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Ich will dem gar nicht pauschal widersprechen - diese Rückschlüsse wirken naheliegend, und gewiss haben solche Grundhaltungen auch einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Misere, die im Eingangsbeitrag von Hasenbein (bzw. dem dort verlinkten Artikel) beschrieben sind. Aber man kann die drei von dir genannten Punkte nicht zwingend aus der Beschreibung der "Generation Y" herleiten, die lexel zitiert hat (Nebenbemerkung: Ich mag solche Klassifizierungen ganzer Generationen nicht).Interessant deshalb, weil die beschriebene Lebensstrategie ein Konglomerat darzustellen scheint aus
Im günstigen Fall sind das verträgliche und strebsame Leute, die mit Zuversicht auf ein Ziel hinarbeiten und einen guten Job machen, ohne allzu belastet zu sein von allumfassenden Erwägungen. In diesem Fall ist der letzte Punkt kohärent zur Biographie.
- der wünschenswerten Haltung "Leben und leben lassen"
- der nicht unheiklen Denke "Fünfe gerade sein lassen" sowie:
- Hauptsache ich hab Spaß bzw. wenigstens keine Einschränkung meiner "Selbstverwirklichung" (Egotaktiker)
Im ungünstigen Fall sind das die berüchtigten "Ichlinge".
Ich selber bin nach Altersdefinition mittendrin in der "Generation Y" geboren. Tatsächlich finde ich mich auch in allen von lexel zitierten Stichpunkten wieder, mit Ausnahme des vierten (der Punkt mit der Aversion gegen Brüche etc.). Und obwohl ich somit eigentlich ein ziemlich typischer Vertreter der "Generation Y" zu sein scheine, tue ich mir unglaublich schwer damit "Fünfe grade sein zu lassen".
Interessanterweise wurde mir das vor zwei Wochen bei einem Bewerbungsgespräch (Ingenieursstelle, Pharmabranche) als großer Mangel vorgehalten, dass ich mir damit so schwer tue, Fünfe grade sein zu lassen... Ich müsse meine akribische Denkweise, die ich in der Promotion benötigt habe (*) zurückfahren, etc...
Genauso kenne ich aber auch Vertreter der "Generation Y", die sich ebenfalls sehr gut mit den von lexel zitierten Punkten beschreiben lassen, die sich mit dem "Leben und leben lassen" aber nicht beschreiben lassen. Da wird zwar "gelebt". Aber es wird nur "leben gelassen", was der Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten oder Ansichten auf keinste Weise irgendwie in die Quere kommt, bzw. potentiell auch nur kommen könnte.
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(*) Zu meiner Überraschung habe ich als Doktorand auch einige Kollegen gehabt, die ihre Promotion auch ohne zu ausgeprägt akribische Denkweise durchziehen und sehr gerne Fünfe grade sein lassen. Mit genug Vehemenz und Kreativität bekommen aber auch diese Leute ihre (meiner Meinung nach) unvertretbaren Ergebnisse so gut präsentiert, dass am Ende eine Promotion mit mindestens magna cum laude herausspringt. Nicht nur Abinoten werden verhältnismäßig gesehen "verschenkt", sondern leider auch relativ viele Noten an der Uni.
Zudem scheint mir der Antritt einer Promotionsstelle oft genug eine Notlösung zu sein. Nach dem Studiumsabschluss keinen Job gefunden oder zu faul sich einen zu suchen - also geht man halt an die Uni, auch wenn man eigentlich keinen Forscherdrang in sich spürt. Hauptsache man hat irgendeinen Job... und ich rede hier über Ingenieure, nicht über Geisteswissenschaftler, bei denen der Arbeitsmarkt in der freien Wirtschaft deutlich prekärer ist.
Man darf meine ganzen Beschreibungen aber jetzt auch nicht pauschalisieren - ich berichte hier nur meine persönlichen Erfahrungen. An anderen Universitäten/Fakultäten/Instituten ist die Situation vermutlich schon wieder ganz anders. Oder auch nicht - ich weiß es nicht.
Wahrscheinlich klingt das jetzt furchtbar überheblich und nach "Ichling" (alle scheiße außer dem tollen Checker DonBos, der sich für was besseres hält). So ist das aber nicht gemeint, und wenn es so rüberkommt war das nicht beabsichtigt. Aber manchmal ko***n mich solche Dinge eben einfach nur noch an und müssen dann eben raus.
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Nachtrag: Irgendwo in diesem Thread wurde von jemandem vor ein paar Tagen mal erwähnt, dass in der Schule von oben die Vorgabe kam, den Notenschnitt einer Klausur entsprechend hochzukorrigieren - leider habe ich diesen Beitrag auf die Schnelle beim Überfliegen des Threads gerade nicht mehr gefunden, ich bitte um Entschuldigung... Die selbe Erfahrung habe ich aber ebenso an der Uni gemacht. Bei der Klausurkorrektur wurden wir auch angehalten, die Bewertung im Zweifel entsprechend "gnädig" ausfallen zu lassen. Zum einen, weil "die Uni" keine schlechten Schnitte wünscht. Aber auch weil Institute, deren Dozenten schwere (**) Klausuren stellen, später keine oder nur wenige Studenten finden, die sich für eine Vertiefung in einer Fachrichtung an ihrem Institut entscheiden. Also in gewisser Weise ein ganz böser Teufelskreis...
Man muss aber ehrlich genug sagen, dass es über diese Art der Notengebung widersprüchliche Meinungen zwischen dem Dozenten und dem Institutsleiter gab. Zweiterer vertritt da eine etwas andere Meinung und der "prüft auch gerne Studenten raus", wie es immer so schön heißt. Entsprechend mögen die Studenten den auch nicht wirklich gern, aber aus fachlicher Sicht ist sein Vorgehen meiner Meinung nach genau richtig.
(**) "Schwer" nicht in einem absolut gesehen Maßstab. Ebenso auch nicht "schwer" im Vergleich mit Klausuren dieses Fachs von vor mehreren Jahren/Dekaden an der selben Fakultät oder im Vergleich mit Klausuren dieses Fachs an anderen Universitäten. Nein: "schwer" im Sinne von "gefühlt schwer" im Vergleich mit Klausuren in anderen Fächern (und somit anderen Instituten) des selben Studiengangs an der selben Fakultät.
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