Das unbehagliche Gefühl auf dem Weg zum Instrument und vor und während der ersten Takte des Vorspiels ist mir sehr bekannt. Aber je mehr Vorspiele du spielst, desto eher wirst du es gewöhnt, diese Aufregung einfach zu akzeptieren. Je besser du dich damit abfindest, desto besser klappt dann auch das Stück. Aber allgemein ist man selbst mit dem Stück oft unzufriedener als es der eigenen Leistung gerecht wäre, während das Publikum das Stück im Gegenteil sogar noch als besser empfindet, als es wirklich gespielt war. Außer du hast natürlich lauter extreme Experten im Publikum sitzen, was aber eher selten der Fall sein dürfte. So sehe ich das und habe es auch persönlich immer wieder so empfunden.
Am kommenden Sonntag habe ich mein erstes Vorspiel seit etwa zwei Jahren. Ich weiß jetzt schon, dass ich ziemlich aufgeregt sein werde. Zumal es das erste Mal ist, dass ich an einer Orgel außerhalb eines Gottesdiestes vorspiele, Und dann gleich etwa 7 Minuten lang (Präludium und Fuge in d-moll aus Bachs Wohltemperierten Klavier Band II, sowie die Choral-Introduction aus Boellmanns Suite Gothique - nur falls es jemanden interessiert).
Wirklich üben werde ich an den beiden Tagen vor dem Konzert nicht mehr, aber die Stücke einige Male einfach auf ihre Geläufigkeit hin durchspielen werde ich noch. Ich denke "frische" Sachen an den Stücken noch zu üben, ist so kurz vor dem Konzert nicht mehr sinnvoll. Das Gehirn kann die Veränderung am Stück so schnell nicht im Langzeitgedächtnis sicher verankern. Lieber eine runde Interpretation mit einem unbehobenen Tonfehler (habe ich im Bach leider an einer Stelle noch drin), als eine jetzt noch tonal richtige Bearbeitung, die die Interpretation unrund macht, weil sie ungewohnt ist (bzw. mich aus dem Stück schmeißt, wenn ich im Konzert etwas nervös bin...).Noch besser wäre es natürlich gewesen, diesen Schludrigkeitsfehler schon früher zu beheben, aber so wird er jetzt vorerst einfach eiskalt überspielt. Natürlich werde ich ihn nach dem Konzert auszubessern versuchen. So extrem schlimm ist er auch nicht, aber der Kenner des Stücks wird ihn wohl schon bemerken.