Wenn man bedenkt, seit wann es (bezahlbare) PCs gibt und dass wir Mailinglisten und Games und Foren (erinnert sich noch jemand an die Baumstruktur?) schon vor 20 Jahren hatten, zieht das Argument "50+" nicht so wirklich.
Man kann vieles lernen, wenn man will.
So sieht es aus.
Ich hatte mal auf dem 95. Geburtstag einer hier in der Region sehr bekannten Mundartliteratin zu musizieren, die schon seit etlichen Jahren alle Texte auf dem Rechner schrieb und alles druckreif einzuliefern imstande war. Immerhin wurde sie fast 101 Jahre alt.
Nach einem Umzug bekam ich am Gymnasium einen Musiklehrer, der gleichzeitig einen Lehrauftrag für Musiktheorie an der nächsterreichbaren Musikhochschule hatte und mir in gleich mehrfacher Hinsicht auf dem Weg zur Berufslaufbahn als Musiker entscheidend weitergeholfen hat. Als er seinen Schuldienst beendet hatte, kaufte er sich als erstes einen Computer, während ich als Student an der Musikhochschule noch meine Abschlussarbeiten auf der Schreibmaschine und meine Partituren mit der Hand schrieb. Er wird im Dezember 95 Jahre alt werden, wenn er weiterhin gesundheitlich so stabil dabei bleibt.
Ein anderer Herr galt seinerzeit als dienstältester Unterhaltungspianist in Deutschland. Ein Verbandskollege traf ihn in der Musikbibliothek beim aufmerksamen Studium eines gerade neu erschienenen Songbooks mit Whitney-Houston-Titeln. Kommentar des damals fast Hundertjährigen: "Ich war mein Leben lang so fasziniert vom Klavierspielen. Mit dem bisschen, was ich am Piano kann, bin ich noch lange nicht zufrieden. Wer sich nicht dauernd weiterbildet, gehört zum alten Eisen...".
So eine Einstellung taugt zum Vorbild. Und da erörtert man hier die Befähigung Fünfzigjähriger hinsichtlich der Beherrschung gängiger PC-Software? Da lachen ja die Hühner.
Bei uns damals am Gymnasium gab es als Neuheit tatsächlich einen Computerraum. Wer sich nicht der Informatik-AG anschloss, durfte den Raum nicht betreten, sonst gab es einen achtkantigen Rausschmiss und einen Eintrag ins Klassentagebuch. Die Belegung des erstmals eingerichteten Informatik-Grundkurses in der Jahrgangsstufe 12 und 13 war eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man zuhause auch einen Rechner stehen hatte. Das war bei weniger als 10% der Oberstufenschüler der Fall, von denen die Hälfte die Kiste nur zum Spielen benutzte. Diese wenig ermutigenden Startbedingungen liegen nun aber dreieinhalb Jahrzehnte zurück. Die Rechner sind preisgünstiger und viel bedienungsfreundlicher geworden - somit wird es immer schwerer, blöde Ausreden zu konstruieren, warum man sich damit angeblich nicht abgeben kann. Einen Computerkurs habe ich noch nie belegt und inzwischen funktionieren viele Anwendungen fast schon selbsterklärend.
LG von Rheinkultur