Um mal noch was zum Spielgefühl auf alten Steinways zu sagen.... Und auch, weil immer mal diese diskreditierten (Nur-)85-Taster diverser Bauserien in den Handel sollen...
Ich jage ja den "Henry"-Flügeln hinterher, Vorläufer der heutigem C, hinter dem Centennial D die Instrumente, deren Performanz nicht oder kaum von Onkel Theo Steinweg bestimmt wurden, sondern das Scaling i.w. noch von Vattern Heinrich Engelhard, und Sohn Henry junior. Die Salonflügel um ca. 220 cm, die ich IMMER, in den wenigen Exemplaren, als traumhaft schön im Klang, und einmal auch im Spielgefühl herrlich erleben durfte.
Diejenigen
flügel, die hinter den gerade besaiteten Ur-Konzertern von ca. 245 cm die dicken Geldbringer auch aus den wohlhabenden Bürger-Haushalten waren, und an denen Henry jr. seine Gehversuche zum Übertragen der bei Tafelklavieren längst schon praktizieren Bass-Überkreuzungsversuche herüber zum Flügel machte - was ihm dann 1858/59 auch gelang. Was ihn trotz seiner Jugend zum Vater des modernen Flügels adelte.
Herausragend im Spielgefühl war der 1871er C-Vorläufer von Max Matthias im Kunst- und Gewerbemuseum in Hamburg, den ich nach Beschwatzen der Saalaufsicht mal vor Jahren spielen durfte - von ihm allerdings weiß ich, ausweislich der Dokumentation von Andreas Beurmann, dass sich in diesem Flügel eine neue original
steinway-Mechanik nach Aktualstand birgt, denn immerhin war Max Matthias Werkleiter bei Steinway Hamburg. Und absolut sicher ist das also keine Mechanik aus der Bauzeit. Er kann auch was. Oder der von ihm Beauftragte.
Verbunden mit dem Traum des Klanges könnte man sagen, schiet wat auf Originalität...., SO muss ein uralter Steinway sein. Allerdings schätze ich auch, in die Kleidchen alter Flügel hineinsehen zu können, was mir bei der arg suboptimalen Mechanik des 1864er Salonflügels von wundervollem Klang im Museum Seesen verwehrt war, da diese Kiste noch nicht angemessen dokumentiert ist - und AUCH aus Hamburg stammt, zwar nicht in HH gebaut, dafür war es damals zu früh, aber exportiert gen HH, und in einem Bürgerhaushalt genutzt, bis dann der Männerchor Seesen das Instrument vererbt erhielt und es bis zu seiner Auflösung 2004 nutzte.
Wenn eine schlechte Spielmechanik Indikator für Originalität wäre, dann müsste man dem Seesener Flügel mal die Schublade ziehen... Wie gerne wäre ich dabei..., denn das ist der allerälteste Steinway-Flügel, den ich je spielte. Ich vermute, der könnte noch seine originale Mechanik haben... Die von Henry jr. ja 1858 ein allererstes Steinway-Patent bekam: Verbesserung der Erard- und Henri-Herz-Mechanik. An einen älteren Steinway-Flügel komme ich nur ran, wenn ich doch noch eines späten Tages einen US-Kumpan in Loma Linda besuchen fahre, dann besteht Chance, an einen 1858er Geradsaiter heranzukommen. Dass man mich an #1158 in Philadelphia heranlässt, halte ich für ausgeschlossen, das ist uU. der älteste noch erhaltene, und vielleicht der erst vierte oder fünfte überhaupt produzierte Flügel von Steinway NYC.
Auch der Konzerter aus der 13.000er Benummerung in Culemborg war was schönes. Palisander, schnitzverschnörkelt, und schon 88 Tasten. Ca. 1867. Damals zu kaufen für 52.000 EUR...
Aber all das ist Theoriegeschwätz, munter dargeboten vor dem Hintergrund, dass man im eigenen Wohnzimmer einen sehr gut hergerichteten Konzertflügel nutzen darf - und einem dann all die anderen alten bis uralten Scharettchen mit anderen Details (und ihren teils vielen Fehlern...) interessant sein dürfen. Hätte ich hingegen den Seesener Flügel allein daheim stehen, ich würde wahne ob dessen suboptimaler Mechanik, und da müsste einer ran.
Hätte mir auch blühen können, wenn ich damals den Mangeot-Steinway für 1.000 EUR aus Clermond-Ferrand (Queen-Anne, neckische Kurvenbeinchen, schleiflack-weiß mit Goldbordüren, ein Klavier wie Schloss Schwanstein) auf Gefahr der Scheidung wegzuholen getraut hätte... Habe ich nicht, wusste nicht wohin mit der Schönheit, Madame teilt die Sehnsucht nach Zweitgeflügel leider nicht.
Was mich insonderheit wunderte, dass man in so manchen Häusern irgendwie auch an Steinways, trotz deren herausragender Substanz der Spielmechanik, anscheinend teils völlig plan- bis hirnlos irgendwas an der Mechanik tut oder tat - wie es auch mir geschehen war, als ich losrannte und einen "generalsanierten" Konzertflügel kaufte, an dem dann später der Klaviermacher Michael noch zweieinhalb Tage Basisarbeit der Reibungs-Herausnahme machte. Immerhin bin ich dem Verkäufer sehr dankbar, dass er mir eine sehr gute Klanganlage baute. Ausspänen und so, es ist ja nicht so, dass der Mann nichts kann... Aber Mechanik ist sein Ding irgendwie kaum.
Culemborg war Erste Sahne.
Michaels Arbeit war Erste Sahne.
Der Pyramid-Mahoganny-Bösendorfer 275 in Edinburgh war noch einen winzigen Tuck sahniger. Der war auch in Wiener Neustadt tutti completti gemacht worden, dort hat es also auch wer absolut drauf. Das war vielleicht DER Konzerter, der mir lebenslang als "mein" allerbestes Instrument in Erinnerung bleiben könnte ...
.... wären da nicht auch noch die komplett außerirdischen Pleyel und Erard in Enschede und Südengland gewesen... Deren Mechaniken allein schon deswegen außer der Bandbreite sind, weil sie noch wieder einiges leichter gingen, und das filigrane Spiel an Chopins Fioraturen einfach wundervoll unterstützten, plus den WHOW-Effekt, an einem Instrument aus der Lebenszeit Chopins, an einem quasi verschwisterten Instrument sitzen gedurft zu haben. Unvergessliche Erinnerungen. Der 1842 in Tunbridge Wells, für den könnte ich vielleicht morden. Dort die Nocturne op9 Nr2 mit den Fioratuen der Tellefsen-Version gemacht zu haben wird mir hoffentlich mein Leben lang in Erinnerung bleiben.
Bestimmt aber überhöhe ich diese Dinger, und das vielleicht auch nur, solange ich selber nicht mit den Wartungsnotwendigkeiten solcher Apparillos geschlagen bin... Vielleicht läuft mir doch noch eines Tages einer zu. Vielleicht im Tausch gegen meine BMW R 69 von 1955. ... , DAS super bequeme Vollschwingenmotorrad, du steigst in Dortmund auf, gibst Vollgas, steigst in München wieder ab, gehst kurz duschen, bist erholt, und ab ins Münchener Nachtleben. nach Corona. Wenn's das gibt. Ergonomie ist alles, und schwere Hammergewichte von Konzertflügeln sind ergonomisch einfach mist. Sorry.
Pleyel, Erard, 1840er, sowas wird ja normalo auch nicht gehandelt, insofern off topic. Es sei denn, man verlaufe sich in das Schloss des Herrn Michael P. ..., auf halbem Wege von Hamburg nach Berlin, der immer mal auch solche Gerätschaften auspries. "Das Instrument gibt sehr schöne Töne." ... Andere sagen, nun jaaa, tolle Möbel, aber mit Spielen ist da kaum noch was oder nichts mehr. ... Wer hat nun recht? Ich habe es nie ausprobiert.
Nebenbei in dem Zusammenhang, Destenay wusste immer auch was zu solchen französischen Instrumenten. Lange nichts mehr von ihm gesehen.