Bildungs- und Entwicklungsmisere - eindrücklicher Artikel

Interessant deshalb, weil die beschriebene Lebensstrategie ein Konglomerat darzustellen scheint aus
  • der wünschenswerten Haltung "Leben und leben lassen"
  • der nicht unheiklen Denke "Fünfe gerade sein lassen" sowie:
  • Hauptsache ich hab Spaß bzw. wenigstens keine Einschränkung meiner "Selbstverwirklichung" (Egotaktiker)
Im günstigen Fall sind das verträgliche und strebsame Leute, die mit Zuversicht auf ein Ziel hinarbeiten und einen guten Job machen, ohne allzu belastet zu sein von allumfassenden Erwägungen. In diesem Fall ist der letzte Punkt kohärent zur Biographie.

Im ungünstigen Fall sind das die berüchtigten "Ichlinge".
Ich will dem gar nicht pauschal widersprechen - diese Rückschlüsse wirken naheliegend, und gewiss haben solche Grundhaltungen auch einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Misere, die im Eingangsbeitrag von Hasenbein (bzw. dem dort verlinkten Artikel) beschrieben sind. Aber man kann die drei von dir genannten Punkte nicht zwingend aus der Beschreibung der "Generation Y" herleiten, die lexel zitiert hat (Nebenbemerkung: Ich mag solche Klassifizierungen ganzer Generationen nicht).

Ich selber bin nach Altersdefinition mittendrin in der "Generation Y" geboren. Tatsächlich finde ich mich auch in allen von lexel zitierten Stichpunkten wieder, mit Ausnahme des vierten (der Punkt mit der Aversion gegen Brüche etc.). Und obwohl ich somit eigentlich ein ziemlich typischer Vertreter der "Generation Y" zu sein scheine, tue ich mir unglaublich schwer damit "Fünfe grade sein zu lassen".

Interessanterweise wurde mir das vor zwei Wochen bei einem Bewerbungsgespräch (Ingenieursstelle, Pharmabranche) als großer Mangel vorgehalten, dass ich mir damit so schwer tue, Fünfe grade sein zu lassen... Ich müsse meine akribische Denkweise, die ich in der Promotion benötigt habe (*) zurückfahren, etc...

Genauso kenne ich aber auch Vertreter der "Generation Y", die sich ebenfalls sehr gut mit den von lexel zitierten Punkten beschreiben lassen, die sich mit dem "Leben und leben lassen" aber nicht beschreiben lassen. Da wird zwar "gelebt". Aber es wird nur "leben gelassen", was der Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten oder Ansichten auf keinste Weise irgendwie in die Quere kommt, bzw. potentiell auch nur kommen könnte.

_______

(*) Zu meiner Überraschung habe ich als Doktorand auch einige Kollegen gehabt, die ihre Promotion auch ohne zu ausgeprägt akribische Denkweise durchziehen und sehr gerne Fünfe grade sein lassen. Mit genug Vehemenz und Kreativität bekommen aber auch diese Leute ihre (meiner Meinung nach) unvertretbaren Ergebnisse so gut präsentiert, dass am Ende eine Promotion mit mindestens magna cum laude herausspringt. Nicht nur Abinoten werden verhältnismäßig gesehen "verschenkt", sondern leider auch relativ viele Noten an der Uni.

Zudem scheint mir der Antritt einer Promotionsstelle oft genug eine Notlösung zu sein. Nach dem Studiumsabschluss keinen Job gefunden oder zu faul sich einen zu suchen - also geht man halt an die Uni, auch wenn man eigentlich keinen Forscherdrang in sich spürt. Hauptsache man hat irgendeinen Job... und ich rede hier über Ingenieure, nicht über Geisteswissenschaftler, bei denen der Arbeitsmarkt in der freien Wirtschaft deutlich prekärer ist.

Man darf meine ganzen Beschreibungen aber jetzt auch nicht pauschalisieren - ich berichte hier nur meine persönlichen Erfahrungen. An anderen Universitäten/Fakultäten/Instituten ist die Situation vermutlich schon wieder ganz anders. Oder auch nicht - ich weiß es nicht.

Wahrscheinlich klingt das jetzt furchtbar überheblich und nach "Ichling" (alle scheiße außer dem tollen Checker DonBos, der sich für was besseres hält). So ist das aber nicht gemeint, und wenn es so rüberkommt war das nicht beabsichtigt. Aber manchmal ko***n mich solche Dinge eben einfach nur noch an und müssen dann eben raus.

___

Nachtrag: Irgendwo in diesem Thread wurde von jemandem vor ein paar Tagen mal erwähnt, dass in der Schule von oben die Vorgabe kam, den Notenschnitt einer Klausur entsprechend hochzukorrigieren - leider habe ich diesen Beitrag auf die Schnelle beim Überfliegen des Threads gerade nicht mehr gefunden, ich bitte um Entschuldigung... Die selbe Erfahrung habe ich aber ebenso an der Uni gemacht. Bei der Klausurkorrektur wurden wir auch angehalten, die Bewertung im Zweifel entsprechend "gnädig" ausfallen zu lassen. Zum einen, weil "die Uni" keine schlechten Schnitte wünscht. Aber auch weil Institute, deren Dozenten schwere (**) Klausuren stellen, später keine oder nur wenige Studenten finden, die sich für eine Vertiefung in einer Fachrichtung an ihrem Institut entscheiden. Also in gewisser Weise ein ganz böser Teufelskreis...

Man muss aber ehrlich genug sagen, dass es über diese Art der Notengebung widersprüchliche Meinungen zwischen dem Dozenten und dem Institutsleiter gab. Zweiterer vertritt da eine etwas andere Meinung und der "prüft auch gerne Studenten raus", wie es immer so schön heißt. Entsprechend mögen die Studenten den auch nicht wirklich gern, aber aus fachlicher Sicht ist sein Vorgehen meiner Meinung nach genau richtig.

(**) "Schwer" nicht in einem absolut gesehen Maßstab. Ebenso auch nicht "schwer" im Vergleich mit Klausuren dieses Fachs von vor mehreren Jahren/Dekaden an der selben Fakultät oder im Vergleich mit Klausuren dieses Fachs an anderen Universitäten. Nein: "schwer" im Sinne von "gefühlt schwer" im Vergleich mit Klausuren in anderen Fächern (und somit anderen Instituten) des selben Studiengangs an der selben Fakultät.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Anerkenntnis dieses Entwicklungsgeschehens geht so weit, dass Kinder unter 14 nicht strafmündig sind. Bis zu diesem Alter wird ihnen also ganz offiziell zugebilligt, ihr Verhalten bzw. evtl Folgen nicht vernünftig einschätzen zu können. Sie können tun und lassen was sie wollen, ohne Sanktionen strafrechtlicher Art befürchten zu müssen.

ICH halte dieses Alter für unangemessen für die Mehrheit heutiger Kinder. Ich würde es auf 11 senken und ähnlich wie bei der anderen "fließenden" Altersgrenze zum Erwachsenenstrafrecht den Einzelfall prüfen. Aber das ist nur meine eigene unmaßgebliche Meinung.

Wie viele 11-jährige kennst Du denn? Ich meine wirklich kennen, nicht nur ab und zu in verschüchtertem Zustand sehen/treffen.

Manche verhalten sich mit 13 evtl. schon relativ Erwachsenen-ähnlich, vor allem in ungewohnten/beobachteten/eingegrenzten Umgebungen, aber dennoch passieren immer wieder absurde Situationen, wo diejenigen dann nicht genau erklären können, wie es dazu eskaliert ist.

Die kontrollierte Selbstüberwachung/Impulskontrolle funktioniert unter 14 einfach nicht zuverlässig - OK, bei manchen auch nicht mit 30.

Was treibt Dich zu diesem Wunsch / dieser Meinung? Das Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit, also selbe Schublade wie digitale Voll-Überwachung etc.?
 
Die kontrollierte Selbstüberwachung/Impulskontrolle funktioniert unter 14 einfach nicht zuverlässig - OK, bei manchen auch nicht mit 30.

Für die Erkenntnis, dass das auch bei manchen mit 30 noch nicht funktioniert, reichen i.A. 1h tagsüber auf der Autobahn. :-)

“Intelligenz ist die Fähigkeit, Informationen zu empfangen, zu entschlüsseln und brauchbar weiterzuvermitteln.
Dummheit ist die Unterbrechung dieses Prozesses an einem beliebigen Punkt.
Und die Unterbrechungen sind die Regel.”
-- Robert Anton Wilson

Grüße
Häretiker
 
@DonBos
Bei dieser Gen Y „Klassifizierung“, finde ich, geht es nicht um eine genau Zeitangabe von wann bis wann (kann ja sowieso nur ungefähr sein) , sondern prinzipiell darum, dass sich die Gesellschaft und somit Werte, Moral, etc. verändert im Laufe der Zeit. Auch die „Eigenschaften“ dieser Gruppe kann ja nur ein ungefähres Abbild, mit Abweichungen, sein. Übrigens gar soweit liegt sie ja eh nicht daneben bei dir.
So hat als Bsp. die Nachkriegsgeneration (40er) sicher eine andere Einstellung zu Dingen als die heutige Generation.

So ist das Leben und dies müssen z. Bsp. auch Lehrer/innen berücksichtigen im Alltag.

Und jetzt wird’s spannend für die Klavier-Lehrer wenn man das überträgt:

Lehrer mit Welt/Fachanschauung A trifft auf Schüler mit Welt/Fachanschauung B. Je weiter die auseinanderliegen umso konfliktträchtiger.

Hier steckt meiner Ansicht nach ein großes Konfliktpotenzial das manche Lehrer haben.

Hier sehe ich mehrere Lösungsansätze:
  1. Schüler übernimmt Welt/Fachanschauung A an (z. Bsp. was ist notwendig um ein guter Klavierspieler zu werden aus Sicht Lehrer A) und gliedert sich ein : In der heutigen Zeit wird das wohl immer schwieriger werden zu verlangen (siehe Thematik mit Gen y)
  2. Lehrer passt sich der Welt/Fachanschauung B (Schüler B ist bereit soundviel zu üben , etc. und vieles mehr) an und A reduziert seine Ansprüche weil er weiß Schüler B sieht das eh anders und findet sich auch damit ab. (Für mich keine gute Lösung).
  3. Es wird ein Kompromiss erzielt bei dem sich beide Beteiligten (A und B) auf eine gemeinsame Vorgehensweise = Kompromiss einigen. Regeln ausmachen.
Wichtig ist auf alle Fälle dass sich Schüler und Lehrer von Anfang an auf Regeln einigen.
Ohne Regeln kein Regelverstoß. Denn was ist heute schon selbstverständlich?
Hier sieht man schon wie wichtig die Kommunikation zwischen Schüler und Lehrer ist.

So schreibt und berichtet Seymour Bernstein im sehr empfehlenswerten Buch „Mit eigenen Händen: Selbstverwirklichung durch kreatives Klavierüben“ wie er einen Schüler zur Rede stellt und ihn vor die Wahl stellt: Entweder er übt regelmäßig oder er wirft ihn hinaus.
Er ist geblieben und hat vom dem Tag an immer fleißig geübt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@DonBos
Bei dieser Gen Y „Klassifizierung“, finde ich, geht es nicht um eine genau Zeitangabe von wann bis wann (kann ja sowieso nur ungefähr sein) , sondern prinzipiell darum, dass sich die Gesellschaft und somit Werte, Moral, etc. verändert im Laufe der Zeit. Auch die „Eigenschaften“ dieser Gruppe kann ja nur ein ungefähres Abbild, mit Abweichungen, sein. Übrigens gar soweit liegt sie ja eh nicht daneben bei dir.
So hat als Bsp. die Nachkriegsgeneration (40er) sicher eine andere Einstellung zu Dingen als die heutige Generation.
Was diesen ersten Teil deines Beitrags angeht bin ich da voll bei dir - mich stört nur prinzipiell die Art der "Generalisierung", die damit gern einhergeht (O-Ton: "Alle Leute in dem Alter sind so."). Das hast du aber nie behauptet, und das habe ich so auch nicht aus deinem Beitrag rausgelesen, keine Sorge. Mir ging es mit meinem obigen Beitrag primär eher um die Rückschlüsse, die Barratt daraus zieht, und nicht um deine Darstellung dieser Generation Y. (Und darüber hinaus ist mein Beitrag dann in eine andere Richtung weit abgedriftet...) :-)
 
[QUOTE="DonBos, post: 624620, member: 846"Ich mag solche Klassifizierungen ganzer Generationen nicht).

Mit genug Vehemenz und Kreativität

Wahrscheinlich klingt das jetzt furchtbar überheblich und nach "Ichling" (alle scheiße außer dem tollen Checker DonBos, der sich für was besseres hält). So ist das aber nicht gemeint, und wenn es so rüberkommt war das nicht beabsichtigt. Aber manchmal ko***n mich solche Dinge eben einfach nur noch an und müssen dann eben raus.

[/QUOTE]

Es geht mir ganz genauso, die Pauschalisierungen und Klassifizierungen, egal ob Generationen, Geschlechter oder Nationalitäten/Ethnien, nerven mich.

"Vehemenz und Kreativität" - ja, dieses Verhalten findet man auch außerhalb der Universität! Leider. Die Betonung liegt meiner Erfahrung nach auf "Vehemenz" und "Kreativität" ist in solchen Fällen leider nicht positiv besetzt.

Ich finde übrigens nicht, dass Dein Beitrag überheblich rüberkommt. Auf mich wirkt er nicht so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wurde hier schon diese ZDF-Doku über die Schul-Misere verlinkt?

https://www.zdf.de/dokumentation/zd...-schule---was-im-system-schieflaeuft-100.html

Zeigt recht eindrücklich viele Problembereiche - ABER:

Der "elephant in the room", nämlich WARUM die Kinder alle so schwierig sind, wird völlig ausgeblendet, ja, gar nicht erwähnt.

Zum ersten die falsche Erziehung durch die Eltern, die, wie ich schrieb, Winterhoff sehr gut analysiert.

Zum zweiten die oft sehr hohe Zahl an Migranten- und dort insbesondere muslimischen Kindern.

Zum dritten die Inklusion, die mit völlig unzureichenden personellen und finanziellen Mitteln und konzeptlos aus letztlich rein finanziellen Gründen durchgedrückt wurde.

DAS wären die Hebel, an denen eigentlich anzusetzen wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
@DonBos auf alle Fälle umgänglich scheint zu stimmen bei den Y ern :-)

@hasenbein früher war doch die heavy metal Musik schuld und jetzt sind es doch die Computerspiele ...
Aber das vielleicht die Lehrer auch was falsch machen kann ja nicht sein oder? (es gilt die Unschuldsvermutung)
 
Nachtrag: Irgendwo in diesem Thread wurde von jemandem vor ein paar Tagen mal erwähnt, dass in der Schule von oben die Vorgabe kam, den Notenschnitt einer Klausur entsprechend hochzukorrigieren - leider habe ich diesen Beitrag auf die Schnelle beim Überfliegen des Threads gerade nicht mehr gefunden, ich bitte um Entschuldigung... Die selbe Erfahrung habe ich aber ebenso an der Uni gemacht. Bei der Klausurkorrektur wurden wir auch angehalten, die Bewertung im Zweifel entsprechend "gnädig" ausfallen zu lassen. Zum einen, weil "die Uni" keine schlechten Schnitte wünscht. Aber auch weil Institute, deren Dozenten schwere (**) Klausuren stellen, später keine oder nur wenige Studenten finden, die sich für eine Vertiefung in einer Fachrichtung an ihrem Institut entscheiden. Also in gewisser Weise ein ganz böser Teufelskreis...

Man muss aber ehrlich genug sagen, dass es über diese Art der Notengebung widersprüchliche Meinungen zwischen dem Dozenten und dem Institutsleiter gab. Zweiterer vertritt da eine etwas andere Meinung und der "prüft auch gerne Studenten raus", wie es immer so schön heißt. Entsprechend mögen die Studenten den auch nicht wirklich gern, aber aus fachlicher Sicht ist sein Vorgehen meiner Meinung nach genau richtig.

(**) "Schwer" nicht in einem absolut gesehen Maßstab. Ebenso auch nicht "schwer" im Vergleich mit Klausuren dieses Fachs von vor mehreren Jahren/Dekaden an der selben Fakultät oder im Vergleich mit Klausuren dieses Fachs an anderen Universitäten. Nein: "schwer" im Sinne von "gefühlt schwer" im Vergleich mit Klausuren in anderen Fächern (und somit anderen Instituten) des selben Studiengangs an der selben Fakultät.
Rausprüfen muß man sich erstmal leisten können. Das geht nur, wenn man aus dem Vollen schöpfen kann. Wem so langsam der fähige Nachschub ausgeht, nimmt was er kriegen kann.

Dazu gibt es die pessimistische Hypothese, daß der Wissenstransfer (jenseits von Trivialem) über maximal ca. zehn Generationen zuverlässig funktioniert. Danach sei zu viel von den Grundlagen verlorengegangen und die aufgebauten komplexen Strukturen zerfallen wieder.

Vielleicht hat es dieser Elon Musk auch deswegen so eilig damit, zum Mars zu kommen. :denken:
 
Natürlich machen auch die Lehrer vieles falsch - richtiger müsste es heißen, von oben wird ihnen viel Schwachsinn vorgeschrieben, den sie umzusetzen haben, und es sind zu viele Ungeeignete in diesem Beruf -, aber Tatsache ist, dass ein Großteil der Probleme an der mangelhaften "Qualität des Materials, das sie angeliefert bekommen und mit dem sie arbeiten müssen", liegt.

Dies wiederum befindet sich in einem Wechselspiel mit heutzutage fast immer reaktiven Pädagogik-Veränderungen, die man für schlau oder aus "Gutmenschentum" für angebracht hält, so dass eine negative Rückkopplungsschleife entsteht.
 


Ja.

Die Dokumentation zeigte übrigens im Wesentlichen eine (!) Schule, von der aus man nicht auf ein "System" schließen kann.
Es gibt in den Bundesländern eine Vielzahl an Schulen (die auch verschiedene Probleme haben).
Meine eigene Berufsrealität sieht deutlich anders aus.

Die Inklusion ist in der Tat ein ziemliches Problem. Körperbehinderte Schüler kann man überall problemlos integrieren, soweit die Architektur stimmt. (Aufzüge …) Aber man wird nicht grundsätzlich jede Schule umbauen (können).
Hörgeschädigte Kinder brauchen sehr spezielle Apparaturen. In den entsprechenden Förderschulen sind die natürlich in den Klassenräumen installiert.
Bei Kindern mit kognitiven Beeinträchtigungen (z.B. Trisomie 21) gibt es ganz verschiedene Fälle. Ich kenne sowohl gelungene Beispiele von Integration als auch Eltern, die ganz klar sagen, dass ihr Kind in einer speziellen Schule besser gefördert werden kann und die die Inklusion nicht wollen.
Kinder mit psychischen Beeinträchtigungen können teilweise (sehr) gut integriert werden, werden aber auch partiell in den entsprechenden Kliniken beschult. (Psychische Beeinträchtigungen sind ja oft temporär.)
Mehrfach- und schwer(st)behinderte Kinder sind nahezu nicht (schulisch) integrierbar. (Nur mal so als Beispiel: Es gibt Kinder, die können dem Unterricht nur in einem Stehgestell folgen, müssen gefüttert werden, ….)

Die Idee, alle über einen Kamm zu scheren, muss zwangsläufig scheitern. Zumindest einige Eltern sind klüger als Bildungspolitiker und überlegen genau, was ist das Beste für ihr Kind.
 
Hörgeschädigte Kinder brauchen sehr spezielle Apparaturen. In den entsprechenden Förderschulen sind die natürlich in den Klassenräumen installiert.

Normalhörende Kinder brauchen einen Klassenraum mit geringen Nachhall. Wer in einem Raum mit zuviel Nachhall hinten sitzt, muss sich sehr für die Sprachverständlichkeit konzentrieren und das geht nur für begrenzte Zeit.

Mit 1k€ bis 2k€ pro Raum kann man Klassenräume so bedämpfen, dass alle Schüler eine gute Sprachverständlichkeit haben. Das Geld ist aber oft nicht da. Und so werden hinten sitztende Schüler benachteiligt.

Grüße
Häretiker
 
Und so werden hinten sitztende Schüler benachteiligt.
Die Streber sitzen eh in den ersten Reihen :-)und die weniger fleißigen hinten.

Großteil der Probleme an der mangelhaften "Qualität des Materials
Ja dem stimme ich zu, ist auch dem demografischen Wandel geschuldet:
Habe mich letztes Jahr mit einem Direktor für eine berufsbildende Höhere Schule unterhalten:
Früher gab es Aufnahmeprüfungen für die Schule mit vielen Bewerbern, heute sind sie froh aufgrund der deutliche geringeren Geburten die Klassen voll zukriegen. Das Niveau sei dramatisch gesunken sie sind froh wenn einer halbwegs Schreiben kann, so waren seine Worte.

Die Idee, alle über einen Kamm zu scheren, muss zwangsläufig scheitern.
Wundert mich etwas , dass du das als Lehrerin so sagst. Hat man doch früher Kinder in Sonderschulen isoliert unterrichtet und hier sind sich alle "Experten" einig dass dies nicht die richtige Methode war und sein kann.
 
Wundert mich etwas , dass du das als Lehrerin so sagst. Hat man doch früher Kinder in Sonderschulen isoliert unterrichtet und hier sind sich alle "Experten" einig dass dies nicht die richtige Methode war und sein kann.

Hast Du schon einmal in Förderschulen - selbst da gibt es verschiedene, nicht nur eine! - hospitiert? Hast Du Dich mit Lehrkräften dort unterhalten? Kennst Du Personen, die Lehrkräfte für Sonderpädagogik ausbilden?

Ich vermute einmal, nicht, denn sonst wüsstest Du, wovon ich spreche.

Nicht jeder "Experte" ist ein solcher.

Lehrkräfte an der "Basis" wissen in der Regel ganz genau, was geht und was nicht.

Wenn ich jetzt einen Jugendlichen im Stehgestell, der gefüttert werden muss (und der dabei auch aggressiv werden kann, ja, sorry, so etwas gibt es auch!), wenn ich den in meine Klasse hereinstelle, die ich auf's Abi vorbereite (und ich hätte sogar eine Extra-Lehrkraft für ihn als 1:1 Betreuung!) - glaubst Du wirklich, dass das Integration bedeutet? Verrätst Du mir ganz konkret (!), wie ich ihn in meine Abivorbereitung in einer Fremdsprache integriere, so, dass wirklich Integration stattfindet?

Integration bedeutet für mich die Teilhabe von Menschen mit vielen verschiedenen Beeinträchtigungen am gesellschaftlichen Leben. Die Möglichkeiten der Teilhabe werden sehr verschieden sein - wie übrigens auch bei jedem Menschen! Fortschritte gibt es (ich erinnere nur an die Maßnahmen bei der Mobilität, in den 70er/80er Jahren kaum vorhanden), einiges bleibt noch zu tun.

Integration bedeutet für mich auch: die Akzeptanz in der Gesellschaft, dass nicht alle Menschen gleich sind, und dass das nicht schlimm ist! Das ist eher ein Frage des Herzens! Wird ein behindertes Kind in der Familie integriert? Darf es z.B. auch bei einem Familienfest eine kleine Rede halten, die nicht ganz so verständlich ist wie "normale" Reden bei Familienfesten? (Aktuelles Beispiel aus meiner eigenen Familie.) Oder Musik machen, die für unsere Ohren eher ungewöhnlich ist?

Nein, sorry, wir werden nicht alle Kinder und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in die Regelschulen integrieren können.
(BTW: Eine Kollegin von mir, Mutter eines Sohnes mit Trisomie 21, hat sich ganz bewusst für eine Förderschule entschieden und sagt klipp und klar, dass ihr Kind nur dort einigermaßen gefördert werden.)
 
@Klafina
Verstehe deine Argumente und es gibt in jedem System Extrembeispiele und wo es nicht so klappt. Nichts ist perfekt.
Ist deshalb alles schlecht? Ich glaube nicht und ich bin da auf der Seite der sogenannten "Experten", dass eine Integration besser ist als eine Isolation.

Dein Beispiel mit der Rede finde ich ein Gutes: Klar sollte diese Person das Recht haben zu reden (wenn er/sie das will) und wenn sich andere dabei schlecht fühlen ist das deren Problem. Das ist für mich Menschlichkeit. Gerne kannst du das deiner Familie zeigen.
 
Die Streber sitzen eh in den ersten Reihen :-)und die weniger fleißigen hinten.

Ich bin in der dritten Klasse von der 1. in die 4. Reihe geschickt worden. Meine Leistungen sind heftig eingebrochen. Zum Glück hatte die Lehrerin eine Vermutung. Ich bekam eine Brille und dann normalisierten sich meine Leistungen wieder. :-)

Grüße
Häretiker
 
Dein Beispiel mit der Rede finde ich ein Gutes: Klar sollte diese Person das Recht haben zu reden (wenn er/sie das will) und wenn sich andere dabei schlecht fühlen ist das deren Problem. Das ist für mich Menschlichkeit. Gerne kannst du das deiner Familie zeigen.

Meine Frage war eine rhetorische. Selbstverständlich hat der Junge seine Rede gehalten und von uns Applaus dafür bekommen. (Und da fragen wir auch nicht andere Leute, ob wir das sollen oder nicht. Wir denken darüber auch nicht groß nach, wir tun es einfach. Für uns ist das eben Integration. Und nicht: alle zusammen in Klassen stecken und dann niemandem mehr gerecht werden. DAS ist zutiefst unmenschlich.)
 
Zuletzt bearbeitet:

Zurück
Top Bottom