Klavier studiert und danach umgesattelt?

  • Ersteller des Themas karlinchen01
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Aber auch der echte Ingenieur muss zur Weiterbildung, wenn der Berater das sagt, sonst streichen die einem die Kohle und er kann nicht einige Wochen aus der Statistik herausgemogelt werden. Es muss ja nicht sinnvoll sein, was die Leute vom Amt sich ausdenken - es muss nur gemacht werden!
 
Aber auch der echte Ingenieur muss zur Weiterbildung, wenn der Berater das sagt, sonst streichen die einem die Kohle und er kann nicht einige Wochen aus der Statistik herausgemogelt werden. Es muss ja nicht sinnvoll sein, was die Leute vom Amt sich ausdenken - es muss nur gemacht werden!
Ein echter Ingenieur weiß genau, dass das Jobcenter ihm nie eine Arbeit vermitteln wird - eine Firma sucht ja keine rumsitzenden Ingenieure, die sich auf fachfremde Berater ortsgebunden verlassen. Eine Firma sucht bundesweit den aktiven Ingenieur, qualifiziert durch sein bisheriges Tun oder/und Bereitschaft zur Einarbeitung in neue Aufgaben (dazu muss aus den Unterlagen hervorgehen, dass er das kann) eine bestimmte Fortbildung gibt es nicht für Ingenieure, dann muss er schon ein Zusatzstudium machen , aber wozu, wenn er es drauf hat kann er sich in seinem Bereich immer einarbeiten. SChließlich ist die Ausbildung ja auch darauf ausgelegt breitgefächert zu sein. Einzig die Ex-DDR-Ingenieure waren da deutlich spezialisierter und damit unbeweglicher (Ingenieur für Halbleitertechnik z.b.)

Und dein Fall mit Kohle streichen, ist ja nicht mehr Alg I sondern Alg II, entschuldige bitte, spätestens wenn AlgI wegfällt mache ich irgendwas - ich habe schon einen ältlichen Taxifahrer erlebt, der war davor Bauleiter für eine deutsche Firma in SaudiArabien. Der wird sich doch nicht sein Hab und Gut wegen ALG II verscherbeln lassen (die müssen nämlich erstmal verbraucht werden...), reißt halt bis zur Rente noch ein paar Taxistunden runter, vielleicht hatte er ja auch keine Lust mehr, auf der Baustelle sich mit Lieferterminen, Arbeitern. Leihfirmen ec. rumzuschlagen...ich sags doch ein Ingenieur ist findig
 
Klar, Du machst dann was, ich auch ... aber viele andere eben nicht.
 
Es gehoert zur Narration der Erfolgreichen, nur durch ihre eigene Leistung erfolgreich zu sein. Vielleicht sollten gerade die Erfolgreichen ihren Standpunkt einmal ueberdenken. In der Mathematik gibt es auszerdem die schoene Unterscheidung zwischen "notwendig" und "hinreichend". Notwendig fuer den persoenlichen beruflichen Erfolg ist sicher eigenes (fachliches) Koennen und Leistungsbereitschaft. Hinreichend ist das noch lange nicht. Wo bleibt die Demut? Musikern sollte diese doch nicht fern sein.
Das sagt jetzt der beruflich durchaus erfolgreiche aber durch schwere Krankheit eben auch die Schattenseiten des Lebens kennengelernt habende
Jannis
 
Es gehört in ähnlicher Weise zur Narration der Erfolglosen, daß es für ihren Mißerfolg 1.001 Gründe gibt - nur einen nicht: daß sie vielleicht auch mitverantwortlich für ihre Erfolglosigkeit sind. - In diesem Sinne: besinnliche und friedvolle Weihnachtstage
 
Aeh, ja, trotzdem ist es nicht gut, dass die Erfolgreichen so gern die Schuld den Erfolglosen geben. Fuer Krankheiten gilt Aehnliches: Leider wird immer wieder suggeriert, man koenne die eigene Gesundheit "erhalten", "managen". Das stimmt hoechstens zu einem kleinen Teil und sicher viel weniger als bei beruflicher Laufbahn. Man kann Chancen erhoehen, man kann etwas tun, um sich wohler zu fuehlen auch trotz Krankheit, aber manches ist eben Schicksal. Genauso wie "notwendig" und "hinreichend" haben da viele einfach Statistik nicht verstanden. In unserer angeblich selbstbestimmten Welt faellt es uns auszerdem zunehmend schwer, "Schicksal" zu akzeptieren. Das soll jetzt nicht zur Passivitaet verleiten, aber Schuld, Schuldzuweisungen und Schuldgefuehle sind meiner Meinung nach fehl am Platze und machen die Menschen nur kaputt. Man sollte nicht fragen, warum ich keine Stelle, keinen Erfolg habe, wer oder was "schuld" ist, sondern was ich vielleicht tun kann, um meine persoenliche Situation zu verbessern, darum geht's! Das gilt fuer die "Erfolgreichen" bzw. "Zufriedenen", wenn sie Rat geben wollen, wie die "Erfolglosen". Die Zufriedenen sollten sich vielleicht auch manchmal mit gut gemeinten Ratschlaegen zurueckhalten, solche koennen verletzend und kontraproduktiv sein. Habe ich leider im persoenlichen Umfeld oft genug erlebt...Jetzt hoere ich aber mit dem "off-topic" wieder auf, eigentlich wollte ich nur zum Nachdenken anregen. Einfache Loesungen gibt es selten, Probleme musz man auch ersteinmal akzeptieren.
"Selber schuld" zu sagen, ist eigentlich auch die vielleicht notwendige und geeignete Reaktion, sich selbst vor Problemen der anderen zu schuetzen, aber diese Probleme zu akzeptieren und ungeloest stehen zu lassen, faellt uns seltsam schwer.
Jannis
 
Es gehört in ähnlicher Weise zur Narration der Erfolglosen, daß es für ihren Mißerfolg 1.001 Gründe gibt - nur einen nicht: daß sie vielleicht auch mitverantwortlich für ihre Erfolglosigkeit sind. - In diesem Sinne: besinnliche und friedvolle Weihnachtstage
Eine vollkommen normale, gesunde und verständliche Reaktion. Würde man für sämtliche Misserfolge immer die Schuld bei sich suchen, dann braucht die Psyche sonst aber auch keinen "Feind" mehr. Genauso wie es für das Ego ja sinnvoll ist, Erfolg auf das eigene Vermögen zurückzuführen. Kenne jetzt nicht soo viele, die sagen, dass ihr Erfolg vor allem auf das Know how des Umfelds, das Geld der Eltern und die connections der Familie zurückzuführen sei.... oder auf die Frau/den Mann, die/der einem den Rücken frei hält. Was hätte das auch für eine Auswirkung auf die jeweilige Person?
Ich hoffe ja immer, dass sich das mit den Jahren nivelliert.
Zu den weniger Erfolgreichen:
Dass man durchaus mal an der ein oder anderen Stellschraube selbst Hand anlegen muss, müssen leider viele Personen lernen und diese Erfahrung tatsächlich machen.

Dieses Forum zeigt mir leider allzu deutlich die beiden Extrema auf und dass sich aber leider die Erfolgreichen weniger in die Rolle der Erfolglosen hineinversetzen können. Kann das sein?

und: Was ist das eigentlich für ein Thread, in dem ich hier schreibe?
 
Schuld, Schuldzuweisungen und Schuldgefuehle sind meiner Meinung nach fehl am Platze und machen die Menschen nur kaputt. Man sollte nicht fragen, warum ich keine Stelle, keinen Erfolg habe, wer oder was "schuld" ist, sondern was ich vielleicht tun kann, um meine persoenliche Situation zu verbessern, darum geht's!

Schönes Statement. Die Zeit, in der man hadert, lässt sich nutzbringender einsetzen.
 
Genauso wie es für das Ego ja sinnvoll ist, Erfolg auf das eigene Vermögen zurückzuführen. Kenne jetzt nicht soo viele, die sagen, dass ihr Erfolg vor allem auf das Know how des Umfelds, das Geld der Eltern und die connections der Familie zurückzuführen sei.... oder auf die Frau/den Mann, die/der einem den Rücken frei hält. Was hätte das auch für eine Auswirkung auf die jeweilige Person?

Dieses Forum zeigt mir leider allzu deutlich die beiden Extrema auf und dass sich aber leider die Erfolgreichen weniger in die Rolle der Erfolglosen hineinversetzen können. Kann das sein?

Die Mär, dass etwa - um beim Beispiel zu bleiben- der Ingenieur allein durch Familienkonnektion, Geld eine erfolgreiche Stelle ergattert, scheint sich immer noch zu halten. Solche schaffen noch nicht einmal das Studium, denn man kann nicht mit Geld eine schwere Mechanik-Klausur gleich im 2. Semester bestehen (da fallen nämlich sehr viele durch und beenden damit die Karriere Ingenieur). Diese Mär geistert immer bei denen rum, die entweder fern jeglicher anspruchsvollen Ausbildung sind, oder mit Neid den Erfolgreichen vom Sockel hauen wollen (den Sockel wohlbemerkt, den nur der Neider überhaupt auszumachen meint).

Und zum 2. Teil, dass angeblich die Erfolgreichen sich nicht in die Erfolglosen hineinversetzen können ist doch gar nicht das Problem, das Problem ist, dass die Erfolglosen sich nicht in die Rolle der Erfolgreichen hineinversetzen können und sich damit selbst einen Schubs geben.
 
@elli Entweder haben wir völlig andere Situationen vor Augen, so dass wir aneinander vorbeireden (sehr gut möglich! einzelne Prüfungsergebnisse sind sicherlich nicht vom finanziellen Background der Eltern abhängig; aber du kannst auch unmöglich glauben, dass ich das gemeint habe) oder du hast leider einfach zu wenig Ahnung in Bezug auf diese Thematik. Vor allem dein letzter Satz zeugt davon, dass du die psychologischen Hintergründe und die Notwendigkeit, die jeweilige Person und ihre Situation ins soziologische Gefüge einzubetten, nicht sehen willst/kannst. Es gibt doch nun etliche Erhebungen, dass das keine Märchen sind.
Bei deinem Wunsch, wie jemand Motivation aufbringen soll, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Aber ich versetze mich die Feiertage über mal in einen Vogel, vielleicht erweckt das dann in mir ja die Motivation, mir ebenfalls die Fähigkeit des Fliegens anzueignen.

Ich fände es enorm spannend zu wissen, woraus dein Sockel so besteht, von dem du deine Ansichten predigst.
Ich sehe in meinem beruflichen Umfeld gefühlte 96 %, auf die deine Ansicht nicht zutreffen.

Ich rede nicht von Einzelnen, die es, aus welcher Motivation oder Förderung heraus auch immer, zum sozialen Aufstieg gebracht haben.
 
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Jetzt habe ich echt noch hin und her überlegt, weshalb du so eine ganz andere Meinung haben könntest. Vielleicht stellst du dir ältere Personen als ich vor. (Obwohl wir immer vom Geld der Eltern sprechen...) Jemand, der über 35 ist und nur jammert und beklagt, dass das Umfeld nicht stimme, muss und sollte sich auf den Hosenboden setzen und sein Glück ein wenig schmieden.
Das meinte ich mit der Nivellierung im Alter: irgendwann könnten auch sozial und finanziell schlechter Gestellte Möglichkeiten und Hilfen zu verschiedenen Förderungen erschließen.
 
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Beruflicher Erfolg oder Misserfolg sind in Deutschland ganz wesentlich von den Startbedingungen abhängig. Die Thematik ist nicht ganz trivial, wer mag, kann sich einlesen, aber der Durchlass zwischen den sozialen Schichten ist nur gering. Natürlich macht jeder gern für Erfolge sich selbst und für Misserfolge andere verantwortlich, das ist nur menschlich. Und natürlich gehören auch Fleiß und Ehrgeiz dazu, aber entscheidend ist die soziale Herkunft, d.h. der Geldbeutel der Eltern.
 
Beruflicher Erfolg oder Misserfolg sind in Deutschland ganz wesentlich von den Startbedingungen abhängig. Die Thematik ist nicht ganz trivial, wer mag, kann sich einlesen, aber der Durchlass zwischen den sozialen Schichten ist nur gering. Natürlich macht jeder gern für Erfolge sich selbst und für Misserfolge andere verantwortlich, das ist nur menschlich. Und natürlich gehören auch Fleiß und Ehrgeiz dazu, aber entscheidend ist die soziale Herkunft, d.h. der Geldbeutel der Eltern.

Ergänzend:
Würde man es nach Bordieu sehen spielen wohl auch die Bildung, individuelle soziale Netzwerke und das Auftreten/Verhalten/der Charakter der Eltern eine entscheidende Rolle.
Diese mit der Muttermilch aufgesogenen Eigenschaften kann man nur sehr schwer im Nachhinein erwerben und auch mit Fleiß lässt sich nicht alles kompensieren, was nicht bereits im Elternhaus angelegt wurde.

An der Chancengleichheit in Deutschland gibt es in der Tat noch viel zu verbessern. Was aber nicht heißt, dass man mit Anstrengung nicht das Beste aus seinen Anlagen rausholen kann/sollte, um sich selbst über Wasser zu halten.
 
Diese mit der Muttermilch aufgesogenen Eigenschaften kann man nur sehr schwer im Nachhinein erwerben und auch mit Fleiß lässt sich nicht alles kompensieren, was nicht bereits im Elternhaus angelegt wurde.

An der Chancengleichheit in Deutschland gibt es in der Tat noch viel zu verbessern. Was aber nicht heißt, dass man mit Anstrengung nicht das Beste aus seinen Anlagen rausholen kann/sollte, um sich selbst über Wasser zu halten.

Der sogenannte "Stallgeruch" der Reichen, Superreichen und Adeligen. Da kann jemand aus einem Arbeiterhaushalt noch so begabt und fleißíg sein, er wird es wesentlich schwerer haben, die gleiche Position zu erreichen wie jemand aus dem "richtigen Stall".

"Wenn du die Wahl hast, klug oder reich auf die Welt zu kommen, entscheide dich für reich."

Mir war es auch nicht in die Wiege gelegt, dass ich mal studieren würde. Wäre ich als "höhere Tochter" auf die Welt gekommen, wäre das selbstverständlich gewesen. Zum Glück haben mir es meine Eltern ermöglicht, "du heiratest sowieso mal und bleibst dann daheim bei den Kindern" (O-Ton Vater). Aber auch nur, weil ich ausgezeichnete Schulleistungen aufwies und stets mit Abstand Klassenbeste war. Wären meine Leistungen mittelmäßig gewesen, hätte niemand auch nur im Traum daran gedacht, mich aufs Gymnasium zu schicken, auch wenn es für eine Matura locker gereicht hätte. Das war damals nach einer Hauptschule übrigens problemlos möglich, heute soll das ja nicht mehr der Fall sein.

Ich rede aber jetzt vom österreichischen Schulsystem, ich weiß nicht, ob man die deutsche Hauptschule damit vergleichen kann, da gibt es ja noch irgendwas dazwischen (Realschule oder so).
 
Beruflicher Erfolg oder Misserfolg sind in Deutschland ganz wesentlich von den Startbedingungen abhängig. .........der Durchlass zwischen den sozialen Schichten ist nur gering.

Da ist was dran. Andererseits: noch nie war es leichter in höhere soziale Schichten aufzusteigen als heute. Die Generationen unserer Eltern und Großeltern hatten es da noch wesentlich schwerer. Von den Generationen davor mal ganz abgesehen.

Kommt auch darauf an, was man unter sozialen Schichten versteht. Der "Stallgeruch" ist tatsächlich durch nichts zu ersetzen. Und wer nicht in entsprechenden Kreisen aufgewachsen ist, wird auch immer als nicht dazu gehörig erkannt werden. Aber Bildungsangebote gibt es heute wie nie zuvor. Auch für Spätstarter auf dem zweiten oder dritten Bildungsweg. Diese Leute haben dann zwar Zeit verloren gegenüber Leuten aus höheren Schichten, die direkt auf das Gymnasium und dann auf die Uni gingen. Aber letztlich können auch sie irgendwann ankommen. Und zwar "niedrigschwelliger", als es jemals zuvor war.
 
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