Effektiv üben bei wenig Zeit

Auch in 15 Min. täglich kann man weniger oder mehr effektiv üben. Wie man effektiv übt, dazu gibt es hier auch andere Fäden, in denen du sicher wertvolle Anregungen finden kannst.

Z.B.: Konzentriert üben, nicht in zu vielen Stücken verzetteln, nicht immer nur von vorne bis hinten durchspielen, sich regelmäßig aufnehmen, Fehler so weit wie möglich vermeiden, nicht zu schwierige Stücke, etc.
 
Lass dich bitte nicht als Jammerlappen mit einem Mangel an Disziplin aburteilen
Dem kann ich nicht nur anschließen!!! Nicht immer muss man ein Hobby mit Ehrgeiz verfolgen! Auch spielen aus Spaß an der Freud kann durchaus mal reichen!
Daran solltest du allerdings auch deine Erwartungen an dich selbst anpassen, um dich nicht zu frustrieren.

Ich habe selbst jahrelang vergeblich versucht, klassische Gitarre richtig mit Lehrer zu lernen. Ich hatte aber mit zwei kleinen Kindern und Job zu wenig Zeit zum Üben und würde jetzt rückblickend sagen, dass es so weitgehend sinnlos war. Es war einfach der falsche Zeitpunkt im Leben.

Aber du hast ja einiges an Vorkenntnissen, was du erstmal auch so wieder ausgraben kannst. Und wenn du merkst, da geht übermäßig doch zeitlich noch etwas mehr und du willst auch mehr, dann such dir doch einen Lehrer, bei dem du vielleicht nur alle 14 Tage Unterricht hast. So ganz allein kommt man auf Dauer nur schwer weiter. Und ich denke mit einer halben Stunde am Tag konsequent (!) kommt man schon auch vorwärts.
 
Ich würde einfach 30 Minuten früher aufstehen. Wenn Deine Aussage „Das Klavier ist für mich so eine Kraftquelle, aber es frustriert, nicht weiter zu kommen und immer auf dem selben Stand zu bleiben.“ wahr ist, sollte das kein Problem sein. Wenn Du zu dieser Zeit nicht laut üben kannst, ist ein Digitalpiano das Instrument der Wahl. Ich habe neben meinem akustischen Klavier auch noch ein Yamaha CLP 785. Ich bin mit diesem Instrument immer noch zufrieden. Gebraucht gibt es die so um die 3.500 €. Falls Dir das zu viel für 30 Minuten üben ist, geht es natürlich auch günstiger. Wichtig sind aber gewichtete Tasten und Anschlagsdynamik.

Dann würde ich mir ein Stück suchen, dass mich wirklich berührt. Davon dann die leichteste Version, welche die Seele des Stückes bewahrt. Diese würde ich dann Morgens üben mit dem Ziel sie möglichst gefühlvoll zu spielen. Abends wenn Du fertig vom Tag bist, kannst Du dann ja einfache Fingerübungen machen um z.B. das laut und leise Spiel zu üben oder die Hand und die Finger auf technisch für Dich schwierige Stellen vorzubereiten. Als ich mit 44 angefangen habe, habe ich und sehr lange damit zugebracht Akkorde welche abwechselnd mit dem 3. und 5. und mit dem 2. und 4.Finger gespielt werden zu üben. Das ging zu Anfang gar nicht, hat fast ein Jahr gedauert bis es halbwegs ging, aber viele Stücke, auch das was ich damals übte, verlangen das.

Wenn Du das machst, kannst Du ca. 45Minuten am Tag üben. Am Samstag und Sonntag vielleicht jeweils zwei Stunden über den Tag verteilt. Je nach Talent wirst Du dann größere oder kleinere Fortschritte machen, aber es werden Fortschritte sein die Dein Frustrationsproblem lösen.

Und irgendwann nach zwei, drei oder vier Jahren ist es dann vielleicht nicht mehr die einfachste Version.

Wenn Du keinen KL findest, dann gibt es auf YouTube einige für Anfänger geeignete Lehrvideos.

https://www.youtube.com/@Klavierlehrer

Wäre ein z.B. eine Möglichkeit.

Im Idealfall findest Du das Stück Deiner Wahl in der Version Deiner Wahl dort. Dann kannst Du es dort auch nach bzw. mitspielen. Erst den Text lernen und wenn es halbwegs geht Tempo auf 50 % setzten und versuchen mitzuspielen. Dann 75 % dann 100 % Geschwindigkeit.

Das ersetzt zwar immer noch keinen KL, da Dich niemand korrigiert, Dir niemand hilfreiche Hinweise usw. gibt, aber es ist besser als nichts.
 
Genauso geht es mir auch! Angefangen mit mehreren 5-Minuten-Slots pro Tag
Mehrere Slots pro Tag mit wenigen Minuten ist eine AUSGEZEICHNETE Art, sein Üben aufzuteilen! Viel besser als zu versuchen, möglichst lange am Stück zu üben!

Einer der Vorteile ist, dass man sich viel öfter in die Situation bringt, das Stück sozusagen "von 0 auf 100" sofort zu spielen. Man will ja genau das können - dass man sich hinsetzt, ohne Einspielen etc., und das Stück OK vortragen kann. Die meisten üben jedoch irrtümlicherweise so, dass sie das Stück erstmal mit vielen Fehlern, unregelmäßig usw. spielen, dann eine Weile dran rumüben und am Ende der Übesitzung es so einigermaßen können. Am nächsten Tag geht dann das Spiel von vorne los. 5 Schritte vor, 4 Schritte zurück.
Wie man das Stück am Ende einer Übesitzung kann, ist letztlich irrelevant. Das einzig Relevante, das über meinen tatsächlichen Könnensstand Auskunft gibt, ist: Wie gut kann ich es direkt am Anfang der nächsten Übesitzung bzw. wenn ich es am nächsten Tag als allererstes spiele?

Die Mehrere-Slot-Methode ist nur bei den meisten aufgrund ihrer allgemeinen Zeitplanung nicht umsetzbar. Für Home-Officer hingegen die optimale Lösung!
 
Danke für Deinen Realismus. Ich hatte schon solche Schüler, die dann max. 15Min am Tag geübt haben. Einer war dabei, der übte nur 20-30 Min. bevor ich kam. Das ist für den Lehrer übrigens auch keine Freude, wenn es nicht vorangeht. Unterrichten habe ich deswegen schon seit 12 Jahren aufgegeben.

Ein Freund, der einen technischen Beruf hat, und allerhand Maschinen tagtäglich wartet, beschwert sich gelegentlich, er könne kaum Klavier spielen. Das ist Zeit in Musik zu investieren, dazu muss es die Rahmenbedingungen geben. Dein Begriff "ego depleted" würde ich als Matschbirne bezeichnen. Es gibt Tage wo ich genau weiß, es macht gar keinen Sinn zu üben, da ich dann einfach erschöpft von einer Reise bin, oder ähnliches.

@Stefffi81 Kannst Du nicht mal Kind und Kegel einer Freundin für eine Stunde "rübergeben" zur Betreuung ? Wenn Dein autistisches Kind ständig Deine Aufmerksamkeit benötigt, macht üben keinen Sinn, da musst Du schon alleine sein, da Deine Gedanken und Deine Konzentration die Musik aufnehmen soll. Hier geht es m.E. um Planung und Durchführung von Übephasen. Alles Gute damit !
Hallo Rolleum!
Vielen herzlichen Dank für Deine Nachricht!
Ja, die Rahmenbedingungen müssen stimmen, das denke ich auch. Aber wahrscheinlich tun sie das bei den meisten Menschen nicht wirklich, das Üben muss wahrscheinlich jeder irgendwo unterbringen. Ich habe höchsten Respekt vor den Menschen, die täglich 5-8 Stunden am Stück üben können. Das ist eine großartige Leistung und erfordert auch ein hohes Maß an Planung und Disziplin.
Das Thema ‚Matschbirne‘ kenne ich auch zu gut ;-) .. beruhigend, dass es nicht nur mir so geht.
Mein Sohn lässt leider außer mir kaum jemand an sich heran, und wenn, geht es nicht lange gut. Das ist schwierig.
Aber Du hast recht, ich muss versuchen, das irgendwie zu planen und für mich Übungseinheiten festzulegen.
Vielen Dank!
 
Hallo, chopinfan!

Vielen lieben Dank für das herzliche Willkommen und die lange und ausführliche Antwort!

Geht Dir das bei allen Tätigkeiten so, oder speziell beim Klavierüben? Wenn es allgemein so ist, dann bist Du überlastet und vermutlich stark unausgeschlafen. Das wäre der erste Punkt, bei dem ich ansetzen würde.

Ja, Schlaf ist tatsächlich ein Thema bei mir. Beim Klavierüben merke ich es besonders schnell, dass ich nicht fit und wach genug bin.
Falls es sich auf das Klavierspielen bezieht: warum nicht pro Tag mehrmals jeweils 10 Minuten üben? So mache ich das teilweise und finde, dass es deutlich weiterbringt. Außerdem bauen sich in dieser Zeit, vorausgesetzt, man schläft nachts ausreichend (!), neue Hirnstrukturen auf, so dass es zunehmend einfacher wird, sich länger zu konzentrieren, selbst wenn man sehr müde ist (was abends wohl der Normalfall sein dürfte, außer, man ist eine ausgeprägte Nachteule).

Das mit den 10 Minuten mehrmals pro Tag ist eine gute Idee. Das werde ich ausprobieren!


Genauso geht es mir auch! Angefangen mit mehreren 5-Minuten-Slots pro Tag, dann einer Krise ("ich hör wieder auf..."), und mittlerweile voll dabei. Der Anfang ist das schwierigste, irgendwann wird das Ding dann zum Selbstläufer (und spendet dann auch tatsächlich Kraft).
Das ist sehr motivierend. Danke!

Das klingt nach einem der Hauptprobleme. Dein Sohn muss mit 12 Jahren auch mal lernen, dass sich nicht die ganze Welt bzw. Mutter nur um ihn dreht. Vielleicht gefällt es ihm sogar, wenn er mal seine Ruhe hat, weil Du mit dem Klavier beschäftigt bist. Muss man ausprobieren. Oder er fängt selbst an, Klavier zu spielen!

Er hat auch zwei Jahre gelernt und wäre laut seiner Lehrerin richtig gut. Leider will er jetzt nicht mehr. Ich dränge ihn zu nichts, finde es aber auch sehr schade.
Ja, das sollte er lernen und ich bin dran. Aber es ist schwierig.

Schalte doch mal eine Kleinanzeige. Oder nimm vorerst Online-Unterricht. Gibt es bei Euch in der Nähe eine Musikschule? Oder rufe beim Tonkünstlerverband an und frage, ob jemand in Deiner Nähe Klavier unterrichtet.

Ich werde einmal eine Kleinanzeige schalten, das ist eine gute Idee. Danke!
Wo ein Wille ist, da wird sich ein Weg finden.

Das ist wahr ;-)

Vielen Dank!
 
Ich würde einfach 30 Minuten früher aufstehen. Wenn Deine Aussage „Das Klavier ist für mich so eine Kraftquelle, aber es frustriert, nicht weiter zu kommen und immer auf dem selben Stand zu bleiben.“ wahr ist, sollte das kein Problem sein. Wenn Du zu dieser Zeit nicht laut üben kannst, ist ein Digitalpiano das Instrument der Wahl. Ich habe neben meinem akustischen Klavier auch noch ein Yamaha CLP 785. Ich bin mit diesem Instrument immer noch zufrieden. Gebraucht gibt es die so um die 3.500 €. Falls Dir das zu viel für 30 Minuten üben ist, geht es natürlich auch günstiger. Wichtig sind aber gewichtete Tasten und Anschlagsdynamik.

Dann würde ich mir ein Stück suchen, dass mich wirklich berührt. Davon dann die leichteste Version, welche die Seele des Stückes bewahrt. Diese würde ich dann Morgens üben mit dem Ziel sie möglichst gefühlvoll zu spielen. Abends wenn Du fertig vom Tag bist, kannst Du dann ja einfache Fingerübungen machen um z.B. das laut und leise Spiel zu üben oder die Hand und die Finger auf technisch für Dich schwierige Stellen vorzubereiten. Als ich mit 44 angefangen habe, habe ich und sehr lange damit zugebracht Akkorde welche abwechselnd mit dem 3. und 5. und mit dem 2. und 4.Finger gespielt werden zu üben. Das ging zu Anfang gar nicht, hat fast ein Jahr gedauert bis es halbwegs ging, aber viele Stücke, auch das was ich damals übte, verlangen das.

Wenn Du das machst, kannst Du ca. 45Minuten am Tag üben. Am Samstag und Sonntag vielleicht jeweils zwei Stunden über den Tag verteilt. Je nach Talent wirst Du dann größere oder kleinere Fortschritte machen, aber es werden Fortschritte sein die Dein Frustrationsproblem lösen.

Und irgendwann nach zwei, drei oder vier Jahren ist es dann vielleicht nicht mehr die einfachste Version.

Wenn Du keinen KL findest, dann gibt es auf YouTube einige für Anfänger geeignete Lehrvideos.

https://www.youtube.com/@Klavierlehrer

Wäre ein z.B. eine Möglichkeit.

Im Idealfall findest Du das Stück Deiner Wahl in der Version Deiner Wahl dort. Dann kannst Du es dort auch nach bzw. mitspielen. Erst den Text lernen und wenn es halbwegs geht Tempo auf 50 % setzten und versuchen mitzuspielen. Dann 75 % dann 100 % Geschwindigkeit.

Das ersetzt zwar immer noch keinen KL, da Dich niemand korrigiert, Dir niemand hilfreiche Hinweise usw. gibt, aber es ist besser als nichts.
Hallo, ElRealisto!

Vielen Dank für Deine Antwort!

Hast Du mit 44 Jahren begonnen, Klavier zu lernen? Das ist wirklich großartig! Darf ich fragen, wie lange Du nun schon spielst und welche Art von Stücken?

Das mit dem Früher-Aufstehen ist eine gute Idee. Auch der Gedanke, morgens mit viel Gefühl versuchen zu spielen und abends mehr Technik zu üben, könnte besser klappen als das jetzt. Momentan klappt es mit dem Gefühlvoll spielen abends kaum noch.
Ich habe bereits ein Digitales Piano, ein Yamaha p-45. Ich bin sehr zufrieden damit, die Anschlagsdynamik und Gewichtung ist bestimmt bei anderen Modellen besser, aber für mich passt es wunderbar.
Fürs leise Üben ist es perfekt.
Mein anderes ist ein ‚normales‘ Klavier von Fuchs&Möhr. Das klingt auch noch sehr gut, aber ist halt leider auch sehr gut hörbar.

Vielen Dank für Deine Tipps!!

Nutzt Du auch Online-Videos für manche Stücke? Ich befolge gerne Deinen Rat und schaue dort einmal rein.

Vielen lieben Dank!
 
Es gibt ganz viele online Klavierlehrer.
Meine ist Fanny Engelhart und ich bin sehr zufrieden mit ihr.
 
10-15 Min. braucht man erst mal um überhaupt in eine Materie einzusteigen, geistig, mit voller Konzentration. Genau in diesem Moment abzubrechen ist sinnlos, da braucht man gar nicht erst anfangen. 45 Min. anvisieren, das macht Sinn. Den Sohn musst Du dann in dieser Zeit irgendwie anders beschäftigen, oder er sich selbst. Ich stelle mir das anstrengend vor.
 
Hallo Steffi81,

mit acht wollte meine Oma das ich Klavier lerne und in die Musikschule gehe. Aber in der DDR war es nicht mit dem zahlen des monatlichen Obolus getan. Es wurden nur Kinder mit Talent unterrichtet. Ich habe ein Stück vorgespielt, mangelndes Talent bescheinigt bekommen und das wars.

Später nach der Wende mit 13 habe ich Ihr dann den Gefallen getan und bin in die Musikschule gegangen. Der Lehrer war natürlich nur talentierte Kinder gewöhnt und nicht ganz so glücklich jetzt auch Kinder wie mich unterrichten zu müssen. War für beide wohl nicht so angenehm und ging auch nur zwei, drei Monate. Drei Jahre später hatte ich dann aber selbst Lust und einen jungen Klavierlehrer mit dem es Freude machte zu lernen. Aber nach wenigen Monaten kam dann das Studium.

Angefangen kontinuierlich und mit eigenem Wollen zu üben habe ich mit 44. Einfach weil mir Computerspiele nichts mehr gaben und ich mich daran erinnerte das mir der Prozess des Übens immer sehr gut tat und mich beruhigte. Und so ist es auch heute noch. Am schönsten ist es wenn ich soweit bin das sich die Konturen der Melodie abzeichnen, das empfinde ich immer als kleines Wunder. Glücklicherweise ist es mir gelungen wieder vom gleichen nun nicht nur ganz so jungen Klavierlehrer unterrichtet zu werden und es macht immer noch so viel Freude wie vor 30 Jahren.

Ich spiele, übe nun schon seit drei Jahren. Werktages ca. eine Stunde an Sonn- und Feiertagen zwei bis drei, natürlich nicht am Stück.

Angefangen habe ich mit vereinfachten Versionen. Z.B. „Als ich fortging“, „Clair de lune“ , „Mariadurch den Dornenwald ging.“ Teilweise bestehen diese Stücke nur aus Einzelnoten keine Akkorde usw. sie klingen aber trotzdem schön und ich spiele sie immer noch gern.

Online Videos nutze ich auch zum üben. Mir bleibt gar nichts anderes übrig. Da ich kein Taktgefühl besitze übe ich erst den Text bis er sitzt und spiele sie dann in 50%, 75% und schließlich 100% Geschwindigkeit solange bis der Takt irgendwie doch halbwegs passt, sich quasi in mir verankert hat. 100 % ist das natürlich immer noch nicht. Auf diese Weise und mit Hilfe es KL habe ich mir u.a.

Chopin Prelude, No. 20, Op. 28 in C minor

Minute 8:53 bis 11:45

angeeignet. Momentanübe ich

Hana Bi


Der KL ist optimistisch das ich das schaffe. Natürlich wird es sich nicht so gut anhören, gilt auch für alle anderen Stücke. Dazu fehlt mir einfach das Talent, die Technik, Taktgefühl kurz so ziemlich alles. Das ist nun mal so und lässt sich nicht ändern. Aber es kommt dem mehr und weniger nahe und wenn ich es spiele und zu 99 % spiele ich nur für mich, macht es mir Freude und beruhigt mich.

Die Lehrvideos habe ich bearbeitet bevor ich meinen alten Klavierlehrer wieder hatte. Geschadet hat es bestimmt nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde nur diese Homepage und dieses Forum so hilfreich und hatte gehofft, zu erfahren, wie ich meine wenige Zeit am besten nutzen und ausfüllen kann. Aber es war für mich auch gut, zu erkennen, dass das momentan schlichtweg nicht möglich ist.
Manchmal kommt man vielleicht einfach nicht umhin, zu akzeptieren, dass (momentan, in der derzeitigen Lebenssituation) nun mal nicht viel geht und nur kleine Brötchen gebacken werden können. Jeder hat seine eigenen Grenzen der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit - andere sind da kein Maßstab. Und wenigstens eine Viertel- oder halbe Stunde konzentrierte Übezeit am Tag ist immer noch besser als gar nichts, auch wenn man damit keinen "Leistungssport" betreiben kann und sich damit natürlich auch nicht für irgendwelche Wettbewerbe oder andere Vortragssituationen qualifiziert - aber mal im Ernst, wer verlangt das auch von einem. Eine gute Idee ist sicher auch der Tip mit mehreren über den Tag verteilten kurzen Übeeinheiten - vorausgesetzt, man ist zu Hause oder hat anderweitig die Möglichkeit dazu und halbwegs den Kopf frei dafür. Zu effizienten und zielführenden Übestrategien, auch wenn ein guter KL da die erste Adresse wäre, kann man hier beim Durchlesen sicher auch manchen guten Tip finden - oder man fragt anhand des aktuellen Stücks halt konkret und gezielt danach und hofft auf hilfreiche, konstruktive Antworten. (Noch) früher aufstehen hingegen, wenn man ohnehin schon zu wenig Schlaf abbekommt und "nicht fit und wach genug" ist, ob das so der Weisheit letzter Schluss sein kann...?

Vielleicht erwarte ich auch wirklich viel zu viel von mir selbst und mache mir zuviel Druck.
Das ist gerade bei Erwachsenen, die das besagte unlustige Leistungsdenken verinnerlicht haben, sicher oft der Fall - merkt man ja auch an manchen Kommentaren hier. Aber das Letzte, was man oft auch braucht, ist noch zusätzliche Belastung durch so etwas, während eigentlich Entlastung viel nötiger wäre, und auch wenn es frustriert, wenn gewünschte Erfolgserlebnisse ausbleiben und man nicht weiterkommt - das Gras wächst bekanntlich auch nicht schneller, wenn man dran zieht...

Den Ehrgeiz muss ich wohl erst einmal beiseite lassen und mich einfach am Spielen freuen.
Das sage ich mir in solcher Lage auch immer und ist wahrscheinlich auch das Beste, was man dann tun kann ;-).

Ach ja, und nicht zuletzt: Willkommen im Forum :-) .
 
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In meiner Wahrnehmung bzw. Erfahrung ist "kein Taktgefühl" sehr selten (ich habe in meinem Leben tatsächlich erst einen Menschen kennengelernt, von dem ich das selbst denke).

Es gibt Hilfmittel, die einem das "Erspüren" einer Rhythmik stark erleichtern können ... es sind deine Beine (vorrausgesetzt du hast zwei davon und beide sind unversehrt). Jeder von uns realisiert im Gehen ein Metrum ... das "Grundgerüst" an dem sich eine Rhythmik orientiert.
Taktgefühl kann sich entwickeln, wenn man im Gehen Musik hört ... meist passt sich der Gehrhythmus fast automatisch an den Rhythmus der Musik an.
Ausserdem ist Gehen eine so elementare Tätigkeit (das passiert meist präkognitiv ... also ohne drüber nachzudenken), und das kann bzw. sollte man nutzen.

Ich versuche mal eine "Übung" zu beschreiben (der Einfachheit wegen ein 4/4).

1.) Du gehst (ganz normal, wie es dir angenehm ist) ... und dabei zählst du Schritte ... Eins, Zwei, Drei, Vier, Eins, Zwei, Drei, Vier u.s.w.. Wenn das klappt "gehst" du bereits in VIerteln. Das wird gleichmäßig sein.

2.) Behalte das bei, und stelle dir für jeden Schritt zwei Achtel vor. Du kannst die Achtel auch klatschen. Du gehst Viertel, und klatschst Achtel. Immer ein klatschen auf dem Schritt, eines zwischen zwei Schritten. Natürlich klatschst du gleichmäßig.

2.b) Wenn du immer nur zwischen den Schritten klatschst, hast du den "Offbeat" in den Händen und den "Beat" in den Füßen. Sowas sieht man bisweilen bei Gospelchören.

3.) Die Nächste Stufe wären dann 16tel ... die stellt man sich am besten nur vor (ich kann wahlweise nicht so schnell klatschen oder nicht so langsam gehen) ... dafür bietet sich die Silbenfolge "Ta-ke-ti-na" an. Das sprichst du gleichmäßig, sodass das "Ta" und der Schritt (die "Zählzeit") zusammen liegen. 4x Taketina ergeben einen Takt.

3.b) Nun fängst du an, nur einzelne "betonte" 16tel zu klatschen. Zum Beispiel das "Ta" auf der "Eins", dann das "ti" zwischen "Zwei" und "Drei", und dann noch das "Ta" auf der "Vier". Wenn du das richtig machst, wirst du eine recht bekannte Rhythmik hören. Eine Dreieverschiebung in Achteln.

Das soll erstmal reichen (natürlich könnte man das jetzt endlos fortsetzen ... aber das würde dir wohl nicht helfen).

Der Anfang ist zunächst, seine Schritte bewusst dem Metrum von "Konservenmusik" anzupassen. Erstmal nur simple Rhythmen, bei denen das Metrum schon beinahe aufdringlich ist (Techno, Schlager, Marschrhythmen ... HipHop geht meist auch).
Wenn das klappt (auch unbewusst) dann versuchst du das gleiche mit komplexerer Rhythmik ... einfach nur zuhören, und die Füße das Metrum finden lassen. Am besten funktioniert das natürlich mit Musik, die bei dir einen Bewegungsdrang auslöst ... wenn dich der Groove eh mitreißt, werden deine Füße fast von selbst aufs Metrum rutschen.

Ich kann nicht so recht glauben, dass du wirklich kein Taktgefühl hast ... wie oben gesagt, ich habe in meinem Leben erst einen solchen Menschen kennen gelernt. Der Rest war eher unsicher und stand sich damit selbst im Weg.
Von Noten eine rhythmische Struktur zu reproduzieren ist was anderes ... das hat (meiner meinung nach) nur recht bedingt was mit Taktgefühl zu tun.
Obige Übung kann aber dazu beitragen, dass man sich die Rhythmik eines Notenbildes etwas besser/leichter vorstellen kann.


@Steffi81
Sorry für das OT ... ich kann es nur immer nicht glauben, wenn jemand von sich sagt, er habe kein Taktgefühl.
Dazu, wie man wenig Übezeit effektiv nutzen kann, kann ich leider nichts beitragen, was hier nicht von anderen schon geschrieben wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rolleum!
Vielen herzlichen Dank für Deine Nachricht!
Ja, die Rahmenbedingungen müssen stimmen, das denke ich auch. Aber wahrscheinlich tun sie das bei den meisten Menschen nicht wirklich, das Üben muss wahrscheinlich jeder irgendwo unterbringen. Ich habe höchsten Respekt vor den Menschen, die täglich 5-8 Stunden am Stück üben können. Das ist eine großartige Leistung und erfordert auch ein hohes Maß an Planung und Disziplin.
Das Thema ‚Matschbirne‘ kenne ich auch zu gut ;-) .. beruhigend, dass es nicht nur mir so geht.
Mein Sohn lässt leider außer mir kaum jemand an sich heran, und wenn, geht es nicht lange gut. Das ist schwierig.
Aber Du hast recht, ich muss versuchen, das irgendwie zu planen und für mich Übungseinheiten festzulegen.
Vielen Dank!

Der Pianist Jewgeni Kissin hat mal gesagt, wer mehr als 4h übt, hat entweder zuviel Zeit oder kein Talent. Diese Mär von 5-8h ist wirklich ein alter Hut, und sinnvoll schon gar nicht. Denn ab Stunde 4 wirds dann mechanisch, geistlos, sinnlos. Selbst ich als Profi übe "nur" 3-4h, mehr geht einfach gar nicht. Manchmal sinds auch nur 1-2h, heute übrigens nur eine einzige. Ich freue mich jedoch sehr aufs Üben, und mache das wirklich gerne. So geht es gut von der Hand und manchmal setz ich mich nachts nochmal ans Kawai Digi. Wer motiviert ist und Lust aufs Klavierspiel hat, übt quasi wie von selbst. Aufstehen, Kaffee trinken, emails checken, dann ran an den Flügel:musik064:
 
Hallo DerOlf

vielen Dank für Deine Mühe so einen langen und sehr hilfreichen Artikel zu schreiben! Morgen fange ich an Deinen Ratschlag in die Tat umzusetzen. :-)
 
Der Pianist Jewgeni Kissin hat mal gesagt, wer mehr als 4h übt, hat entweder zuviel Zeit oder kein Talent. Diese Mär von 5-8h ist wirklich ein alter Hut, und sinnvoll schon gar nicht. Denn ab Stunde 4 wirds dann mechanisch, geistlos, sinnlos. Selbst ich als Profi übe "nur" 3-4h, mehr geht einfach gar nicht. Manchmal sinds auch nur 1-2h, heute übrigens nur eine einzige.
Ja. Länger als ca. 90 Minuten am Stück ohne Pause kann sich wohl niemand konzentrieren. Danach ist unbedingt eine Pause nötig. Rechnet man drei Blöcke a 90 Minuten mit anschließenden 30-60 Minuten Pause, dann wird ein freier Tag mit ca. 4 - 6 Stunden effizienter Arbeit am Instrument gefüllt. Ich selbst habe in den Wochen vor der Abschlussprüfung für ein Programm von 45 Minuten täglich ca. 5 Stunden geübt. Und das rückblickend nicht unbedingt effizient (viele eingetrichterte Technik-Übungen auf jeden einzelnen Lauf angewendet).
 
Ja. Länger als ca. 90 Minuten am Stück ohne Pause kann sich wohl niemand konzentrieren. Danach ist unbedingt eine Pause nötig. Rechnet man drei Blöcke a 90 Minuten mit anschließenden 30-60 Minuten Pause, dann wird ein freier Tag mit ca. 4 - 6 Stunden effizienter Arbeit am Instrument gefüllt. Ich selbst habe in den Wochen vor der Abschlussprüfung für ein Programm von 45 Minuten täglich 5 Stunden geübt. Und das rückblickend nicht unbedingt effizient.

Die Militärs aus Übersee haben eine Grundregel, daß sich der Soldat jede Stunde 10 Min. erholen soll. Das machen die nicht aus Spaß oder weil es so gutherzige Menschen sind, sondern um die Effizienz zu steigern. Ich brauche nach 60 Min. ein paar Minuten, neuer Tee machen, kurz mal auf Klo, dann kann ich 90-120 Min. üben. So ist nach dem Aufstehen die erste Arbeitsphase schon gegen 13h oder 14h erledigt, und die halbe Arbeit getan. Nachmittags oder früh abends, dann die zweite Übephase, wenn ich nicht was besseres vor habe :005:
 
Gerade habe ich nochmal ne knappe Stunde auf meinem Kawai CA 63 gespielt mit KH. Hirnforscher sagen, daß es sinnvoll ist, vorm Schlafen gehen zu üben. Es würde sich dann am besten einprägen. Wer also dann noch fit in der Birne ist, nur zu, natürlich im Silent Modus. Ich bin froh daß ich niemand damit störe. Das Klackern der Tasten im Kopfhörer-Modus kann ggf. schon nerven, je nachdem wer das hört, oder eben nicht.So, jetzt leg ich mich aber auch mal in die Heia.
 
Hirnforscher sagen, daß es sinnvoll ist, vorm Schlafen gehen zu üben.
Kann man so pauschal keinesfalls sagen.

Ist nur dann sinnvoll, wenn es sich um einen "ausgeschlafenen" und eher ruhigen Tag gehandelt hat, so dass man vorm Zubettgehen noch nicht "ego depleted" ist. Für einen typischen Musiker ohne großen Unterrichtsjob gut machbar - für einen arbeitenden Normalo oder auch einen Musiker mit Musikschuljob, der nach der Arbeit eher Bock auf Sofa, Filmchen, Pils und Chips hat, hingegen nicht.
 
10-15 Min. braucht man erst mal um überhaupt in eine Materie einzusteigen, geistig, mit voller Konzentration. Genau in diesem Moment abzubrechen ist sinnlos, da braucht man gar nicht erst anfangen. 45 Min. anvisieren,
Solange der Happen klein genug ist, kann man auch in 15 etwas weiterbringen.
2 Mal durch das ganze Stück stolpern bringt nichts.
Eine kurze Passage kann man aber schon verbessern.
 

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