Da ich kein Taktgefühl besitze ...
In meiner Wahrnehmung bzw. Erfahrung ist "kein Taktgefühl" sehr selten (ich habe in meinem Leben tatsächlich erst einen Menschen kennengelernt, von dem ich das selbst denke).
Es gibt Hilfmittel, die einem das "Erspüren" einer Rhythmik stark erleichtern können ... es sind deine Beine (vorrausgesetzt du hast zwei davon und beide sind unversehrt). Jeder von uns realisiert im Gehen ein Metrum ... das "Grundgerüst" an dem sich eine Rhythmik orientiert.
Taktgefühl kann sich entwickeln, wenn man im Gehen Musik hört ... meist passt sich der Gehrhythmus fast automatisch an den Rhythmus der Musik an.
Ausserdem ist Gehen eine so elementare Tätigkeit (das passiert meist präkognitiv ... also ohne drüber nachzudenken), und das kann bzw. sollte man nutzen.
Ich versuche mal eine "Übung" zu beschreiben (der Einfachheit wegen ein 4/4).
1.) Du gehst (ganz normal, wie es dir angenehm ist) ... und dabei zählst du Schritte ... Eins, Zwei, Drei, Vier, Eins, Zwei, Drei, Vier u.s.w.. Wenn das klappt "gehst" du bereits in VIerteln. Das wird gleichmäßig sein.
2.) Behalte das bei, und stelle dir für jeden Schritt zwei Achtel vor. Du kannst die Achtel auch klatschen. Du gehst Viertel, und klatschst Achtel. Immer ein klatschen auf dem Schritt, eines zwischen zwei Schritten. Natürlich klatschst du gleichmäßig.
2.b) Wenn du immer nur zwischen den Schritten klatschst, hast du den "Offbeat" in den Händen und den "Beat" in den Füßen. Sowas sieht man bisweilen bei Gospelchören.
3.) Die Nächste Stufe wären dann 16tel ... die stellt man sich am besten nur vor (ich kann wahlweise nicht so schnell klatschen oder nicht so langsam gehen) ... dafür bietet sich die Silbenfolge "Ta-ke-ti-na" an. Das sprichst du gleichmäßig, sodass das "Ta" und der Schritt (die "Zählzeit") zusammen liegen. 4x Taketina ergeben einen Takt.
3.b) Nun fängst du an, nur einzelne "betonte" 16tel zu klatschen. Zum Beispiel das "Ta" auf der "Eins", dann das "ti" zwischen "Zwei" und "Drei", und dann noch das "Ta" auf der "Vier". Wenn du das richtig machst, wirst du eine recht bekannte Rhythmik hören. Eine Dreieverschiebung in Achteln.
Das soll erstmal reichen (natürlich könnte man das jetzt endlos fortsetzen ... aber das würde dir wohl nicht helfen).
Der Anfang ist zunächst, seine Schritte bewusst dem Metrum von "Konservenmusik" anzupassen. Erstmal nur simple Rhythmen, bei denen das Metrum schon beinahe aufdringlich ist (Techno, Schlager, Marschrhythmen ... HipHop geht meist auch).
Wenn das klappt (auch unbewusst) dann versuchst du das gleiche mit komplexerer Rhythmik ... einfach nur zuhören, und die Füße das Metrum finden lassen. Am besten funktioniert das natürlich mit Musik, die bei dir einen Bewegungsdrang auslöst ... wenn dich der Groove eh mitreißt, werden deine Füße fast von selbst aufs Metrum rutschen.
Ich kann nicht so recht glauben, dass du wirklich kein Taktgefühl hast ... wie oben gesagt, ich habe in meinem Leben erst einen solchen Menschen kennen gelernt. Der Rest war eher unsicher und stand sich damit selbst im Weg.
Von Noten eine rhythmische Struktur zu reproduzieren ist was anderes ... das hat (meiner meinung nach) nur recht bedingt was mit Taktgefühl zu tun.
Obige Übung kann aber dazu beitragen, dass man sich die Rhythmik eines Notenbildes etwas besser/leichter vorstellen kann.
@Steffi81
Sorry für das OT ... ich kann es nur immer nicht glauben, wenn jemand von sich sagt, er habe kein Taktgefühl.
Dazu, wie man wenig Übezeit effektiv nutzen kann, kann ich leider nichts beitragen, was hier nicht von anderen schon geschrieben wurde.