Fehlerfreiheit als "Grundprinzip" verinnerlichen... wie geht das...?

Wenn ich wirklich fehlerfrei spielen will oder muß, habe ich damit in der Regel:

  • riesen Probleme

    Stimmen: 4 17,4%
  • nennenswerte Probleme

    Stimmen: 6 26,1%
  • ein paar Probleme

    Stimmen: 6 26,1%
  • wenig Probleme

    Stimmen: 7 30,4%
  • keine Probleme

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    23
Dreiklang

Dreiklang

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14. Nov. 2010
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Hallo ihrs,

es bedarf keiner grundlegenden Diskussion, ob man mit oder besser ohne Fehler klavierüben sollte - genausowenig, ob man mit oder ohne Fehler (vor)spielen sollte.

Man könnte vielleicht darüber räsonieren, wieso es denn so wichtig sei, ohne Fehler vorzuspielen - und nicht etwa, den nettesten Augenaufschlag, kombiniert mit dem lautest möglichen Anschlag, beim Klavierspielen hinzubekommen. :D:D

Nun - es ist eben so. Man könnte sagen, es ist eine Konvention. Etwas, das viele kluge Leute irgendwann einmal entschieden haben, das allgemein akzeptiert wurde und sich als praktikabel und segensreich erwiesen hat.

Spannend in diesem Zusammenhang ist aber die folgende Frage: wie, und wann, erreicht man diesen glücksbringenden Zustand des "fehlerfreien" Klavierspiels...? Was ist der Auslöser dafür...? Wenn es überhaupt einen gibt.

Manche haben diesen Zustand erreicht - bei vielen Stücken, die sie auswendig spielen. Das steht im Forum zu lesen. Andere, kämpfen hart oder sehr hart darum... und manchmal will es einfach nicht gelingen.

Ich selbst bin eher einer dieser "Kämpfer" - was vielleicht ganz hilfreich ist, wenn man nach Methoden sucht, die einem bei der Fehlerfreiheit helfen oder gar zur Fehlerfreiheit ver-helfen können.

Vielleicht bestätigt sich auch die platte Wahrheit, daß man "einfach" viel und oft üben muß - auch das kann sein, und ist vielleicht eine der einfachsten und grundlegendsten Weisheiten überhaupt, ich weiß es nicht...

Neulich habe ich etwas nettes festgestellt: beim Spielen alter, einfacher Stücke, war mir so, als ob ein innerer "Wächter" da gewesen wäre, der einfach da war, und mitgeholfen und mit aufgepaßt hat, daß die "Fehlerfreiheit" auch gewahrt bliebe.
Eine recht angenehme Vorstellung - so eine Art kleines "Männlein im Ohr".
(und bei einem Fehler ist natürlich der schuld, nicht ich - nein, das war natürlich scherzhaft gemeint...! ;)).

---

Um wieder etwas ernster zu werden:

mir ist gestern noch einmal überdeutlich klar geworden: jeder erfolgreiche Lernvorgang muß durch Erfolgserlebnisse (*) bestätigt und begleitet werden. Dann lernen wir gerne, dann macht uns eine Tätigkeit Freude, und dann lernen wir vermutlich auch sehr schnell, wenn die wichtigsten begleitenden Lernmethoden und Rahmenbedingungen stimmen.

Nur: da scheint der Hase im Pfeffer zu liegen, denn: beim "erfolgreichen" fehlerfreien Spielen, um ein Erfolgserlebnis zu haben, muß man eben ein ganzes Stück praktisch total fehlerfrei durchspielen. Und genau das kann, meiner Erfahrung nach, schon sehr schwierig sein.

Selbst wenn man langsam spielt, verhaut man eine Stelle... selbst, oder gerade wenn, man sich krampfhaft anstrengt, macht man einen kleinen Fehler...
und läßt die Konzentration einmal nach, macht man auch einen Fehler, an einer Stelle, die man bereits technisch beherrscht.

Am besten "wirkt" bei mir die folgende Methode:

am Anfang eines Stückes versetze ich mich in einem Modus von leichter Anspannung. Diese soll bewirken und darüber wachen, daß ich keinen Fehler "produziere". Und diese Anspannung dauert durchgehend an genau bis zum Schlußton, bis zum Schlußakkord des Stückes.
Erst dann wird sie gelöst. Im Idealfall, ging das Stück fehlerfrei "über die Bühne", und dann kommt auch in diesem Moment das "Erfolgserlebnis", welches die Leistung dann bekräftigt und belohnt.

Man könnte auch den Ansatz verfolgen, von sehr leichten, zu langsam in der Schwierigkeit steigenden Stücken zu kommen, bei denen man sich dieses Erfolgserlebnis "fehlerfreies Spiel" immer wieder holt (nur ist eine schön lineare Steigerung vielleicht nicht einfach...?).

Das sind meine eigenen Gedanken zu diesem Thema. Habt ihr auch welche...? Wie habt ihr es "gelernt", fehlerfrei zu spielen, und "wann" kam das...? :)
Oder, fällt euch sonst noch etwas zu diesem Thema ein, zu sagen...?

Viele Grüße
Dreiklang


P.S. ich habe den Faden wieder mit einer Umfrage "garniert". Wer auch immer mag, kann mitmachen.
((*) ein kleiner Kick im Belohnungszentrum unseres Gehirns, der gut tut und den wir immer wieder suchen)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das sind meine eigenen Gedanken zu diesem Thema. Habt ihr auch welche...? Wie habt ihr es "gelernt", fehlerfrei zu spielen, und "wann" kam das...?
Oder, fällt euch sonst noch etwas zu diesem Thema ein, zu sagen...?
Fehlerfreies Spiel erreiche ich durch perfekte Vorbereitung, also sehr gezieltes Üben, und durch absolute Kontrolle während des Spiels.
Für mich ist fehlerfreis Spielen allerdings nicht das Ziel. Klar möchte ich möglichst wenig Fehler machen, aber dabei sollte die Musik nicht verloren gehen.
Beim Üben steht oft das fehlerfreie und perfekte Erlernen eines Stückes im Vordergrund. Ich stelle allerdings immer mehr fest, dass es oft besser ist sich von Anfang an auch auf den musikalischen Inhalt zu konzentrieren.
Im "Ernstfall", sprich beim Spielen vor Publikum, verlasse ich mich darauf, dass ich das Stück gut genug vorbereitet habe und konzentriere mich vor allem darauf Musik zu machen. Wenn ein Ton falsch ist, dann ist es eben so. Wenn ich dann nicht das Gesicht verziehe o.ä., dann wird es kaum einer bemerken, oder es spätestens nach ein paar Takten schon wieder vergessen haben...
Bei mir ist es so, dass mit der sich ständig verbessernden Technik auch die Souveränität beim Vorspielen steigt und ich mich darauf verlassen kann keine groben Fehler zu machen. Früher als ich teilweise noch mit dem Notentext zu kämpfen hatte war es sehr schwer sich auf die Musik zu konzentrieren und gleichzeitig aber möglichst fehlerfrei zu spielen. Jetzt weiß ich, dass keine groben Fehler passieren werden und durch diese Sicherheit klappt es mit dem fehlerfreien Spielen viel besser und die Musik steht im Mittelpunkt. Eigentlich soll ja die Technik nur ein "Diener" der Musik sein.
 
Hallo Dreiklang,

egal ob man vor einer größeren Gruppe von Menschen eine Rede hält oder Texte verliest – möglicherweise auch, wenn man vor Publikum Klavier spielt, aber damit kenne ich mich nicht aus - :

Die Fixierung auf Fehlerfreiheit ist meiner Meinung nach in allerhöchstem Maße kontraproduktiv und blockiert. Vor allem aber scheinen genau dadurch Fehler vorprogrammiert zu sein.

Möglicherweise liegt das daran, dass der unbedingte Wunsch, die Dinge fehlerfrei zu gestalten, von den fehlerfrei zu gestaltenden Dingen ablenkt. Möglicherweise verhält es sich mit „mach an der Stelle xy nichts falsch“ auch wie mit „denken Sie nicht an einen roten Elefanten“.

Es macht sicherlich Sinn, Dinge so zu üben, dass man Fehler nicht einübt. Es macht sicherlich keinen Sinn, sich zu sagen, ich darf bei einem Vortrag keine Fehler machen.

Selbstverständlich darf ich das.

Viele Grüße,
Nuri
 
Mein Lehrer zu mir: "Wenn Sie schon falsch spielen, sollten Sie nicht auch noch schlecht spielen". Auf Fehler weist er mich nur hin, wenn er meint, daß ich den nicht selber bemerkt hatte oder gar schon eingeübt habe.

Gruß
Manfred
 
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Lieber Dreiklang,

du verbindest 'Fehler' mit 'Verspieler'. Was aber wirklich stört, sind musikalische Fehler. Ein Stück, bei dem man sich kein einziges Mal verspielt, kann jedoch jede Menge musikalische Fehler (schlechter Klang, falsche Klangbalance zwischen den einzelnen Stimmen, keine Lebendigkeit, fehlende Dramaturgie, zu wenig dynamische Unterschiede, schlechte Phrasierung.....) enthalten. Und die wiegen viel, viel schwerer als ein völlig unbedeutender Verspieler, der nur sehr kurz (1 Sekunde?) dauern kann und den viele Leute, die das Stück nicht kennen, noch nicht einmal bemerken.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hi Dreiklang,

ich glaube du hast einen Fehler im System. ;-)

Beim Klavierspielen oder allgemeiner Musikmachen geht es doch nicht um so absolute Dinge wie Fehlerfreiheit.
Es geht darum, dass man sich musikalisch ausdrückt und damit etwas mitteilt und dass man daran Freude hat, ob mit oder ohne Fehler.

Kein Mensch kann irgendwelche Dinge immer zu 100% fehlerfrei ausführen. Jeder auch der grösste Virtuose hat seinen Fertigkeits-Level innerhalb dessen er Musik möglichst musikalisch aber auch mit Fehlern transportieren kann. Die Fertigkeits-Level haben verschiedenste Qualitäten und Schwerpunkte (heute sagt man sie sind multidimensional ;-) ) und sie sind natürlich auch unterschiedlich hoch.
Du bist nie irgendwo angekommen. Das wahre Ziel ist, den Zustand des Immer-Besser-Werden zu pflegen und bewahren. Und das kann man in jedem Level.

Noch etwas Praktisches zum Spielen:
MM ist es kontraproduktiv mit, wie du es beschreibst, Anspannung zu spielen oder zumindestens das bewusst zu forcieren. MM sollte man das Gegenteil tun und üben. Man sollte sich in einen Zustand höchster Aufnahmebereitschaft (Zuhören) und Unverkrampftheit versetzen und dann einfach das Stück ohne irgendwelche "egoistischen" Motive spielen. Eine gewisse Anspannungen kommt bei einem Auftritt sowieso.

Gruß

PS: Ich habe übrigens "riesen Probleme" angekreuzt, weil wenn ich wirklich fehlerfrei spielen wollte, dann hätte ich echt ein Problem. ;-)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich kann mich da Chiarina und Bachopin nur anschließen. Sieh mal, ich z.B. habe maximal zwei Stunden am Werktag Zeit fürs Musizieren. Dabei bin ich meistens von der Arbeit recht mitgenommen, so daß die Ergebnisse oft durchwachsen sind. Verspieler kommen auch bei einfachsten Stücken immer mal vor, aber was macht denn das? Ich bin kein Berufsmusiker, da ist das doch kein Wunder! Soll ich mir davon aber den Spaß verderben lassen? Oder nicht mehr üben, weil ich keine "Erfolgserlebnisse" habe? Nö. Du solltest Dir Deine Belohnung dabei holen, daß Du Dir zuhörst und (hoffentlich) feststellst: Das und das Stück oder die und die Stelle habe ich aber schön hingekriegt. Das Stück ist prima und ich fühle mich gut dabei. Solche Erlebnisse machen für mich den Spaß an der Sache aus. Stücke, die mir sehr schwerfallen, so daß ich es keinem zumuten kann, sie sich von mir gespielt anzuhören, haben wiederum den Reiz, daß man merkt, was das für komplizierte Brocken sind. Z.B. "kann" ich gerade mal die ersten drei Takte aus dem "Italienischen Konzert" von JSB. Aber das ist so geniale Musik, daß mir das vorerst langt. Wer weiß, vielleicht wird ja auch mal mehr draus, aber zur Zeit: Undenkbar. Trotzdem gönne ich mir das manchmal und denke: Toll, so fühlt/sieht/hört sich das also für den Spieler an.
Abschließend zur Perfektion: Es gibt Beethovenaufnahmen mit Artur Schnabel, da haut er manchmal ganz ordentlich daneben. Trotzdem gehören sie zu den imponierendsten Einspielungen, weil sie enorm ausdrucksstark sind. Sowas höre ich viel lieber, als wenn sie irgendein Mensch "fehlerfrei" aber saft- und kraftlos dahernudelt.

Gruß,
Cem.
 
Ich bin immer wieder baff erstaunt, wieviele Voll-, Halb-, Viertel-, Achtelprofis und auch musikalische Laien in der Lage sind, ausdauernd, auch vor Publikum, ansprechende und fehlerfreie musikalische Darbietungen abzuliefern. Das ist zweifelsohne ein Talent und viele Menschen, die es magisch auf eine Bühne zieht, haben dieses Talent. Anderen fehlt dieses Talent. Sich darüber ärgern, hieße mit seinem So-Sein zu hadern. Wäre nicht sehr schlau! Man darf auch nicht vergessen, dass alle Tricks und Methodiken, alle Verlangsamungen oder Techniken doch immer wieder auf die gleiche Wurzel verweisen: Die Person, die man ist. Will sagen, ein Bundesligaprofi kann unter jedem Trainer, der ihm im Leben vorgesetzt wird, extrem fehlerfrei Fussball spielen, weshalb er ja Profi geworden ist. Dies Prinzip gilt generell. Wer den angeborenen Hang zur Fehlerfreiheit nicht mitbringt, kann sich drehen und wenden wie er will, er bleibt, was er ist: Ein Musiker, dem ab und zu Fehler, Verspieler, Aussetzer und "Hänger" unterlaufen. Zum Spaß des Publikums und zur Bestätigung des eigenen Charakters. :-).
 
Ich bin immer wieder baff erstaunt, wieviele Voll-, Halb-, Viertel-, Achtelprofis und auch musikalische Laien in der Lage sind, ausdauernd, auch vor Publikum, ansprechende und fehlerfreie musikalische Darbietungen abzuliefern. Das ist zweifelsohne ein Talent und viele Menschen, die es magisch auf eine Bühne zieht, haben dieses Talent. Anderen fehlt dieses Talent. Sich darüber ärgern, hieße mit seinem So-Sein zu hadern. Wäre nicht sehr schlau! Man darf auch nicht vergessen, dass alle Tricks und Methodiken, alle Verlangsamungen oder Techniken doch immer wieder auf die gleiche Wurzel verweisen: Die Person, die man ist. Will sagen, ein Bundesligaprofi kann unter jedem Trainer, der ihm im Leben vorgesetzt wird, extrem fehlerfrei Fussball spielen, weshalb er ja Profi geworden ist. Dies Prinzip gilt generell. Wer den angeborenen Hang zur Fehlerfreiheit nicht mitbringt, kann sich drehen und wenden wie er will, er bleibt, was er ist: Ein Musiker, dem ab und zu Fehler, Verspieler, Aussetzer und "Hänger" unterlaufen. Zum Spaß des Publikums und zur Bestätigung des eigenen Charakters. :-).


Lieber Neronick,

jedem, auch einem Profi, passieren ab und an Fehler (jetzt mal im Sinne von Verspieler). Einen vollkommen fehlerfreien Klavierabend habe ich noch nicht erlebt. Aber: ein Profi übt eben sehr gut und konsequent. Beim Üben sollte man so üben, dass man möglichst keinen Fehler macht. Aber nicht im Sinne von 'oh, Gott, jetzt darf ich keinen Fehler machen', sondern 'ich bin so entspannt und nehme mir so viel Zeit, wie ich brauche, um mit wachem Geist und offenen Ohren das, was ich mir vorgenommen habe, gut und fehlerfrei bewältigen zu können'. Wenn man dies beherzigt, hat man eine solch stabile Basis, dass Verspieler nicht oft passieren und wenn, einen nicht stören, weil man im musikalischen Fluss schon längst weiter ist.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hi Neronick,

ich stimme deinem Beitrag an sich zu, aber dem hier nicht ganz:

Das ist zweifelsohne ein Talent und viele Menschen, die es magisch auf eine Bühne zieht, haben dieses Talent. Anderen fehlt dieses Talent.

Das ist für mich eine Art Mythos, der, glaube ich, einfach nicht stimmt.

Klar, sind nicht alle Menschen gleich (s. a. Talent-Hypothese). Aber du kannst auch deine schwächeren Fähigkeiten verbessern, eventuell sogar eine Stärke daraus machen.
Ausserdem gibt es wirklich sehr viele Biographien von tollen Musikern, in dem sie von ihren Problemen beim Auftreten sprechen (blöder Weise fällt mir jetzt gerade nur Robbie Williams ein ;-) ). Ich glaube der andere Teil lügt ein bischen oder schweigt einfach dazu.

Gruß

PS: Übrigens habe ich auch mal ein bischen öffentlich gespielt (Siehe zB Stolen Moments Aufnahme auf meinem YT-Channel, ach ich Angeber ;-) ). Es war für mich auch nicht einfach, aber ich hab' mich auf den Spass, den man dabei haben kann, konzentriert.
 
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Hallo ihr,

vielen Dank für die vielen und interessanten Antworten, und Aspekte...!

ein Profi übt eben sehr gut und konsequent. Beim Üben sollte man so üben, dass man möglichst keinen Fehler macht. Aber nicht im Sinne von 'oh, Gott, jetzt darf ich keinen Fehler machen', sondern 'ich bin so entspannt und nehme mir so viel Zeit, wie ich brauche, um mit wachem Geist und offenen Ohren das, was ich mir vorgenommen habe, gut und fehlerfrei bewältigen zu können'. Wenn man dies beherzigt, hat man eine solch stabile Basis, dass Verspieler nicht oft passieren und wenn, einen nicht stören, weil man im musikalischen Fluss schon längst weiter ist.

chiarina, ich zitiere Deinen ganzen Beitrag... :)
ich finde das alles klasse ausgedrückt. "Ein Profi trainiert eben wie ein Profi" - und schafft sich so eine solide und tragfähige Basis für sein Spiel, und ist darüberhinaus "cool" genug, auch einem kleinen Fehler keine weitere Beachtung zu schenken.

Vielleicht mangelt es mir auch an Geduld...? Mir wird bewußt, daß ich tatsächlich irgendwie der Meinung bin, "nicht genug Zeit zu haben". Daß ich eben nicht sage: ich "nehme mir so viel Zeit, wie ich brauche, um mit wachem Geist und offenen Ohren das, was ich mir vorgenommen habe, gut und fehlerfrei bewältigen zu können".
Nun - daran ließe sich arbeiten.

Es zeichnet sich generell das Bild ab, daß absolute Verspielfehlerfreiheit von vielen nicht als unbedingtes "muß" gesehen wird. Vielleicht bin ich ein wenig verdorben von Youtube - wo Weltklasse-Pianisten Stücke präsentieren, mit Verspielfehlerfreiheit als scheinbar selbstverständlichster Voraussetzung der Welt...

Ich lasse mir von Verspielfehlern nicht den Spaß am Klavierspiel verderben - nur ist die Verspielfehlerfreiheit eben auch einer dieser Aspekte des Klavierspiels, mit denen ich mich gerne ein wenig auseinandersetzen will.

Viele Grüße!
Dreiklang
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Aus Fehlern kann man auch viel lernen. Das ist für uns alle eine altbekannte Weisheit, trotzdem fällt es oft schwer daran zu denken.
Ich persönlich erlaube mir jeden Fehler - aber nur einmal. Der Fehler ist für mich eine Art Anzeiger, dass eine bestimmte Stelle, ein Bewegungsablauf o.ä. noch Übung benötigt - mehr nicht.
In einer Vorspielsituation ist es zu spät um etwas daran zu ändern, also ignoriere ich Verspieler und versuche danach so gut weiterzuspielen, dass das Publikum den Verspieler hoffentlich bald vergessen hat.
 
Hi Dreiklang,

Vielleicht bin ich ein wenig verdorben von Youtube - wo Weltklasse-Pianisten Stücke präsentieren, mit Verspielfehlerfreiheit als scheinbar selbstverständlichster Voraussetzung der Welt...

Streiche das Vielleicht.
Wir alle sind verdorben (naja zumindestens beeinflusst) von der Medienscheinwelt. Das ist nicht die Realität. Durch die Manipulations-Eigenschaften der heutigen Medien wird etwas vorgespielt, das ohne sie gar nicht exisitiert.

Auf diesen Sachverhalt haben schon schlauere Leute wie ich, zB Brendel in seinen Texten hingewiesen.

Gruß
 
... mir ist vorhin ein interessanter Gedanke gekommen, ich weiß aber nicht genau, ob ich ihn posten soll:

Wenn ich mit dem Vorsatz und der Absicht an das Instrument gehe, jetzt mit meinem Spielen "schöne Musik" zu machen - und ebenso meine Stücke mit diesem Gedanken übe - könnte sich das Thema "Verspielfehler" dann mit der Zeit nicht ganz von selbst erledigen?
Denn: ein Stück, welches zu "schöner Musik" gemacht worden ist, beinhaltet ja geradezu implizit hohe bis sehr hohe Verspielfehlerfreiheit - ohne daß ich mich je um diese explizit hätte kümmern müssen...
(Voraussetzung sei dabei, ich beherrsche das Stück technisch und spiele es auch auswendig).

Zweitens: wenn ich einmal vorspielen sollte, und mit genau ebendiesem Gedanken vor das Publikum trete und mich an das Instrument setze - könnte ich für mich persönlich nicht auch auf diese Weise jedes Lampenfieber bei mir ausschalten...?

(ganz besonders, wenn ich das Vorspielstück schon oft genug erfolgreich beim Üben zu dieser "schönen Musik" gemacht habe...)

Nachdenklichen Gruß,- ;)
Dreiklang
 
Hi Dreiklang,

auch wenn du es vielleicht nicht glaubst. Das, was du schreibst, ist genau das, nur anders ausgedrückt, was ich weiter oben gemeint hatte (zB Spass und keine egoistischen, Ich-bezogene Motive).

Gruß

PS: Jedes Lampenfieber auszuschalten wirst du wahrscheinlich in der Realität trotzdem nicht schaffen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
auch wenn du es vielleicht nicht glaubst. Das, was du schreibst, ist genau das, nur anders ausgedrückt, was ich weiter oben gemeint hatte (zB Spass und keine egoistischen, Ich-bezogene Motive).

ich sehe keinen Grund, Dir das nicht zu glauben... ;)
deswegen führe ich ja gern Diskussionen - weil sich neue Gedankengänge und auch Schlußfolgerungen ergeben. Ich glaube, die anderen Antworten enthielten auch Ansätze und Vorstufen zu meinen oben formulierten Gedanken, -

PS: Jedes Lampenfieber auszuschalten wirst du wahrscheinlich in der Realität trotzdem nicht schaffen.

(ist zwar unwichtig, aber bezüglich Vorträgen/Präsentationen kann ich das z.B. schon durchaus, - )

Schöne Grüße!
Dreiklang
 
...was ist eigentlich an Fehlern so besonders bemerkenswert?

wenn man spazieren oder shoppen geht, dann glotzt man doch auch nicht stur auf den Boden, räsonniert "wohn mit dem Fuß in welchem Winkel, was sagen die Synapsen und die Muskeln" und man bibbert auch nicht "oh weh, noch drei Schritte, dann kommt der Bordstein und ich fall auf die Fresse" :D:D

Fehler passieren, wie man auch ab und zu mal stolpert -- "ein falscher Ton stört [schlimmstenfalls] - ein falsches Tempo verzerrt" (Vitaly Margulis)

Fehler im Sinne von Verspieler/Patzer:
was nun das üben aber auch das erstmal kennenlernen/reinspielen betrifft: primär kann man Noten richtig lesen, das ist nun wirklich nicht so schwer, und was man richtig lesen kann das kann man auch erstmal in aller Ruhe richtig auf die Tasten bringen - erst wenn sich irgendwo Fehler häufen, sollte man überlegen, warum das so ist --- aber vorher über Fehler räsonnieren, das bringt doch nichts: vielleicht macht man ja keine, wozu also eine self-fullfilling prophezy riskieren?

...echte Fehler oder besser Fehlgewohnheiten: das ist übel... aber zufällige Verspieler sind piepegal
 
... mir ist vorhin ein interessanter Gedanke gekommen, ich weiß aber nicht genau, ob ich ihn posten soll:

Wenn ich mit dem Vorsatz und der Absicht an das Instrument gehe, jetzt mit meinem Spielen "schöne Musik" zu machen

Wobei sich mir die Frage stellt, mit welchem anderen Vorsatz Du sonst -bevor Dir dieser interessante Gedanke kam- an Dein Instrument gingst.
 
Es ist gar nicht einfach mit dem Ziel des Spielens "schöner Musik" die mühsame Übearbeit zu machen. Eigentlich oft unmöglich.
 

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