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@MiLi1961:
Sei mir gegrüßt, Erfahrungsbruder. Den gleichen Flügel (Hyundai G-82, 175 cm) besaß ich elf Jahre lang. Ich bekam ihn im Alter von einem(!)Jahr für 3200 Mark(!) von einem Kunden, der seine zugegebenermaßen extremst geräusch-intensiven Klangeigenschaften nicht mehr ertragen konnte. Erst wollte ich den Flügel schnellstmöglich weitergeben, aber es nahm ihn niemand, nicht malzum gleichen Preis. Also blieb er bei mir - und wurde zu einer der wichtigsten Initialzündungen meiner heutgen Aktivitäten. Nach sehr gründlicher und z. T. sehr phantasievoller Bearbeitung fand ich diesen Flügel so klasse, dass ich das selbst kaum glauben konnte und mir meine klavierkundigsten Freunde/innen zwecks Beurteilung meiner Wahrnehmungsfähigkeit einlud. Die Bestätigung, im weisesten Fall, verlief so: Der betreffende Freund, einer meiner "dienstältesten" Kunden, sagte, ja, der Flügel sei wirklich sehr gut. Aber richtig gut und faszinierend sei mein Klavier. Und wenn es zur Entscheidung kommt, solle ich das bealten. Genau so ist es am Ende auch gekommen.
Heutzutage gibt es etliche China-Instrumente, die dem damaligen Niveau der südkoreanischen locker das Wasser reichen können und sie vielfach übertreffen. Und es gibt, im Hinblick auf die chinesischen Pianos, etwas was mich versöhnlicher stimmt als noch vor ziemlich kurzer Zeit.
Ich bin mir sicher, dass die chinesischen Klaviere lange Zeit hier ihre Existenzberechtigung einzig dadurch hatten, dass sie billig waren. Und das finde ich nicht lustig im Hinblick auf etwas, was sehr viel mit Gefühl und Genuss und Kultur zu tun hat. Sowohl für das Selbstbewusstsein der Fabrizierenden, als auch für das der "Verbraucher", finde ich das sehr trübselig. Doch heute weiß ich, dass China selbst ein riesiger Markt für Pianos ist. Dementsprechend werden dort selbst auch Klang- und Spielart-Eigenschaften, sowie weitere Merkmale fundierter Qualität, zunehmend von Bedeutung sein. Ich finde, das merkt man heute schon deutlich.
Ich kann mir vorstellen, dass es gar nicht mehr lange dauer, bis aus China mit der größten Selbstverständlichkeit Instrumente kommen, die - wie in der Anfangszeit - einfach Hsinghai heißen, oder Dongbei statt Nordiska, oder Pearlriver statt Ritmüller. Für den Fall, dass die dortigen Firmen zu Qualitätsmaßstäben voranschreiten, für ie sie keine Feigenblätter mehr brauchen.
Zurück zum Anfang: Mein Klavier ist aus Berlin und wurde 1929 gebaut. Ich werde es niemals hergeben.
Gruß
Martin
PianoCandle
... und aus Krach wird Klang
Sei mir gegrüßt, Erfahrungsbruder. Den gleichen Flügel (Hyundai G-82, 175 cm) besaß ich elf Jahre lang. Ich bekam ihn im Alter von einem(!)Jahr für 3200 Mark(!) von einem Kunden, der seine zugegebenermaßen extremst geräusch-intensiven Klangeigenschaften nicht mehr ertragen konnte. Erst wollte ich den Flügel schnellstmöglich weitergeben, aber es nahm ihn niemand, nicht malzum gleichen Preis. Also blieb er bei mir - und wurde zu einer der wichtigsten Initialzündungen meiner heutgen Aktivitäten. Nach sehr gründlicher und z. T. sehr phantasievoller Bearbeitung fand ich diesen Flügel so klasse, dass ich das selbst kaum glauben konnte und mir meine klavierkundigsten Freunde/innen zwecks Beurteilung meiner Wahrnehmungsfähigkeit einlud. Die Bestätigung, im weisesten Fall, verlief so: Der betreffende Freund, einer meiner "dienstältesten" Kunden, sagte, ja, der Flügel sei wirklich sehr gut. Aber richtig gut und faszinierend sei mein Klavier. Und wenn es zur Entscheidung kommt, solle ich das bealten. Genau so ist es am Ende auch gekommen.
Heutzutage gibt es etliche China-Instrumente, die dem damaligen Niveau der südkoreanischen locker das Wasser reichen können und sie vielfach übertreffen. Und es gibt, im Hinblick auf die chinesischen Pianos, etwas was mich versöhnlicher stimmt als noch vor ziemlich kurzer Zeit.
Ich bin mir sicher, dass die chinesischen Klaviere lange Zeit hier ihre Existenzberechtigung einzig dadurch hatten, dass sie billig waren. Und das finde ich nicht lustig im Hinblick auf etwas, was sehr viel mit Gefühl und Genuss und Kultur zu tun hat. Sowohl für das Selbstbewusstsein der Fabrizierenden, als auch für das der "Verbraucher", finde ich das sehr trübselig. Doch heute weiß ich, dass China selbst ein riesiger Markt für Pianos ist. Dementsprechend werden dort selbst auch Klang- und Spielart-Eigenschaften, sowie weitere Merkmale fundierter Qualität, zunehmend von Bedeutung sein. Ich finde, das merkt man heute schon deutlich.
Ich kann mir vorstellen, dass es gar nicht mehr lange dauer, bis aus China mit der größten Selbstverständlichkeit Instrumente kommen, die - wie in der Anfangszeit - einfach Hsinghai heißen, oder Dongbei statt Nordiska, oder Pearlriver statt Ritmüller. Für den Fall, dass die dortigen Firmen zu Qualitätsmaßstäben voranschreiten, für ie sie keine Feigenblätter mehr brauchen.
Zurück zum Anfang: Mein Klavier ist aus Berlin und wurde 1929 gebaut. Ich werde es niemals hergeben.
Gruß
Martin
PianoCandle
... und aus Krach wird Klang