Der aktuelle Klavierlehrer-Markt

Auf dass sich der Shitstorm über mich ergieße ...
Ich bin der Popmusik durchaus und der Chormusik sehr zugetan (da war ich viele Jahre semiprofessionell unterwegs), aber bei chorisch dargebotenen Popsongs rollen sich mir fast immer die Zehnägel auf. Ich versuche zu erklären, warum:
Popsongs haben allermeistens eine persönliche Aussage ("I met a girl... she hates me") und einen Protagonisten. Und einen, maximal zwei Vokalsolisten. Der Song steht und fällt mit dieser Stimme.
Chöre singen per Definitionem unpersönlich. Sie sind deswegen bestens geeignet, allgemeine Aussagen zu treffen ("Denn alles Fleisch, es ist wie Gras"). Das Persönliche fehlt. Ganz verfehlt ist jetzt, wenn Chöre persönliche Songs darbieten wollen. Das können sie nicht, und dazu sind sie auch nicht da. Furchtbar falsch, immer peinlich, umso mehr, wenn es irgendwie noch "locker", "cool", "witzig" wirken soll.
Songs von Adele, Robbie Williams, den Stones ("Ei känn gät no Sättisfäktschn"). Grauenhaft!
Nein, gerade mit Jugendchören muss man Musik machen, die für Chor geschrieben wurde. Alles andere ist geschmacklos, anbiedernd, einschleimend, kulturfern und verblödend.
Kein Shitstorm, aber ein ganz klares „Ja und Nein“. Natürlich hast du recht mit dem Hinweis, dass das authentisch Persönliche, das ein Songtext transportiert, im Chorgesang nicht mehr eins zu eins existiert.
Dagegen lassen sich aber gleich mehrere Argumente anführen:
Zunächst kommt es auf das Arrangement an. Wenn es Solisten bzw. Solistinnen gibt, die die Gesangsmelodie des Originals singen, und der Chor eine begleitende Funktion hat, unterscheidet sich das Chorarrangement nicht stark von einem Klavier- oder Bandarrangement.
Außerdem gilt es zu bedenken, dass Originaltexte durchaus vom ursprünglichen Kontext losgelöst werden und in neuer Gestalt erklingen können: Das beginnt bei Angehörigen des jeweils anderen Geschlechts (wenn etwa Brigitte Fassbaender Schuberts „Winterreise“ singt, deren ursprünglicher Kontext eine heterosexuelle Liebesbeziehung ist) und hört auf, wenn Liszt eine Opern-Paraphrase geschrieben hat.
 
Nur Beschränkte sehen "Erfolg" in dem obigen platten Sinne als ein primäres Kriterium bzw. als das primär Anzustrebende an.

Der wirklich Ernsthafte bzw. der wirkliche Künstler strebt vor allem an, dass die Ergebnisse seiner Arbeit vor seinen eigenen sehr hohen Qualitätsmaßstäben bestehen können; dass er das Gefühl hat, wirklich das, was er zum Ausdruck bringen wollte, zum Ausdruck gebracht zu haben; und dass Menschen, die er für wirklich kompetent hält und auf deren Meinung er großen Wert legt, ihm positive Rückmeldung geben, so dass er weiß, dass er sich nicht nur einbildet, auf dem richtigen Weg zu sein.
 
In der Tat.
Bis zu einem gewissen Grad ist das subjektiv!
Teile sind subjektiv wie die Zufriedenheit. Andere objektiv messbar, wie Ticketverkäufe, Plattenverkäufe usw.
Ich persönlich würde z.B. die Lebenszufriedenheit und Lebensstandard betrachten.
Lebensstandard von einfachen Musikern und Musikpädagogen dürfte in D sicher höher sein. Zufriedenheit weiß man nicht.
Wenn wir aber an die Spitzen“Jobs“ der Branche gehen dürften USAmerikanische Musiker wohl besser dastehen.
Ich kenne wenig deutsche Musiker, die in den Bands von internationalen Stars spielen.

Was Klassik angeht weiß ich zu wenig, von außen habe ich nicht den Eindruck, dass deutsche den Markt dominieren.
 
Mann, Meister, Du bist hier verkehrt.

Verkäufe, Stars, Marktdominanz - so was interessiert hier keinen. Diejenigen, die hier gute Musiker sind, machen das aus ganz anderen Gründen, die einem Simpelhirn wie Dir vermutlich niemals einleuchten werden. Auch einer, der sogar international bekannt ist wie Kit Armstrong (hier unter dem Namen @kitium).

Geh woanders hin, wo Du Dich mit Normalos tummeln kannst,da wirst Du auf mehr Resonanz stoßen.
 
Geh woanders hin, wo Du Dich mit Normalos tummeln kannst
Genauso gut könnte man dir den Tipp geben, dorthin zu gehen, wo du dich mit "Unnormalos" tummeln kannst. Dass plumpes Bashing gegenüber einer, ähm, sagen wir, nicht so musikalischen Meinung eher das Gegenteil bewirkt, solltest du als Lehrer eigentlich verinnerlicht haben.
Wenn du dich schon mit einem "Normalo" austauschst, mache es doch so, dass es Sinn ergibt.

Natürlich messen mitunter auch gute und ernsthafte Musiker ihren Erfolg zumindest zum Teil auch an Verkäufen. Völlig albern, das zu verleugnen.
 
Es mag wohl keiner bestreiten, dass der Künstler am Ende auch von seiner Kunst leben möchte, auch wenn dieser Gedanke unromantisch erscheint.

Auch der Geldgeber, also in unserem Fall der Staat, in den USA der Sponsor, oder die finanzierende Bank möchte berechtigterweise eine „Rendite“ sehen. Sei es in Form von Steuereinnahmen oder einer (irgendwie) messbaren erfolgreichen Verbreitung der Kunst.

Die Zufrieden im Privatleben ist für den Einzelnen sicher wichtig, aber einfach zu individuell. Mag sein dass einem wie @hasenbein es reicht zufrieden mit sich zu sein und seine Freunde zu beeindrucken mit seiner Kunst und ein paar Likes für das Pöbeln im Internet zu bekommen. Es soll ja welche geben, die reich geheiratet haben und/oder geerbt haben.

Aber ich wette, dass mindestens 90% der Musiker lieber auch mal in einem vollen Konzertsaal spielen als nur in der Eckkneipe vor ihren Freunden.

Das geht nunmal nur mit einem gewissen Bekannheitsgrad, der sich eben leicht z.B. an Verkaufscharts oder ähnlichem messen lässt.

In der Tat, einfach mal spazieren gehen oder so und dann, bevor man antwortet nochmal lesen was man selbst schreibt und was der andere schreibt.
 
Hettore Gonzaga: „Was macht die Kunst?“
Hofmaler Conti : „Prinz, die Kunst geht nach Brot.“

Lessing, 1772
 

Und ich selber fände es ehrlichgesagt auch langweilig immer das gleiche zu hören.
Na dann weißt du ja auch, warum ich mir Charts nicht lange antun kann.
Für Abwechslung MUSS man da schon das Genre wechseln ... und nichtmal das klappt sicher.

Ich hab natürlich keine Ahnung, was die Leute in 500 Jahren von dem halten werden, was wir heute für gut befinden (ganz individuell).
Ich würde nichtmal eine Prognose wagen, weil ich einfach nicht sagen kann, wie sich das weiter entwickeln wird.

"Garantiert" war zu krass. "Wahrscheinlich" passt wohl besser.
 
Das stimmt. Bezogen auf "Charts" hat @DerOlf allerdings recht. Da hört man im jeweiligen Genre immer den gleichen Mist, inkl. Klassik.
Wenn ich Radio höre, dann sehr gerne mit der App "Radio Garden". Da findet man sehr leicht Sachen, die man noch nie gehört hat und auch nicht den eigenen, regionalen Hörgewohnheiten entsprechen. In DE ist mir kein Sender bekannt, der mir Abwechslung bieten könnte.
 
@hasenbein Das gilt auch für das Genre Pop und die meisten anderen. Pop geht von Simon & Garfunkel, Adele, Bowie, Pink Floyd bis Prince usw. Schadet aber trotzdem nicht mal zu Klassik, Jazz oder Rock rüberzuschauen.

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Auf einer Pressekonferenz, Senatsverwaltung für Bildung usw. in Berlin wurde gefragt warum so viel Geld in die Eliteschulen fließt, wo wir doch 1. eine Menge Kinder haben, die erst deutsch lernen müssen wofür das Geld besser angelegt sei und 2. die Erfolge der Eliteschulen doch recht gering sind. Bei Ballett nur wenige Absolventen in bekannten Compagnien, im Sport wenige/keine Mitglieder der Nationalmannschaften und in Musik? Auch nichts bemerkenswertes (wobei da eben die Frage aufkommt wie messen).

Frage kam von einer Linken. Laut U18 Wahl ist die Linke ja sehr erfolgreich bei den jungen Leuten (20,8%), allerdings wohl eher weil sie die einzige Partei ist, die für unbeschränkte Zuwanderung steht und für Palestina/Hamas.
AFD (15,5%) und Wagenknecht sind wohl auch nicht für Kulturförderung aus staatlichen Mitteln zu haben.

Was ist also die Zukunft? Was will die Mehrheit? Kultur Privatsache? Staatlich bezahlte Musiklehrer und deren Ausbildung zu teuer (siehe Etatkürzungen Berlin auch ohne Linkspartei und AFD Beteiligung)? Scheint darauf hinauszulaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In DE ist mir kein Sender bekannt, der mir Abwechslung bieten könnte.
Unter den freien Online-Sendern könnte es durchaus etwas geben. Aber durch diesen Dschungel muss man sich halt auch erstmal durchkämpfen.

Radio Garden ist auch super für Sprachenlernende - einfach Sender des Landes auswählen, dessen Sprache man gerade lernt, und mal locker mithören. Anfangs versteht man oft wenig oder gar nichts, aber irgendwann wird es besser.
 
allerdings wohl eher weil sie die einzige Partei ist, die für unbeschränkte Zuwanderung steht und für Palestina/Hamas.
Ich bin mir unsicher, ob es nur daran liegt.
Eventuell liegts auch daran, dass die Linke eigentlich die einzige Partei ist, die in ihrer Wahlwerbung nicht auf die Mischung von Gesichtern und platten Parolen setzt.
Ich empfinde die Wahlplakate von CDU, SPD, FDP, Grüne und AfD eigentlich nur noch peinlich ... und vielleicht sehen das Teile der Jugend ganz genau so. Und sie stellen das Soziale in den Vordergrund ... und ja ... das ist im aktuellen Wahlkrampf echt erfrischend, weil die anderen dieses (für viele Menschen wichtige) Thema ziemlich breit ignorieren.
 
Sicher ist der von mir genannte nur ein Aspekt. Die Linke macht ja auch massiv Werbung auf Tiktok wie man hört.
Klassische Plakate der Linken sehen eher selten wo ich wohne. Wenn dann Sahra Wagenknechts Gesicht, die SPD Leute, AFD und Maral von Volt.
Solche Plakate waren schon immer nichtssagend, das ist nichts Neues.
Soziales halte ich für die Jugend noch nicht so relevant, noch zahlen sie ja nichts selbst in der Regel. Aber ich mag mich irren.

Aber wie dem auch sei, für klassische abendländische Kultur ist da wohl eher kein Herz.
 
Nur Beschränkte sehen "Erfolg" in dem obigen platten Sinne als ein primäres Kriterium bzw. als das primär Anzustrebende an.

Der wirklich Ernsthafte bzw. der wirkliche Künstler strebt vor allem an, dass die Ergebnisse seiner Arbeit vor seinen eigenen sehr hohen Qualitätsmaßstäben bestehen können; dass er das Gefühl hat, wirklich das, was er zum Ausdruck bringen wollte, zum Ausdruck gebracht zu haben; und dass Menschen, die er für wirklich kompetent hält und auf deren Meinung er großen Wert legt, ihm positive Rückmeldung geben, so dass er weiß, dass er sich nicht nur einbildet, auf dem richtigen Weg zu sein.
Da ich hier irgendwo markiert wurde, gebe ich auch meinen Senf dazu...

Auf diese Aussage würde ich mit "ja und nein" reagieren. Ich finde, man sollte unterscheiden, zwischen Künstlern im allgemeinen und denjenigen, die ihre Kunst in unmittelbarer Anwesenheit eines Publikums oder Empfängers produzieren. Bei ersteren trifft die Aussage am ehesten, während ich im Fall der klassischen Musik durchaus darauf Wert lege, anderen Menschen etwas zu geben, was sie anspricht, unabhängig vom selbstzentrierten künstlerischen Streben.

Ich meine hier keineswegs "kompetente Menschen", sondern spreche vielmehr aus der Perspektive eines Botschafters für sogenannte Kunstmusik, eine Rolle, die ich ernst nehmen möchte. Mir ist persönlich egal, was Experte über meine Aufführungen denken, denn wer sich für dieses spezielle Gebiet so lange interessiert hat, und sich darin so weit gebildet hat, um für kompetent gehalten zu werden, ist sozusagen schon gewonnen. (Und so kompetent sie sein mögen, gehe ich davon aus, dass ich um ein vielfaches kompetenter bin, wo es um meine eigenen Interpretationen geht.) Mir ist hingegen wichtig, welchen Eindruck meine Darbietung auf Uneingeweihte macht. Diesen ein unerwartetes, schönes, denkwürdiges, gar suchtstiftendes Erlebnis zu schenken ist für mich der hohe Verdienst. Wenn dies geschieht, und man sich noch dazu irgendwie an die Tradition und das Dekorum der Kunstform hält, heißt es für mich wohl "Erfolg als klassischer Musiker".
 
Vielleicht lässt sich daraus ja auch ein Crossover-Projekt entwickeln, sodass die Motette eben nicht wie eine Karikatur wirkt. Hängt dann vielleicht nur vom Arrangement ab.
Dazu hab ich gerade etwas gefunden:
"Can't help falling in love" meets Palestrina.

Bei Youtube: Mmwncrafkhw (Jonas Wolf Music). Aus irgendwelchen Gründen kriege ich das mit einem direkten Link nicht hin.
 

Zurück
Top Bottom