Franz Liszt H-moll Sonate

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muss der Klang tatsächlich so trocken und wie du sagst computerisiert klingen?
Nein, muss er nicht. Die Quantisierung kann man auch genau gegenteilig ausnutzen, so dass es sich wieder "menschlich" anhört. Da gibt es reichlich VSTs und Plugins, damit man das "Sterile" und "zu saubere" wieder weg bekommt (das betrifft Dynamik als auch Metrik, letztere auch sehr wichtig bei Drumparts).
 
Hallo Michael,

erst einmal finde ich es wirklich bemerkenswert, wie offen Du hier berichtest, das würde nicht jeder tun.
...
Ich finde, das erzeugt auch Glaubwürdigkeit. Aber es wäre besser gewesen im ersten Beitrag schon einen Hinweis auf die Entstehung der Einspielung zu geben. So hatte ich den Eindruck, " die Sonate habe ich auf CD gehört, finde ich toll, deshalb spiele ich sie jetzt gerne auf dem Digi".
Ich wünsche Michael also baldmöglichst einen Flügel und freue mich auf weitere Einspielungen.

Gruß
Manfred
 
wie immer du das aufgenommen hast und wieviel gestückelt, trotzdem Hut ab.

Dass der Aufnahme etwas "Seele" fehlt liegt natürlich auch am Stückeln, das bei einem richtigen Instrument so nicht funktioniert, da man ja nicht über längere Zeit die identische Aufnahmequalität wegen der Mikro Positionierung und anderen Faktoren erreicht. Wenn du das Werk nicht in einem Guss durchspielst, sondern am PC zusammenklebst, geht das dann auf Kosten der Spannung und der Ausdrucksstärke, gerade bei so einem großen und dramatischen Werk.

Wie auch immer, großen Respekt, den Flügel hast du dir aber nun wirklich reichlich verdient :-)
 
wie immer du das aufgenommen hast und wieviel gestückelt, trotzdem Hut ab.
ja, einerseits Hut ab:
noch nie hat man einige der Begleitfiguren (vornehmlich Arpeggien) in derart absolut gleichbleibender (!) Klangstärke vom Bass bis in den Diskant laufen hören :) das schaffen nur Maschinen auf virtuellen Instrumenten (auf einem mechanischen Instrument ist es bei getretenem Tonhaltepedal einerseits kaum möglich, so etwas mit total gleichbleibender Klangstärke zu spielen, andererseits ist es seit jeher unüblich, da dergleichen cresc.-decresc. gespielt zu werden pflegt) -- man hat auch noch nie zäsuren- und atemlos in derartigem Gleichmaß z.B. die erste Exposition (und andere größere Abschnitte) zu hören bekommen. In diesem Sinne ein Novum! ;)

aber andererseits kann der Hut doch oben bleiben:
dieses cäsuren- und atemlose durchrattern, auch wenn es unter Zuhilfenahme elektrischer Gerätschaften bewerkstelligt ist, stellt die Frage, warum die elfjährige Beschäftigung mit dieser Sonate zu einem so unmusikalischen Experiment geführt hat - sind die verwendeten Programme und Geräte nicht in der Lage, dass man mit ihnen Phrasierungen etc. durchführt? lässt sich da kein atmendes Tempo simulieren? Wenn diese "Unmusikalität" den Geräten angelastet werden muss, dann allerdings doch wieder "Hut ab", denn das wäre dann der Nachweis, dass all diese Gerätschaften eben noch nicht in der Lage sind, eine "Interpretation" eines aufwändigeren Lisztstücks zu simulieren.

noch eine kleine Kritik: es gibt da mittendrin, nach all dem (unnötigen und in der Partitur auch nicht vorgesehenen) Tempoebenmaß eine auffallende extreme Verlangsamung - die fällt wirklich ganz arg auf :)...

28min... das ist schneller, als die brillante Horowitzaufnahme aus den 70ern... ...kannst du Undezimen greifen bzw. Dezim- und Undezimakkorde legato spielen? ich frage das wegen der Coda ;)

---bevor ich gescholten werde: es gibt in Sachen Tempogestaltung ein paar sehr gestrenge Aufnahmen der Sonate (Brendel, Curzon, Ogdon, Pollini, Zimerman) - keiner von denen kommt auch nur in die Nähe der hier demonstrierten Metronomik.
 
es gibt in Sachen Tempogestaltung ein paar sehr gestrenge Aufnahmen der Sonate (Brendel, Curzon, Ogdon, Pollini, Zimerman) - keiner von denen kommt auch nur in die Nähe der hier demonstrierten Metronomik.

Ach komm, die haben doch bestimmt (auch) alle gedopt. Vor Lance Armstrong hat noch niemand 8 mal die Tour gewonnen. Jan Ullrich hat nur einmal gewonnen und war auch gedopt (Klar, wenn die menschliche Eitelkeit ins Spiel kommt...) :D:D:D
 
Hallo Michael,

die Reaktionen auf deine Einspielung sind ja recht zwiespältig. Sag` mal ehrlich, wolltest du uns als Pianist beeindrucken oder ging es dir eher um die Präsentation einer technischen (in zweierlei Hinsicht) Spielerei? Ich hatte nicht den Eindruck, dass du uns an der Nase herumführen mochtest und vorgaukeln, du hättest in einem Zuge und ohne digitalen Radiergummi gearbeitet. Andererseits legt das hier so manche Kritik schon nahe.

Welchen Maßstab sollen wir denn nun anlegen, um dein Werk zu würdigen? Trifft der Vergleich mit Curzon, Brendel, Ogdon, Pollini, Zimerman dein Anliegen oder verstehst du dich als klavierspielender Tüftler, der sich dem Projekt h-moll Sonate verschrieben hat - so hätte ich das gesehen- will dir aber damit nichts absprechen, deshalb frage ich nach.

Und noch eine Frage: Hast du deine Aufnahme auch in anderen Foren gepostet (pianostreet.com, pianoworld.com)? Mich würde interessieren wie in anderen Ländern auf "so etwas" reagiert wird.

LG, Sesam
 
das schaffen nur Maschinen auf virtuellen Instrumenten aber andererseits kann der Hut doch oben bleiben:

- sind die verwendeten Programme und Geräte nicht in der Lage, dass man mit ihnen Phrasierungen etc. durchführt? lässt sich da kein atmendes Tempo simulieren? "Interpretation" eines aufwändigeren Lisztstücks zu simulieren.

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was? gibt es so was wirklich? So eine Aufnahme kann man mit einem Computer simulieren? was es nicht alles gibt heutzutage!

bin scheinbar etwas naiv, von derartigen computertechnischen Möglichkeiten hatte ich überhaupt keine Ahnung.

oK, wenn's nicht gespielt ist, dann also Hut ab vor dieser computertechnischen Leistung, von dieser Materie versteh ich nämlich weniger als null, bin froh, wenn der pc so halbwegs funktioniert.

Aber wenn Michaelrose, wie ich ihm geglaubt habe, ein Hobby Musiker wäre, der dieses Werk so auf einem digi runter läßt, wäre das Hut ab zu seiner makellosen Technik (nicht zur Interpretation) schon gerechtfertigt, oder? ;)

oK, Hut is' wieder oben , irgendwie bin ich da jetzt beruhigt :p
 
Aber wenn Michaelrose, wie ich ihm geglaubt habe, ein Hobby Musiker wäre, der dieses Werk so auf einem digi runter läßt, wäre das Hut ab zu seiner makellosen Technik (nicht zur Interpretation) schon gerechtfertigt, oder? ;)
wahrscheinlich ist vieles real gespielt, aber hinterher erheblich überarbeitet (wie gesagt: diverse Begleitfiguren klingen nicht wie real gespielt, sondern wie nachbereitet)
 
diverse Begleitfiguren klingen nicht wie real gespielt, sondern wie nachbereitet

Manches erinnert mich an die Zeiten, als ich spaßeshalber auf dem Digi schwierige Passagen mit dem internen Speicher aufgenommen habe und sie dann in schnellerer Geschwindigkeit wieder abgespielt habe. Das klang dann einfach nicht mehr natürlich, sondern zu gerade, zu "getrommelt"... Ich weiß ja nicht, ob michaelrose55 auch bei der Geschwindigkeit manipuliert hat, aber es wirkt stellenweise so.

Gänzlich unbeeindruckend finde ich diese Einspielung der h-Moll-Sonate nicht, aber man sieht hier irgendwie schon, dass der Schuss nach hinten losgeht, wenn man allzu viele technische Hilfsmittel einsetzt. Ich weiß z.B. jetzt nicht, wie gut michaelrose55 die Sonate nun wirklich spielen kann.

Grüße von
Fips
 

Ich weiß z.B. jetzt nicht, wie gut michaelrose55 die Sonate nun wirklich spielen kann.

Man kann bei solchen "konstruierten" Aufnahmen eigentlich nur den künstlerischen Aspekt bewerten, und nicht mehr den pianistisch-technischen Aspekt...

Wenn man bedenkt, wieviel Zeit manchmal in das Üben von kniffligen Stellen fließt, bis die notwendigen korrekten "Steuerprogrämmchen" dazu im Hirn angelegt sind...

Auf jeden Fall: am Anfang einer Aufnahme bitte darauf hinweisen, daß sie konstruiert ist. Vielleicht ist das für viele Amateure auch die einzige Möglichkeit, sich "pianistischen Achttausendern" zu nähern.

Und als zweites, könnte man die Lehre daraus ziehen: auch eine konstruierte Aufnahme muß organisch, bzw. musikalisch, und "schön" klingen.

Viele Grüße
Dreiklang

p.s. trotz allem behaupte ich auch: eine Aufnahme zu "konstruieren" ist wesentlich weniger Arbeit, als sie entsprechend einzuüben und live aufzunehmen. Man darf gespannt sein, wie sich das Konstruieren von Aufnahmen noch entwickeln wird... mein Klavierspiel-Kit-Faden war offenbar doch nicht so ganz un-prophetisch...
 

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