Ich fürchte, derartige Einzelheiten würde ich innerhalb von Wochen wieder vergessen. Allein schon deshalb, weil es ja nicht bei 2-4 bleiben dürfte, die Wunschliste erweitert sich halt ständig.
Ehrlich gesagt, bei so einem übersichtlichen Stück sich überhaupt einen Kopf machen, zum Zwecke des Auswendiglernes mal eben stundenlang Harmonielehre zu bemühen ,finde ich schon schon reichlich übertrieben. Und ich glaube kaum, dass der normale Hobbyspieler da seine Freude dran hätte. (...)
Was Auswendiglernen selbst betrifft, hat jeder als Schüler seine eigenen Methoden entwickelt.
Lieber Meligrian, liebe Ellizza,
es gibt tatsächlich Menschen, die schwer auswendig lernen können. Wenn diese nun gern lernen wollen, auswendig zu spielen, ist es für sie sehr frustrierend, wenn andere zu ihnen sagen "mehr üben", "das wird schon", "bei mir kommt das automatisch mit der Zeit", "jeder entwickelt seine eigenen Methoden" etc.
Denn derjenige hat ja ein Problem, was er gern lösen möchte und selbstverständlich gibt es jede Menge Tipps und Tricks, das zu tun. Ein Klavierlehrer wird mit dem Schüler zusammen solche Wege, die oft sehr individuell sind, erarbeiten (s. Lerntyp etc.).
Playitagain haben diese "Einzelheiten" offensichtlich weitergeholfen und er wurde durch sie motiviert, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Was euch hilft und für euch funktioniert, muss bei ihm nicht so sein und deswegen finde ich es schade und demotivierend, eine Beschäftigung mit der Materie, wie es playitagain gerade tut, als übertrieben oder nicht notwendig hinzustellen!
Gegen das Vergessen hilft z.B., in regelmäßigen Abständen die entsprechenden Dinge, Stücke und auch Einzelheiten zu wiederholen. Genauso, wie man sich ein Repertoire erarbeitet, das man auch in erst kürzeren, dann immer weiteren Abständen wiederholen muss, damit es ins Langzeitgedächtnis kommt, wo es dann tatsächlich langfristig abgespeichert ist.
Und selbstverständlich beinhaltet ein Auswendig lernen die Beanspruchung möglichst vieler Sinne und möglichst vieler Perspektiven, damit sich das Stück und seine Einzelheiten möglich tief, effektiv, langhaltig und schnell einprägen.
Dazu gehören die
auditive Wahrnehmung (Hören und Merken des Klangs und der klanglichen Entwicklungen - um sie zu schulen, kann man z.B. Liedbegleitung machen, Melodien nach Gehör spielen, transponieren u.v.a.), die
visuelle Wahrnehmung (manche können sich sehr gut das Bild des Notentextes merken, wissen immer, wo sie gerade auf welcher Seite und in welchem Takt sind; auch das Tastenbild kann eine Hilfe sein), das
motorische Gedächtnis (welche Bewegungen sind nötig, um den Notentext aufs Instrument umzusetzen, wie fühlt sich das an), das
analytische Gedächtnis (welche Form, Struktur, welche Harmonien, Stimmen etc. hat das Stück; hier sollte man möglichst bei allen Einstiegsstellen etc. (s. Stilblütes Tipps? genau wissen, welche Harmonie und Struktur dort vorliegt), dann die
Wahrnehmung der Emotionen (was drücke ich auch, welche "Geschichte" erzähle ich hier, was will ich vermitteln, was fühle ich), dazu gehört auch, bestimmte Aspekte des Stücks zu
verbalisieren.
Wenn man ein Stück von so vielen Seiten aus erlebt und lernt, hat man sehr selten Gedächtnislücken und kennt das Stück sehr gut (inwendig).
Wie intensiv jemand in diese Aspekte hineingeht, um sich ein Stück auswendig zu merken, ist sehr verschieden. Als Lehrer braucht man eine intensive Zusammenarbeit mit dem Schüler, denn nur der Schüler selbst kann letztlich unter allen Tipps und Möglichkeiten seinen individuellen Weg herausfinden. Der Lehrer öffnet viele Wege, der Schüler wählt mit Hilfe des Lehrers aus, was funktioniert.
Auf diesem Weg ist die Analyse auch kleinster Einzelheiten ein wunderbarer Weg! Erfahrende Musiker merken sich sehr viele Einzelheiten, nur sehen sie diese mit einem Blick, weil sie schon viele Muster gespeichert haben. Ähnlich wie jemand, der als erfahrener Leser einen Satz mit einem Blick erfasst und liest und ihn deshalb ruckzuck auswendig kann. Ein Erstklässler muss erst mühsam Buchstabe für Buchstabe lesen und memorieren.
Das alles kann man aber hervorragend trainieren! Was playitagain also gemacht hat, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, die ihn weiter gebracht und motiviert hat! Nebenbei baut er auch noch seine musikalischen Fähigkeiten aus, was bei sinnvollem Üben automatisch geschieht.
Also weiter so!
Liebe Grüße
chiarina