Bereue es nicht Klavier studiert zu haben...

  • Ersteller des Themas scarlatti87
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Danke für eure Antworten, werde mal über alle angesprochenen Aspekte gründlich nachdenken... Ich weiß nicht, ich bin einfach grade so traurig und wehmütig, dass ich die Musik nicht zu meinem Beruf gemacht habe :-(

es ist bei mir halt so: ich war/bin sehr talentiert beim Klavier spielen, aber ich bin immer unter meinen Möglichkeiten geblieben, da ich einfach relativ wenig geübt habe :-( ich könnte grade einfach nur heulen
 
Das geht sicher einigen so, dass sie denken, sie hätten es weiter bringen können, hätten sie nur mehr geübt oder weniger gefaulenzt oder was auch immer.
Es ist auch normal, dass einen so manche Entscheidung später reut.

Aber ich bin mir bei dem, was Du schreibst, nicht sicher, wie viel davon der aktuellen Melancholie geschuldet ist und wie viel Realismus oder Traumtänzerei dabei ist.
Nichts gegen Traumtänzerei an sich, aber setz Dich ruhig einmal hin und schreibe Dir die Vor- und Nachteile einmal auf, die Du mit den verschiedenen Berufswegen verbindest. Wirf nicht die Flinte ins Korn oder das Gesetzbuch an die Wand, mach Dein Studium zu Ende, und der Rest wird sich finden.
 
es ist bei mir halt so: ich war/bin sehr talentiert beim Klavier spielen, aber ich bin immer unter meinen Möglichkeiten geblieben, da ich einfach relativ wenig geübt habe :-( ich könnte grade einfach nur heulen
das kannst du, sofern du gerade Ferien hast, testen:
probiere, innerhalb eines Monats die Lisztsche Transzendentaletüde nach Paganini Nr.4 E-Dur Fassung B (!!!) halbwegs ins Tempo zu bringen... ;-)
 
was kann ich damit testen Rolf? ob ich unter meinen Möglichkeiten geblieben bin? ich hab leider grad keine Ferien, aber das könnte ich mir für september vornehmen ;)
 
ich bin einfach grade so traurig und wehmütig, dass ich die Musik nicht zu meinem Beruf gemacht habe :-(

Das tut mir leid! Ich denke, man hat im Leben immer wieder Phasen, wo man die Studien- oder Berufswahl hinterfragt oder gar bereut. Trotzdem kann man (wie ja einige schon sagten bzw.es auch praktizieren) als Hobbymusiker auf hohem Niveau musizieren, konzertieren usw. und damit einen künstlerischen Ausgleich zum (manchmal vielleicht trockenen) Brotberuf schaffen! Also nicht den Kopf hängenlassen.

Ich habe hier irgendwo schonmal den Satz zitiert: "Wer sein Hobby zum Beruf macht, muss sich ein neues Hobby suchen" und ich denke, da ist etwas Wahres dran. Auch habe ich mich mal mit einem relativ gestresst wirkenden Profi-Orchestermusiker unterhalten, der mir sagte, er beneide uns Amateure um das "zweckfreie Musizieren". Auch das sollte einem zu denken geben.
 
Danke Christine für deine netten Worte! Das würde ich auch sehr gerne machen, ich frage mich nur wie ich am besten Ensemblekollegen finde, die ungefähr auf meinem Niveau sind, irgendwelche Tipps und Tricks? ;-)

An deinem zitierten Satz ist unzweifelhaft etwas dran - so ähnlich hat das auch mal ein frühere Klavierlehrer zu mir gesagt... wahrscheinlich habe ich grad einfache eine "schwache" Phase... ich denke mir auch - wenn das Klavier wirklich mein Leben wäre, hätte ich vl. auch schon früher einfach aus Eigenmotivation noch mehr geübt, und die Frage ob ich das Klavier zum Beruf mache hätte sich gar nicht gestellt... :-/

was mich grad sehr schmerzt - wenn mich jemand fragt "warum hast du denn mit dem Klavier aufgehört, du warst doch immer so talentiert?" o.ä., da könnte ich grad heulen... ich verdränge einfach grade alle meine durchaus vernünftigen gründe, die mich damals dazu bewogen haben, nicht Klavier zu studieren...
 
Wenn dieser Jemand ein Verwandter ist: kein Grund zum Weinen. Meine Mutter fragt mich auch regelmäßig, warum ich nicht dieses oder jenes gemacht hätte, und meine Oma hält mich immer noch für die talentierteste Sopranistin, die ihr je begegnet ist. Aber meine Oma hält auch den Entertainer für meine Komposition - insofern sind solche Fragen nach dem "warum hast Du mit X aufgehört" immer im Gesamtzusammenhang zu sehen.
 
nein es sind keine Verwandten, durchaus Leute die sich musik auskennen aber eben keine pianisten ;) Mit Klavier hat man's eben doch noch ein Stück schwerer als mit einem Orchesterinstrument...
 
ja das ist was dran Pianojayjay - ich hab das Klavier nur in den letzten paar Jahren sehr vernachlässigt, damit ich auftreten kann, muss ich das erst mal wieder auf mein früheres Niveau bringen... aber "Konzerte zu spielen" macht man halt nun auch nicht so einfach - wie komme ich den zu Konzerten? (durchaus ernstgemeinte Frage, ich hab mich halt noch nie damit beschäftigt, früher ist es halt an mich herangetragen worden, wenn ich wo spielen sollte ;-) liebe grüße
 

was mich grad sehr schmerzt - wenn mich jemand fragt "warum hast du denn mit dem Klavier aufgehört, du warst doch immer so talentiert?" o.ä., da könnte ich grad heulen... ich verdränge einfach grade alle meine durchaus vernünftigen gründe, die mich damals dazu bewogen haben, nicht Klavier zu studieren...

Hi scarlatti87,

Vermutlich bist Du gerade in einer Lebensphase, wo Du Dich mit der beruflichen Realität eines Juristen auseinandersetzen musst. Das ist ernüchternd und überhaupt nicht romantisch. (Habe ich wirklich Jura studiert, damit ich eine Mandantin vertreten kann, die 6 Katzen in ihrer 1-Zimmer Wohnung halten will?)

Die Ernüchterung erlebt jedoch auch ein Klavierstudent, der sein Berufsleben anfängt. (Habe ich wirklich Klavier studiert, um bei der Firmenfeier Amelie zu spielen, habe ich wirklich Klavier studiert, um einem Kind Tastennamen zu erklären, habe ich wirklich Klavier studiert, um immer die Exposition des Haydn Cellokonzertes zu spielen). Und natürlich muss sich auch ein Klavierstudent anhören "warum hast Du nicht Medizin studiert, Du warst doch so gut in der Schule, das Studium hättest Du doch locker geschafft, Du verschwendest Deine Begabung."

Du hast Deine Entscheidung getroffen und Du hattest gute Gründe dazu. Man kann nicht alles haben im Leben.
 
....durchaus Leute die sich musik auskennen aber eben keine pianisten ;)...
...DAS würde ich unbedingt zum Anlass nehmen, Deine Selbsteinschätzung einem ernsthaften Realitätscheck zu unterziehen. Hand aufs Herz: Wie gut warst Du wirklich? Was hat Dein damaliger Lehrer Dir geraten bzgl. der Möglichkeit evtl. Klavier zu studieren? Wie sachverständig waren/sind die, die gesagt haben: Mensch, so toll wie Du spielst, wirst Du doch sicher Profipianistin...? Ich möchte Dein Niveau nicht anzweifeln, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man mit ein paar Jahren Abstand doh einiges verklärt/romantisiert.... LG TJ
 
naja ich war sicher nicht absolute Spitze, sondern immer ein Stückchen darunter, habe zuletzt nen 2. Preis beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert in der Solowertung gemacht, um euch mal eine Einschätzung zu geben... Mein Ziel war auch nie berühmte Konzertpianistin zu werden, sondern Kammermusik zu machen, zu korrepetieren, hin und wieder solistisch zu spielen, usw... Infinity da magst du Recht haben - aber zu deinem Beispiel: gerade solche kleinen menschlichen Probleme finde ich interessant an der Juristerei ;-)

ich hab mir jetzt folgendes überlegt: ich beginne wieder täglich konstant ein bisschen zu üben, um nach und nach zu meinem früheren Niveau zurückzufinden, und werde dann mal Ausschau nach einem Instrumentalisten halten, um gemeinsam ein bisschen Kammermusik zu machen, denke das ist ein guter Anfang :)
 
2. Platz bundesweit ist natürlich eine Hausnummer! Aber auch, wenn's der 1. gewesen wäre: deinem Nickname zufolge bist Du Jahrgang 87 und damit für die Hochschule sowieso zu alt, oder? Zumindest wenn man noch ein Jahr draufrechnet, das Du mindestens bräuchtest, um für Aufnahmeprüfungen fit zu werden. Damit dürfte der Zug abgefahren sein! Schade, aber nicht zu ändern, und das wird Dir die Entscheidung, was Du jetzt aus der Situation machst deutlich erleichtern...
 
najaa.. 2. platz ist natürlich gut, aber ich finde darunter sollte man nicht mal dran denken Klavier zu studieren, so hart das nun klingt... ja es geht mir nicht darum eine aufnahmeprüfung zu machen, im künstlerischen Bereich sind Hochschulabschlüsse sowieso Schall und Rauch... ich möchte einfach nur gut Klavier spielen, und im kleineren Rahmen auftreten...
 

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