Mich würde insbesondere interessieren @mick, ob du diese Schlüsse sofort beim Lesen aus dem Notentext herausziehst und das ganze dir dann ohne Klavier merkst oder ob du dir nur eine Art ungefähres Gerüst zusammenstellst und die Details später am Klavier bewusst machst. Ich frage nur deshalb, weil es ja schon ziemlich viele Informationen auf einmal sind, die man da im Detail eigentlich verstehen muss.
LG
Also auch wenn ich hier nun weder direkt angesprochen wurde, noch eine Kompetenz habe welche irgendwie an die von mick heranreicht, möchte ich hierzu doch eine Kleinigkeit sagen, weil ich da bei mir gerade auch gewisse Veränderungen bemerke, und bemerke, welche Vorgehensweisen für ein fundierteres Musikverständnis hilfreich sind.
Die erste Erkenntnis ist, dass musikalische Konstrukte im musikhistorischen Verlauf oftmals gewisse Stadien vollziehen: Eine Art "Findungsphase", eine Phase der "Normierung" und eine Phase des "Verlassens der Norm". Um dies mal an Akkorden mit übermäßiger Sexte zu erörtern: Diese kamen bei Bach z.B. mit verschiedenen Tönen im Bass vor, während der Klassik kam eine Norm auf, diese Akkorde mit der tiefalterierten Quinte im Bass in doppeldominantischer Funktion zu "besonderen Anlässen" zu verwenden, und später wurden diese Akkorde auch wieder in anderen Funktionen (z.B. dominantisch), mit anderen Basstönen (z.B. der Terz) und zu anderen Anlässen (z.B. bei einem Schumannlied aus der Dichterliebe glaub ich bereits direkt am Anfang) verwendet.
Soll heißen: Solche theoretischen Konstrukte haben oft eine Phase des "ausprobierens" hinter sich, eine Phase in der sich die Ohren an die Verwendung gewöhnen, und später, wo die Norm (mit der Kenntniss dieser Norm und dem 'angewöhnten Höreindruck im Hinterkopf') bewusst verlassen wurde.
Wenn man nun viele Werke mit Hinblick auf bestimmte Aspekte (bei mir sind es halt gerade diese Akkorde mit übermäßiger Sexte) analysiert (abseits vom Klavier lesend, den historischen Kontext betrachtend), kann man immer mehr nachvollziehne, wie sich diese Entwicklung vollzog, und erkennt auch bei Stücken, welche die Norm bereits verlassen haben anhand des Kontextes, wie sich die hier verwendeten "Objekte" ableiten lassen.
Aber trotz meiner großkotzigen Worte, bin ich dazu noch nicht in der Lage
aber ich habe das Gefühl, dass das wirklich sehr viel bringt. Also sich dieses "Prinzips" (Findung/Norm/Verlassen der Norm) zu vergegenwärtigen, und im historischen Kontext möglichst viele Stücke zu analysieren, und mit diesem "Prinzip" im Hinterkopf (mit dem Fokus auf bestimmte Aspekte) zu analysieren und verstehen.
Beste Grüße,
Daniel
P.S. Kritische Kommentare sind natürlich immer erwünscht
P.P.S. Mir hiflt da ein kompetenter Musiktheorielehrer allerdings ganz wesentlich!