Ich glaube schon, daß Czerny seine Tempoangaben genau so gemeint hat, wie er sie notiert hat. Allerdings glaube ich auch, daß es sich um Zielvorgaben handelt. Und wenn man auf Höchstleistungen aus ist, steckt man Ziele immer so, daß man sie nicht so ganz erreicht.
Wenn ich Czerny benutzen würde, würde ich mir mit Bleistift das jeweils letzte Tempo in die Noten schreiben, das ich erreicht hatte und dann z.B. jedesmal dreimal spielen, einmal etwas langsamer, einmal so schnell wie das letze Mal und einmal etwas schneller (bzw. eben doch nicht schneller, wenn es nicht geht).
Bei meinen Übungsempfehlungen hatte ich übrigens etwas vergessen, das hierzu paßt:
Gelegentlich muß man an einer Schwelle, die man scheinbar nicht überschreiten kann, einfach darauf beharren, es trotzdem zu schaffen. Das ist filigrane Arbeit, weil man sehr genau beobachten muß, wo es hakt um dann die Bewegung noch wieder ein bischen zu verbessern. Das sind sozusagen die Tempi, in denen man einen Gang höher schalten muß.
Die parallelen Sets von Chang sind doch erst relevant, wenn man ziemlich schnell wird. Und da habe ich diese Methode auch genannt, allerdings nicht mit Namen. Und zwar die Übungsweise Daumen - nächste Töne bis vor Daumen - Daumen - nächste etc., mit "Lagenspiel". Ich finde, dieses Set-Konzept sollte man nicht zusehr im Kopf haben, denn man neigt sonst leicht dazu, in Sets zu betonen und das ist gerade bei Tonleitern selten richtig.
Noch etwas über das schneller werden: Eine Zeit lang habe ich regelmäßig Tonleitern gespielt und zwar mit dem Zieltempo 135 für Triolen. Vor zwei Wochen habe ich mit links wieder begonnen und das Tempo war jetzt bei ungefähr 150 sicher und bis über 160 so gerade eben dahingehuscht. Woran diese Steigerung gelegen hat, weiß ich nicht aber ich habe in der Zwischenzeit keinerlei Tempoarbeit geleistet. Allerdings konnte ich die letzten Wochen nicht mir der rechten Hand spielen und möglicherweise hat die linke Hand davon profitiert, während die rechte Hand sowieso schneller gewesen wäre.