Hallo @altermann ,
zwar habe ich keine Erfahrung mit dem Roland HP 704, wohl aber mit Kirchen, Kirchenräumen, Gemeinderäumen und Digitalpianos.
Die rein nominelle Leistungsangabe ist nur bedingt aussagekräftig. Was da im einzelnen gemessen wird und wie, bspw. ob Watt RMS oder anderes, das können andere besser beschreiben als ich.
In einer meiner letzten Kirchengemeinden hatten wir ein Roland FP-7F also ein Stagepiano mit eingebauten Lautsprechern, auch Kompaktpiano oder Portable Piano (bei Yamaha und Roland) genannt, mit nominell 2x 12 Watt.
Das hat durchaus ausgereicht. um in der Kirche (!) mit über 300 Sitzplätzen ausgereicht, um Lieder (mit) zu spielen, den Chor oder eine Band/Combo zu begleiten. Der Chor wurde bisweilen sogar von jemandem begleitet, der ein älteres Yamaha-Kompakt-Piano aus der P-Serie dabei hatte, mit nominell 2x 7-8Watt.
Unser Organist war mit dem Roland FP-7F recht zufrieden - für die Einsätze; Hauptinstrument war und bleibt dort die Orgel.
Was in meinen Augen typisch für Roland ist: Sitzt man davor, klingen die recht dumpf, eher gedeckt, weniger lebendig als Yamaha oder gar Kawai. Aber aus etwas Entfernung, schon gegenüber im Altarraum oder schon aus den ersten Reihen aber durchaus gut - klar ein echter Flügel hätte das getoppt, so wie er jedes Digitalpiano toppen würde, wenn er nicht die letzte Gurke ist.
Meine andere Erfahrung zu Digitalpiano und Kirche: Einige Kirchengemeinden haben solche sogenannten Homepianos, also so eine Bauform wie das HP704. Unflexibler geht es kaum. Einerseits hat sich das bei den vielen Gottesdiensten im Freien während Corona gezeigt, aber auch unabhängig davon gibt es Gottesdienste, die draußen stattfinden, Sommerfeste, Taufgottesdienste etc. Andererseits wird das Digitalpiano ggf. auch in der Kirche benötigt oder es soll schlichtweg im Gemeindehaus flexibel sein, alleine weil die*r Chorleiter*in es so drehen will, das sie*er dem Chor gegenüber sitzt, wie auch immer.
Dann bauen engagierte Leute Rollbretter, die mehr oder weniger kippelig und schwer sind, auf die das Piano dann temporär raufkommt oder fest montiert wird und damit viel zu hoch steht. Zudem mögen die Hompianos auch bei guten Vorrichtungen den Transport überhaupt nicht. Die Gehäuse sind auch bei den teuren Exemplaren Pressspan - Kratzer sind noch das Harmloseste, ausgebrochene Teile oder gar gerissene Untergestelle so richtig schön. Und wenn das dann mit Metallbändern und Schrauben geflickt wird, ist die Optik erste Sahne.
Über das Aussehen dieser sogenannten Homepianos kann man sowieso streiten, so langsam sehen die teureren Instrumente zumindest bei Yamaha, Kawai und Casio und bedingt auch Roland nach Klavier(verschnitt) aus. Aber die einfachen und teils mittelpreisigen erinnern m.E. eher an schlechte Heimorgeln aus den 80ern/90ern. Aber das ist Geschmackssache.
Meine Empfehlung: Schaut euch das Roland FP-90X an, das hat nominell die gleiche Verstärkerleistung, die gleiche Tastatur wie das HP704, ist aber transportabel. Will man eine "feste" Lösung. gibt es dazu ein festes Untergestell mit optionalem Dreifachpedal, wenn es feststehen soll. Abgesehen von der fehlenden Tastaturabdeckung hat man dann ein feststehendes Homepiano aber eben bei Bedarf auch ein transportables Instrument. Für flexibel Einsätze kauft man dann noch einen einfacheren zusammenklappbaren Ständer oder Digitalpiano-/Keyboard-Tisch.
Auch könntet ihr euch noch die vergleichbaren Alternativen anschauen, ebenfalls transportable Kompaktpianos mit optionalen festen Untergestellen und Dreifachpedal: Das Yamaha P-515 oder das Kawai ES-920 (wiegt nur 17 kg!). Letzteres wäre wegen der Klänge mein Favorit, etwas solider dürften Roland oder Yamaha sein.
Gruß Tobias
P.S.: Was die Lautstärke angeht: Man nehme bei Bedarf eine bis zwei bezahlbare Aktivboxen dazu (Yamaha DBR-12, RCF o.ä.), die auch von (Jugend-)Band und bei Gemeindefesten genutzt werden können.