Klavier studiert und danach umgesattelt?

  • Ersteller des Themas karlinchen01
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Ich habe mich darüber auch schonmal gewundert, @Stephan . Aber wenn ich ein bisschen weiter denke - es steht ja auch jedem nicht-Studierten frei, jederzeit einen ähnlichen Umfang an Privatstudien aufzunehmen oder sich zumindest einen sehr guten Lehrer zu nehmen (wie Pianojayjay). Das ist natürlich eine Frage von Zeit und Geld, wie überall im Leben. Gerecht geht es also sowieso nicht zu...
 
Ich habe mich darüber auch schonmal gewundert, @Stephan . Aber wenn ich ein bisschen weiter denke - es steht ja auch jedem nicht-Studierten frei, jederzeit einen ähnlichen Umfang an Privatstudien aufzunehmen oder sich zumindest einen sehr guten Lehrer zu nehmen (wie Pianojayjay). Das ist natürlich eine Frage von Zeit und Geld, wie überall im Leben. Gerecht geht es also sowieso nicht zu...

Ich habe damit in dem Umfang aber auch erst angefangen als ich mich erstmals dazu entschlossen habe an einem Wettbewerb teilzunehmen. Alles andere danach ist so ins Rollen gekommen, dafür kann ich nichts...
 
Einige Wettbewerbe haben übrigens zwei Kategorien: für Pianisten mit und ohne Diplom und ich weiß, dass bei anderen Wettbewerben der musikalische Lebenslauf mit eingezogen wird!
 
Wenn es solche undifferenzierten Konzertwettbewerbe gibt, wo Amateure und Vollprofis gleich behandelt werden, weist das zunächst Mal auf einen eklatanten Mangel in dieser Kunstszene hin, den man nicht auch noch fördern, oder ausnutzen sollte. Es ist ja wohl nicht so schwer, die Musikanten zu klassifizieren, wie das ja offenbar mitunter auch geschieht. Ein gutes gespieltes Rondo D-Dur von Mozart, das von einer Hausfrau und Mutter gespielt wird, die sich die Übezeit mühsam abgerungen hat, ist in meinen Augen erheblich mehr wert, als eine Beethoven-Sonate, die der Konzertpianist schon zur Aufnahmeprüfung "hingerotzt" hat...und sich nun, weil er sonst keine Chancen hat, mit Ruhm beklekern will.
Zum anderen ist es natürlich eine Chance, wenn man das Klavierspiel nicht zum Beruf macht: es bleibt professionelles Hobby. Ferner kann ja Unterricht gegeben werden, Begleitungen gespielt werden bei größeren oder kleineren Aufführungen, Hochzeiten und Feiern bespielt werden, bei Musikverlagen gearbeitet werden, man kann eine Künstleragentur betreiben, Musiktheorie an Volkshochschulen dozieren, oder, noch ausgefallener: den Reisepreis von Kreuzfahrten sparen, wenn man dort als Bordpianist an den Bars, und im Konzert/Theatersaal spielt: lieber mal Sinatra spielen und die Welt sehen, als frustriert zuhause über verpasste Chancen grübeln...;-) Gruß!
 
Mich würde schon mal interessieren, um welche Naturwissenschaft es sich handelt. Das Märchen von den guten Jobs in dem Bereich hält sich sehr hartnäckig, die Realität sieht in den Bereichen, in denen ich einen Einblick habe, leider anders aus:

Beispiel Biologie/Chemie: Ohne Promotion geht gar nichts, die Stellen sind rar und weit über Deutschland verteilt. Der Chemietarif ist gut, aber die wenigsten zahlen danach.

Beispiel Informatik: Die Gehälter stagnieren seit Jahren, Überstunden sind der Normalfall, inzwischen läuft viel über Personaldienstleister. Gerade im Bereich des öffentlichen Dienstes, der hier großer Arbeitgeber ist, sind die Gehälter bei den aktuell explodierten Kosten fürs Wohnen eher bescheiden.

Beispiel Physik/Mathematik: Hier sehe ich noch die besten Chancen, aber auch hier gilt: fast jeder in dem Bereich hat eine Promotion. Das ist halt nochmal Zeit, die nach dem Studium investiert weden will. Wer nichts dagegen hat, im Finanzsektor mit Zahlen zu jonglieren, findet aber attraktive Verdienstmöglichkeiten.
 
Trotz allem sind die Verdienstmoeglichkeiten mit einem MINT-Studium hinterher "besser" in dem Sinne, dass es nicht viele mit fast keinem Verdienst und einige wenige mit astronomischem Verdienst gibt. Klar, auch mit einem Gehalt des oeffentlichen Dienstes ist man kein Kroesus und die beruehmten Pianisten/Dirigenten/Saenger etc. lachen darueber. Allerdings sind die Chancen auf eine Stelle im Falle des Informatikers viel hoeher und er ist sozial gut abgesichert. Das stimmt fuer die vielen an Musikschulen Unterrichtenden leider nicht. Aber es stimmt, dasz sich viele Musiker das Leben als MINT-Absolvent wie im Schlaraffenland vorstellen. So ist es definitiv nicht. Auch da ist eine Menge Eigenvermarktung gefragt.
Jannis
 
Mich würde schon mal interessieren, um welche Naturwissenschaft es sich handelt.

Herrje, die Grundlagenforschungsfächer Physik, Chemie und Biologie bedürfen natürlich der Begabung zum Forschen und entsprechendem Nachweis in Form von Promotion und dazu kommt, außer im universitären Bereich können nur staatlich geförderte Gesellschaften ala Fraunhoferinstitut,( oder von staatlichen Aufträgen und Industrieverbandsunterstützung lebend)oder sehr große Firmen mit eigener Forschungsabteilung solche Leute gebrauchen. Mit MINT als Broterwerb sind Ingenieure gemeint: Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemietechnik, Bauingenieurwesen usw. und diese Berufe sind noch mal unterschieden durch die jeweiligen Schwerpunkte, die teils im Studium, teils mit dem Berufseinstieg sich ergeben. Da gibt es Arbeit noch und nöcher! Insbesondere Informatik ohne nichts dahinter ist nicht zu gebrauchen, wer Baustatik-software herstellt, muss auch Bauingenieurkenntnisse haben. Dito Medizin, Verwaltung usw. und genau in diesen Fächern herrscht Mangel, weil man sich nicht mehr anstrengen will - dagegen betrachte man mal ausländische Studenten aus Schwellenländern, das Gros studiert Ingenieurfächer und Medizin - alles andere ist Luxus oder absolute Neigung. Ein Physikstudium ist in die gleiche Kategorie wie Philosophie zu setzen, man muss absolut dafür brennen und eine wissenschaftliche Laufbahn anstreben und dafür muss man hochbegabt sein. Alle mittelprächtigen biegen ab zum Lehrer.
 
Mit Verlaub, aber das ist ziemlicher Unsinn: Auch wer Biologie, Chemie oder Physik studiert und dort promoviert hat, findet in der Industrie gute Stellen. Der Unterschied ist aber, dass man heute allemoeglichen "softskills" erwartet, dass die Eigenvermarktung selbstverstaendlich dazugehoert. Das ist tatsaechlich anders als z.B. bei meiner Elterngeneration (also vor 30-40 Jahren). Eine "Hochbegabung" braucht es da nicht, auszer man setzt diese fuer eine Promotion zwingend voraus. Braucht man aber nicht. Trotzdem musz man sagen, dass man hochbegabt sei, das macht es besser, ist aber irgendwie ekelhaft. Dadurch werde ich nicht begabter. Man musz auch einen ganz bestimmten "Stallgeruch" haben, bestimmte private Interessen, bestimmte Auslandsaufenthalte. Als Naturwissenschaftler verschweigt man lieber die Neigung zur Kunst. Es ist besser, Fuszball toll zu finden und irgendeine coole Popgruppe, aber Beethoven, was is'n das fuer ein Langweiler? Es mag ja Ausnahmen geben, aber Gocart-Fahren oder Hochseilgarten ist eben angesagter als Klavierspielen. Angeln ist sicher ein no-go, da es allein stattfindet ohne Wettbewerb, fisherman mag widersprechen, aber in Bewerbungen kommt das nicht gut (weisz ich von Personalern). Wenn man jedoch irgendeine Jugendbasketballmannschaft nebenbei trainiert, ist das ein groszer Pluspunkt. Also: soziale Dominanz und Interaktion sind gefragt, blosz nix "Eigenbroetlerisches" und Begabung oder sonstige spezielle Eigenschaften duerfen nur etwas ueber den Durchschnitt hinausgehen, sonst ist man auch nicht mehr "kompatibel". Das stimmt selbst dann, wenn man Professorenstellen anstrebt: Am Kongress mit den richtigen Leuten einen heben gehen ist ungeheur wichtig. Neudeutsch und feiner heiszt das "networking".
Viele Musiker scheinen am Zwang zum Networking zu leiden und meinen, dasz es in MINT-Faechern ohne Networking geht, das ist aber ein Fehlschlusz.

Uebrigens sind Philosophie und Psychologie in Unternehmen nicht voellig ungefragt: Vermarktungspsychologie, aber auch das aueszere Bild eines Unternehmens spielen eine grosze Rolle, da werden auch solche Leute eingestellt. Aber eben bitte keine versponnenen Eigenbroetler. Das musz man sich nur entsprechen, tja, vermarkten. Philosphoen z.B. sollten wenigstens Texte schreiben koennen, ueber Trends nachdenken koennen, Gesellschaftsaenderungen antizipieren koennen, da wird's dann interessant.
Jannis
 
Uebrigens sind Philosophie und Psychologie in Unternehmen nicht voellig ungefragt

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung ;-) nur recht geben. Von einem Kandidaten mit abgeschlossenem Philosophiestudium darf man erwarten, dass er logisch und korrekt denken kann und sich rasch in komplexe Problemstellungen einfindet. So jemand kann überall eingesetzt werden!

Die Psychologen gehen oft in die Werbung / PR. Sämtliche Dipl.-Psychs aus meinem Bekanntenkreis nahmen diesen Weg (was natürlich nur meine persönliche Wahrnehmung war).
 
Gerade im Bereich Chemietechnik kann ich aus allererster Hand sagen, dass es dort als Dipl.-Ing. ohne Promotion exakt gar keine Jobs gibt. Mit Glück an einer Uni als Wimi, das wars dann auch. Auch wenn manche Hochschule anderes erzählt um ihre Studiengänge zu bewerben: Es stimmt schlicht nicht.

"Arbeit noch und nöcher" im Bereich MINT ist der Stand von vor 15 Jahren.
 
Gerade im Bereich Chemietechnik kann ich aus allererster Hand sagen, dass es dort als Dipl.-Ing. ohne Promotion exakt gar keine Jobs gibt. Mit Glück an einer Uni als Wimi, das wars dann auch. Auch wenn manche Hochschule anderes erzählt um ihre Studiengänge zu bewerben: Es stimmt schlicht nicht.

"Arbeit noch und nöcher" im Bereich MINT ist der Stand von vor 15 Jahren.

Ich glaube, das ist noch ein bisschen laenger her: Anfang der 90er Jahre war das mal so. Bei Studienbeginn hiesz es, man koenne nichts Besseres tun als Chemie zu studieren. Als wir fertig waren gab es exakt ueberhaupt keine Stellen. Ende der neunziger war es zwar wieder entspannter, aber auch nicht brillant, bzw. die dotcom-Blase. Ja, der Fachkraeftemangel wird herbeigeredet, auch weil viele exakt auf ihr Problem trainierte Kandidaten verlangen. Einarbeitung ist anscheinend ein Fremdwort, da zu teuer. Ich bin ja oefter bei Einstellungen beteiligt. Da liegen dann 80 Bewerbungen vor, aber "kein nur ansatzweise Geeigneter dabei", also "Fachkraeftemangel". Ich verstehe auch nicht, wieso man doch immer nur die Brillantesten will, aber denen keine Einarbeitung zutraut.

Die Psychologen gehen oft in die Werbung / PR. Sämtliche Dipl.-Psychs aus meinem Bekanntenkreis nahmen diesen Weg (was natürlich nur meine persönliche Wahrnehmung war).

Die Psychologen teilen sich aus meiner Sicht ueberspitzt in drei Gruppen auf: Werbepsychologen ("ziehen den Kunden ueber den Tisch" :geheim:), Personaler, und die, welche die von Personalern Kaputtgemachten wieder reparieren. Unternehmensintern wird dann die "work-life-balance" vom Betriebspsychologen beschworen, gleichzeitig erfindet die Personalabteilung aber immer neue Abscheulichkeiten, um "leistungsbezogen" zu bezahlen, bzw. Leute outzusourcen oder ueberhaupt zu entlassen, was Arbeitsverdichtung fuer die Uebriggebliebenen zur Folge hat. Da wird dann an die Leistungsbereitschaft mit allen psychologischen Tricks appelliert, die persoenliche Eitelkeit gekitzelt. Es macht eben nicht alles Spasz, auch wenn es einem so verkauft wird. Und ohne gewisse Stromlinienfoermigkeit und Beziehungen (natuerlich "networking":lol:) geht eben auch nichts.
Jannis
 

Welch ein häßliches Wort für: "du sollst nicht merken, wie wir dich auslutschen".

Hast Du etwa was gegen Selbstausbeutung, Du Schelm? :-D

Irgendwie habe ich ja manchmal das Gefuehl, in einem absurden Theater zu sein: Die Hamsterraeder drehen sich immer schneller, aber etwas wirklich Besseres kommt deswegen ja auch nicht heraus. Aber ich glaube, ich lasse die Diskussion, sonst werde ich depressiv. Dieses ganze "schneller, hoeher, weiter" geht mir entsetzlich auf den Keks. Man kann auch nur relativ wenig selbst steuern, da man sonst gleich "ganz drauszen ist". Wobei wir wieder beim Herdentum waeren. Die Dokumentation ist uebrigens interessant, aber auch zum Verzweifeln. Eigentlich wollen wir doch nicht als Sklaven einer irgendwie gearteten Wirtschaft dienen sondern eine funktionierende Wirtschaft, um ein gutes Leben zu haben. Aber da gehen schon mal die Prioritaeten durcheinander.
Aufs Klavier gemuenzt: Wir wollen eine gute Technik, um gute Musik zu machen und nicht, um den Nachbarn mit einer noch etwas schnelleren Tonleiter auszustechen...;-)
Jannis
 
Spielste da auch mit, immer montags?

Oder trauste Dich nich'.....?

CW
 
Naja, sowas habe ich schon befuerchtet. :angst:Aber da musz ich zum Glueck nicht hin.
Uebrigens:
Ich wuszte gar nicht, dass die Sendung das gleiche Fazit zieht wie ich: Arbeitet die Leute vernuenftig ein, dann laeuft das. Das setzt aber auch voraus, dass man sich nicht nach einem Jahr schon wieder trennen will. Jetzt aber gute Nacht, hoffentlich habe ich jetzt keine Alptraeume.
Jannis
 
Die Psychologen teilen sich aus meiner Sicht ueberspitzt in drei Gruppen auf: Werbepsychologen ("ziehen den Kunden ueber den Tisch" :geheim:), Personaler, und die, welche die von Personalern Kaputtgemachten wieder reparieren. Unternehmensintern wird dann die "work-life-balance" vom Betriebspsychologen beschworen, gleichzeitig erfindet die Personalabteilung aber immer neue Abscheulichkeiten, um "leistungsbezogen" zu bezahlen, bzw. Leute outzusourcen oder ueberhaupt zu entlassen, was Arbeitsverdichtung fuer die Uebriggebliebenen zur Folge hat. Da wird dann an die Leistungsbereitschaft mit allen psychologischen Tricks appelliert, die persoenliche Eitelkeit gekitzelt. Es macht eben nicht alles Spasz, auch wenn es einem so verkauft wird.

Das hat du irgendwie ziemlich treffend ausgedrückt. Ich bin promovierter Psychologe und habe in einer Unternehmensberatung im Personalwesen gearbeitet. Und irgendwie bin ich ziemlich froh, dass ich das jetzt nicht mehr mache :-D

Aber der Arbeitsmarkt für Psychologen sieht momentan ziemlich gut aus, es gibt viele offene Stellen. Leider zahlen viele Arbeitgeber nicht mehr so toll, vor allem private Kliniken. Und viele meiner damaligen Kommilitonen arbeiten jetzt in Jobs, für die man nicht Psychologie studiert haben muss (Projektmanager, Datenanalyst etc.). Aber das ist ja auch bei vielen Geisteswissenschaften so.

Und überhaupt sind heutige Lebensläufe ja nicht mehr so stromlinienförmig, wie das früher mal war. Heute ist es doch nicht ungewöhnlich, eine Ausbildung (oder Studium) zu machen und irgendwie in einen völlig anderen Bereich hinein zu rutschen. Sei es durch eine zweite Ausbildung oder durch Beziehungen oder durch irgend welche Zufälle.
 
Kurz offtopic zurück zu den vorhergehenden Beiträgen:
Die wie ich finde sehr treffenden Beiträge von @jannis und die verlinkte Dokumentation von @Rastaman beschreiben richtig das wirtschaftlich geprägte Menschenbild, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Die mit dem Berufseinstieg eintretende Degradation zur gewinnbringend funktionierenden Biomasse war tatsächlich auch für mich persönlich schockierend. Nach einigen Jahren habe ich meine ganz eigenen Antworten darauf gefunden (im Sinne einer persönlichen Kosten-Nutzen-Abwägung), die ich hier aus Gründen der political correctness nicht posten kann. Nur eine provokante Bemerkung dazu: ein Land und ein Wirtschaftssystem, die es bei einer inländischen Geburtenrate von unter 1,5 Kindern pro Frau nicht schaffen, dass jedes Menschenkind nach seiner Ausbildung bzw. Studium eine angemessene und menschenwürdig gestaltete (!) Stelle findet, ist weiterer Nachkommen nicht wert. Dass ein hochentwickeltes Land so viele Verlierer produziert, kann auch auf diejenigen, die gut situiert sind, demotivierend wirken.
 
Nur eine provokante Bemerkung dazu: ein Land und ein Wirtschaftssystem, die es bei einer inländischen Geburtenrate von unter 1,5 Kindern pro Frau nicht schaffen, dass jedes Menschenkind nach seiner Ausbildung bzw. Studium eine angemessene und menschenwürdig gestaltete (!) Stelle findet, ist weiterer Nachkommen nicht wert. Dass ein hochentwickeltes Land so viele Verlierer produziert, kann auch auf diejenigen, die gut situiert sind, demotivierend wirken.

Dies ist die völlige Missinterpretation der Aufgaben eines Systems (sic!!!), denn ein System gibt immer nur den Rahmen, kann aber selbst gar nichts produzieren. Vielmehr ist es doch so, dass man es sich leisten kann in Deutschland Verlierer zu sein, denn man ist rundum abgesichert. Und die Stellenvermittlung für jeden menschenwürdig war das große Projekt des realen Sozialismus, das kläglichst gescheitert ist - warum - weil die edlen Menschenkinder nicht nur das System verachteten (angesichts des leuchtenden Westens....) sondern weil die Aufgabe planwirtschaftlich für jeden zu sorgen zu groß war. Die Menschheit ist zu komplex, als das jemals planend von oben eine Zuteilung von interessanter Arbeit für alle möglich ist. Wirtschaftliches Handeln geschieht ausschließlich durch entsprechend motivierte Menschen, die durch Planung entweder in illegales Tun abgedrängt oder demotiviert werden , und somit deren Innovationskraft zerstört ist und der Gesellschaft verloren geht.Punkt. Und dies noch in Zusammenhang mit Nachkommenschaft zu setzen, halte ich für dekadent. Nachkommenschaft setzt man nicht in die Welt, damit diese eine schöne Zukunft haben, sondern weil man selbst in den Nachkommen menschlich eine Ganzheitserfahrung macht, die zum Mensch gehört. Im Angesicht der Arbeit ein Kind aufzuziehen, wird jede andere Arbeit weniger wichtig. Und warum leisten sich in armen Gesellschaften die Familien gerade viel Kinder ? Doch nicht wegen der tollen Rentenversorgung, die diese dereinst einem garantieren, sondern um in der Großfamilie elementarst als Mensch sich geborgen zu fühlen.
 
Volle Zustimmung!

Das hier:
Und warum leisten sich in armen Gesellschaften die Familien gerade viel Kinder ? Doch nicht wegen der tollen Rentenversorgung, die diese dereinst einem garantieren, sondern um in der Großfamilie elementarst als Mensch sich geborgen zu fühlen.
hat nach meiner Einschätzung allerdings noch andere, weniger nette Gründe. ;-)
 
Gerade im Bereich Chemietechnik kann ich aus allererster Hand sagen, dass es dort als Dipl.-Ing. ohne Promotion exakt gar keine Jobs gibt. Mit Glück an einer Uni als Wimi, das wars dann auch. Auch wenn manche Hochschule anderes erzählt um ihre Studiengänge zu bewerben: Es stimmt schlicht nicht.

"Arbeit noch und nöcher" im Bereich MINT ist der Stand von vor 15 Jahren.
Herrje nochmal, einen Bereich herauszugreifen ist simpel, wenn in der Chemietechnik es gerade lau aussieht. sieht es woanders besser aus. Als ich mit Bauwesen anfing, bedauerten alle einen, oh, da gibt es keine Stellen, der Bauwirtschaft gehts schlecht, Als ich fertig war, hatte ich innerhalb einer Woche eine Stelle, konnte mir sogar aussuchen und ich hatte ganz durchschnittliche Examensergebnisse! (und die Optionen lagen zwischen Statikerin in einer Behörde, geologische Baugrunduntersuchungen einer kleinen Spezial-Firma, wissenschaftliche Mitarbeit bei einer kleinen Forschungsgesellschaft für Tunnelbau -so nur als Beispiel - )

Und mit Rastamans gelöschtem Beitrag zu arbeitslosen Ingenieuren, die alle zu einem Programmierkurs mit Praktikum gingen - kann ich nur den Kopf schütteln, ein echter Ingenieur ist ja eben findig und sucht sich eine andere Lücke, aber bestimmt nicht Programmierwissen losgelöst von einem bestimmten Aufgabenfeld. Ein echter Ingenieur sagt auch seinem Berater beim Arbeitsamt, was Unsinn ist.
 

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