Erfahrungsaustausch Spätberufene

Genauer gesagt: aus der Perspektive des Bewegungsablaufs ist Klavierspielen ein Handwerk und wegen der Komplexität der darunterliegenden Mechanismen ist eine wissenschaftliche Beschäftigung damit lohnenswert.
 
Das macht man doch ganz automatisch. Welch Wissenschaft aus den banalsten Dingen gemacht wird.
Wer ist "man"? Ich kann Dir mindestens einen Fall nennen - nämlich mich - wo das nicht automatisch passiert ist. Gelegentlich habe ich auch heute noch eine Neigung dazu, eine Taste zu drücken, obwohl ich sie schon angeschlagen habe.
 
Ich behaupte mal: Alle Amateure, die Schwierigkeiten mit schnellen Passagen haben - also durchaus die meisten 😎 - haben diese Schwierigkeiten deshalb, weil sie die blitzartige Entspannung nicht beherrschen, die nötig ist, sobald man den Auslösepunkt erreicht und die deshalb mit zuviel Druck im Tastengrund stehen. Automatisch macht das so gut wie niemand richtig.
 
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Ich behaupte mal: Alle Amateure, die Schwierigkeiten mit schnellen Passagen haben - also durchaus die meisten 😎 - haben diese Schwierigkeiten deshalb, weil sie die blitzartige Entspannung nicht beherrschen, die nötig ist, sobald man den Auslösepunkt erreicht und die deshalb mit zuviel Druck im Tastengrund stehen. Automatisch macht das so gut wie niemand richtig.

Verrückt 🤭 Dachte so dumm kann sich niemand anstellen
 
Verrückt 🤭 Dachte so dumm kann sich niemand anstellen

Ich schrieb das bereits vorher: Es gibt Anhänger einer Lehre von "Gewichtsspiel", deren Technik darauf abzielt, das gesamte Armgewicht mit einem Finger auf der gedrückten Taste zu halten.

Hm, eigentlich müßte man am Zustand der Vorderdruckfilze eines Instruments erkennen können, welcher Schule der Besitzer angehört.
 
Verrückt 🤭 Dachte so dumm kann sich niemand anstellen
Du spielst doch erst seit ein paar Monaten Klavier, und das ohne Lehrer. Zum einen weiß man da noch gar nicht genau, wie sich technisch perfektes Klavierspiel anfühlen muss und zum anderen ist man noch weit davon entfernt, dass sich Mängel in der Technik auf das Spiel hörbar auswirken (in Wahrheit tun sie es, aber man hat noch nicht gelernt, diese Feinheiten zu hören).

Von daher ist es durchaus geboten, den Ball ein wenig flacher zu halten.
 
Ich schrieb das bereits vorher: Es gibt Anhänger einer Lehre von "Gewichtsspiel", deren Technik darauf abzielt, das gesamte Armgewicht mit einem Finger auf der gedrückten Taste zu halten.
Das habe ich so noch nie gehört. Unter Gewichtsspiel verstehe ich in erster Linie, das Armgewicht zu nutzen, um die Finger beim vollgriffigen Spiel zu entlasten. Dabei setzt man das Gewicht aber nur beim Anschlag ein und nicht dauerhaft - sonst käme man ja gar nicht zum nächsten Akkord, jedenfalls nicht ohne grobes Gepolter. Wenn sich das Gewicht bei langsamen Akkordprogressionen auf viele Finger verteilt, kann man das Armgewicht auch schon mal etwas länger stützen, ohne dass es zur Überlastung kommt. Ob das sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Ich mache das nicht.

Auf jeden Fall ist Druck im Tastengrund bei schnellerem Spiel äußerst hinderlich und bei virtuosem Passagenwerk vollkommen unmöglich. Man muss lernen, schon während des Anschlags den Spielapparat an den richtigen Stellen soweit zu entspannen, dass die Taste den Finger nach oben bringt, ohne dass dazu irgendeine Form von "Hebeaktivität" nötig wird. Das kann niemand ohne entsprechende Übung, jedenfalls nicht in schnellerem Tempo. Und viele lernen es auch nie - die unzähligen holprigen Amateureinspielungen auf YT zeigen das ja in aller Deutlichkeit.
 
Ich behaupte mal: Alle Amateure, die Schwierigkeiten mit schnellen Passagen haben - also durchaus die meisten 😎 - haben diese Schwierigkeiten deshalb, weil sie die blitzartige Entspannung nicht beherrschen, die nötig ist, sobald man den Auslösepunkt erreicht und die deshalb mit zuviel Druck im Tastengrund stehen. Automatisch macht das so gut wie niemand richtig.

Bekenne mich "schuldig im Sinne der Anklage". Das ist fast genau das, was meine KL mir in der letzten Stunde mitgegeben hat, nachdem ich ihr erzählte, dass mir die Handgelenke wehtun, wenn ich versuche schnell(er) zu spielen (als ich kann).

Der Schlüssel liegt nicht im schnellen Anschlag, sondern hat mit schneller Entspannung zu tun, die ich noch nicht beherrsche. Know your weakness!
 

Dabei setzt man das Gewicht aber nur beim Anschlag ein und nicht dauerhaft - sonst käme man ja gar nicht zum nächsten Akkord,

Es ist immer wieder erstaunlich zu hören und zu lesen, dass das Prinzip "Drücke nicht auf klingende Tasten!" nicht Allgemeingut ist.
Man kann mit der gedrückten Tasten anfangen, was man will (drücken, massieren, vibrieren, ...) , außer loslassen hat nix eine Auswirkung auf den leiser werdenden Ton!
 
Es ist immer wieder erstaunlich zu hören und zu lesen, dass das Prinzip "Drücke nicht auf klingende Tasten!" nicht Allgemeingut ist.
Man kann mit der gedrückten Tasten anfangen, was man will (drücken, massieren, vibrieren, ...) , außer loslassen hat nix eine Auswirkung auf den leiser werdenden Ton!
Das Prinzip mag jedem sofort einleuchten. Aber das umsetzen in die Finger... Verstehen ist das weniger ein Problem.
 
Ist es nicht so, dass man dies ganz automatisch lernt? Also nichts was man ganz bewusst machen müsste.
Wenn es jeder automatisch richtig machen würde, könnte jeder (und das meine ich ernst!) die erste Chopin-Etüde spielen. Die blitzschnelle Entspannung nach jedem Ton ist nämlich die einzige echte Schwierigkeit in dieser Etüde. Alles andere - der Bewegungsablauf, die Armführung etc. bleibt vom ersten bis zum letzten Takt gleich.

Ulkigerweise können die allermeisten diese Etüde nicht spielen. :016:
 
Wir sind im Unterricht gerade dabei mal einzelne Stücke von vor einem halben Jahr wieder hervor zu holen, so z.B. das Praeludium in C Dur von Bach, um zu gucken was sich getan hat.

Da ich immer wieder Aufnahmen für meinen KL mache, haben wir schöne direkte Vergleiche. Ich bin dabei mir eine Art musikalisches Lernvideotagebuch aufzubauen. Ein paar Stücke aus den Anfangszeiten lege ich mir immer mal wieder aufs Pult, um auch ein kleines Repertoir zu haben. Wenn ich nächstes Jahr auf Klaviersuche gehe, möchte ich mich ja nicht komplett blamieren. :015::lol:

Fazit: Die Hände sind jetzt entspannt, vor allem bei den Oktaven rechts, was sich wiederum auf den Klang auswirkt, der viel runder geworden ist. Das Tempo ist jetzt gleichmäßig, vor allem in der 2. Hälfte, die ist jetzt viel sicherer ist. Es fängt an nach Musik zu klingen, zwar noch lange nicht so, wie ich es gerne hätte, aber es wird.
Mein KL war gestern mit Lob geradezu verschwenderisch, sonst ist er da eher nordisch zurückhaltend und es freut ihn, dass ich bei kleinen Verspielern inzwischen drüber hinweg spiele. Vor einem halben Jahr hab ich fast immer noch verschreckt die Hände vom Klavier weggezogen.

Uuund er braucht sich nicht mehr in die hinterste Ecke zu verkrümel, wenn ich ihm was vorspiele. Er kann auch inzwischen direkt hinter oder neben mir stehen, um mir auf die Finger/Hände zu schauen, es macht mich nicht mehr nervös.
Das hat nur läppische 14 Monate gebraucht.:blöd::lol:
 
Anfangs hatte ich ja nur alle 2 Wochen eine Stunde, über den Sommer hat sich ein wöchtenlicher Unterrichtsmodus etabliert. Sicher auch Corona-bedingt. Nicht alle jugendlichen Schüler wollten Video-Unterricht, das hat Kapazitäten für mich freigelegt. Während des Online Unterrichts haben wir auch eher kürzere Stücke gemacht, dafür immer mehrere parallel. In den Sommerferien durfte ich dann Testkaninchen für das neue Hygienekonzept im Präsenzunterricht sein und so hat es sich ergeben, dass ich wöchentlich gehe, gleich morgens früh, wenn normalerweise kein anderer Schüler Zeit hat.

Inzwischen kann ich sagen, dass mich der wöchentliche Unterrichtsmodus zu fokussierterem Üben geführt hat. Über die Zwei-Wochen Strecke hatte ich zwar nicht weniger gespielt, aber auch viel rausgekramt, was nicht "dran" war, weil ich der aufgegebenen Sachen überdrüssig wurde. Momentan habe ich kaum Zeit abzuschweifen, weil ich natürlich den Ehrgeiz habe, die Stücke bis zur nächsten Stunde gut hinzubekommen.

Vermutlich gehöre ich aber auch in die Kategorie fordernder Schüler, der an allem was auszusetzen hat. Zum Glück trägt es die LKL mit mit Fassung bzw. ermuntert geradezu Kritik zu äußern.
- Schaum betitelt Übungen "in Quarten", schummelt aber Tritoni ein, damit es leichter wird. An den Ohrkrebs hat er wohl nicht gedacht.
- In Diabellis "Melodische Stücke" für 4 Hände soll ich gerne auch den "Lehrerpart" anschauen. Das geht schon, aber ganz ehrlich: Die Stücke sind nett, wenn man sie weitgehend vom Blatt spielen kann. Massig Übezeit invesiteren um zügige 3/4-taktige Belgeitung in vollen Akkorden greifen zu können mag ich nicht wirklich. Da gibt es musikalisch lohnenswertere Stücke.
- An der RKS habe ich natürlich auch was auszusetzen: Viel zu viele überflüssige Artikulationsanweisungen der Herausgeber. Da wurde versucht, die musikalische Empfindung zu Papier zu bringen. Etliche der Stücke, insbesondere im Bd. 2 spiele ich lieber aus den entsprechenden Urtextausgaben.
 
Mein KL wird noch bis Ende des Jahres ausfallen. Zeit für Weihnachtslieder. Nächstes Jahr fange ich mit denen im Juni an...
Beide Hände bei neuen Stücken zusammen zuführen ist immer noch sehr anstrengend und dauert länger als die Noten für die einzelnen Hände zu lernen. Aber ich übe fleißig weiter. :girl:
 
Bei mir geht das zusammensetzten ganz gut, wenn ich beide Hände einzeln sicher kann.

Leider sträuben sich meistens die Noten der linke Hand in den Kopf zu wandern...

Wenn links auch eine Melodie ist, geht's, aber nur einzelne Noten oder Akkorde ist echt mühsam.
 

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