätigkeiten, welche sowohl Amateure als auch Profis durchführen. Auch hier gibts, zumindest in Deutschland eine Kategorie, da ist zumindest zum Geldverdienen eine Ausbildung/Zulassung notwendig (von Archithekt bis Zoodirektor - wobei Zoodirektor des eigenen Zoos kann bei genügend Geld wieder jeder machen, öffentliche Zoos verlangen aber schon einen Befähigungsnachweis, weil man ja öffentliches Geld bekomm) und zu guter letzt gibts die Beschäftigungen, da ist der Unterschied zwischen PROFI und AMATEUR nur in der Tatsache begründet, ob ich für meine Darbietung genügend Leute finde welche mir genug Geld für meine Performance geben, um damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten (diese Leute müssen die Profis in den "zulassungsbeschränkten Kategorien" in der real existierenden Marktwirtschaft im übrigen auch finden !!) Die Art der Performance ist egal, kann Fusßball, Musik, anderer Sport, andere Kunst oder was auch immer sein. Ich muss dann nur noch die notwendigen wirtschaftsrechtlichen Rahmenbedingungen einhalten (Buchführung, Steuererklärung etc), egal ob ich sie offiziell gelernt habe oder nicht.....

Ich habe bisher (ich glaub ich bin seit ca 3 Jahren mehr oder weniger regelmäßig im Forum) HIER bei CLAVIO zwischen den PROFIS und AMATEUREN keine Spannungen empfunden. Bei den 3 Treffen, bei welchen ich teilnehhmen konnte, habe ich ein äußerst konstruktives Miteinander beider erlebt!! Auch hochprofessionelle Klavierbauer umd Klaviermacher unterstützen Amateurklavierretter und "Oberprofis" wie gewisse Rolfs machen stundenlange kostenfreie workshops für BEIDE Gruppen. Von daher widerspreche ich der These, dass hier grundsätzlich Spannungen zwischen Amateuren und Profis liegen.

Martin
 
100 % Zustimmung - und Amateure, welche sich für genauso gut wie Profis halten, leiden meist an Selbstüberschätzung oder trauen sich nur nicht, mit ihrem Können das Geld für ihren Lebensunterhlt zu verdienen.
Stimmt, da hast Du Recht! Die Seite hatte ich vergessen :)
Ich habe bisher (ich glaub ich bin seit ca 3 Jahren mehr oder weniger regelmäßig im Forum) HIER bei CLAVIO zwischen den PROFIS und AMATEUREN keine Spannungen empfunden. Bei den 3 Treffen, bei welchen ich teilnehhmen konnte, habe ich ein äußerst konstruktives Miteinander beider erlebt!! Auch hochprofessionelle Klavierbauer umd Klaviermacher unterstützen Amateurklavierretter und "Oberprofis" wie gewisse Rolfs machen stundenlange kostenfreie workshops für BEIDE Gruppen. Von daher widerspreche ich der These, dass hier grundsätzlich Spannungen zwischen Amateuren und Profis liegen.
Geht mir ebenso...
 
Von daher widerspreche ich der These, dass hier grundsätzlich Spannungen zwischen Amateuren und Profis liegen.

Ich möchte noch ergänzen: als Lehrer lernt man auch sehr viel von seinen Schülern. Methodische und didaktische Ziele müssen immer wieder überprüft werden, Reflexion ist wichtig und notwendig, und wenn ich etwas erkläre oder fordere, muss ich in der Lage sein, dies auch zu begründen.

Wenn das gemeinsame Interesse im Vordergrund steht, hier also die Musik, sollte es möglich sein, mögliche kommunikative Probleme aufzulösen. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich habe bisher (ich glaub ich bin seit ca 3 Jahren mehr oder weniger regelmäßig im Forum) HIER bei CLAVIO zwischen den PROFIS und AMATEUREN keine Spannungen empfunden. Bei den 3 Treffen, bei welchen ich teilnehhmen konnte, habe ich ein äußerst konstruktives Miteinander beider erlebt!! Auch hochprofessionelle Klavierbauer umd Klaviermacher unterstützen Amateurklavierretter und "Oberprofis" wie gewisse Rolfs machen stundenlange kostenfreie workshops für BEIDE Gruppen. Von daher widerspreche ich der These, dass hier grundsätzlich Spannungen zwischen Amateuren und Profis liegen.
Ich möchte Hebis Sätze nochmals ganz fett unterstreichen!!!!
 
Interessantes Thema!

Ich möchte hierzu nur ein Beispiel bringen: letztes Jahr habe ich aus Spaß an der Freude via Facebook eine Anfrage an niemand geringeren als Andrei Gavrilov himself geschickt! Was macht er? Schreibt mir, kommt ins plaudern und sagt, es gehe nicht darum ob Profi oder Amateur, es gehe einzig und alleine um die Musik! Ein wunderbarer Satz, der mir im Gedächtnis geblieben ist! Was unterscheidet Profis von Nicht-Profis? Mit Sicherheit nicht die Liebe zum Klavier, sondern vor allem die finanzielle Abhängigkeit! Es gibt Profis von Weltklasserang ohne Diplom, es gibt Amateure mit Diplom. Man kann hier keine grenzen ziehen. Zudem ist der vergleich beispielsweise mit einem Arzt absoluter Schwachsinn, da der Gesetzgeber hieran Anforderungen an die Zulassung stellt!

François René Duchable zum Beispiel wird beim kommenden Festival in Paris Duo mit einigen Amateuren spielen, viele Pianisten geben uns die Möglichkeit Meisterkurse zu besuchen, ich selber werde demnächst von einigen der besten Pianisten nicht nur des Landes Unterricht erhalten und Arthur Rubinstein betonte einmal wieviel er von Amateuren lernen könne. So kam es, dass seine Witwe die Idee zum Wettbewerb in Paris gab und selbst der Jury beiwohnte!
 
Aus Amateur-Sicht würde ich noch folgendes beisteuern wollen:

Ich habe einige Erfahrungen mit Profi-Musikern gesammelt, allerdings über das Laien-Orchester in welchem ich spiele und eher weniger mit Pianisten. Ab und zu spiele ich zusammen mit Profi-Musikern im Orchester und das macht immer sehr viel Spaß, weil man einfach sehr viel lernen kann. Da habe ich bisher auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, dass sich jemand daneben benommen hätte.

Ein bisschen anders sind meine Erfahrungen mit den Profis, die als Solisten aufgetreten sind. Da hab ich es selbst einmal erlebt, dass der Solist das Konzert schlicht und ergreifend nicht konnte. Das komplette Orchester saß in dem Konzert und hat sich für den Solisten geschämt. Von einer Freundin aus einem andern Orchester kenne ich so einen ähnlichen Fall, der Profi hatte sich nicht gut genug vorbereitet und einfach schlecht gespielt.

Das waren aber natürlich bedauerliche Einzelfälle. In der Regel habe ich nur sehr gut vorbereitete und sehr gut spielende Profi-Musiker als Solisten erlebt. In besagten Fällen hat man aber als Amateur schon das Gefühl, dass die Profis ein solches Konzert gering schätzen und meinen sie bräuchten sich nur so lala vorzubereiten.
 
Ein bisschen anders sind meine Erfahrungen mit den Profis, die als Solisten aufgetreten sind. Da hab ich es selbst einmal erlebt, dass der Solist das Konzert schlicht und ergreifend nicht konnte. Das komplette Orchester saß in dem Konzert und hat sich für den Solisten geschämt. Von einer Freundin aus einem andern Orchester kenne ich so einen ähnlichen Fall, der Profi hatte sich nicht gut genug vorbereitet und einfach schlecht gespielt.

Das waren aber natürlich bedauerliche Einzelfälle. In der Regel habe ich nur sehr gut vorbereitete und sehr gut spielende Profi-Musiker als Solisten erlebt. In besagten Fällen hat man aber als Amateur schon das Gefühl, dass die Profis ein solches Konzert gering schätzen und meinen sie bräuchten sich nur so lala vorzubereiten.

Hallo,

was du da schilderst, sind leider gar keine Einzelfälle. Ich habe schon viel zu oft erlebt, dass sich Kollegen völlig verschätzt haben, was die Relevanz eines Auftritts betrifft. Oder die Schwierigkeit des zugeteilten Solostücks. Jedenfalls herrscht bei manchen Solisten offenbar eine legere Grundhaltung vor nach dem Motto "die Mugge kann ich auch ungeübt mitnehmen, Honorar ist mir eh zu wenig". Wie in so einem Fall dann Proben und Auftritt vor sich gehen, hängt dann vom Charakter des einzelnen ab, manche werden kleinlaut und sind kaum noch zu hören, andere werden frech und schieben die Schuld auf jeden, der sich nicht schnell genug in Sicherheit bringt.

Hier gabs vor kurzem eine ganz heftige Diskussion über einen halbwüchsigen Orgelspieler, der durch sein stümperhaftes Tun, gepaart mit viel Selbstbewusstsein, die ganze Zunft in Verruf bringen würde.
Das ist angesichts solcher Profis, die ihr Handwerk einfach nicht anständig ausüben, geradezu grotesk; wer seine eigene Zunft so richtig in Verruf bringt, das ist derjenige, der ihr angehört und sich durch eigene Nachlässigkeit blamiert.

lg
 

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