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Wenn man dasselbe als Berufschorleiter mit Gesangvereinen und Chören probiert, ist das virtuelle Abhalten von Proben leider noch um einiges schwieriger zu bewerkstelligen. Habe gestern einen Erfahrungsbericht von einem Vorstandsmitglied aus einem meiner Chöre per WhatsApp bekommen, den ich in Auszügen wiedergebe:
Chorproben in den Zeiten von Corona
Chöre proben jetzt per Videokonferenz
(…)
Assistenz-Chorleiterin Petra S. sitzt an ihrem Rechner im heimischen Wohnzimmer neben ihrem Klavier und wartet, dass es 19 Uhr wird. Denn dann beginnt das 40-minütige Zeitfenster, das sie bei einem Streaming-Anbieter erstmal zur Probe gebucht haben. Christel J., die an diesem Abend der Host ist, hat das Programm ausgesucht, bei sich zuhause (…) am Rechner aufgespielt und ihre Singschwestern eingewiesen. „Über die Whatsapp-Gruppe, in der wir uns austauschen,“ erklärt sie. Nach und nach wählen sich die Teilnehmerinnen ein und die gegenseitige Begrüßung fällt überaus herzlich aus. Als auch Dirigent Martin F. in Bild und Ton erscheint, wird er vielstimmig begrüßt. Er sitzt zuhause am Klavier, bereit, den Ton vorzugeben. Sofort sind alle Frauen, die sich gegenseitig und natürlich auch ihren Leiter in kleinen Fenstern auf ihren Bildschirmen sehen, bei der Sache. Dirigent F. stimmt das erste Lied an, „Rose Red“, und die Frauen fallen nach und nach ein. Schnell unterbricht Petra S., um festzustellen: „Ton- und Videospur kommen versetzt an, wir sind nicht synchron“. (…) Nachdem noch verschiedene Varianten ausprobiert wurden, ist klar: Das ist nicht das richtige Medium für eine gemeinsame Probe. Doch jetzt hat sich eine Lösung aufgetan. Petra S. hatte mit einem Quartett per Zoom geprobt und ist begeistert: „Die Probe war super, und wir machen Donnerstag im Chor weiter. Wir wissen jetzt, wie es geht. Ist nicht ganz Chor, trainiert aber ungemein für später.“
"Für später" ist ein leider noch richtiges Stichwort. Die Mitglieder der meisten Traditionschöre befinden sich in vielen Fällen schon im Rentenalter und wären aufgrund mangelhafter technischer Ausstattung und in Ermangelung ausreichender Anwendungskompetenz nicht in der Lage, an einer solchen virtuellen Probe teilzunehmen. Einem Chorleiter, der keinen Bock auf die Beschäftigung mit entsprechenden Hardwarekomponenten und Software-Anwendungen hätte, könnte man recht schnell Beine machen, wenn er seinen Job weiterhin sicher haben will, das wäre ein eher kleineres Problem.
Mancher denkt, dass das Chorwesen innerhalb der nächsten Jahre sowieso aussterben wird und im Jahre 2030 niemand mehr hierzulande singt. Ich würde entgegnen, dass sich zwar der Gesangsverein "Liederkranz" und der Quartettverein "Deutsche Eiche" (beide anno Achtzehnhundertnochwas gegründet) aufgrund fehlenden Sängernachwuchses auflösen werden, aber gesungen wird vermutlich weiterhin und möglicherweise auf besserem Leistungsniveau. Das beschäftigungstherapeutische Absingen langweiliger Lieder über Wandern, Liebe und Wein mit anschließendem Biersaufen im Schankraum des Vereinslokals wird weiter an Bedeutung verlieren, aber es gibt auch heute wieder verstärkt Neugründungen - und innerhalb der nächsten Jahre könnten dann alle Chormitglieder technisch so ausgestattet und medienerfahren sein, dass man auch Proben (notfalls) so durchführen kann wie in dem oben wiedergegebenen Text dargestellt.
LG von Rheinkultur